Der Page von Brr eg.

(Schluß.)

.,Dein Plan ist vereitelt, hinterlistige Dirne/' rief er, iriumphircnd, seiner als Knabe verkleideten Schwester zu.Ich ahne wohl, wie Du Dir den Weg hierher gebahnt hast. Der Sohn de« Lbür- mcrs buhlt um Deine Zofe, er ward durch Dich bestochen »nd har seinem Vater tüchtig zugckrun- ken, um ihm die Gefängnißschlüffel zu entwenden. Aber Deine List war umsonst. Ich hörte Dich aus Deinem schlaigcmache schleichen, vcrmuthete gleich etwas Böses. Ich kleidete mlch gleich an, rüste meine Leute und eilte Dir nach. Dank meinem guten Glücke, ich kam noch nicht zu spät und ver­eitelte Deine Absicht. Hab' ich« an Der verdient, verworfene Dirne, daß Du mit meinem Feinde gemeinschaftliche Sache machst, um Deinem Bru­der einen hämischen Streich zu spiele» < Fort, auf Dein Gemach! Deine Strafe soll nicht ausbleiben. Dieser Bube aber entläuft dem Galgen nicht; ich selbst will ihn bewachen, bis seine Looeestunde naht; denn der alec Thürmer schläft letzt de» Rausch aus. Fort, Schlange, verlaß Dein Äloser nicht eher, als bis ich Dich zur Verantwortung rufe."

Luitgart wankte hinaus. Seyfried und seine Leute aber siellicn sich vor die Lhürc. Das Schicksal will meine Rettung nicht l dachie Franz als er wieder allein im düstcin Kerker saß: doch eine süße Genugiyuung warb mir noch vor meinem Snrbe», das Mitgefühl edler schöner Seelen. O Luirgart, Du guies heldenmüihigcs Mädchen! rvaS hast Du für mich geihan l Ich yabe Dich in früdercn Tagen kaum bemerkt, und heule konntest Du eine Lbar für mich wagen, tue Dir vielleicht schlimme Lage bereiten wird. Ach, ich vermag Dir nicht zu vergelten!

Der schnelle Uebergang von der Todesgewißheit zur LebenShoffnung, und von dieser wieder zur er­ster», hatte doch den Geist des armen Jünglings sehr angegriffen, so daß er in eine Art dumpfer Abspannung versank.

Doch war dieser Zustand nicht von langer Dauer; denn als am Morgen der Priester in den Kerker trat, um den Gefangenen vvrzubercuen, war der Letztere völlig gefaßt, und äußerte eine solche Ruhe und Glaubensstärke, daß der Geistliche innig dar­über bewegt ward.

Ein paar Stunden vergingen in religiösen Be­trachtungen; da wurde plötzlich das Armesünder» glöcklein geläutet, und nach wenig Minuten trat der Schlvßhauptmann in das Gefängniß.

Die Zeit ist da!" begann er zu Franz:schicke Dich a», Deinen letzten Gang zu gehen. Du fängst letzt an, mich zu dauern, Armer!"

Sparet Euer einzeiliges Mitleid! gab Franz zurück: widmet wenn Ihr cs wirklich fühlt, Eurer edcln Schwester, und behandelt sie schonend.

Hast Du sonst noch eine Bitte'/' fragte Sek" fned kurz.

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Franz schüttelte mit dcmKopfe, und der Schloß« hauptmann ließ nun die Frobuknechte cinlreten.

Diese nahmen das Opfer der Justiz in ihre Mitte, und führten ihn hinaus zum Gcrichtsplatze.

! Groß war der Andrang des Volkes in den Straßen von Breeg. Jeder wollte den jungen Verbrecher auf beste» letztem Gange sehen. Alle wunderten sich über die Standhaftigkeit des Jünglings, der mit so freudiger Ruhe dem Tode cntgcgcnschritt, als gienge er zu einem fröhlichen Feste. Er erregte allgemeines Bedauern. Viele» ward es schwer an sein Verbrechen zu glauben; aber auch die, welche nicht daran zweifelte», hatten Mitleid mit dem Unglücklichen, dessen Jugend und Schönheit sic rührte. Als der Zug bei dem Hochgerichte an« gekommen war, hörte man rings umher Weinen und Schluchzen. Franz kniete nieder; der Oder» ricbter las ihm noch einmal sei» Verbrechen und seine ihm dafür zuerkannte Strafe vor, und brach dann de» Stab über seinem Haupte. Der Henker nahte sich jetzt dem veninhcilten Jünglinge, und reichte ihm die Binde dar. Dieser blieb knieen, und betete full. Dan» stand er aus, nahm die Binde, rrat bis an den Rand des Hochgerichtes ! vor, und sprach zu der untenstehenden Menge: Ich ! sterbe c«ne» unverdienten Tod; doch verzeihe ich meinen Richtern; denn der Schein täuschte sic. Nur ein Bösewicht weiß, daß ich der eigentlich Strafbare nicht bin, doch auch ihm keinen Haß t» der letzten Stunde meines Lebens. Gott möge sein Herz bester«! Rächet mein unschuldig Blut nrcht an ihm, wem, bald meine Schuldlosigkeit an den Lag kommen wird, denn meine Seele begehrt jetzt keine Rache. Und nun übe Dein Amt, Nach- richtcr! Ses menschlich und mache es kurz!

Er machte sich die Binde vor die Augen, und der Henker nahte sich ihm, um den Urtheilcspruch zu vollziehe»; da ertönte von fern ein angstvoller und dreimal wiederholter Ruf:Hali! um GottcS Willen, Halt!" und als die bewegte Menge sich erstaunt umschaute, zeigte sich aus der Straße ein Reiter, der im vollsten Jagen herangesprengt kam. Sern schwarzer weiter Mantel und die Federn sei­nes Baretts flatterten hoch ,m Winde. Voll Scheu und Ehrfurcht wich vor dem Rettung bringenden Unbekannreu die dichtgedrängte Masse der Zuschauer auseinander. Voll Erstaunen sahen die anwesen« Len Magistrats- und GerichtSpcrsonen dem kühnen Fremden entgegen, der so gediekcriich ihrem peinli­chen Verfahren Schranken setzen wollte. Er sprengte jetzt j» den Kreis, warf Barett und Mantel von sich, und Alle riefen in höchster Verwunderung: Unser Herzog!"

Unsinnige! Verblendete! was habt Ihr thu» wollen!" schrie Ludwig, außer sich vor Angst, stürzte in wilder Hast die Stufen des Hochgerichts hinauf, und riß den bleichen Franz aus den Händen des Henkers.O gerechter Himmel!" fuhr er fort: nur um eine Minute zu spät durfte ich kommen, und mein Retter, mein Befreier wäre zum Lohn für seine Treue eines schmählichen Todes gestorben i"