-4us Stadt und Kreis Calw
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Die Uhren um eine Stunde zurückgestellt
Letzte Nacht 3 Uhr ging die Sommerzeit zu Ende Seit dieser Stunde leben wir wieder nach der mitteleuropäischen Normalzeit. Das bedeutet praktisch: unser Tagewerk beginnt eine Stunde später als seither Es hat dies den Borteil, daß wir morgens nicht mehr im Dunkeln den Weg zur Arbeitsstätte zuruck- leaen müssen und oortselbst kein künstliches Licht mehr brauchen. Ab heute können wir schon ab 6.50 Uhr entdunkeln, müssen dafür allerdings am Abend schon um 18 Uhr die Verdunklungsvorrichtungen wieder anbringen. — Zu beachten ist ferner, daß heute bei der Reichsbahn der Winterfahrplan in Kraft tritt. Im Nahverkehr sind zwar die ein- tretenden Fahrplanänderungen bei uns nur geringfügig, beim Antritt von Reisen empfiehlt es sich indessen, die neuen Fahrpläne rechtzeitig vorher einzusehen.
Oie doppelte Nachtstunde
Auswirkungen auf die Nachtschicht Nach der Verordnung des Ministerrates für die Ncichsverteidigung wurde in der vergan- enen Stacht die Normalzeit wieder ernge- "hrt. Me öffentlichen Uhren wurden am Stove»,ber nachts 3 Uhr um eine Stunde, also auf 2 Uhr, zurückgestellt. In dieser Nacht erscheint mithin die Stunde von 2 bis 3 Uhr zweimal. Die erste Stunde von 2 bis 3 Uhr hat wieder die Bezeichnung als 2^, 2L. 1 Minute bis 24. 59 Minuten erhalten, die zweite zählt als 28, 28 1 Minute bis 26 59 Minuten. Diese Klarstellung der Benennung der Doppelstunde kann vor allem auch rechtlich bedeutsam werden, z. B. wenn es auf d,e ge- naue Registrierung des Zeitpunktes von Ge- kirt oder Tod ankommt. Mancher mnae Er
denbürger, der in der Nacht vom Sonntag »um Montag geboren wurde, wird also eine Geburtsstunde von vielleicht 24 3V Minuten in die Geburtsurkunde eingetragen bekommen.
Für Gefolgschaftsmitglieder, die in Nacht - schichten arbeiten, verlängerte sich die Arbeitszeit in der Nacht vom 1. zum 2. November gegebenenfalls um eine Stunde. Für diese Stunde ist ihnen, wie der Generalbevollmächtigte für den Arbeitseinsatz geklärt hat, soweit sie Stundenlohn erhalten und nichts anderes vereinbart ist, die entsprechende Grundvergütung und der in Betracht kommende Z u- schlag zu zahlen. Dafür tritt bei Wiedereinführung der Sommerzeit eine Arbeitszeitverkürzung um eine Stunde mit entsprechender Lohnminderung ein. Im übrigen ist der Termin der Wiedereinführung der Normalzeit
so gewählt worden, daß er zusammenfällt mit der Nacht, in der die Reichsbahn ohnehin ihren
Am 29. März, vormittags 2 Uhr, beginnt wieder die Sommerzeit, d. h. die Uhren werden um eine Stunde von 2 auf 3 Uhr vorgestellt.
Oer Rundfunk beider Jettumstelluns
Das Programm des Großdeutschen Rundfunks hat sich der neuen Uhrzeit angepaßt, so daß die Hörer das gewohnte Programm zu den üblichen Stunden erhalten. Eine Ausnahme hiervon macht das bisher 13.55 Uhr über den Deutschlandsender gegebene Z e t t z e i ch e n, das fetzt bereits um Ul "" ' " "" " '
12.55 Uhr über den Deuts,
ausge-
trahlt wird. Für die Einstellung der Empfangsgeräte ist es wichtig, zu wissen, daß die iisher nach den Abendnachrichten um 20.15 Uhr vorzunehmende Umschaltung auf den Deutschlandsender bzw. die Reichssender Breslau, Wien oder Köln schon um 19.15 Uhr zu erfolgen hat.
Stromsperre für Derdunkelungssünder
d4eue Verordnung rum l^uktsekuirreckt
Mit Wirkung vom 1. November können die Polizeibehörden einige verschärfte Unordnungen erlassen, die in einer vom Neichsluftfahrminister erlassenen Luftschutzverordnung enthalten sind.
1. Für jedes Treppenhaus muß mehr als eine Handfeuerspritze vorhanden sein. 2. Wasserbehälter werden fetzt auch im Keller des Hauses verlangt. 3. An Selbstschutzgerät ist für jede Hausgemeinschaft vorgeschrieben: Für jedes Treppenhaus eine Handfeuerspritze oder auf Anordnung mehrere, ein Reißhaken, eine Leine, eine Leiter, eine bis zwei Feuerpatschen, ein oder mehrere Wasserbehälter auf jedem Treppenflur sowie ein oder mehrere Wasserbehälter im Keller jedes Hauses,
ein bis zwei Wassereimer verlangt und im allgemeinen zwei Löschsandtüten für jeden Raum mittlerer Größe, verteilt ans Woh- nungsslure und Treppenhaus. Hinzu kommen eine Luftschutzapotheke für die Luftschutzgemeinschaft und Armbinden für Luftschutzwart, Laienhelferinnen und Melder.
4. Personen, die sich in Dienststellen oder Betrieben des Werkluftschutzes oder des erweiterten Selbstschutzes aufhalten, sind künftig bei Fliegeralarm gesetzlich verpflichtet, den Schutzraum aufzusuchen. 5. Neben der Bestrafung durch die Polizei wird in Zukunft auch eine vorübergehende Stromsperrung angeordnet, um Zuwiderhandlungen gegen das Berdunkelungsgesetz zu bestrafen. 6. Inhaber von geschlossenen Räumen, die mit einfachen Geräten nicht gewaltsam zu öffnen sind, müssen den Zutritt dieser Räume auf irgendeine Weise, z. B. Schlüsselhinterlegung, sicherstellen. 7. Bei Fliegeralarm haben Hauptzugangstüren zu oen Hausböden, Türen zum Vorgarten, in Mehrfamilienhäusern auch die Haustüren, unverschlossen zu bleiben. 8. Kraft- und Schienen- sahrzeuge dürfen bei Fliegeralarm bis zum unmittelbar drohenden Luftangriff auch außerhalb geschlossener Ortschaften wetterfahren, wenn sie mit einem Tarnscheinwerfer oder mit Tarnblenden ausgerüstet sind. 9. Bon Luftangriffen beschädigte Stellen dürfen nur mit polizeilicher Genehmigung oder mit Erlaubnis vom Reichslnftfnhrt- minister photographiert werden.
Bor 100 Jahren
Calw und das Pferdefleisch
In der Sonntagsausgabe des „Stuttgarter NS.-Kurier" wurde in einem kulturgeschichtlich netten Aufsatz „Stuttgarter Kleinigkeiten von Anno dazumal" über das erste Pferdefleischessen 1842 berichtet. Wir lasen hier zu unserer Ueberraschung: In Calw, kam zuerst einer auf den Gedanken, auch das Pferdefleisch zu braten und auf den ^>sch zu stellen. Manch einer rümpfte di« Nase, und lange Zeit hindurch schaute man alle Cal- wer mißtrauisch von der Seite an. Dann aber machten auch andernorts die Leute einen Versuch und fanden einen Roßbrateu recht schmackhaft. Hippophagen hieß man damals diese Außenseiter. In Neckarsulm erregten sie Aufsehen und aus Ulm wurde geschrieben, daß dort sogar ein Medizinalbeamter an der Spitze der Pferdefleischfreunde marschierte. Das ließ die Stuttgarter natürlich nicht kalt. Und sie beschlossen und gaben dann öffentlich bekannt: „Vor einigen Tagen (im August) fand auch hier ein solches Mahl im Königsbade statt, an Welchem 101 Personen teilnahmen. Ein sieben Jahre altes Pferd, das wegen eiirer Hufver- letzung geschlachtet werden mußte, sonst aber ganz gesund war, gab das Fleisch dazu her, das auf drei verschiedene Weisen znbereitet
wurde. Gesotten, als Beafsteak und als Roft- beaf. Elfteres war das weichste. Viele Theil- nehmer erklärten, daß, wenn sie das nicht gewußt hätten, was sie vor sich haben, sie daS Fleisch nicht vom Ochsenfleisch hätten unterscheiden können."
Soweit der Chronist. Daß die Calwer vor 100 Jahren in dem Ruf standen, Pferdefleisch- Vertilger zu sein und gar als erste im Lande die Genießbarkeit des Pferdefleisches entdeckt haben sollen, war uns neu. Wir kennen die Quellennachweise des ungenannten Verfassers nicht wissen aber, daß Pferdefleisch nicht erst seit hundert Jahren verzehrt wird. Die Calwer können also kaum auf den ihnen zugedachten „Rubm", die ersten Hippophagen gewesen zu sein. Anspruch erheben.
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In einem Aufruf des ReichsjugendführerS Artur Axmann zur Liedwerbung heißt es, die HI. werde im Lauf des Winters 1942/4Z mit ihrer Musikwerbung möglichst auch das letzte Dorf erfassen.
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Beim Verkauf von Erzeugnissen aus H a uS< slachtungen von Schweinen ar etzgereibetriebe darf grundsätzlich nur ein, älfte abgegeben werden. Falls durch hieß bgabe die Anrechnungszeit von mehr alt acht Wochen verkürzt werden sollte, kann auck der Verkauf von Terlstücken zugelassen werden »
Bis auf weiteres dürfen die Kennzei chen der Kraftfahrzeuge. (Polizei-
uummcru) auch au: Leite, die mil oem Myr- zeug fest verbunden sind, auf ge malt wer- oen, zum Beispiel auf Kotflügel. Sn brauchen auch nicht umrandet zu werden, wenn sie sich vom Untergrund deutlich ab- heben. ^
Das Reichskriegsschädenamt hat in einer Entscheidung klargestellt, daß wegen des Verlustes von Geldbeträgen, die im eingeschriebenen Brief versandt wurden, neben der Pauschalentschädigung nach den postalischen Bestimmungen in der Regel kein Entschädigungsanspruch nach der Kriegsschädenverordnung besteht.
Auch die Deutsche ReichsPost. zu deren Gefolgschaft rund 280 000 Arbeiter gehören, führt ab 1. November die Monatslohnabrechnung sür ihre Arbeiter ein. Gleichzeitig gebt die Deutsche Reichspost zur halbmonatlichen Lohnzahlung über; Zahltage sind der 10. und 25. des Monats.
Oer Rundfunk am Montag
Neichsvrogramm: 1k bis IS Uhr: Solisteniendung IS bis 17 Uhr: Weniger bekannte Unterhaltung« nmsik: 30 . 2 » bis 22 Uhr: „Sür jeden etwas". - Deutlihlandlender: 17.18 biS 18.80 Uhr: „Musik zu, Dämmerstunde": 2V.1S bis 21 Ubr: Tänzerische Wed sen von Schubert und Brabms: 31 bis 22 Uhr Beethovens zweite Leonoren-Ouvertüre und Lakai Srancks S-moU-Svinvbonie: ab 23.80 Uhr: Srohe, Tagesausklang.
Verkauf von Brennholz und Stockholz verboten. Mit Rücksicht auf die Brennholzverteilung im Forstwirtschaftsjahr 1943 wurde mit sofortiger Wirkung bis auf weiteres jede Veräußerung von Brenn-, Derb- und Stockholz aus Staats-, Körperschafts-, Gemeinschafts-, Genossenschasts- und Privatwald verboten. Das anfallende Reisig kann wie bisher verkauft werden.
Nagold. Ueberall da, wo Tannenbestände zu finden sind, sind gegenwärtig die Zapfenbrecher wieder am Werk. Unter den Bäumen rühren die Leserinnen ihre fleißigen Hände und füllen Sack um Sack mit den Zapfen, die dann in den Klenganstalten weiter verarbeitet wer-
. gab
Tannenbäume so stark war, wie das diesmal der Fall ist.
Pforzheim. Der technische Direktor der Rumänischen Staatsmünze, Prinz Stefan Can- tacuzmo, hält sich z. Zt. in Begleitung des Reichshauptfachgruppenwalters der DAF., Tornow, in Pforzheim auf. Ordensaufträge, die der rumänische Staat in Pforzheim ausführen läßt, sind der Anlaß des Besuchs.
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HI. Gefolgschaft 1/4V1. Montag: 19.45 Uhr Arttreten der Scharen 4, 5, 6 und 7 vor Bau 6 der Handelsschule (Winterdienstuniform). — Dienstag: 20 Uhr Antreten der Scharen SZ. und 1 am Dienstzimmer. SZ. mit Instrumenten. — Mittwoch: 20 Uhr Antreten der Scharen 2 und 3 (Calw) am Dienstzimmer. — Donnerstag: 20 Uhr freiw. Sportdienst in der Turnhalle. — Freitag: 20 Uhr Antreten des Führerzugs der Gefolgschaft am Dienstzimmer. Schreibzeug mitbringen! — Samstag: Gefolgschaftsappell.
JM.-Gruppe 1/401. Montag: 19 Uhr Schar-Dienst. WHW.-Arbeiten und 20 Ps^ mitbringen! — Dienstag: Turnen der Sportdienstgruppe. — Mittwoch: 14 Uhr Antreten von Schar 2, 3 und 4, um 17 Uhr von Schar 1 am Salzkasten. FA.-Schar tritt um 15 Uhr mit Wägele am Brühl an. Alles bringt WHW.- Arbeiten mit.
Landarbeit verlangt Können und Erfahrung
Lin >Vort un un8ere )un^en über die ländlichen Lernte
. Der Führer sagte einmal: „Vergeht nie, daß das heiligste Recht auf dieser Welt das Recht
auf Erde ist, die man selbst bebauen will und das heiligste Opfer das Blut, das man für diese Erde vergießt."
Wir alle wissen heute von der Lebensnotwendigkeit der Bauernarbeit für unser Volk und es ist bedauerlich, wenn man da und dort noch Jugendliche gedankenlos daherreden hört: „Nein! Zum Bauer-Werden bin ich mir zu gut. Lieber Steineklopfen!" Oder daß die Eltern in törichtem Stolz sagen: „Meine Kinder sollen es einmal besser haben als wir, für die suchen wir eine Arbeit in der Stadt."
Ja ist denn die Stadtarbeit soviel besser als die Landarbeit, die in reiner und gesunder Luft geschieht, bei einer Mannigfaltigkeit, wie sie sonst überhaupt nicht zu finden ist. Klingt nicht bei dem Wort „Stadtarbeit" irgendwie der Lärm der Stadt und ihrer Fabriken mit durch? Läßt sich denn Büro- oder Fabrikarbeit überhaupt mit einer Arbeit in der freien Natur vergleichen? Nein, niemals! Unsere gesunden und tüchtigen Jungen werden sich auch stets zu dem alten Satz bekennen: „Gelobt sei, was hart macht."
Und Bauernarbeit macht hart. Sie macht stark und zäh, sie weitet aber auch unseren Gesichtskreis, denn man kann hier alle Tage Neues dazu lernen. Landarbeit verlangt Erfahrung, muß man doch schon allein um mähen zu können, einige Fertigkeit besitzen, wenn man es sauber und richtig machen will.
Dazu gehört nämlich nicht nur daß man weiß, wie man seinen Körper zu dieser Arbeit am besten hält, wenn man nicht schon nach ganz kurzer Zeit todmüde sein will, sondern auch die Vorarbeiten gehören dazu, wie das
Dengeln und Wetzen. Ebenso muß man natürlich wissen, wann das Gras schnittreif ist, dazu sind die Kenntnisse der verschiedenen Gräser und Kleesorten erforderlich. Und man muß wissen, wie man das Gras am besten trocknet. Schon dieses kleine Beispiel zeigt also deutlich, daß man etwas können muß, wenn man auf dem Lande wirklich helfen will und daß zur Landarbeit sehr viel umfangreichere Kenntnisse notwendig sind, als für viele Berufe in der Stadt. Die Landarbeit ist also nicht nur vom gesundheitlichen Standpunkt aus gesehen vorteilhafter als die Stadtarbeit, sondern sie ist auch abwechslungsreicher und im Vorwärtskommen sind die Aussichten größer als sie jemals gewesen sind. Darüber gibt es keinen Zweifel. Darum Jungen, wählt einen der vielen ländlichen Berufe!
Stromsparen auf dem Lande
usx. Im allgemeinen geht man aus dem Lande mit allem viel haushälterischer um als in der Stadt. Und doch kommt es auch hier gar nicht selten vor, daß man mit dem elektrischen Strom sehr großzügig verfährt. Es io einfach, man knipst an und schon >u Licht da. Häufig läßt man es dann einfach brennen, ob man es nun dringend braucht oder nicht. Auch beim Rundfunkgerät wird vielfach ganz ähnlich gehandelt, ebenso b« der Benützung der Bügeleisem Zur Erzeugung von Strom brauchen wir nun aber ganz erhebliche Mengen Kohle, die in einer Zeit der höchsten Beanspruchung aller Kräfte ein außerordentlich kostbares Gut darstellen. Fm Haushalt und wo es nicht dringend notwendig ist, sollten wir daher jeden Schalter nur überlegt benutzen, denn Strom- Vergeudung ist Kraftvergeudung und nutzloses Verschwenden wertvollen Volksvermö- aens.
Spjsr üss
Lsuimmts Zsrgkoff
Roman von Guftel Medenbach.
,29. Fortsetzung
Äm andern Morgen reiten sie weiter. Berg- Hofs ringt mit Tanja, er hat einen verzweifele ten Widerstand zu brechen. Sie will nicht mir weiterreiten. Sie will dableiben. Berghoff kann ihr diesen Wunsch nicht erfüllen. '
Still und schweigsam hockt Tanja auf ihrem Pferd und spricht kein Wort mehr. Er findet viele tröstende Worte aus seinem eigenen Schmerz heraus. Tanja gibt keine Antwort.
Sie kommen nur langsam vorwärts. Kegen Mittag machen sie eine kurze Rast. Wider Willen schläft Verahoff vor llebermüdigkeit ein. Als er erwacht, ist es schon Abend. Er sieht sich um. Von der alten Tanja ist kein« Spur zu sehen. Seine Unruhe steigt. Er sucht die nähere und weitere Umgebung ab, ohne eine Spur von Tanja zu finden.
Noch in der Nacht reitet er zurück. Er glaubt zu wissen, wohin sich die alte Tanja gewendet hat. Im ersten Morgengrauen erreicht er nach einem mühseligen Fußmarsch den Platz. Von der alten Tanja sieht er nichts. Er sucht alles ab. Aus kleinen Anzeichen glaubt er schließen zu können, daß sie da sein muß. Er ruft ihren Namen in die stillen Bergwälder, und bekommt nur ein Echo zur Antwort.
Berghoff wartet. Er kann Tanja hier nicht allein'zurücklassen. Er setzt sich vor den vermauerten Eingang, hinter dem Maria Paw lowna der Auferstehung entgegenschläft, uni wartet.
In der Nacht kommt Tanja. Es ist eine dunkelverhängte Nacht, ohne Licht und mit viele» Wolken. Sie setzt sich dicht neben ihn. Ers sieht sie kaum, aber er fühlt ihre Berührung,, wenn sie sich bewegt.
„Bist du der alten Tanja böse, Herr?" hört er sie sprechen. „Ich darf das Kind doch niHt allein lassen. Das geht doch nicht. Mein Täubchen hat ein Recht darauf, daß die altes Tanja ihren Schlaf bewacht."
Berghoff ist nicht böse. Aber er sucht sie von ihrem verzweifelten Entschluß abzubringen. „Es ist dein sicherer Tod, gute, treue, Tanja, sagte er. „Wenn du nicht mit mir! gehst, wirst du in wenigen Tagen qualvoll ver-j hungern. Maria Paulowna will das nicht., Ich weiß das bestimmt. Sie ist glücklich und! lächelt, und ihr Lächeln bedeutet Gebet unip Segen für uns. Wir werden immer von Maria Paulowna sprechen und sie in unsere Mittel herabziehen —
„Du bist sehr gut, Herr", erwiderte Tanja, schluchzend, „und mein Täubchen wäre sehr! glücklich mit dir geworden. Die heilige Mutter hat es nicht gewollt."
Die Nacht verrann. Sie sahen es an den milchigen Nebeln, die sich aus den Tälern lösten. Der Himmel war ohne Sterne Alles war ein Gleiten und Fließen, war nicht Tag und Nacht.
„Wenn es Heller wird, reiten wir, Tanja", sagt Berghoff endlich nach stundenlangem, Schweigen. Er bekam keine Antwort. Mit! der Hand fühlte er in das Dunkel an seiner Seite. Der Platz neben ihm war leer. Tanja war fort.
Berghoff blieb noch zwei volle Tage. Solange es hell war, ließ sich die alte Tanja nicht, sehen, so angestrengt er auch nach ihr suchte.. Er fand den Platz nicht, wohin sie sich wie ein wildes Tier in ihrem Schmerz verkrochen hatte.) Des Nachts aber kam sie aus ihrem Berste» hervor und saß neben ihm, und sie sprachen von Maria Paulowna. Gegen Morgen, eh« Berghoff sie halten konnte, verschwand sie.
Am dritten Morgen brach Berghoff auf. Er teilte die noch vorhandenen Vorräte in einen kleinen und einen größeren Teil. Den letzteren legte er vor dem vermauerten Eingang zur Höhle auf den Boden, dazu di« Decken, sämtliche Sachen Maria Paulownas, von denen er sich nur ein kleines Andenken zurückbehält. Zuletzt noch ihren kleinen Revolver, den Maria Pan- lowna nie benutzte.
Ehe er in den Sattel stieg, betete er lang« für die befreite Seele Maria Paulownas. Sa sehr ist er ins Gebet versunken, daß er nicht Tanja steht, di« zwischen den Stämmen nach ihm herüberschaut, und dann, als er sich aufrichtet, schnell zurückgleitet.
Aus dem Sattel ruft er noch einmal nach, ihr. Er.lauscht in den Wald hinein. Alle» bleibt stumm. Er bekommt keine Antwort) > Nur di« Fichten singen, die Eichen orgeln und , die schwarzen Tanrzen rauschen. ,
„Lebe wohl, Maria Paulowna. Ich werde ' dich nie vergessen." >
Dann reitet er langsam davon und verschwindet zwischen Felsen und dunklen Tannen. >
Wochenlang ist Berghoff unterwegs. Da« > Gebirge läßt ihn nicht los. An einem Tag« muß er die Leiden mitgenommenen Pferde erschießen. Sie können vor Erschöpfung nicht mehr weiter. Mit erstarrten' Gesicht steht er vor dem schweren Wallach, der ihm auf der weiten Flucht ein treuer Kamerad geworden ist. Er spricht mit dem Tier und dankt ihm für alles.
Mit abgewandtem Gesicht hebt er die schwer« Colt und drückt sie dem treuen Tier fest an den Kopf. Dann reißt der Funken —.
Aus. —
Berghoff flieht z. Fuß weiter. An einem > Mittag sind seine Kräfte erschöpft. Wie Nebet wallt es vor seinen Augen. Nach einigen weiteren unsicheren Schritten fällt er schwer vornüber.
Maria —.
Maria Paulowna —.
Dann trägt ihn eine schwarze Welle davon.
Gegen Abend finden ihn Hirtenbauern und tragen den Bewußtlosen, den sie sofort als Weißen erkennen, in ihr nahegelegenes Dorf.
Tagelang liegt Berghoff in einem schweren Nervenfieber, und als er nach Wochen ins Freie hinaus wankt, scheint sein Geist von ihm gewichen zu sein. Verständnislos betrachtet er die Leute, deren Sprache er nicht versteht. Wie ein wüster Traum bedränat ihn die Veraanaen«