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Nähe hausenden frechen Räuber, deren Schlupf- Winkel man ausgekundschaflet hatte, aufzu­heben, und nach Turin auszuliescrn. Er, und mein Bräutigam Coward, der über mein Schicksal in Verzweiflung war, erboten sich, de» Zug gegen die Banditen mikzumachen. welches mit Vergnügen bewilligt wurde. Unterwegs sielen ihnen die beiden mit dem Briefe von Jeronimo abgesandtcn Räuber in die Hände, und verkündeten ihnen mein mir bevorstehendes Schicksal. Man eilte um so mehr, mich zu retten. Als man den Bcrgwald erreicht hatte, hörten Einige den Tritt eines trabenden Thiercs, und gin- g-- dem Schalle nach. Loretta hatte, mei­nen Maulesel lenkend, dennoch gegen ihren Willen einen Seitenpfad eingefchlagcn, der in den Weg nach Giavcno führte, und so waren wir durch glücklichen Zufall unbewußt unfern Rettern entgegengeeilt. Ich erzählte in aller Kürze, was mir in der Höhle be­gegnet war, und daß die Banditen wahr­scheinlich noch dort in festem Schlummer liegen würden. Herrlich, Signora ! riefen die Sbirren vergnflgt: da habt Ihr uns trefflich vorgearbcitet, um so leichter wird unser Geschäft nun sein. Coward und zwei Diener blieben bei mir und Loretten, und die Ucbrigcn setzten sich nun nach der Höhle in Bewegung. Nach einer Stunde kamen Alle unter frohem Siegesjubel mit den gefangenen BaNditen zurück. Die Ar­beit war nicht schwer gewesen, und hatte nur wenig Blut gekostet.

Groß war die Freude des Wiedersehens, als ich zu Giaveno meiner Schwester um den Hals siel. Die Arme hatte dreifache Angst, um mich, ihren Gatten und um Co­ward ausgestanden. Wir Alle priesen den Höchsten, daß er diesen Unfall noch so gnä­dig abgewendet hatte, und setzten dann ohne weitern Aufenthalt unsere Reise fort. Lo- rekta blieb bei uns; in Rom aber, wo wir uns einige Monate aufhielten, starb sie. Der Tod war ihr Wohlthat, denn die Un- glückliche hatte den Herzensfrieden nicht mehr wiederfinden können.

W e l b e r L r e U e.

(Wahre Anekdote.)

Zu Weinsberg steht ein Schloß die Weiber- trcu genannt,

Das Schloß ist mir, doch Treu der Weiber nicht bekannt.

Manch Weibchen rümpft die Nas' ob diesem har­ten Wort

Der Referent er glaubks und redet weiter fort: Am offnen Fenster stand N anny die schöne Blonde Von ihrer Schönheit Glanz spricht überall die Kunde.

Des Auges Fcuerstrahl, des Mundes Rosenglanz Füllt Edwards Iugendherz mit heißer Liebe ganz. Er klagt den heißen Schmerz bei Lunas Schim­merlicht,

Hinauf zu dem Balkon das Herz in Liebe spricht. Gerührt von Edwards Qual sinnt Nanny manchen Tag

(Was doch ein einiger Blick vom Iünglingsaug vermag)

Beim Sinnen blicbs nicht steh'n, die Liebe kam . heran,

Und beide dünktcn sich nun bald als Weib und Mann. Und manche Leserin denkt lie nun schon als Braut Und Bräuiigam! Doch nein! s'gcbt anders kommt ^ ^ und schaut.

Am offnen Fenster stand N a n n y die schöne Blonde Von ihrer Schönheit Glan; spricht überall die , Kunde.

Des Auges Himmelsstrahl, der Lippen Rosenglanz Füllt Hugos Männerherz mit heißer Liebe ganz! Entzündet ist sein Herz, er flieht der Männer Reih'n, Und seines Lebens Gram sucht er den fernen Hain. Auch hier ist Ruhe nicht, sie floh sein banges Herz Und Nanny stehts und fühlt der Liebe glei­chen Schmerz.

Gerührt von Hugos Qual fällt auf ihn mancher Blick

Und H u g »' s selig' Aug' wirft liebend ihn zurück. Und manche Leserin denkt wieder sie als Braut Und Bräutigamdoch nein ! s'gcht anders kommt und schaut.

Wer kennet Edward nicht in seiner Anmuth Pracht? Wer hat nicht an Apoll bei seiner Form gedacht? Der Glieder Ebenmaß des Auges milder Schein, Des Mundes Kirschenroth sie flößen Liebe ei». Der Unschuld Aauberglanz malt sich auf dem Ge- ^ , sicht

Doch Geld und Hab' und Gut bas hat der Arme nicht!

Umstrahlt von RcichthnmS Pracht, umringt von SchmeichlersSchaar

Wird seiner Häßlichkeit Hugo niemals gewahr. Das hohle graue Aug, der Zähne schwarze Gruft Verpesten um ihn her die Laune und die Luft.

Der Nas' Unförmlichkcit, des Leibs gebückter Gang Doch Referent hört auf, ihm selbst wird Angst und Bang.