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den und dem Tode ähnlicher Kranken, die er gekannt hat.
Ueberall, wo er sich in Gesellschaft befindet, unterläßt er es nicht, die Lehre zu predigen, daß es die größte Thorheit ist, sich auf irgend ein Unternehmen einzulasscn, well man keine Stunde vor dem Tode sicher ist; er erklärt das Leben für das größte aller Uebel und den Tod für das Wünschenswer- theste, weil man doch durch ihn gesichert ist, nicht in seinen Erwartungen getäuscht zu werden.
Alle Gerüchte von Mißjahren, von kalten Winkern, von Stürmen und andern Unglücksfällen verbreitet er, ja er hat schon oft den Untergang der Welt auf einen bestimmten Tag prophe zeiht, und wenn dieß auch vernünftige Menschen nicht beunruhigte, so gibt cs doch immer Schwache, die darü- der nicht wenig Angst empfanden. Er ist immer der erste, der eine unglückliche Botschaft bringt, der solche Nachrichten so schnell wie möglich zu verbreiten sucht, und sie durch seine Erzählung übertreibt.
Bei Allem dem sieht man es Herrn Sa u e r a m p f nicht an, daß er sich das Elend der Menschheit und seiner Nebenmenschen zu Herzen nimmt, er ist dick und fett, ihm scheint nichts zu fehlen, als Rothe, denn sein Gesicht schillert immer in's Schwefelgelbe. Er hat einen gesunden Appetit, läßt sich Wein und Bier gut schmecken und genießt einen festen Schlaf. So sehr er auch den Lobredner des Todes macht, so scheint er doch keine Lust zu haben, von dieser Welt zu scheiden.
Was bestimmt wohl Herrn Sa u er am p f, sich so zu benehmen, und immer nur darauf auszugehen: Andern das Leben zu verbittern? — Nichts anders als der Neid.
WaS würde aus dem großen Meere werden, wenn auf einmal der Zufluß von Bächen und Flüssen aufhörte? — Möchten doch dieß die Großen der Erde bedenken, die den Bürger und Landmann verachten!
Ein gewisser Marquis wollte ganz eilig bei dem Patron einer Kirche in Paris seine Andacht verrichten. Sr fand ihn aber nicht auf seinem Altar, weil man ihn eben in Prozession umhertrug. Der Herr Marqms, dem cs unmöglich war, einen Verstoß wider die Politesse zu begehen, ließ seine Visiten- karte auf dem Altäre zurück.
Jede Sache hat einen gewissen Einfluß — das Trinken den sichersten — denn welcher Zecher kann dem Einfluß d,r Flasche widerstehen. —
Es ist eine eigene Erscheinung am Menschen, daß er in der Regel vom Schönen mehr angezogcn wird als vom Guten.
Der reine Dezem.
Georg S trübe, Diakonus von Havelberg, sagte einst von der Kanzel:
Trespen, Raden und Vogelwicken Sollt Ihr mir nicht zum Dezem schicken. Ich predige Euch das Wort Gottes lauter und rein.
So soll auch mein Dezem sepn.
Charade.
Wie ein Waid-Bach stürzt i»S düstre Thal, Was die ersten beiden Splben nennen. Ihm entgegen zuckt der scharfe Stahl,
Blind in sein Verderben muß es rennen.
Ist der Fels-Grund wie das Letzte auch. Mehr noch ist's in seines Feindes Herzen, Froh erspäht er seinen letzten Hauch,
Sieht es enden unter Kittern Schmerzen. Welch ein Wütherich, welch ein Barbar: Rufst du mitleidvoll, dein Herz klopft bänger.
Ist das Ganze nicht ein . . . Janitschar? Nein! verzeih', ein . . . milder, deutscher Sänger.