in's Buch flecken, nicht spat genug damit aushören; doch nicht blos in's Buch der Kenntniß, sondern auch der Erfahrung, denn solche ist der Born wahrer Weisheit.

Werdet nie müde, Euch selbst bei der Nase zu zupfen, denn dergleichen Zupfer sind stets die Billigsten und Klügsten.

Strebt nach jeder Art von Weisheit, nur nicht nach Naseweisheit, denn sie er­leuchtet nie, erbittert stets.

Laßt Euch nicht Alles in die Nase ste­chen, vor der Nase wegnehmen, denn sol­ches alles trübt das Bachlein der Freude.

Legt Euch nie auf's Nascudrehen, denn dergleichen Drechsler verlieren doch über kurz oder lang ihre Kunden.

Endlich die letzte und kräftigste War­nung, die ich nicht erschütternd genug Euch an's Herz legen kann: Laßt Niemand mit langer Nase abziehe n führt Niemand bei der Nase herum! am wenigsten Jungfrauen und Bit­tende dennThränen darod geweint, versiegen nie selbst nicht in dem MooS Eurer Gräber. Der Herr isi's, der sie zählet und Euch einst anrechnct.

' Rs.

Madame Fonde.

(Eine Gräuelscene aus der französischen Revolution )

Die oben erwähnte Zeit hat ihre Schreck­nisse allen Völkern kund gegeben. Als die vereinigten Truppen, welche jene Hpder zu besiegen trachteten, im Oktober 1792 das französische Gebiet räumten, siel eine Schand- that vor, die von Männern verübt iyurde, und bei welcher sich der feste Sinn eines treuen WeibeS zeigte. Herr von Fonde, vormals Offizier bei den königl. französi­schen Truppen, dann Kapitain der Kavallerie in dem CorpS, welches die ausgewandcrten französischen Prinzen damals gebildet hat­ten, ein von seinen Vorgesetzten und Kame­raden geschätzter und geliebter, etwa zz Jahr alter, und von der Natur mit allen Erfor­dernissen körperlicher Schönheit ausgestatte­

ter Mann, ließ bei jenem Rückzuge eine junge schöne Gattin und einen holden Kna­ben von zwei Jahren in Verdün zurück. Feurig schlug sein Herz gegen die Zerstörer des alten ruhigen Verhältnisses, innig hing es an Gattin und Sohn, deren Schicksal er jetzt einer zügellosen Rotte preisgegeben se­hen sollte. Auf einer Seite Ehre, Schwur und Pflicht; dort Fesseln der Natur und ih- rer Tochter, der Lieve. Bei dem Herrn von Fonde siegte die Natur und ihre allmächtige Tochter. Er war bereits mit den gegen Lu­xemburg marschirenden Truppen bis gegen Longuion gekommen, als des Herzens Stim­me zu entscheidend auf ihn wirkte, als daß er nicht umkehren, nicht dem Orte zueilen sollte, der seine Lieben umschloß; und er verließ seine Waffengefährten. Vor persön­lich e r Gefahr schützte ihn eine in diesen Tagen erschienene Proklamation des Natio­nal - Konvents. die er zu Etgin angeschla­gen fand, wonach allen eingebornen Franzo­sen, die von nun an das französische Gebiet nicht mehr überschreiten und sich binnen g Tagen bei ihren Munizipalitäten melden würden, unbedingte Amnestie zugesichert wur­de. Mit dieser Zuversicht kam er gegen Mit­ternacht vor der Festung Verdün an. Die Zugbrücke war aufgezogen. Er läutete. Der Offizier examinirte ihn von der jenseitige» Wache aus, und da dieser Fonde'ö Wunsch: in sein Vaterland zurückzugehen, vernahm, mit der Bedingung, daß er noch eine beson­dere schriftliche Zusicherung des Maire erhal­ten müsse, so ließ er solches sofort auf der Munizipalität melden. In kurzer Zeit er­schien die erbetene Sicherheitsschrift, welche dem Herrn von Fonde in einer blechernen » Kapsel herüber gelassen wurde.

Nun ließ man die Brücke nieder; Fonde ritt hinüber, und im Thore erwarteten ihn vier GenS'darmen, die ihn vom Pferde rissen und in das öffentliche Gefängniß schleppten, welches voll von Schlachtopfern der ihrer harrenden Guillotine war. Am Morgen trat der Maire, begleitet von einem Rechtsanwalt, in Fonde'S Gefängniß, ihm entgegen brüllend: