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„^LeLte mit MecLe^MtH /"
Wieviel Fleiß, Können, Wissen und Erfahrung liegen in der Herstellung eines einwandfreien Gußstückes, wie überhaupt in reden: Arbeitsprodukt! Das Werkstück, woran der einzelne schasst, ist nicht das Produkt einer kalten und unpersönlichen Menschenarbeit, sondern ein durch Ueberlegung entstandenes Arbeitser-
^Viele werden sagen, daß Arbeitserzeugnisse in der Zeit der Technik und der Maschinen doch nichts mehr vom „Menschen" haben, denn scheinbar arbeiten in den automatisierten Betrieben doch nur die Maschinen, nur die Automaten, während der arbeitende Mensch diese Maschinen und diese Automaten lediglich „bedient". Weit gefehlt!
Gerade in der Bedienung bzw. Einrichtung der automatisierten Maschinen liegen — trotz vorhandener Schutzvorrichtungen — dennoch Gefahren, die nur durch Überlegung und zwar durch scharfe Ueberlegung zu umgehen sind. Denken wir nur an die Bedienung der zahlreichen Arbeitsmaschinen, denken wir an die zahlreichen Handgriffe an den Schmiedehämmern, Scheren, Bohrern, Drehbänken, Pressen, Stanzen usw., überall drohen Gefahren und Unfälle, wenn nicht mit Ueberlegung gearbeitet wird.
Also: Wer seine Arbeit ohne Ueberlegung verrichtet, macht nicht nur Fehler, er gefährdet auch sich selbst und seine Arbeitskameraden. Jeder Ausfall — sowohl an Material wie an Arbeitskrast — schwächt unsere Wehr- und Wirtschaftskraft, abgesehen von den Folgen für den Betreffenden selbst. Ueberlegung erspart trübe Erfahrungen und verhütet Unfälle!
Darum: Arbeite mit Ueberlegung! Denn: Sichere Arbeit sichert den Sieg!
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Selbstschutz straffer geführt
Die Heranziehung der gesamten Bevölkerung für den Selbstschutz, ine Verstärkung der Ausbildung und andere Maßnahmen bei Luftangriffen haben jetzt ihre Vollendung in einem Erlaß des Reichsministers der Luftfahrt über die Führung der Selbstschutzkräfte bei der Schadenbekämpfung gefunden. Er bestimmt, daß mehrere Luftschutzgemeinschaften, in der Regel die eines RÄB.-Blocks, unter der Führung einer hierfür besonders geeigneten Persönlichkeit zusammen; »fassen sind. Dabei sind vor allem die taktischen Gesichtspunkte der Brandbekämpfung maßgebend. Unter denjenigen, die für die Führung der Selbstschutzkräfte bei der Schadenbekämpfung in Frage kommen, nennt der Erlaß zunächst die Amtsträger des Reichslust- schutzbundes, dann die Luftschutzwarte und ferner die Politischen Leiter. Es kommen nur Männer in Betracht.
Neuordnungen im Bearnienrecht
Eine neue Verordnung auf dem Gebiete des Beamtenrechts bezieht sich zunächst auf die iveiblichen Beamten. Ein weiblicher Be- > amter konnte bisher bei Verheiratung seine Entlassung verlangen. Nach den neuen Bestimmungen braucht dem Entlassungs- antrag nur entsprochen zu werden bei Bestehen einer Schwangerschaft vom sechsten Monat an oder beim Vorhandensein eines oder mehrerer Kinder unter 15 Jahren, wenn sie mit der Mutter in häuslicher Gemeinschaft leben und die Fortsetzung des Dienstverhältnisses mit den Mutterpflichten nicht vereinbar ist. Die Verordnung regelt weiter die Abfindung der im Dienst verbliebenen verheirateten weiblichen Beamten. Ehemalige weibliche Beamte, die entlassen worden sind, weil ihre wirtschaftliche Versorgung gesichert war, können als Beamte auf Widerruf in Dienst gestellt werden.
Des weiteren wird bestimmt, daß Beamte für die Dauer der Tätigkeit, die nach Vollendung des 65. Lebensjahres geleistet wird, eine nichtruhegehaltsfähige Zulage erhalten, we«n das Endgrundgehalt bereits mindestens zwei Jahre lang bezogen wurde. Die weiteren Dienstjahre werden außerdem aus die ruhegehaltsfähige Dienstzeit angerechnet, und zwar erhöht sich der Hochst- hundertsatz des Ruhegehalts für jedes volle Jahr der Beschäftigung um 1 Prozent. Dabei w:rd kern Unterschied mehr zwischen den Arten der Wiederbeschäftigung von Rnhcstands- beamten gemacht.
Für Beamte nanwärter. die noch
Biele gute Bücher sind nötig
nsg. Viele gute Bücher sind nötig, um all die Wünsche zu befriedigen, die in'manchem Feldpostbrief an die Gauleitung und an die Kreisleitungen zum Ausdruck kommen. Allein Büchersammlunq,' die die NSDAP, für die Wehrmacht durchführte, konnten annähernd 1500 Bücherkisten aus unserem Gau m Lazarette und an die Front aehört Württemberg mit zu den 15 besten Gauen des Reiches. Auch Lei der letzigen vierten Büchersammlung, die für Samstag und Sonntag die Kreisschriftums- beanftragtcn der NSDAP, in den einzelnen Krc-ieii nach den Anweisungen des Gau- schrifttumsLeanftragten, Oberbereichsleiter Dr § / e ^ t, vorbereitet haben, wird die schwäbische Bevölkerung sicherlich wieder ihre Speiidefrcndigkcit beweisen. Eine Spende des Herzens soll es sein, wenn wir unsere Bücherschränke offnen, denn cs gilt, in den nächsten Monaten ganz besonders den Osten mit Bü- chcrn zu versorgen. Die Trennung von einem guten, liebgewordenen Buch, das doch Mittim Front und Heimat sein soll, ist
Ulster bescheidener Beitrag gegen-
mat su?ng?^'i' dieser Soldat für die Hei-
nicht planmäßig Beamte und und im Kriege fallen, werden die Ver,orgungs- bezüge der Hinterbliebenen so festgesetzt, als ob sie schon planmäßige Beamte gewesen wären. Schließlich wird bestimmt, daß Beamte, die auf Grund des Gesetzes nber.dre Säuberung des Berufsbeamtentums mit emer auf dre: Viertel verminderten Pension entlassen wurden, wieder die volle Pension erhalten, wenit sie sich zwei Jahre wahrend des Krieges im öffentlichen Dienst bewahrt oder im gegenwärtigen Kriege an einem mit Gefahr für Leib und Leben verbundenen Einsatz teilgenommen haben.
Berufsausbildung der Gärtnerin
Die Ausbildung in den weiblichen Berufen des Gartenbaues wurde neu geregelt. Die Neuregelung war erforderlich, da die bisherige die besondere natürliche Aufgabe der Frau, Pflegerin einer Hausgemeinschaft zu fein, nicht berücksichtigte. Auch im Gartenbau soll, wie in der Landwirtschaft, die Frau das Bindeglied zwischen Betrieb und Familie sein. Gärtnerinnenausgaben liegen dort, wo solche Gärten und Betriebe zu Pflegen und auszunützen sind, die den Zweck haben, eine Hausgemeinschaft (Heime, Krankenhäuser usw.) mit den vielseitigen Erzeugnissen des Gartenbaus zu versorgen. Nach diesen Anforderungen ist nun der Ausbildungsgang ausgerichtet worden. Tue Grundregel ordnet die Ausbildung der Gärtnerinnen und Gartcnbaufacharbeiteriimen. Die Ausbildung zur Gärtnerin gliedert sich in die Hansarbeitslehrö mit der Hausarbeits- Prüfung, in die Gärtnerinnenlehre mit der Gärtnergebilfinnenprüfung und in die Gehilfinnenfortbildung, die in der Regel mit der Gärtnermeisterinnenprüfung abgeschlossen wird. Die Ausbildung zur Gartenbaufacharbeiterin gliedert sich in die Hausarbeitslehre und sin die Anlernling zur Facharbeiterin, die mit der Anerkennung als Facharbeiterin abgeschlossen wird.
weinpreise fetzt stärker kontrolliert
Ans verschiedenen Städten des Reiches, u. a. auch aus Süddeutschland, ist dem Reichskommissar für die Preisbildung berichtet worden, daß die Spirituosen- und Weinkarten nicht mehr auslicgen, und daß die auf diesen Karten verzeichneten Getränke nur an Stammgäste ausgeschenkt werden. Dadurch wird eine Preiskontrolle unmöglich gemacht und Preisüberschreitungen Vorschub geleistet. Es sei vorgekommcn, daß für einen Weinbrand Preise von 1.50 öis 2 Mark genommen worden seien. Der Neichskommissar hat daher auf diesem Gebiet eine verstärkte Preiskontrolle veranlaßt. Die Wirt- schaftsgruppe Gaststätten- und Behcrber- gungsgewcrbe für den Wirtschaftsbczirk Württemberg-Hohenzollern fordert ihre Mitglieder zu einer sorgfältigen Preisdisziplin auf, damit Kontrollen durch die Preisbehör- den zu keinerlei Beanstandungen Anlaß geben können. Auf die Verpflichtung zur Auslage der Getränkekarte und auf die Auszeichnungspflicht wird nochmals hingewiesen.
Oer fremdsprachige Nachrichtendienst
Im Verlauf des Krieges hat derDeutsche Rundfunk eine Unzahl zusätzlicher kriegsbedingter Aufgaben erhalten, die hauptsächlich der Unterrichtung der eigenen und der Weltöffentlichkeit dienen. Er mußte neben den Nachrichtendiensten in deutscher Sprache im Laufe der Zeit eine große Anzahl fremdsprachiger Nachrichtendienste aufnehmen. Zur Durchführung dieser Sendungen werden vor allem die deutschen Europafender Bremen, Friesland, Weichsel, Donau und Alpen eingesetzt. Außer diesen Sendern müssen aber auch ei"'"» ^ - cki 3 s l> n d ^ 1 - riiv OssiMi.iiin-n
des' fremdsprachigen Nachrichtenprogramms mit herangezogen werden. So übertragen außer den Sendern Luxemburg, Breslau und Köln mit dem englischen Nachrichtendienst in den Abendstunden der Reichssender Leipzig und der Sender Kattowitz täglich von 19L0 bis 19.45 Uhr Nachrichten in italienischer Sprache, und der Reichssender Königsberg von 8.30 Uhr bis 8.45 Uhr und von 19.30 bis 20 Uhr Nachrichten in schwedischer Sprache sowie von 18.30 bis 19 Uhr Nachrichten in finnischer Sprache. Die durch diese Nachrichtensendungen bedingte geringe Einschränkung des - unterhaltenden Programmtestes der Neichssender muß im Hinblick auf die Wichtigkeit der Nachrichtenübermittlung in Kauf genommen werden.
WiäLELKe» ML
Es wird darauf hingewiesen, daß ein E i u- zeleinsatz von Kriegshilfsdienst- maiden sowie ein Einsatz vom Heimatort aus nicht stattfindet. Vielmehr werden die Kriegshilfsdienstmaiden nur in größeren Gruppen eingesetzt.
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Aufnahmen jüdischer Mischlinge 1. Grades in die Hauptschule, Mittelschule und höhere Schule sind vom Beginn des Schuljahres 1942/43 ab nicht mehr zulässig.
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Die Herabsetzung des Höchstgewichts für Postpakete auf 15 Kilogramm ist nunmehr auch auf den Paketdienst mit dem Generalgouvernement und dem Protektorat Böhmen und Mähren ausaedehnt worden.
Freude im Lazarett
Die Deutsche Arbeitsfront NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude", Kreisdienststelle Calw, hat es wieder einmal verstanden, den Insassen des Reserve-Lazaretts Bad Liebenzell einen trüben Herbstabend zu verschönen. Die vortreffliche Vortragskünstlerin Carla Becht- hold brachte kleine Gedichte ernster und heiterer Art zu Gehör. Eine seltene Höhe erreichte ihre Vortragskunst in der Novelle „Der Schleier" von Emil Strauß. Eine andächtige Zuhörerschaft dankte durch reichen, begeisterten Beifall für die Darbietungen. Als Meister am Klavier erwies sich Rudolf Bechthold. Besonders fein waren die Schubertlieder, die mit viel Innenleben gegeben wurden.
Oer Rundfunk am Freilag
Sieichsvroaramm: IS bis 1k Nl,r: Lieder und Cba- mkterstiicke; 1k bis 17 Uhr: Buntes NaÄniittaaS- ionzcrt: 20.28 bis 21 Ubr: „Schöne Worte — schöne Klänge": 21 bis 22 Ubr: Tänzerische Weisen der (Äcaemvart. — Dcntlchlandsendcr: 17.1S bis 18.30 Ubr: Konzert: 20.18 bis 21 Uhr: Musik im Neide stehender Komponisten: 21 bis 22 Ubr: „Marksteine Berliner Musikkultur".
Ettmannsweiler. Seinen 91. Geburtstag konnte Gemeindepfleger a. D. Adam Wirrster in Ettmannsweiler, ein gebürtiger Simmers- felder, feiern. Mit 80 Jahren war der Jubilar noch im Amte und heute noch sieht man den 91Jährigen, der der Gemeinde Ettmannsweiler über 30 Jahre als Gemeindepfleger in Treue diente, fast täglich bei seinem gewohnten Gange.
Pforzheim. In der Nacht vom 14. auf 15. Oktober fuhr in der Würmtalstraße der verheiratete Maler Hugo Gall aus Tiefenbronn mit seinem Motorrad auf einen Langholzwagen auf, der in der Nacht nicht weiterfahren konnte und in einer Kurve stehcnbleiben mußte. Gall erlitt einen Schädelbruch und war sofort tot. Tic Schuldfrage ist noch nicht geklärt.
Letzte Arbeiten im herbstlichen Garten
Unser Calwer Gartenfreund schreibt: Die Erntearbeit im Garten ist noch nicht völlig abgeschlossen. Noch werden Tomaten, Gurken, Kürbisse abgenommen. Tomaten läßt man notfalls an warmen Orten Nachreifen. Winterrettiche, Rote Rüben, Kohlrüben und Möhren werden mit Hilfe eines Spatens als Heber her- ausgezogesi, aLgeschüttelt und zum Abtrocknen auf den Boden gelegt. Das Laub wird entfernt; dann werden die Gemüse in die vorbereiteten Mieten gebracht.
Die Grundsätze der Einmietung seien hier kurz erläutert, da diese Art der Einwinterung noch vielfach falsch gehandhabt wird. Sie wird häufig auch noch zu wenig beachtet. Grundsätzlich wird so viel Gemüse als nur möglich eingewintert; das Gemüse darf nirgends verletzt sein, da es sonst nicht hält. Man kann im Keller, im Mistbeet oder in einer Freilandmiete seine Gemüsevorräte überwintern. Als Platz im Freien wird eine möglichst windgeschützte Stelle ausgesucht, die leichten Wasserabfluß hat und keine Senke ist; sonst müßte sie vorher u. 1l. mit Erde ausgefüllt oder der Platz durch einen Erdwall gesichert werden.
Die eigentliche Miete wird nur etwa 10—20 Zentimeter tief ausgehoben; die Breite beträgt je nach der Vorratsmenge 1—2 Meter; Länge nach Bedarf; Höhe nicht mehr als 1 Meter. Die Gemüse werden ans den blanken Boden auf- geschüttet, doch so, daß der Hansen sich nach oben verjüngt. Nach dem Einbringen der Gemüse wird das Ganze etwa 10 Zentimeter stark mit Stroh bedeckt. Das Stroh wird so ausgestellt, daß sich die oberen Enden beider Seiten im ststrsi treffen. Nun läßt man das Gemüse in der Miete einige Tage abschwitzen. Dann wird die Miete, von unten her angefanqen, mit einer etwa 15—20 Zentimeter starken Erdschicht bis an den First eingedeckt. Die etwa 20 Zentimeter iiberftehenden Strotzenden läßt man oben herausschauen. Dadurch kann sicb die Miete immer noch entlüften und wird iin Innern
nicht zu heiß. Erst bei Eintritt starker Fröste wird auch der First mit Erde bedeckt und die Deckschicht der Miete durch Anschanfesti von Erde verstärkt.
Bei milden: Wetter kann die Miete jederzeit geöffnet werden; man muß sie aber gegen Abend wieder gut mit Erde verschließen. Tritt jedoch während des Winters längere Zeit mildes Wetter ein, so wird der First wieder von Erde befreit, damit die Miete sich durch das Stroh wieder entlüften kann. — In solchen Erdmieten Hallen sich die Vorräte bedeutend frischer als in Kellern. Die Keller haben die Aufgabe, den Bedarf an Gemüse für eine gewisse Zeit, in der die Miete nicht geöffnet werden kann, auszunehmen. Man richte es im übrigen so ein, daß die Miete monatlich nur etwa einmal geöffnet zu werden braucht. Sellerie kann auch im Keller in Sand eingeschlagen werden.
Noch einige Winke für die letzten Gartenarbeiten! Die Zeit für das Aussäen von Ackersalat oder Winterspinat ist jetzt vorbei. Wo Jüngpflanzen wie Wintersalat u. a. im Freien überwintern, werden sie jetzt in abge- ränmte Mistbeete oder auf sehr geschützte Gartenbeete verschickt. Solche Beete werden Womöglich mit einem Brettnmschlag versehen, damit sie bei eintretendem Frost leicht mit Brettern oder einer Laubschicht abgcdeckt werden können.
Nach dem Abernten wird, der Boden in rauher Scholle umgegrabcn. Gr aben und Düngen des Bodens sind die wichtigsten Arbeiten in: Herbst. Ein Teil der Gartenbeete wird etwa 60 Zentimeter tief rigolt, doch so, daß die Oberschicht stets oben bleibt. Beim Graben kann im Herbst bereits auch Kalk eingearbeitet werden, was mindestens alle zwei Jahre zu geschehen hat; auch kann dem Boden jetzt schon die nötige Düngung verabreicht werden. Im übrigen beginnt jetzt für. Pflanz« und Boden die Winterruhe.
Ass SpLer öle, Lsutnsm, Aergkofs
Roman von Gustel Medenbach (15. Fortsetzung)
Spät in der Nacht kam Berghoff. Stundenlang hatte er am Bahnhof gewartet.' Spät abends kam endlich ein Zug. Er war von Flüchtlingen überfüllt und fuhr ohne zu halten durch.
Das Schreien und Fluchen der um ihre Hoffnung betrogenen Menschen gellt« ihm in den Ohren. Mühsam fand er einen Weg aus dem Hexenkessel von Verzweiflung und Wut heraus und irrte in den Straßen umher.
Dann erinnerte er sich plötzlich, daß Maria Paulowna sicher auf ihn wartete. Das böse Wort, das sie ihm gegeben hatte, brannte noch immer in seinem Herzen. Aber es war keine Zeit dazu, etwas nachzutragen.
Maria Paulowna schien schon zu schlafen. Er tastete sich zu seiner Ecke hin und legte sich auf die Decke, die mit einer zweiten sein Nachtlager bildete.
„Borodin?" Wie ein Hauch wehte -es ihn an. All ihre Gefühle, Abbitte und ihre heimlichen Tränen legte sie in dieses Wort „Borodin?"
„Wünschen Sie noch . etwas, Maria Paulowna?" sagte er in die Nacht hinein. Tann nach einer Weile hart: „Uebermorgen werden wir Omsk verlassen."
Sie gab keine Antwort. Aber er hörte, daß sie heimlich weinte. Sein Herz füllte sich mit einem großen Opfer für sic. Er wußte, daß ihm eine Verpflichtung erwachsen war, der er sich nie entziehen konnte.
Der Mond war groß. Die Sterne voller Glanz. Es war noch kälter geworden. In einer Ecke raschelte etwas und lief auf kleinen, flinken Füßen durch die Stube. Das waren die Mäuse, die Kälte und Hunger aus ihren Löchern zu den Menschen trieben.
Am andern Morgen in aller Frühe ging Berghoff in die Stadt, um ihre Ausrüstung zu vervollständigen. Nach langem Suchen fand er endlich bei einem Juden alles, was er brauchte. Pelze, Kleider, Decken und auch noch Lebensmittel. Der Mann nannte einen unverschäm- ,ten Preis. Berghoff ließ sich auf kein langes Feilschen ein. Mit der einen Hand zählte er dem Mann die Hälfte des verlangten Preises aus den Tisch. Mit der andern zog er die Colt.
„Ich weiß, mein guter Mauschel, daß du dich nicht an der Verzweiflung und dem Sterben deiner Mitmenschen bereichern willst", sagte er drohend. „Oder sollte ich mich da geirrt haben?" Drohend sah er dem schmierigen Händler fest ins Gesicht. „Andernfalls werde ich dich zu deinen Vätern versammeln."
Der Händler schrie Ach und Weh. Aber es half ihm nichts. Mit einem riesigen Bündel, unter dem Arni verließ Berghoff als Sieger den kleinen Laden.
Als sich aber die Ladentür hinter seinem abziehenden Feind geschlossen hatte, rieb sich der Jude die Hände. „Sechshundert Pxozentchen immer noch Morgen werde ich noch billiger kaufen und tausend Prozent verdienen —."
Den ganzen Tag war Berghoff unterwegs. Zuletzt kaufte er noch ein ganz neues Zelt für Maria Paulowna, damit sie wenigstens vor Wind und Schnee geschützt war.
Trotz ihrer Weigerung bestand Berghoff darauf, daß sie die von ihm erstandenen Mannskleider anziehen sollte. „Sie halten wärmer, Maria Paulowna, und wir werden die Wärme Wohl bitter nötig haben, denke ich", schnitt er barsch alle Einwände ab.
Maria Paulowna gab nach.
Er griff aus dem Haufen Kleider einen Pelz heraus.
„Komm her, gute Tanja. Zieh einmal diesen Schafspelz an. Du sollst anch nicht frieren."
Tanja küßte ihm dankbar die -Hand.
Maria Paulowna zog schwere Stiefel an und bewegte sich ungeschickt und schwerfällig hin und her.
„In einigen Tagen werden Sie sich darin schon sicherer fühlen. Heute abend lege ich sie noch mit einer dicken Lage Papier aus. Das gibt warme Füße."
„Was du nicht alles weißt, Borodin", staunte das Mädchen.
„Als ich noch Soldat war", ein dunkler Schatten legte sich über sein Gesicht, „da sind wir auf alle möglichen Einfälle gekommen, und ich muß sagen, daß es noch lange nicht die schlechtesten waren."
„Willst du noch einmal fort, Borodirz?" fragte Maria Paulowna, als er sich den neu- erstandcnen Pelz anzog und nach der Tür ging.
„Ja, wir brauchen noch Tee und anch etwas Kognak!"
„Kognak?" Maria Paulowna schüttelte sich. „Den kannst du aber allein trinken."
„Abwarten, Maria Paulowna. Gegen die Kälte ist jedes Mittel recht. Sie können ihn ja auch im Tee trinken."
Er denkt an alles, er sorgt für mich, er bleibt bei mir, dachte Maria Paulowna beglückt.
Er ist nicht mehr wegzudenken ans meinem Leben. Das Schicksal fügte uns zusammen, ein wildes, grauenvolles und doch gnädiges. --
„Woran denken Sie, Maria Paulowna?"
„An das, was vor uns liegt."
Er strich ihr zärtlich über das heiße Gesicht.
„Du wirst sagen, es sind die Gefahren der Steppe. Ich denke an etwas anderes. An etwas, was kommt, wenn wir die Steppe hinter uns haben. Du weißt, daß ich in Schanghai,