Aus Stadt und Kreis Calw
Lekenntnis unck 6elöi»ms
Von vr. «obertl.ex
5>s>n 27. dieses Monats wird der Jahrgang 1924 der Hitler-Jugend in die NSDAP, ausgenommen. Damit ist dieser Tag ein ungewöhnliches Ereignis für die Jugend wie für die Partei. Die Hitler- Jugend ist eine Schöpfung des Führers und der Jugend zugleich. Die Jugend von heute ist geeint in Disziplin und freiwilligem Gehorsam. Mit offenem Blick und stolzem Frei- mut schaut sie uns an, beantwortet klar und nüchtern die an sie gestellten Fragen, ist gestählt in körperlicher Ertüchtigung und damit gesund an Leib, Seele und Geist. Es gibt ein Wort, das besagt: „Wer die Jugend hat, hat die -Zukunft." Wir erinnern uns noch alle, wie in innerem Parteistreit jede Partei versuchte, die Jugend in ihre Reihen zu bringen. Dieser Wettlauf um die deutsche Jugend war sehr bald zugunsten der NSDAP, entschieden.
' >uch der Kampf um die Fugend nach außen wird mit einem Sieg unserer Ideale enden. Das nationalsozialistische Deutschland hat der Jugend eine Zukunft von einmaliger Große i-ud Bedeutung zu bieten. In weit größerem Sinne aber üben die nationalsozialistischen Ideale ihre Anziehungskraft auf die zungen Menschen aus. Der Führer hat dem deutschen Volke so ungeheure Ausblicke gegeben, daß keiner optimistisch genug fein kann, um heute bereits das vorauszusehen, was sich einmal au deutschem Schicksal erfüllen, wird. Die nationalsozialistische Revolution ist nicht an der Oberfläche haften geblieben, sondern sie hat es vermocht, den deutschen Menschen, insonderheit die deutsche Jugend, um und um- zuwandeln und aus ihnen neueMenschen zu machen. Der Krieg ist die schwerste und untrüglichste Bewährungsprobe einer Nation. Nur das, was innerlich und äußerlich stark und gesund ist, behauptet sich. In diesem Geiste tr<en nun die jungen Menschen in die Partei ein. Die Partei ist eine unzerbrechliche Simcksalsgcmeinschaft aller Kampfnaturen Deutschlands. So grüßen wir Aelteren den jungen Jahrgang 1924, nehmen ihn in unsere R- ihen auf und wollen ihn lehren, die Parteiarbeit zu übernehmen, um dermaleinst die Föhne und unsere Arbeit in feste und starke Hände übe-geben zu können.
Nützt den Segen des Waldes!
Warum werden so wenig Pilze genossen?
Infolge der längeren Trockenheit sind die Pilze Heuer noch nicht in dem Maße zum Vorschein gekommen, wie dies für Pilzliebhaber erwünscht wäre. Nachdem jetzt aber die Witterung gewechselt hat, ist noch mit einer guten Herbsternte'zu rechnen. Leider fällt Jahr für Jahr eine Menge guter Speisepilze in unseren Wäldern achtlos der Verwesung anheim, anstatt für die menschliche Nahrung verwertet zu werden. Biele haben eben ein anerzogenes Vorurteil, vielleicht auch einen Widerwillen gegen den Pilzgenuß. Andere »mögen einmaf schlecht bedient oder beraten morden sein. Schließlich gibt es noch immer — trotz aller Aufklärung — Leute, die glauben, die meisten unserer Pilze seien giftig und es sei schwer, die wenigen eßbaren Pilze herauszufinden.
Das ist ein Irrtum! Unter den etwa 100 größeren Arten von Speisepilzen unserer Wälder sind etwa 50, die zu den besseren Speisepilzen zu rechnen sind. Nur etwa 20 Arten sind als giftig erwiesen. Tödlich giftige Pilze gibt cs aber nur etwa sieben; in unseren Wäldern noch weniger Arten. Kennt man diese, und es ist wirklich nicht allzu schwierig, 5—7 Giftpilze kennen zu lernen, dann kann man unbedenklich Pilze essen. Es kommt dann nicht.mehr vor, daß Jahresernten an Pilzen, deren Wert viele Millionen Mark ausmacht, ungenützt in Wäldern und auf Feldern verwesen. Hier gilt es im Ernst, gegen den Verderb anzukämpfen. Wer sich der geringen Mühe unterzieht, die Speisepilze von den giftigen und ungenießbaren Arten zu unterscheiden, hilft mit, die vielen Tausende von Zentnern schmackhaften und nahrhaften Pilzfleisches der Bolks- crnährung zu erhalten.
Wer unsicher ist in seiner Pilzkenntnis, wende sich an die in Calw, Lederstraße 6 II eingerichtete öffentliche Pilzberatungs- stelle, die jederzeit gern und kostenlos sichere Auskunft erteilt.
„Schicksal"
Volkstheater Calw
Tie Kunst des bedeutenden Menfchengestal- ters Heinrich George verleiht diesem von gewaltigen seelischen Spannungen erfüllten Film das große Format. Die dramaturgisch meisterlich gefügte Handlung — sie spielt in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg — ist von schicksalhafter Tragik überschattet. Voll schwerer in- nerer Konflikte findet sie in der ergreifenden Schilderung des Schicksals eines charakterfesten über sich selbst hinaus zu wahrer menschlicher Große emporwächst, ihren Schwer- ^k's^-^etreue Bauer Stephan, Knecht s-"k 8°"^" ^'ten Melnik, muß nach des- zum Henker seines Herrn werden, muß rn Zelten schlimmster völkischer Not die Kinder des wegen angeblichem Hochverrat zum Tode verurteilten Fürsten retten und ihnen Vater sein Die Kinder wissen nicht, daß der treue Knecht, der als Kellner für ihr Auskorn- men sorgt, nicht ihr Vater ist.Sie wissen nicht, wes Blutes sie sind und können deshalb auch nicht verstehen, als der „Vater" den Brautwerber der Tochter erschlägt, weil er in diesem einen alten Feind wicdcrerkennt und den fürst- lichen Herrn niemals zu verraten gewillt ist, auch nicht um des vermeintlichen Glückes der Kinder willen.
Der Spielleiter GezavonBolvaryhat die reichen Möglichkeiten des Drehbuches voll ausgeschöpft. Eine besonders glückliche Hand hatte er in der Besetzung der Rollen. Unübertrefflich in der Beseeltheit des Spiels gibt Heinrich George den Bauern Stephan als Inbegriff menschlicher Treue. Starke darstellerische Kräfte stehen an seiner Seite. Christian Kayßler verkörpert die tragische Gestalt des Fürsten. Die Rollen der Kinder gestalten Gisela Uhlen und Will Quad flieg mit feiner Kunst der Einfühlung, während Werner Hinz den fanatischen Offizier Kosta spielt, der seine Untat mit Glück und Leben bezahlen muß. — Im Beiprogramm die neue Deutsche Wochenschau und der wertvolle Kulturfilm „Autarkie im Bergdorf". b'r. Usos Lekesls.
Dritte Reichskleiderkarte gilt bis 1944
Die Geltungsdauer der dritten Reichskleiderkarte für Männer, Frauen, Knaben, Mädchen und Kleinkinder und der Zusatzkleiderkarte für Jugendliche zur dritten Retchs- kleiderkarte ist über den 31. Dezember 1942 hinaus bis zum 30. Juni 1944 verlängert worden. Unausgenutzte Bezugsabschnitte der dritten Reichskleiderkarte und der dritten Zusatzkleiderkarte für Jugerckliche können also auch nach dem 31. Dezember für Anschaffungen verwendet werden.
Bei dieser Gelegenheit wird nochmals darauf hingewiesen, daß die zweite Reichs- kleiderkarte für Männer, Frauen, Knaben, Mädchen und Kleinkinder sowie die zweite Zusatzkleiderkarte für Jugendliche bis zum 31 . Augusti943gelten und daß bis zu diesem Zeitpunkt die zweiten Reichskleiderkarten nebeneinander und auch in Verbindung miteinander zum Warenbezug verwendet werden können. Die Vorarbeiten für tue vierte Reichskleiderkarte sind — wie bereits bekanntgegeben wurde — im Gange. Mit der Aiisgabe oer vierten Reichskleiderkarte kann im Dezember gerechnet werden.
Oer Rundfunk am Wochenende
Samsia». Re!ibSvrogramm:1SbiS18 USr: „Zwei frohe Stunden" des Reichssenders Wien: 20.20 bis 21 Uhr: Konzert de» Leutschen Tanz, und Unterhaltungsorchesters: ab 22.30 USr: Tänzerische Weisen. — Deutschlandsender: 17U0 bis 18.30 USr: Kon«rt mit Werken von Rheinberger, Schumann und Sandberger: 20.18 bis 22 Uhr: Kranz Lehar dirigiert seine musikalische Komödie „Giudiia".
Sonntag. Neichsvrogramm: S biSIO Uhr: „Das Schabkästlcin" mit Dichtungen SeS neunzehn- ten Jahrhunderts und Kammermusik: 14.30 bis 18 Uhr: „Willkomm und Abschied" nach Versen von Goethe: 10 bis 18 Uhr: „Allen zur Freude" lklin- gende Grütze für Front und Heimat): 18 bis 10 Uhr: Beethoven-Konzert der Wiener Philharmoniker tNufnabme aus den Salzburger Fcftsvielen). — Deutschlandfenöer: S bis 8.30 Uhr: Orgelkonzert aus der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche Berlin: 15.30 bis 18.88 Ubr: Siegfried Grundeis spielt Klavierwerke von Liszt: 18 bis 19 Ubr: Unterhaltungskonzert mit kleinen Charakterstücken und Szene» aus der Kinderwelt: 20.18 bis 21 Uhr: Lieder und Balladen von Carl Löwe: 21 bi» 22 USr: Frohe Opcrnmelobien von Gluck bis Richard Straub.
Kinder spenden für das Deutsche Rote Kreuz.
Bei der DRK.-Kreisstelle Calw gingen in diesen Tagen wieder 31 RM. aus kleinen Veranstaltungen und Verkäufen von Volksschülern und -Schülerinnen ein, die diesmal in der Vorstadt an der Arbeit waren. Aus Märchenspielen erlöste ein Junge (Altburgerstraße 10) mit weiteren Spielgenossen 10 RM. — Ein Mädchen fertigte Perlen-Halsketten und -Arm
bänder an und brächte durch deren Verkauf (Alzenbergcrweg 3) und Abgabe von Spiel- fachen und Postkarten 15 RM. zusammen. — Ein Junge im gleichen Haus verkaufte Briefmarken, Klebvilder u. a. m. und nahm 0 RM. ein. — Seit Mitte August sind durch solche Veranstaltungen und Verkäufe zu Gunsten des Deutschen Roten Kreuzes insgesamt 161.45 Reichsmark eingegangen.
vieiislpl»!» «Her 115
Hitlerjugend Standort Calw. Am Sonntag tritt der gesamte Standort Calw (Gefolgschaft,
in tadelloser Sommerdienstuniform um 10.30 Uhr auf dem Marktplatz an. HJ.-Spielmanns- zug mit Instrumenten.
BDM-MSdelgruppe 1/401 — BDM.-Werk- gruppe 1/401. Heute 20 Uhr Turnhalle (Brühl) Singprobe für Sonntag. Kein Mädel darf fehlen. Wegen Sonntag siehe Dienstplan des Standortführers.
LckMäAiscKes
Ritterkreuz für zwei Schwaben
ckob. Stuttgart. Der vom Führer mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnete Oberleutnant o. R. Günther Hilt, Kom- paniesührer in einem Jnf.-Regt., ist am 23. März 1918 als Sohn des Fabrikanten Richard Hilt in Stuttgart geboren. Er schuf durch kühne und entschlossene Führung seiner Jägerkompanie eine wesentliche Voraussetzung für die im Wehrmachtsbericht vom 13. August 1942 gemeldete Einschließung und Vernichtung einer feindlichen Kräftegruppe füdostwarts des Jlmenfees. Oberleutnant Hilt hatte vor seiner Einberufung in der HI. die Stelle des Gefolgschaftsführers in Kirchheim-Teck inne.
Wachtmeister Hugo Primozic, Zugführer in einer Sturmgeschützabteiluna, dem der Führer ebenfalls das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen hat, ist am 16. Februar 1914 als Sohn des im Weltkrieg gefallenen Gerbers Johannes P. in Backnang geboren. Er hat im Raume von Rschew als Führer eines Sturmgeschützes Mitte September an einem Kampftage 24 Panzerkampfwagen abgeschossen und erzielte damit innerhalb von zwei Wochen 32 Panzerabschüsse.
so schwäbische Schwestern im Osten
nsg. Stuttgart. Der NS.-Reichsbund Deutscher Schwestern hat seine Kranken-, Säuglings- und Kinderkrankenschwestern nicht nur im Großdeutschen Reich eingesetzt, auch im Gau Wartheland, in Ostoberschlesien und Danzig-Westpreutzen betreuen die NS.- Reichsbundschwestern die kranke und gesunde Bevölkerung und stehen ihr mit Rat und Tat zur Seite. Der Gau Württemberg - Lohenzollern allein hat im Osten 80 NS.-Reichs- bundschwestern als Pflegerinnen und Betreuerinnen abgestellt unv wird in Zukunft noch Weitere seiner Schwestern dort emsetzen.
Ole Lanöeshauptstaöt melöet
Ein bisher nicht vorbestrafter Mann wurde von der Strafkammer wegen Fälschung einer Raucherkarte, also einer öffentlichen Urkunde, zu einem Monat Gefängnis verurteilt. Er hatte die unrechtmäßig erworbene Raucherkarte mit seinem Namen versehen und wurde erwischt, bevor er sie benutzen konnte. ^ -
Erziehung zu Wahrem Führertuin
^ULbiläunA una ^uf^sben äes jungen Ottiriers
(mp) Die Zeit, in der der funge Offizier einen Zug, eine Kompanie oder irgendeine andere kleine Einheit des Heeres führt, ist die schönste in seinem Berufsleben. Die Hauptaufgaben, die ihm hier zufallen, sind in Krieg und Frieden die gleichen, obwohl seine Arbeit erst im Kriege ihre letzte Probe und Bewährung findet. In diesem Krieg sieht sich der deutsche Soldat — voran der deutsche Infanterist — durch seine Härte, durch seine Fähigkeit, schwerste Anstrengungen zu ertragen und durch seinen Siegcswillen, erneut zum besten Soldaten der Welt gestempelt.
Durch die Ausbildung erhält der junge Soldat das Rüstzeug, das er im Kampfe braucht. Gerade im Heere bietet sich dem Ausbildungsoffizier ein umfangreiches und vielseitiges Wirkungsgebret. Es ist dabej nicht nur an die zahlreichen Waffen (wie MG., Granatwerfer, Infanteriegeschütze, Panzerjägerkanonen, Artillerie- und Flakgeschütze aller Kaliber usw.) zu denken, sondern auch an die unzähligen technischen Ansrüstungsgegenstäude wie Fernsprech- und Funkgeräte, Richtkreise, Scherenfernrohre und Theodolite, nicht zu vergessen die Maschinen, Motoren und Kraftfahrzeuge aller Art und anderes mehr.
Aber erst militärische Ausbildung und soldatischeErziehung zusammen formen den harten, widerstandsfähigen Kämpfer, der sich freiwillig und aus Ueberzeuaung für die Sache seines Volkes bis zum Tode einsetzt. Die Ziele dieser soldatischen Erziehung sind im einzelnen in den „Pflichten des deutschen Soldaten" festgelegt. Danach hat der Offizier die Aufgabe, seine ihm anvertrauten Männer zu geraden und aufrichtigen, tapferen und treuen Soldaten heranzubilden, die sich für Volk und Führer gläubig und freudig einsetzen und denen gewissenhafte Pflichterfüllung eine Selbstverständlichkeit ist. Für den Offizier ergibt sich damit eine der schwierigsten, aber auch am meisten befriedigenden und schönsten Aufgaben überhaupt, nämlich aus Denkweise und Auffassung seiner Leute ein- Jubnrken. Von der Fähigkeit des Offiziers, diese Aufgabe zu meistern, hängen Geist und Haltung der Truppe und damit die Entschei- duna im Kamvse ab.
Für die Durchführung der AusbildungS- uno Erziehungsaufgaben sind im neuen deutschen Heere vor allem drei Gesichtspunkte wesentlich:
1. Die gesamte wehrfähige Jugend ist auS- zubilden und geht somit durch die Hand deS lungen Offiziers.
2. Der Offizier ist der letzte einer Reihe von Erziehern der jungen Mannschaft.
3. Erziehung und Ausbildung in der Wehrmacht sind somit eine Fortsetzung der erzieherischen Arbeit der Partei, die letzte und höchste Schule der nationalsozialistischen, vaterländischen Ausrichtung.
Die schwerste Aufgabe für den jungen Offizier bleibt trotz alleoem freilich die. seine Soldaten in des Wortes wahrer Bedeutung zi führen. Wahres Führertum bewährt sich erst im Gefecht! Denn hier muß namentlich der junge Offizier seinen Soldaten den nötigen seelischen Rückhalt geben, sie durch sein Beispiel, feinen Wagemut und rücksichtslosen persönlichen Einsatz mitreißen und seine Truppe durch sein Vorleben und Vorstreben zu einer festgefügten Kampfgemeinschaft zusammenschweißen.
Voraussetzung für die Tätigkeit des Offiziers als Ausbilder und Erzieher ebenso wie als Führer ist solides Wissen und sicheres Können. Der Einsatz moderner Waffen erfordert einen taktisch geschulten Blick. Unerwartete und schwierige Gefechtslagen verlangen nicht nur rasche Entschlußkraft und sofortiges Handeln, sondern auch eine überlegene Beherrschung der taktischen Grundsätze aller Waffen.
Die Dreiheit der Aufgabenstellung in Ausbildung, Erziehung und Führung der gesamten wehrfähigen deutschen Jugend in Krieg und Frieden gibt dem OffizierLeruf seinen Sinn und seine Bedeutung rm Leben unseres Volkes. Die Wichtigkeit der Aufgaben des aktiven Offiziers verlangt cs, daß sich immer wieder die tüchtigsten Jungen diesem Berufe zuwenden. Eines muß der aktive Offiziersbewerber, ebenso wie jeder Offizier besitzen: Liebe zum Soldatenberuf und den Willen, durch Selbstzucht, Pflichterfüllung und Leistung dem Idealbild des deutschen Offiziers glcichzukomincli.
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Die Fahrt nach Tripolis war beschwerlich unk/ anstrengend. Mit unverminderter Kraft brannte die Sonne. Ulla vermochte sich nur durch einen kleinen Sonnenschein vor den sengenden Strahlen zu schützen. Zweimal während der Fahrt drohten Sandstürme die Piste, den alten Karawanenweg zu verwehen. Oftmals mußten die beiden Begleiter Ullas, zwei italienische Sergeanten, mu großer Mühe den Wagen aus dem Sande schaufeln, nachdem er sich darin sestgefahren hatte.
In großer Erschöpfung langte Ulla endlich in Tripolis an. Nur einen Tag und eine Nacht der Ruhe in einem der größeren Hotels gönnte sie sich, dann betrat sie den Dampfer, der sie nach Genua brinaen tollte.
Auf dem" Schiff wollte Ulla in Ruhe die deutschen Zeitungen durchlesen, die sie in Tripolis erstanden hatte. Sie waren zwar bereits einige Tage alt, aber trotzdem fesselte ihr Inhalt das Mädchen in starkem Maße, da es doch seit mehreren Wochen kein deutsches Wort mehr zu lesen bekommen hatte.
Und dann starrte Ulla wie gebannt auf ein» Zeitungsmeldung, deren Inhalt ihr das Herz schneller schlagen ließ. Kaum wagte sie einen Atemzug zu tun, bis sie nicht die letzte Zeile in sich ausgenommen hatte.
„Weltrekordflieger Folkening aus der Haft entlassen!"
So stand es da vor ihr in großen Lettern.
Ulla stieß einen Jubelruf aus. Immer wieder und wieder las sie die Nachricht, daß man das Verfahren gegen Sasso Folkening eingestellt habe.
Sasso gerettetl Sasso lebtet Sie würde Sasso Wiedersehen!"
Plötzlich packte Ulla eiskaltes Entsetzen. Das waren doch wohl alte Zeitungen? Es handelte sich vielleicht gar um eine Meldung aus jener Zeit, da Sasso nach dem Freispruch des Gerichts das Gefängnis verlassen durfte?
In heftiger Erregung suchte Ulla das Titelblatt der Zeitung und atmete dann wie von einem schweren Druck befreit auf.
Die Ausgabe dM Blattes war vor einer Woche erfolgtl Es bestand kein Zweifel mehr: Sasso war gerettet!
Eine andere Zeitung veröffentlichte einen ausführlichen Bericht über die Erlebnisse des Flieg^s in der Wüste. Als Ulla von der Verhaftung Fol- kenings durch den deutschen Kriminalkommissar Steinbrecher las, kam es ihr zum Bewußtsein, daß ihre Anfragen in Gatrun und Audschila zu einem Irrtum geführt hatten. Man wußte in diesen Stätten, daß Folkening wegen Mordverdachtes verhaftet und nach Deutschland gebracht worden war. Ihre Frage nach dem Schicksal des Fliegers hatte in diesem Sinne die richtige Antwort erhalten: Ueber das Schicksal des Deutschen war bei den italienischen Behörden nichts bekannt. Und da Ulla durch die Militürstation den Funkspruch aufgegeben hatte, ohne ihren Namen anzugeben, war nunmehr das letzte Rätsel um die einander widersprechenden Meldungen gelöst.
Sasso lebtel
Sasso war in Sicherheit!
Jetzt erfüllte nur noch ein Jubeln das Mädchen.
In Palermo angekommen, verließ Ulla das Schiff. Nach langem Verhandeln wurde ihr ein Flugzeug zur Verfügung gestellt, das sie in kurzer Zeit nach Rom brachte. Hier gelang es, Anschluß an die deutsche Verkehrslinie zu erhalten. In München-Oberwiesenfeld erfolgte die erste Zwischenlandung auf deutschem Boden.
Am anderen Tage grüßte Ulla mit froh auf- leuchtendem Blick die ihr so wohlvertrauten Gefilde des norddeutschen Tieflandes.
Auf dem Werkflugplatz harrte der Bruder, durch den Stock gestützt und Blumen in der Hand haltend. Lachend und weinend zugleich lag Ulla an seiner Brust. Cs gelang ihr in diesem Augenblick des Wiedersehens, den Schrecken zu verbergen, der sie angesichts des silbernen Haares an den Schläfen des Bruders gepackt hatte.
„Wo ist Sasso? Wie geht es ihm?" Das waren die ersten Worte, die sie an den Bruder richten mußte.
Albrecht Ramin lächelte versonnen und glücklich.
„Er weiß nichts von deiner Heimkehr", sprach er. „Ich habe ihm die Funkmeldung aus Rhat verheimlicht, weil ich mir dachte, daß du ihn selbst überraschen wolltest?"
„Fein hast du das gemacht! Wo ist mein Wagen?"
Suchend und ungeduldig schaute sie sich um.
„Steht hinter dem Haus fahrbereit", erwiderte Albrecht Ramin. „Wirst du am Steuer deine Ungeduld zügeln können? Oder fährst du mir am Ende gar an einen Straßenstein oder in eine Schafherde hinein?"
„Keine Sorge, Bert!" rief Ulla aus und schmiegte sich zärtlich an seine Schulter. „Ich halte mein ganies Glück heut in den Händen! Da heißt es achtsam sein."
Bald darauf saß Ulla am Steuer ihres Wagens und winkte dem Bruder fröhlich zu.
Es war zur Stunde der abendlichen Dämmerung, als sie das einsame Haus in der Heide erreichte. Die Hände an das wildpochende Herz gedrückt, schritt Ulla zwischen den steilen Wachst- dern entlang, die wie stumme Wächter links und rechts des schmälen Gartenpfades ragten.
In der Diele der Blockhütte war es still und warm. Im offenen Komin glühten starke Buchen-
scheite. ' ,
Wie von einem seligen Traum umfangen schritt Ulla hinzu und lehnte gedankenverloren an dem blanken Backsteingemäuer.
Vom Arbeitszimmer Sasso Folkenings herüber klang verhalten das Rascheln von Pergament, dos Klirren von metallenen Geräten.
Ulla verschränkte die Hände aus dem Rücken, Log den Kops in den Nacken und schloß mit erwartungsvollem Lächeln die Augen.
„Sasso!" rief sie leise. Und dann noch einmal, in wenig lauter: „Sasso —!"
Drinnen fiel ein Zirkel mit Hellem Aufschlag. .i Boden. Ein Stuhl wurde heftig zur Scits, rückt. Rasche, schnüre Schritte näherten sich, n hastiges Atmen wurde vernehmbar.
„Ulla —!"