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hatte, Fassung ju behalten, doch könnt' er die Worte hcrauSstammeln- „Keiner weiß wo sein Ziel ihm gesteckt ist!" Minnelind faßt' ihn nun schärfer in das Auge, sic wendete sich bald betroffen hinweg. Ihr war bis zu diesem Augenblicke das Leben nur in Frieden und Klarheit erschienen; wie ein Kind, das zum Erstenmal eine Flamme auflvdern sieht, wandte sich von den brennenden, verzehrenden Blicken des Jünglings hinweg, der, trotz der braunen Umhüllung und des gebräunten Angesichts, in unendlicher Schönheit vor ihr stand. Doch unwill- kührlich auch wagte sie wieder hinzublicken, die Hoffnung begann in Volco's Herzen zu keimen, und sein Fcuerblick ruhte nun milder auf der süßen Minnelind.
„WcliiJhr zu Nacht auf der Burg rasten?" fragte sie schüchtern, „so will ich Euch meinem Vater melden." »
Bolco stammelte: „Ich habe ein Gelübd ge- than, nie in einem Schlosse ;u übernachten. Wenn Eure Gnade mir im Wald eine Stelle vergönnte, wo ich mir könnte eine Klause bauen,, Blumen pflegen, und zu l:m süßen Bilde beten, da»' mein Herz verehrt." — „O Pilger k" unterbrach Minnelind freudig den Jüngling:
Wie lange Hab' ich gewünscht, ei» frommer Klausner möchte den Wald bewohnen, beim fern von hier ist der Ort, wo unsere Leute und Gesinde andächtig hinwaklcn. Ich selbst laß' Euch die Zelle bauen und bclfe sie schmücken!
Ich habe ein holdseliges Gnadenbild, aus Stein gehauen, dicß will ich alle Morgen frisch mit Blumen kränzen, und die Landmädche» alle werden dort beten! O, wahrlich! Ihr sollt cs nicht bereuen, diese Waldeshöhc vor alle» erkiest zu haben; denn keine Schönere umkreist des silbernen Malnstroms viclgcwundnen Laus!"
Mtnnelindcns süßes Geschwätz machte den falsche» Pilger so beklommen, daß er lieber gleich geflüchtet wäre, denn allzusehr schämt' ersieh feiner Lüge vor dieser reinen Wahrheit und Natur; doch der erste Schritt zum Unrechten hin ist meist immer entscheidend. Boleo .hatte sich kaum erquickt, als er sich von Minnelindcn hin- führen ließ zu der Stelle,^die sie vor allen für die wohnlichste hielt. ES war die östliche Kuppe des Waldbergs, gen Norden und Nordwest hin geschützt durch himmelhohe Buchen, die eine Mauer bildeten, so dicht standen sie Stamm an Stamm, verschränkt mit Gipfel und Zweigen.
Zu Füßen des Wanderers lag ein grünes Meer von Waldeswipseln, nnd fernhin schlängelte sich durch tiesgrüne Wiesen die leuchtende Fluth.
Wie schön war cs zur Morgenstunde an dieser Stelle, dem holdesten Mädchen gegenüber! „Send ihr ein Geweihter, Pilgersmann's" fragte sie, und hochercöihend entgegnete Boleo: „Nein, ich bin ein Edler, der Einzige meines Stamms,
mein Pilgerstaird ist vorübergehend, ich werde dereinst in das Leben zurückkehren, und zu der freudigen Waffenlust!" ,,O, weh! rief Minne- lind, es ist so schön, ganz nur Gott zu gehören. Theurer Ritter! wenn Ihr erst eine Weile hier werdet gelebt haben, in dem süßen Frieden und i» der schönen Zelle, so werdet Ihr gar nicht wieder hinweg wollen; da draußen in der Welt soll's gar zu wild Herzchen!" Bolco mußte lächeln, doch wiederum übcrkam ihm tiefe Weh- muth ob seiner Verkappung und Verstellung, und er sagte recht aus Herzensgrund: „Ja, wenn ich recht bald hier sterben könnte, und Mtnnelindens Hand überpflanzte meine Gruft Mit Rosen, und ließe ein leuchtendes Kreuz sich erheben, das tief und weit in das Thal hinab blitzte, und dem Waiuerer verkündete, wer hier ruht." — Minnelind fühlte sich auch von Wehmut!) durchdrungen, wie Bolco so sprach. Eine Thräne stahl sich durch ihre seidenen, liesdun- keln Wimver, doch faßte sic sich und ries: „Nun verlaß ich Euch, Pilger; bleibt hier, und laßt die Leute, die ich Euch zuscndcn werde, erfahren, wie Eure Klause gebaut weide» soll. Lager, Lisch, Mutte, Becher und hölzernes Geschirr. nichts soll Euch ermangeln; seht, dort aus dem Gestein springt die reine Quelle, deren reger und voller Lauf sich weit in das Thal hinunter ergießt und utle Brunnen der Burg besorgt. Hier soll das Gnadenbild stehen, das ich Euch senden werde! ich schicke Euch Blumenständen mit, die Ihr selbst umher pflanzen möcht. O, möchi' cs Euch hier recht wohl werden!"
(Fortsetzung folgt.)
„Geben Sie doch, mein so schön gekleideter Herr, einem armen Blinden etwas," sagte ein Bettler zu einem Vorübergehenden. — „Wenn du blind bist, Schlingel, wie weißt du denn, daß ich gut gekleidet bin?" — „Ach, ich habe mich versprochen," sagte der Bettler, „schen- ken Sie doch eiirem armen Stummen etwas !"
„Nun," rief Jemand einem Bekann- teu zu, der aus ,eipcr Versammlung kam, in welcher über einige wichtige Gegenstände abgestimmt werden sollte, was ist denn beschlossen worden ? „daß wir in der nächsten Versammlung einen Beschluß fasten wollen," war die Antwort.
Hiezu eine Beilage.