L§2

für uns. Sle suchte uns zu trösten; sie verzieh uns. Als wir in diesen schrecklichen Augenblicken Don Juan unsere Schand- thaten bekannten, bat ihn unsere sterbende Tochter um Mitleid für uns. Er mußte ihr versprechen, ihre Eltern nie durch Entdeckung, dieser Geschichte den Händen der Gerechtigkeit zu überliefern. Gott, er hat nur zu getreu sein Wort gehalten, und stirbt als ein Opfer seines Verspre­chens, und seiner Liebe! Eure unmensch­liche Tortur hat ihm das Jeden geraubt.

Kaum hatte er seine Rede geendigt, so hörte man Don Inan wieder zum ersten aber auch zum letzten Male seufzen. Der Himmel hatte Erbarmen mit dem Leiden des Unschuldigen; und kürzte sei- nen Todeskampf ab.

Starr und dumpf betrachtete Jose- phcns Vater das letzte Todeszückcn des unglücklichen Juan. Die Richter befahlen ihn zu fesseln, da stieß er sich unier Ver­wünschungen einen Dolch in die Brust. Sein Blut ergoß sich stromweise aus der Wunde. Er stürzte todt auf Don Jüans Leiche.

Der Priester und sein Schüler.

Einst wollte ein Schüler von Siwa seinem Lingnam (einem indischen Götzen) opfern, und stellte ihn an das Ufer eines Teichs, um Blumen zumOpfcr zu holen. Ein Affe sah das Bild, ergriff es und trug es fort. Der Schüler, nachdem er es vergeb'ens gesucht, ging mit Tbrauen im Auge zu seinem Djangouma (Priester) und sagte:Ach, ich habe meinen Ling­nam verloren; was soll ich nun machen /" Unglücklicher, rief der Priester,Du hast Deinen Gott verloren; dann bereite Dich nur vor zum Tode. Nichts als der Tod kann Siwa's Zorn besänftigen. Die ein­zige Gunst/ die ich Dir noch bewilligen kann, ist. Dir selbst eine Todeöart zu

wählen; Di» kannst Dir Deine Zunge ausreißen, oder Dich durch Weihrauch todt räuchern lasten, oder Dich selbst er­säufen. Wähle und wähle rasch!"Da ich denn doch sterbeu muß," war des Schülers Antwort, so werde ich mich selbst ersäufen, denn ich kann nach und nach ins Wasser gehen und ertrinken, ehe ich's .merke, doch hoffe ich, Ihr werdet mich bis an's Wasser begleiten und mir Euren Segen geben, ehe ich sterbe." DerDjan» gouma war es zufrieden und folgte dem Schüler bi« an'S Wasser, und als Dieser hinemgieng, ermahnte ihn Ersterer mit lauter Stimme zum Muthe, indem er ihm vollkommene Glückseligkeit im Para­diese verhieß. Schon war der Schüler - bis an den Hals in den Fluthen, a!S er sich zum Priester wandte, sagend:Mein theurer Meister, bewilligt mir vor mei­nem Ende noch eine Gunst; leiht mir Euren Lingnam, um ihn noch einmal anzubetcn. dann werde ich ruhig sterben." Der Priester ließ ihn wieder an's User kommen, reichte ihm den Lingnam, und der Schüler ging wieder der Liefe zu.' Doch plötzlich ließ er den Götzen, wie durch einen unglücklichen Zufall, iu's Was- ser fallen und rief aus:Ach Herr wel- ches Mißgeschick Auch Euer Lingnam ist verloren! Ach, nun müßt auch Ihr mit mir sterben! Doch, Heil mir, daß Ihr mich bis in Siwa's Paradies begleitet!?'

Er nahte sich nun dem Priester und ergriff ihn; doch dieser, bleich und zitternd, be­trachtete sprachlos den Schüler. Zuletzt sagte er:WaS ist denn im Grunde der Verlust eines kleinen Steinbildes, das kei­nen Pfenning werth ist? Komm mit in mrinen Tempel, wo ich mehrere LmgnamS habe; wir wollen uns einen davon wäh­len."

Wer mit Verheißungen bezahlt. Bezahlt mit Gelbe, was man mahlt.