„Herr! Erst will ich Pfeffer, bann Ingwer Han:
Doch gebet mirS hübsch nach einander."
Leander, nicht ahnend den pfisftzen Sinn,
Wiegt Micheln aufs Teller den Pfeffer hin.
Schnell hattenun Michci mit pfiffiger Hand, Die mögliche Mischung zu Heden,
Den Teller von oben nach unten gewandt. Und ließ sich den Ingwer draus geben.
O Pfiffiger, glücklicher Michel dul Jetzt läßt wohl der Pfeffer den Ingwer in Ruh'.
Heim trippelt der' Michel im pfiffigen Wahn,
Daß Pfiffig er Beides- geschieden.
Wohl sieht er den Ingwer von oben an. Doch läßt er den Pfeffer im Frieden.
Die Mutter stand tragend schon unter der Thür:
„Lieb Michelchcn l sage, was bringst Du mir?"
Hier bring' ich den Ingwer, lieb Mütter- chen, seht —
„Wo ist denn der Pfeffer, mein Schätzchen ?"
Schnell wurde der Teller nach oben gedreht: „Da, Mütterchen, hak er sein Plätzchens — "
O Pfiffiger Michel l L) pfiffiger Sinn!
Der Pfeffer und Ingwer, und Alles ist hin.
TS ist diese« pfiffigen Mlchels Pfiff Für Pfiffige Leutchen gepfiffen.
Die öfters durch einen gar pfiffigen Griff Dem Esel in Quersack gegriffen.
Und, um alle Flecken der Sonne zu sch'n.
Mit Schwefel beleuchtet spatziercn geh'n.
Die Leichen-Rede.
Der Sohn eines Bürgers und Handwerkers aus dem kleinen Städtchen B.,.l, der LheMgie studirt hätte, kam in seine
Vaterstadt zurück, er hatte das Tentamen. als Kandidat der Gottesgelahrtheit, über» standen und folglich war eS ihm erlaubt, die Kanzel zu betreten.
Seine Aeltcrn und Verwandte drangen in ihn, sein Licht vor seinen Landsleuten leuchten zu lassen, und obschon er solches geraume Zeit abgelchnt hatte, so mußte er endlich den wicderhohlten dringenden Bitten seiner Angehörigen nachgeben, als man von ihm eine Leichenrede auf einem verstorbenen, weitläufigen Verwandten , Rathsmann und Schneidermeister, begehrte.
Der Kandidat machte sich also an die Ausarbeitung dieser Trauerrede und sähe zu dem Ende eine Menge gedruckter Leichenreden durch, um sich nach einem ihm vorzüglich zusagenden Verbilde zu richten.
Besonders gefiel ihm eine Trauerrede auf das Ableben des Königs Fr ie d- r i ch ll.. die mit den Worten begann: „Auch König- müssen sterben!" Diese» wählte er zum Muster, und zum großen Erstaunen aller Zuhörer, waren die ersten Worte seiner im Schweiße seines Angesichts ausgcarbeitetcn Leichenrede:
„Auch Schneider müssen sterben!"
Cha ra d e.
DaS Erste schwebt auf Hügrl, Wald und
Auen
Mit Rabenfittigen und winkt zur Ruh;
Läßt sich de» Zweiten Glanz in Osten
schauen,
Dann flieht der dunkeln Traume Schaar im Nu;
Und wo die Seel' e- hellr, da geht Vertrauen
Mit kühnerm Schritt dem Ziel der Hoffnung zu;
DaS Ganze wirst im einsam - nacht'gen Zimmer,
An Fenster, Thür und Wand den traute« Schimmer.