>^us 8ladl und Kreis Calw
Statt k'k^crse - VeepktirktaaZ
o§S. Wir sind in den letzten Jahren etwas freigebig umgesprungen mit dem Begriff „OPfe r". Jede kleine Unbequemlichkeit, jede Einschränkung und jede Erschwernis wurde gleich als Opfer bezeichnet. Wir hatten ganz vergessen, was für ein heiliger Sinn diesem Wort zugrunde liegt, wie es eigentlich bei seinem bloßen Klang unser Herz erschüttern müßte. Gerade in der heutigen Zeit mutz uns wieder aufgehen, was eigentlich ein Opfer ist. Wenn wir an unsere Soldaten denken, die die größten Strapazen und Entbehrungen und Fährnisse ertragen, dann können wir wohl sagen, daß sie Opfer bringen für ihr Volk. Wenn wir jetzt in den Straßen junge Menschen an Krücken sehen, lose baumelnde Aermel und Hosenbeine angeheftet, dann wollen wir still und bescheiden daran denken, daß sie dem Vaterland ein Opfer brachten. Wenn wir die blassen Gesichter schwarzgekleideter Frauen sehen, wollen wir uns ehrfürchtig vor ihrem Schmerz, vor ihrem Opfer neigen.
Von einem Opfer zu sprechen, wenn wir nur Geld oder Bequemlichkeit oder Einschränkung und Verzicht auf liebgewonnene Gewohnheiten meinen, das wollen wir denn doch lieber bleiben lassen. Wir wollen einen heiligen Begriff nicht zur gedankenlosen Phrase herab- Zerren, wir müßten uns ja schämen vor dem wirklichen Opfer, das so viele deutsche Volksgenossen in dieser Zeit bringen müssen. Und wenn der Begriff „Opfersonntag" für den allmonatlichen Sammeltag im Kriegswinterhilfswerk erhalten bleibt, so muß uns das schon eine Verpflichtung sein. Wir wollen uns dabei der Deutung und Bedeutung dieses Wortes immer bewußt bleiben: An diesem einen Tag im Monat den vereinten Willen zum Mithelfen besonders Herausstellen und damit zeigen wollen, daß wir uns mühen, der großen heiligen Opfer der Front auch im Alltag der Heimat würdig zu bleiben.
Privattelegramme ins Feld
Dringlichkeitsprüfung durch Ortsgruppenleiter
Privattelegramme an Angehörige von Ein-. heiten und Dienststellen mit Feldpostnummern müssen ab sofort vor ihrer Annahme auf Dringlichkeit und Notwendigkeit geprüft sein. Ist der Aufgeber ein Wehrmachtsangehöriger, so ist für die Prüfung sein Disziplinarvorgesetzter zuständig. Für Telegramme von Privaten ist der zuständige Ortsgruppenleiter der NSDAP, mit der Prüfung beauftragt. Entsprechend der Neuregelung werden die Privattelegramme dieser Art nur noch am Schalter angenommen. Die Prüfvermerke sind gebührenpflichtig.
Hüte mit «modischem Risiko'
Bei der Preisüberwachung ist festgestellt worden, daß der erhöhte Handelsaufschlag, der für Herrenhüte mit modischem Risiko erlaubt worden ist, in erheblich größerem Umfang in Anspruch genommen wird, als es mit dem Sinn der Vorschriften und der gesunden Volksauffassung zu vereinbaren ist. Der Reichskommissar für die Preisbildung gibt deshalb bekannt, daß als Herrenhüte mit modischem Risiko und als modefarbene Herren- hütc nur Hüte in besonders auffallenden Formen oder in besonders auffallenden Farben anzusehen sind. Die Preisbildungsstellen sind ermächtigt, unter Anlegung eines strengen Maßstabes die Preisfestsetzung für Herrenhüte erneut zu überprüfen.
Ferner hat der Prcisbildungskommissar den Preisbildungsstellen anhcimgegeben, zu Prüfen, ob die Berechnung der Handelsaufschläge für Damenkopftücher im Hinblick auf die Verbreitung dieser Kopfbekleidung in ihren Bezirken noch angebracht ist bzw. ob die Aufschläge zu senken sind
Sie will Nachrichtenhelserin werden
Erika war seit dem'Äerlassen der Handelsschule als Maschinenschreiberin tätig. Den Reichsarbeitsdienst hatte sie bereits hinter sich. Sie hatte einiges über den Einsatz von Frauen und Mädchen bei Dienst stellen des Hee- res in der Zeitung gelesen, doch Sinn und Zweck der ganzen Sache waren ihr unklar geblieben. Eines Tages begegnete Erika ihrer besten früheren Schulkameradin Rosi.
Du kannst dir denken, daß man diese Erholungsstätte in jeder Beziehung gestärkt zu neuer Arbeit für das Vaterland wieder verläßt."
Diese wenigen aufklärenden Worte hatten Erika begeistert. Sic verabschiedete sich herzlich und setzte beglückt ihren Heimweg fort, nachdem sie sich die Anschrift der Melde st eile des Wehrkreises V für Nachrichtenhelferinuen des Heeres, Kommandeur der Nachrichtentruppc V. Stuttgart, Olgastraße 13, in ihr Merkbüchlein eingetragen hatte.
Monatlich eine Äugendfilmstunde
Am Sonntag, 6. Sept., findet rcichseinheit- lich die Eröffnung der Spielzeit für Jugend- filmstundcn 1942/43 statt, anläßlich der Reichsminister Dr. Goebbels sprechen wird. In Calw wird der Film „Einer für Alle" gegeben. In der jetzt beginnenden Spielzeit wird jeden Monat mindestens eine Jugendfilmstunde mit einem jugendwerten Film durchgeführt. So Wird der Jugend Gelegenheit gegeben, das wertvolle' deutsche Filmschaffen mitzuerleben.
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Lebertunke: Zutaten: 150 Gr. Leber (gleich welche Sorte), 20 Gr. Fett, Zwiebel oder Lauch, 40 Gr. Mehl, >4 Ltr. Wasser oder Brühe, Majoran oder Thymian oder Liebstöckel.
Die gehäutete Leber fein schaben und wiegen. Die gewürfelte Zwiebel in dem heißen Fett glasig dünsten, Mehl hinzugeben, mit Flüssigkeit ausfüllen und gut durchkochen lassen. Die geschabte, mit Kräutern vermischte Leber hinzugeben, noch einmal kurz auskochen lassen und abschmecken.
Bunter Sommersalat: Zutaten: 1 kl. Kopf grünen Salat, 250 Gr. Tomaten, 1 grüne Gurke, etwas Buttermilch oder Sauermilch, Essig oder Zitrone, Salz, 1 Zehe Knoblauch, Kräuter, Schnittlauch, Dill, Boretsch.
Den Salat Putzen, Tomaten und Gurken in Scheiben schneiden. Die Salatschüsscl mit der Knoblauchzehe ausreiben, den Salat mit einer Tunke aus den angegebenen Zutaten darin anmengen.
Gefüllte Paprikaschoten: Zutaten: 6—8 gleichmäßig große Schoten, zur Fülle: 150 Gramm Hackfleisch, 1—2 Brötchen, 1 Eßl. Ei-Aus- tauschstoff, 3—4 Eßl. Milch, Zwiebel, Petersilie, Salz.
Aus den Zutaten zur Fülle einen Fleischteig Herstellen, diesen in die ausgehöhlten, mit ein wenig. Salz ausgestrcuteu Paprikaschoten füllen und die Schoten in einer dicklichen Tomatentunke garwerden lassen.
Oer Rundfunk am Freitag
Neichsproaramm: IS bis 16 Uür: eine „bunte Garbe" volkstümlicher Weisen: 16 bis 17 Ubr: unterhaltsame Konzertwerke älterer und neuerer Zeit: 17.18 bis 18.30 ubr: tänzerische Musik unserer Zeit: 20.20 bis 21 ubr: untcrbaltsame Sendung „Soininersonne, Wind nnd Sterne": 21 bis 22 Ubr: Ovcrettcnklänge und tänzerische Musik. — Dentsch- landseudkr: 17.1S bis 18.80 Uhr: Nachmittagskonzcrt,- 20.18 bis 21 Ubr: Klavier-Quartett ^,-clur von Brahms 21 bis 22 Ubr: Mozarts Singspiel „Zaide".
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Hitlerjugend Standort Calw. Freitag: Führerdienst. 20 Uhr Antreten sämtlicher Führer der Gefolgschaft, der SRT.-Schar, der Motor- Schar und der Fliegerschar. Schreibzeug und Dienstkontrollbücher sind mitzubringen. Samstag: Erfassung der Jahrgänge 1925 und 1926 zur Ausfüllung der Stammlaufkarten. Airtreten aller Angehörigen dieser Jahrgänge, die sich 3- Zt- in Calw befinden, in tadelloser Uniform um 19.30 Uhr am Dienstzimmer der Ges. (Jugendherberge). Mitzubringcn sind: HJ.- Ausweis, Sportausweis, Gesundheitspaß, evtl. Wehrpaß, ferner sämtliche Ausweise über besuchte Lehrgänge, Lager, abgelegte Prüfungen usw. Wer aus beruflichen Gründen nicht rechtzeitig erscheinen kann, hat sich vorher bei mir schriftlich zu entschuldigen bzw. kann sich bis 20.45 Uhr noch auf dem Dienstzimmer melden. Erscheinen ist Pflicht. Wer unentschuldigt fehlt, wird polizeilich vorgeführt und bestraft. Sonntag: Jugendfilmstundo» Antreten des gesamten Standortes Calw (Gefolgschaft 1, Sonderschulen, Fähnlein 1 und 2, BDM.-WerkgruPPe 1, BDM.-Gruppe 1 und JM.-Gruppe 1) in tadelloser Uniform um 9.30 Uhr vor dem Volkstheater". Es spricht zur Eröffnung der Spielzeit 1942/43 Rcichsminister Dr. Goebbels. Anschließend sehen wir den Film „Einer für Alle".
Pilze enthalten sogar Zucker
Einiges über äie ekemi 8 ebe 2u83mmenset2UNZ uu 8 erer 8 pei 8 epil?e
Bei der Bewertung der Pilze muß auf die chemische Zusammensetzung des Pilzkörpers zu- rückgcgangen werden, da die Urteile sonst bald zu hoch, bald zu tief greifen. Hinsichtlich des Wassergehaltes stehen die Pilze den Gemüsen am nächsten; er beträgt rund 90 v. H.; bei Kopfsalat und Gurken beträgt er sogar 94 bzw. 95 v. H. Im Eiweißgehalt übertreffen die Pilze die frischen Gemüse um mehr als das doppelte; er beträgt sogar 4 v. H. und darüber. Dabei spielt die Tatsache, daß das Pilzeiwciß nur zu 70 v. H. von unserem Verdauungsapparat ausgenützt werden kann, keine besondere Rolle, da dies auch bei andern Nahrungsmitteln der Fall ist. Eine besondere Rolle aber spielen die Pilze durch ihren Zuckergehalt. Dieser Pilzzucker zeichnet sich dadurch besonders aus, daß er nicht gärungssähig ist. Dadurch ist er für Zuckerkranke sehr bekömmlich, was bei anderen Zuckerarten keineswegs zutrifft. Auch an Nährsalzen sind die Pilze verhältnismäßig reich. Die Pilzasche besteht durchschnittlich fast zur Hälfte aus Kali und ist außerdem reich an Phosphorsäure. Da diese Salze unentbehrliche Bestandteile unseres Körpers, besonders der Knochen sind, wird dadurch der Wert der Pilze als Nahrungsmittel wesentlich gesteigert.
Wichtig ist für die Hausfrauen, daß sie beim Kochen diese chemischen Werte des Pilzes nicht vernichten, indem sie sie vorher abbrühen oder abkochen. Dadurch wird der Wert der Pilze an Wärmeeinheiten, der nicht gering ist, wesentlich herabgemindert.
Feststehende Tatsache ist, daß die Speisepilze s
hinsichtlich ihres Nährwertes etwa den Gemüsearten nahestehen. Zu falschen Ergebnissen kommen jene Untersuchungen, die etwa getrocknete Pilze und frisches Fleisch miteinander vergleichen, wobei die Pilze in ihrer Bewertung unnatürlich in die Höhe schnellen. Ein ehrlicher Vergleich kann nur dadurch zustande kommen, daß jeweils Trocken- oder Frischware gegenseitig verglichen wird. Nebcrtrcibungen zugunsten des Wertes der Pilze führen zu einem gegenteiligen Ergebnis; man wird mißtrauisch. Eine Bewertung auf Grund chemischer Untersuchung aber weckt Vertrauen.
Erwähnenswert ist der Umstand, daß der Nährwert der Pilze vom menschlichen Organismus umso eher ersaßt wird, je kleiner die Form ist, in welcher der Pilz genossen wird. Die vollkommenste Ausnützung der in den Pilzen enthaltenen Nährstoffe gewährleistet das Pilzpulver oder das Pilzmehl. Man sollte daher, wie dies alte, praktische Erfahrungen schon früher zeigten, Pilze vor der Zubereitung fein zerschneiden oder auch durch die Fleischmaschine treiben.
, Bei der Bewertung der Speisepilze darf schließlich nicht vergessen werden, daß die Pilze die Vitamine und l) enthalten. Vitamin O, das durch Kochen nicht zerstört wird, findet sich besonders in Steinpilzen, Maronen- und Edelpilzen (Champignon) und Pfifferlingen.
Verwunderlich ist nur, daß die Pilze,, die ein so wertvolles und dabei völlig kostenloses Nahrungsmittel darftrllen, noch viel zu Wenigs ge
nössen werden.
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„Ei, Rosi, sieht man dich auch einmal wie der? Und in so kleidsamer Uniform!" rie Erika der altm Kameradin zu. „Ja, lanx lang ist s her. Seit einem Jahr bin ich Nach richtenhelferin des Heers und sei gestern auf Urlaub", entgegnetc Rosi freude strahlend. Erika lud die schneidige Nachrich tenhelferin des Heeres in ein nahe gelegene- Cafs ein. Hier begann Rosi über ihren na tionalen Ehrendienst als Nachrichtenhelferii des Heeres zu plaudern. Auf Erikas Frage was eine Nachrichtenhelferin sei, klärte Nos sie über die Nachrichtenhelferinnen des Heere- auf.
„Vor etwa einem Jahr hörte ich von meb nein Bruder, der Oberfunker in einer Nach' richtenabteilung ist. daß in den besetzten Ge- bieten der Feriisprech- und Fernschreibdiens durch deutiche Frauen und Mädchen wahr: geuoimnen wird. Dies ist etwas für uns. Au oicse Weise können wir viele Soldaten süi den Kamm um Deutschlands Leben frei machen, ^ch entschied mich bald, Nachrichten: Helferin des Heeres zu werden. Ich kn , dir sagen, daß ich diesen Entschluss nie reut habe. ES m ein Ehrendienst de, wir leisten. Die Arbeit ist sehr vielseitig.'Einsätze ,u seder Himmelsrichtung Großsicutsch- lands und darüber hinaus vermitteln nein wertvolle Eindrucks Die dieustfreie Zeit gib, viele Anregungen. Sprachkciintnisse kann mau erweitern. Unsere Frauen und Mädchen führen überall ein erhebendes Geineinschafts- lebcn. .Freizeitgestaltung, Sport, gemeinsame Ausflüge u>w. werden zu unvergeßlichen Erlebnissen. Wenn cs einmal mit der Gesundheit etwas hapern sollte, kann man in ein-s .or herrlich gelegenen Erholungsheime für ^i.awr>wtei,belserinncn des Leeres .kommen.
Die AesiHelAenkeit
Wir alle wissen, ein wie vielfältiges Arbeitsfeld in der heutigen Zeit auf unsere Fraucn- schaft wartet. Und wir wissen auch, daß alle Frauen, die nicht durch den täglichen Beruf irgendwie siber Gebühr oder durch einen großen Haushalt davon abgehalten sind, sich heute in der Frauenschaft irgendwie betätigen und sich in jeder freien Stunde zur Verfügung stellen. Nicht mit großen Worten und mit viel Geschrei nach außen kommen sie zusammen, nicht mit allzu großen Versprechungen treten sie hervor; sie Werken ganz im Stillen, wie es sich gebührt. Vielleicht manchesmal sogar allzu bescheiden. Tenn, nnd davon will ich reden, das Wirken dieser Frauen ist teilweise noch so wenig bekannt, daß ihre Güte nnd Hilfe garnicht allerorts genügend in Anspruch genommen wird.
Das hat mir Line Frau selbst erzählt, die der Frauenschaft angehört. Erst war ich darüber erstaunt. Als ich mir aber nach kurzem Besinnen darüber klar wurde, daß hjer nicht der Mangel an Arbeit der Grund sein kann, sann ich darüber nach nnd bin durch vorsichtiges Tasten und Fragen auch auf des Pudels Kern gekommen: -Pie allseits allzugroße Bescheidenheit! Und darin war bisher leider der deutsche Mensch immer vorbildlich. Ta sitzt so eine Mutter, die den ganzen Tag im Beruf war und am Abend noch kocht und Putzt, bis tief zur Mitternacht oft über den unzählig vielen Löchern der Kindcrstrümpfe. Oder sie hetzt sich in irgend einer freien Stunde
damit ab, vor den Läden anzustchen und ein- zukaufcn. Oder sie fegt abends bei sinkender Dämmerung oder gar bei Licht noch die Treppe nn Haus. Müde und blaß und schmal ist sie geworden von all dem Jagen.
Währenddes sitzt im Ncbenhans vielleicht eine Frau, die etwas älter ist, keine kleinen Kinder hat und nur einen ruhigen Haushalt. Sie würde sicher gerne helfen. Aber kann sie denn dieser fleißigen, jüngeren Frau ihre Hilfe anbieten? Oder kann die Frau, die geplagte, es wagen, hinüberzugehen und zu bitten: Helsen Sie mir! Nehmen Sie meinen Mckbcutel mit in den Frauenschaftsabend, kaufen Sie für mich ein, übernehmen Sie einmal in der Woche meine Treppe ...
Kann sie das bitten? Nein. Das wird sie nicht tun. Obwohl es eigentlich üblich ist, daß der kommt, der bittet. Aber es gibt ein ungeschriebenes Gesetz des Herzens. Und das gebietet, daß hier in diesen Fällen der Gebende kommt. Ist das nicht viel schöner und edler, wenn die gebende Frau kommt und sagt: Ich helfe Ihnen gerne, haben Sie nicht etwas, was wir Ihnen abnehmen können? Wieviel größer noch würde der Tank der vielgeplagten Frau und Mutter sein? Und könnten wir nicht in allen Dingen so werden? Daß das allzuvielc Bittenmüssen in der Welt ein Ende hat? Und die Bescheidenheit nicht allzusehr am falschen Flecke sitzen bleiben muß? Ist nicht deshalb immer die Not gerade bei den Besten so groß?
VON Dkkv, U/Mvk
Llo kHeeer-Komsa
Und der grauschwarze Schnauzbart des Alten zuckte dabei wild auf und nieder.
Sasso Folkening lachte aus vollem Halse.
.Himmel! Hast du mir's aber gegeben! So 'n, Zigarre hat mir schon lange keiner mehr verpaßt! Da schämt sich ja jeder beliebige Straßenköter, von mir noch ein Stück Brot anzunehmen. Ich sause befehlsgemäß, Vater Krischan!"
„Hau ab, du dickfellige Borschte!" brummte Truppe! mit gutmütigem Grimm.
Knallend schlug Sasso Folkening die Hacken zusammen, dann eilte er nach dem Wohnhaus des Werkbesitzers hinüber.
Ulla saß in ihrem Zimmer über Bücher und Pläne gebeugt, als er zu ihr trat.
„Krischan schickt.mich zu dir, Ulla", begann er sofort.
Das Mädchen richtete sich'auf und reichte ihm die Hand, ohne ihm recht in die Augen sehen zu können. Heiße Röte stieg Ulla in das Gesicht. Rasch beugte sie sich wieder über den Tisch, um Sasso ihre Verlegenheit nicht anmcrken zu lassen.
.„Ich wollte mit dir etwas besprechen", sprach sie stockend. „Möchtest du mir, bitte, die genaue Position in diese Karte einzeichnen, die Positionsangabe eurer Landestelle in den Dünen von Eideyen?"
Verwundert starrte Sasso Folkening auf die Karte.
„Du hast unseren Flugplan hervorgesucht?" fragte er. „Wozu —?"
„Ich starte übermorgen zu einem Flug nach Afrika", erklärte Ulla dem völlig Ueberraschten ruhig und sachlich, als sei dies die selbstverständlichste Sache von der Welt.
„Nach — Afrika?"
„Ja, Casio. Genauer gesagt: nach Audschila. Von dort aus geht es nach Gatrun. Und dann —"
„Ulla!" rief er bestürzt aus. „Was hast du vor?"
„Ich will mich an die Unglücksstelle in den Dünen von Eldeyen begeben", antwortete Ulla schlicht.
„Ach so —, ich verstehe. Du möchtest das Grab in der Wüste besuchen", murmelte Casio dumpf.
„Für diesen Toten kann ich nichts mehr tun", flüsterte Ulla, „wohl aber für einen Lebenden."
„Was willst du damit sagen, Ulla?"
„Ich muß das Tagebuch Haralds suchen!"
Sekundenlang war es ganz still zwischen den beiden Menschen.
Während Ulla nach wie vor auf die Karts hinabsah, lag der Blick des Mannes auf ihrem schimmernden Haar. Ein zärtlicher Ausdruck trat in seine Augen.
„Was — was kümmert dich dieses Buch, Ulla?" fragte er dann mit vor Erregung heiserer Stimme.
„Es — es liegt mir eben viel daran, die letzten Aufzeichnungen meines Verlobten in die Hände zu bekommen."
„Aber diese Reise ist Wahnsinn! Du kannst nicht allein den Flug nach Afrika unternehmen, ganz zu schweigen davon, daß du den Strapazen eines Wüstenfluges nicht gewachsen bist. Nein, nein! D.as würde dein Bruder niemals erlauben."
„Albrecht ist damit einverstanden", erwiderte Ulla. „Ich habe bereits alles mit ihm gründlich durchgesprochen." '
„Und du willst ohne Begleitung den Flug wagen?"
„Nein, natürlich nicht. Ich habe mir einen Begleiter gewählt."
„Ieldrick Harder?" fragte Sasso rasch.
Ulla schüttelte den Kopf.
„Nein, einen anderen."
„Wer ist es?"
Da hob sie den Kopf und sah ihm zum erstenmal voll in die Augen.
„D u sollst es sein!"
Der Blick des Mannes wurde leuchtend. Seine Hände zuckten empor, als wollten sie das Mädchen umfangen.
„Ist das wahr. Ulla?" stieß Casio Folkening. überwältigt von der unerwarteten Eröffnung, hervor. Im gleichen Augenblick wußte er, daß der alte Krischan Truppel zu den wenigen Verschworenen gehörte, die hier eine Aufgabe seit langem vorbereitet haben mochten, ein Unternehmen, das vor der breiten Oeffentlichkeit als ein Geheimnis gehütet werden mußte.
.Za. Sasso", sprach Ulla. „Wir haben bereits alles in die Wege geleitet. Du sollst Gelegenheit haben, in aller Freiheit nach dem Beweis deiner Unschuld zu suchen."
„Wie denkt ihr euch das?" entgegnete Sasso, begeistert von diesem Plan und dennoch sich zu nüchternem Ueberlegen zwingend.
,Zn aller Frühe wird meine Maschine aus dem Hangar geschoben. Du befindest dich bereits darin» ehe ich hinzukomme. Ich habe einen Allcinflug nach Belgien angekündigt. Die erste Zwischenlandung wird jedoch in Budapest erfolgen."
„Der Flug soll anschließend über den Balkan gehen „Richtig! In Ankara erfolgt die nächste Landung. Von da aus wollte ich nach Audschila fliegen." ^ ^ .
„Nein. Man wird die ganze Sache durch- schauen, sobald man mich vermißt hat. Wenn du einen Flug nach Belgien offen angekündigt hast, so wird dieser Flug auch wirklich durchgefuhrt. Nur mit dem Unterschied, daß wir. über belgischem Gebiet" anqelangt, in südlicher Richtung den Flug fortsetzen. 'Mit'deiner Maschine kommen wir bis nach Spanien. Hier erfolgt die erste Zwischen- landimq. Wir wühlen einen der Küstenflugplätze, von dem aus der Start nach der Wüste schon am nächsten Tage erfolgen kann. Auf diese Weise legen wir mehrere europäische Länder hinter uns und vermeiden es, die Städte Audschila und Gar- run anzufliegen. Ich fürchte, daß man nach mei- nem Verschwinden die Flugstationen dieser beiden Städte benachrichtigen wird."
„Wie denkst du dir die Landung in der
„Ich muß alles auf eine Karte setzen! Es wird üfellos eine Bruchlandung geben. Wenn ich r das Tagebuch des Toten gefunden habe, dann nen es die deutschen Behörden wissen, wo sie h zu suchen haben. Dann soll man mich wegen iner Flucht getrost von den italienischen Amts- len verhaften und ausliefern lassen. Das alles dann unwesentlich."