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»ILO. „Güte und Freundlichkeit sind nie Zeichen der Schwäche, sondern seelischer Ueder- legcnheit", lautete neulich ein Wochenspruch der NSDAP. Im Verkehr niit den Nebenmenschen hat sich die Höflichkeit, die gegenseitige Rücksichtnahme, noch immer gut ausgenommen, ja es hat sogar einmal ein Zeitalter gegeben, das man als das galante bezeichnet«:. Der Fortschritt aber schuf eine andere Zeit, andere Verhältnisse und andere Menschen. Nicht als ob diese im Grunde ihres Herzens sich gewandelt hätten, nicht daß ein neuer „Typ" erstanden wäre, was sich im Verkehr mit ihnen von dem früher Gewohnten vielfach unterscheidet, liegt mehr in Förmlichkeiten und Äußerlichkeiten als zwangsläufige Erscheinung der unerbittlichen, harten,
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auch in das Privatleben greifenden Kriegszeit.
Damit lernen wir vieles verstehen, vermögen aber nicht alles zu entschuldigen. Denn gerade jetzt zeigt sich, wer die für sich selbst gern in Anspruch genommene Achtung und Rücksicht- nahme auch andern gegenüber gelten lassen will, zeigt sich, wer über Selbstbeherrschung verfügt. Das können wir täglich überall beobachten, auf der Straße, in den Gaststätten, in den Postämtern, im Verkehr mit unfern Nachbarn, im Verhältnis zwischen Mietern und Vermietern. Und es erscheint vielleicht nicht ganz unangebracht, gerade auch die beiden letzteren an die Wahrung des- guten Einvernehmens im Interesse beider Teile zu erinnern. Die gegenseitige offene Aussprache verspricht jedenfalls mehr Erfolg als Unduldsamkeit und Unverträglichkeit. Höflichkeit und gegenseitige Rücksichtnahme sind heute mehr denn je unerläßliche Forderungen ini Rahmen des stets und überall zu pflegenden Gemeinschaftssinns.
Luftfeldpostbriefe nur bis zu 10 Gr.
Immer werden noch Luftfeldpostbriefe eiu- geliefert, die schwerer als 10 Gramm sind und deshalb zurückgegeben werden müssen. Zur Ersparung von unnötiger Arbeit und Verdruß sowie zur Vermeidung des Verlustes der Luftfeldpostmarke, die bei Entwertung nicht mehr verwandt werden kann, wird dringend empfohlen, nur ungefütterte Briefumschläge bis zu 125 X 175 Millimeter groß mit einfachem Briefblatt oder Kartenbriefe bis zu dieser Größe, in die noch ein einfaches Briefblatt eingelegt werden kann, als Luftfeldpostbriefe zu versenden. Größere und besonders gefütterte Briefumschläge sind schwerer und daher als Lustfeldpostbrief ungeeignet.
Zurückhaltung im Telegrammverkehr
Auch der Telegrammverkehr im Kriege muß in erster Linie kriegs- und wehrwirtschaftlichen Zwecken dienen. Nachrichten minderwichtigen Inhalts — besonders Glückwünsche usw. — können, rechtzeitig aufgegeben auch brieflich oder durch Postkarte übermittelt werden. Sie belasten sonst die Telegraphenleitungen über das zulässige Maß und behindern und verzögern den Austausch der notwendigen und wichtigen Nachrichten. Denke stets daran und übe auch hier die nötige Zurückhaltung!
Sonnenfinsternis am 10. September
Am 10. September findet eine Sonnenfinsternis statt, die auch in Mitteleuropa zu sehen ist. Um 17.30 Uhr Sommerzeit beginnt sich die dunkle Scheibe des Mondes vor das Tagesgestirn zu schieben, kurz nach 18 Uhr wird die größte Phase erreicht; ungefähr der dritte Teil der Sonnenscheibe ist dann verdeckt. Um 19 Uhr gibt der Mond die Sonne wieder frei, die Finsternis ist beendet; bald danach geht die Sonne auch am westlichen Horizont unter.
Anteroffizierfchüler der Luftwaffe
Zum 1. Oktober finden Einstellungen in die Unteroffiziersschulen der Luftwaffe statt. Für die Einstellung kommt in Frage, wer zwischen dem 1. Januar 1924 und 30. September 1925 geboren ist. Möglichst umgehende Mel- düngen sind an das Kommando der Unter- offiziersschulen der Lustwaffe. Berlin W50, Nürnberger Straße 39/40 zu richten. Auskunft erteilt die genannte Dienststelle. Bewerbungen zur Einstellung im April 1943 io-^ fischen dem 1. September
^boren sind, können Ler den zuständigen Wehr- bezirkskommandos eingereicht werden.
Ausbildung der Gewerbelehrer
. Der Reichserziehungsminister hat reichaein- hcitliche Grundsätze für die Ausbilduna der Gewerbelehrer und Gewerbelehrerinnen her- ausgegcben. Zu dem Studium an den beruss- Padagogischen Instituten werden lediglich Bewerber zugelassen, die den Abschluß einer P r a kt, schen Berufsausbildung Nachweisen. (Absolventen und Absolventinnen der MeisiersckMen, der Bau- und Ingenieurschulen, der Textil- und Fraucnfachschulen, geeignete Handwerksmeister und -Meisterinnen. Lehrmeister, Hauswirtschaftsleiteriunen, Ab- lA^mucil, der Mädchenoberschulen, nach Ablenliina emes zweijährigen VraktikumLTo- l
wle auch Lehrer und Lehrerinnen mit oem Nachweis des Abschlusses einer entsprechenden Berufsausbildung.) Das Studium dauert vier Semester und umfaßt die Disziplinen der Pädagogik und der Reichskunde mit ihren jeweiligen Hilfswissenschaften, der Wirtschaftswissenschaften nebst den für die Berufsschulen notwendigen betriebswirtschaftlichen Techniken und schließlich die fach-methodischen Unterweisungen des jeweiligen Berufes des Bewerbers. Es schließt ab mit der Gewerbelehrer- Prüfung, der ein Praktisch-Pädagogisches Jahr an einer Berufsschule solgt, nach dessen Ableistung der Bewerber die Anstcllungsfähigkeit als Gewerbeoberlehrer erhält.
Eine ähnliche Regelung für die Ausbildung der Handelsobcrlchrer (-innen) an den kaufmännischen Berufsschulen steht zu erwarten.
Anfallschutz weiter verbessert
Mit Wirkung vom 1. Januar 1942 sind, wie die Durchführungsverordnung zum 6. Gesetz über Aenderungen in der Unfallversicherung vom 9. März 1942 bestimmt, sämtliche landjahrpflichtigen und alle zum Blutspenden herangezogenen Personen gegen Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten versichert. Ferner werden Hinterbliebenenrenten bei Verschollenheit von Versicherten nicht erst nach der Todeserklärung, sondern schon dann gewährt, wenn während eines Jahres keine glaubhaften Nachrichten von dem Verschollenen eingegan- gen sind und die Umstände seinen Tod wahrscheinlich machen. Eine bedeutsame Neuerung besteht auch darin, daß nunmehr Minderjährige, die das sechzehnte Lebensjahr vollendet haben, selbständig Antrag auf Leistungen aus der Unfallversicherung für sich stellen und verfolgen können, ohne hierzu eines gesetzlichen Vertreters zu bedürfen. Schließlich erweitert die Durchführungsverordnung die Fälle, in denen das Reich und die NSDAP. Träaer der UnsallversiLeruna sind.
Barablösung bevorzugt
USA. Zur Frage oer Abgeltung oer Gevaude- entschuldnngssteuer wird uns vom Gauwirtschaftsberater mitgeteilt: Die von den Kreditinstituten in Anzeigen und in den beteiligten Kreisen betriebene Werbung, insbesondere soweit sie das Anbieten von Kredit für die Finanzierung der Ablösung in den Vordergrund stellt, läßt erkennen, daß die vom Gesetzgeber aus volkswirtschaftlichen Gründen verfolgte Absicht nicht überall richtig verstanden wird. In erster Linie wird auf die Bar- ablösnug aus eigenen Mitteln abgestellt. Soweit dies dem einzelnen Althausbesitzer nicht möglich ist, soll die Inanspruchnahme des gesetzlicheil Aügeltungsdarlehens Lei einem Institut, das nach der Verordnung vom 31. Juli zugelassen ist, die Regel bilden. Zugelassen hierfür sind die Sparkassen, die Hypothekenbanken, die Versicheruugsunterneh- men und die ösfentlichrcchtlichen Kreditanstalten. Erst an letzter Stelle steht die Möglichkeit, das Ablösen durch freieHypo- theken und Darlehen zu finanzieren. Von ihr soll mir in Ausnahmefällen Gebrauch gemacht werden. Denn eine kurzfristige Kreditaufnahme für die Steuerablösung erscheint volkswirtschaftlich nur vertretbar, wenn dem Hauseigentümer zur Leistung des Abgeltnngs- betrages lediglich vorübergehend eigene Mittel sticht zur Verfügung stehen.
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Zur Zeit finden durch die Arbeitsämter Werbungen von Umschülern für die SA.- Berufsschulungsstätten statt. Die SA.-Berufsschulungsstätten bilden ungelernte Arbeiter kostenlos zu Facharbeitern für die in der Fertigung für die Kriegsmarine stehenden Werften ans. Bevorzugt eingestellt werden gediente und von der Wehrmacht entlassene Männer, die einen Beruf erlernen wollen.
Die Antragsfrist für die Ausbildungsbeihilfe läuft einen Monat nach Beginn des Schuljahres ab. Ausbildungsbeihilfe wird Familien mit vier und mehr Kindern gewährt, ferner ohne Rücksicht auf die Kinder- zahl alleinstehenden Frauen und bestimmten Gruppen von Schwerbeschädigten und Versehrten.
Umsiedler aus Lettland, denen bei der sogenannten Nachumsiedlung 1941 Pelzsachen von der sowjetischen Zollbehörde abgenommen wurden, werden gebeten, diese bei der Deutschen Umsiedlungs-Treuhand-Gesell- schaft m. b. H., Berlin W 8, Mohrenstraße 42 bis 44, anzufordern.
Änderung der Invalidenversicherung
Wir weisen auf die im heutigen Anzeigenteil erscheinende Bekanntmachung des Leiters der Landesversicherungsanstalt Württemberg über Aenderungen in der Invalidenversicherung hin, die alle wichtigen Einzelheiten enthält.
Der Rundfunk am Donnerstag
Neichsvrogramm: 13.25 bis 13.55 Nbr: bentsch- italienisKes Austcmschkonzert: 16 bis 17 Ubr: Werke nordischer und italienischer Komponisten: 17.15 bis 18.36 Uhr: fröhliche Seemannssenöung „Bor Anker": 20.20 bis 20.50 Nbr: „Abendmusik im Grünen": 20.50 bis 22 Uhr: zweiter Aufzug der „Götterdämmerung" aus den Bavrcuther tzestspiclen. — Deutsch- landscnder: 17.15 bis 18 Uhr: Kammermusik von Dall-Abaco, Schubert und Dvorak: 18 bis 18.30 Ubr: Konzert des Schneidcrban-Quartetts: 20.15 bis 21 Ubr: Bekanntes und Unbekanntes aus Unterhaltungsmusik unserer Zeit: 21 bis 22 Ubr: „Stunde für Dich" mit bekannten tänzerischen Weise» der Gegenwart.
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Welche Kriegsteilnehmer können studieren?
NaöliZtimen rur ?öräerun§ von keZäbten-ZoncjerlekrgänZen rur Vorbereitung aut äie keiteprüiunZ
Kriegsversehrte, die einen militärischen Ur- lanb von sechs Atonalen erhalten können, haben die Möglichkeit, an Sonderlehrgängen zur Vorbereitung auf die Reifeprüfung teilzunchmen, sosern sie früher das Verfetzungszeugnis in die 7. Klasse einer Höheren Lehranstalt erworben haben oder die frühere Obersekundareife oder das Abschlußzeugnis einer Mittelschule (mit zwei Fremdsprachen) besitzen und das 25. Lebensjahr (Stichtag 22. Februar 1941) nicht überschritten haben. Bei Kriegsende werden alle Kriegsteilnehmer, die diese Bedingungen erfüllen, an solchen Sonderlehrgängen teilnehmen können. Eine Hcraussetzung der Altcrs- zrenze ist nicht möglich.
Kriegsteilnehmer, die einen Urlaub von sechs Monaten zum Besuch eines Sondcrlchr- mnges nicht erhalten können, haben die Möglichkeit, zu einer Reifeprüfung für Kriegsteilnehmer zugelassen zu werfen, sofern sie sich für befähigt halten, diese »biegen zu können. Die Prüfung wird an rer Schule abaehalten, die sie früher besucht >aben. Diese Prüfung darf nicht früher ab- >elegt werden, als der Betreffende bei nor- nalem Schulbesuch die 8. Klasse einer Höhe- :en Schule beendet hätte.
Andere Kriegsteilnehmer, die weder die Voraussetzungen für eine Zulassung zu den Sonderlehrgängen noch zur Reifeprüfung als Kriegsteilnehmer in vollem Umfange erfüllen für ein wissenschaftliches Studium aber nach ihren geistigen und charakterlichen Fähigkeiten geeignet erscheinen, können in die Vorstu- oienausbildung (Langemarckstudium) aufgenoistmen werden, sofern sie das 25. Lebensjahr nicht überschritten haben. Die Inspektion des Langemarckstudiums wird im Winter für Versehrte und Fronturlauber besondere Lehrgänge durchführen.
Alle Anträge- — außer solchen für das Langemarckstudium — sind mit den nötigen Unterlagen (letztes Schulzeugnis, Militärpapiere, Lebenslauf mit Angaben über Betätigung in der Partei, politisches Führungszeugnis) an die zuständigen Schulaufsichtsbehörden, das heißt die Unterrichtsberwaltungen der Länder, zu richten. Sie haben die Entscheidung für die Sonderlehrgänge und Reifeprüfungen und geben die Anträge für das Langemarckstudium an die Reichsstudentenführung, Berhin-Charlottenburg, Hardenberg- itraste 34. weiter.
Kriegsteilnehmer im Alter zwischen 25 und 40 Jahren, insbesondere Versehrte, die eine deutliche Begabung für ein bestimmtes Studiengebiet erkennen lassen und bei denen eine Teilnahme an den Sonderlehrgängen mit Rücksicht auf den Stand ihrer Vorbildung oder ihr Alter nicht möglich ist oder nicht erforderlich erscheint, oder welche aus sonstigen Gründen die Voraussetzungen für eine Zulassung zur Reifeprüfung für Kriegsteilnehmer nicht erfüllen, können auf Antrag ausnahmsweise zur Begabtenprüfung zugelassen werden. Die Anträge sind an die Schulaufsichtsbehörden zu richten.
Für Bewerber, die das Schlußzeugnis einer im Sinne der Ordnung der Sonderreifeprü- fnng anerkannten Fachschule oder Berufsfachschule besitzen, gibt es.die Sonderreifeprüfung für die Zulassung zum Studium der Wirtschaftswissenschaft, der Landwirtschaft, der Forstwirtschaft, des Gartenbaues, des Brauerei- und Ärennereiwesens sowie zum Studium an den Technischen Hochschulen und Bergakademien. Die Meldungen sind ebenfalls an die Schulaufsichtsbehörden einznreichcn.
Durch einen neuen Erlaß bes Reichs- erziehungsministerinms können frühere Schüler Höherer Schulen, die das Versetzungszeugnis in die Oberprima der früheren neun- sährigen Höheren Schule bzw. das Verset- znngszeugnis in die Klasse 8 der achtklassi- gen Höheren Schule besitzen, auf Antrag bei ihrer Schule den Reifevermerk unter der Voraussetzung erhalten, daß sie mindestens ein Jahr im Wehrdienst gestanden und sich vor dem Feinde bewährt haben. Dem Antrag ist die entsprechende Bescheinigung des Truppenteils Leiznfügen. Bedingungen für die Zuerkennung des Reifevermerks ist, daß der Betreffende die Schule nicht vor Ostern 1936 verlassen hat, da den früheren Jahrgängen genügend Gelegenheit gegeben war, vor Ausbruch des Krieges das Reifezeugnis zu erwerben. Weitere Voraussetzung für den Reife- Vermerk ist, daß nach dem Charakter des Versetzungszeugnisses zu erwarten war, daß der Betreffende die Reifeprüfung ein Jahr nach seiner Versetzung in die Oberprima der früheren neunjährigen Höheren Schule bzw. in die Klasse 8 der achtklassigen Höheren Schule hätte bestehen können. Die endgültige Entscheidung über die Zuerkennung des Neife- dermerks trifft die zuständige Schulaufsichtsbehörde.
§ <)
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Ulla war Schritt um Schritt vor diesen Offenbarungen der Freundin zurückgewichen. Jetzt stand sie am Fenster und mußte sich schwer auf die Fensterbank stützen. Unzählige Gedanken und Empfindungen stürmten auf sie ein. Viele Fragen, die sie sich selbst seit langem vorgelegt, schienen mit einem Schlage ihre Beantwortung gesunden zu haben. Rätsel, um deren Lösung sie sich quäkte, waren nur keine mehr. Vieles von dem Geschehen der letzten Zeit fand seine Begründung.
„Niemand wird dir deshalb einen Vorwurf machen, Ulla", fuhr die Freundin fort, als sie die Erschütterung in den Augen der anderen gewahrte. „Wenn das Herz spricht, dann muß man sich eben entscheiden, so oder so."
Noch immer starrte Ulla schweigend, den Kopf in den Nacken geworfen, an Erika Scgal vorbei. Ihre Brust hob und senkte sich unter hastigen Atemstößen. Röte und Blässe wechselten in ihrem Gesicht.
Citkmal noch versuchte Erika ein Wort an dis Freundin zu richten, aber bald stockte sie wieder. Es schien, als habe Ulla die Anwesenheit ihrer Freundin vergessen. Sie war zu sehr mit sich <Gst beschäftigt.
Da schlich sich Erika Segal leise aus dem Zimmer. Sie war ganz von dem Bewußtsein erfüllt, eine Aufgabe vollendet zu haben, die ihr das Schicksal zugewiesen hatte.
17.
Sasso Folkening betrat das Arbeitszimmer des Betriebsleiters der Ramin-Flugzeugwerke, Christian Truppet.
„Ich halte es nicht mehr in der Einsamkeit aus, Vater Kriichan", begann er. „Du mußt mir helfen!"
„Hab mir's gedacht, daß du eines Tages bei mir aufkreuzen würdest", bemerkte der einstige Kriegsflieger, und der Blick seiner Augen lag warm und gütig auf dem Antlitz des jungen Menschen, dessen scharfe Runen von durchgegrübelten Nächten zeugten. „Möchtest du nicht unsere neuen Maschinen einfliegen, Sasso? Wir haben da einen verstärkten Nossol-Motor bekommen — den solltest du dir mal ansehen, meine ich."
„Glaub mir, Vater Krischan, es geht mir im Augenblick um ganz andere Dinge", entgegnet« er.
„Weih schon, mein Junge", sprach Truppe! weiter. „Also — wenn dir die Geschichte eben keine Ruhe läßt, dann gibt's nur eins: Abhauen nach Afrika und selbst nach dem Beweis suchen!"
Mit einem Ruck hob Sasso Folkening den Kopf. Sein Gesicht straffte sich, und es kam plötzlich etwas mehr Glanz in seine Augen.
„Ich soll — durchbrennen? Entgegen der eingegangenen Verpflichtung, nach dem Beschluß des Gerichts das deutsche Reichsgebiet nicht zu ver- lassen?"
„Es geht hier um deine Ehre —"
„Mehr noch! Mein Leben!" warf Sasso Folkening ein.
„Hierin gibt's für uns gar keinen Unterschied", sprach Truppet in seiner knorrigen Art weiter. „Ohne Ehre kann ein Flieger nicht leben. Das ist klar. Er braucht sie wie die Lust zum Atmen. Er muß frei sich aufschwingen können wie die Adler in den Lüften. Wirf den Krempel hinter dich, Sasso! Mache dich selbst frei! Ich an deiner Stelle würde nichts anderes mehr tun können: Suchen, suchen, um den Beweis meiner Unschuld zu finden, und wenn ich dabei selbst draufgeheu sollte! Egal! Aber das hier — das wäre kein Leben für mich."
„Ich danke dir, Krischan! Danke dir von ganzem Herzen!" rief Sasso Folkening aus und drückte die Hände des Alten „Jetzt weiß ich, was ich zu tun habe! Unverzüglich will ich an diese Aufgabe Herangehen. Nichts soll mich mehr zurückhalten können! Ich will gleich zum Hangar hinüber und —"
„Stopp, du Hitzkopf!" unterbrach ihn Truppe! und hielt ihn am Aermel seiner Jacke fest. „Wo bleibt die eiskalte Ueberlegung? Ein derartiges Unternehmen muß gut vorbereitet werden. Außer- dem darf kein Mensch ahnen, was du vorhast.' Willst du, daß man dich schon vom Startplatz weg verhaftet, weil man ahnt, was du im Schilde führst? Meinst du. die vom Gericht glauben dir, daß du nach Afrika fliegen und das Taschenbuch des Harald Boysen suchen willst? Nee. mein Sie- der! So vertrauensselig sind die Behörden nun doch nicht, dürfen sie auch gar nicht sein. Da könnte jeder kommen mit solchen Mätzchen, nur um sich ins sichere Ausland zu verdrücken. Bei Fliegern pflegt das Ausreißen bekanntlich schneller zu gehen als bei den übrigen sterblichen Kreaturen."
Sasso Folkening nickte dem Alten zu.
.Hast natürlich wieder mal recht, Vater Krischan. Man mühte wirklich meinen, daß ich nach all dem Vorgefallenen ruhiger geworden wäre.
„Nee, stimmt nicht. Immer mit dem Kopp durch die Wand, genau wie früher! Das muß anders werden mein Junge! Sonst werden wir deine nächste Kiste Hornochse 11° taufen müssen.
„Das glaube ich nun fast selbst, Vater Krischan. Was aber soll ich setzt beginnen?"
„Ganz einfach: Du gehst zu Fraulein Ulla
"b.Ulla?" unterbrach ihn Sasso Folkening be- ürzt. „Was soll ich bei ihr?" ^ ^
„Laß mich ausreden. aufgeregtes Huhn! fuhr iruppel bedächtig fort. „Gehst also zu Fraulein llla und sagt: Hier bin ich. Jetzt kann s los- ehen' Und damit ist die «ache erledigt.
,Wie soll ich das verstehen?
Hast eine lange Leitung, mein Junge, eine -hr" lange Leitung! Hoffentlich geht dir das not- -endige Talqlicht bald auf. Mehr darf ich dir icht sägen. Das ganze ist eine Geheimangelegcn- eit. Davon wissen nur wenige."
,Hch — jch kann aber nicht zu Ulla gehen, wa'cki Sasso Folkening leise.
„Warum denn nicht, du Rindskopp?
„Weil ich — weil — Vater Krischan. da spielen
erklären — ^
„Nun hört aber alles aus! Zum Donnerwetter- nichnochmal!" polterte er los. „Was bist du denn eiqentlich? Ein Mordskerl oder ein Scheißkerl, wie?! Auf der Stelle gehst du zu Ulla und meldest dich, wie ich es dir gesagt habe! Oder der Teufel soll dich holen, du Lausebengel, ^'^orts ^lgtß