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sto langer ungestört zu erhalten und zu nähren, zog sich unser Reisende hinter seinen Vorhang etwas mehr zurück, und beobachtete den Türken mit unverwandten Augen. Da- harmvolle Gesicht desselben, seine Seutzer, die Thränen, die ihm ent­fielen, ließ ihn glauben, daß daö Schick­sal dieses Sclave» vielleicht trauriger, als das von andern seines Gleichen, oder daß er vielleicht in einem Stande geboren wä­re, der es ihm so sehr empfindlich mache. Er ließ ihn rufen, und nachdem er ihn be­schenkt hatte, fragte er ihn, wie er in die Sclavcrei gerathen wäre?

Die Antwort des unglücklichen Tür­ken fieng mit einem ziemlich ruhigen To­ne an; er erzählte, daß er nicht aus ei­nem ganz niedrigen Stande wäre, und daß ihn ein unglücklicher Zufall in die Hände der Christen hätte gerathen lassen, er wollte weiter reden, aber Empfindun­gen der tiefsten Traurigkeit hemmtet» seine Sprache; denn ein Vater in den letzten Zügen, eins verehrte Gattin, vier liebens­würdige Kinder, und ein ansehnliches Ver­mögen dii-ß alles, was er mit seiner Freiheit verloren hatte, stellte sich seiner Seele so lebhaft vor, daß er nun nach den theilnehmcndcn Fragen des Genucsers sein gepreßtes Herz durch eine Erzählung seines großen Verlustes eröffnen konn'e.' Auf einer Reise zu seinem sterbenden Va­ter war er gefangen genommen, uns an einen Kaufmann zu Livorno verhandelt worden.

Gerührt bis zu Thranen, beschenkte ihn der Jüngling noch mehr, und entließ ihn mit den herzlichsten Wünschen der Verbesserung seines traurigen Zustandes. Allein seine edle Seele ließ es nicht dabei bewenden, er dachte irN Stillen über die Erzählung deS Unglücklichen weiter nach, und jemehr er dessen Lage beherzigte, de­sto reger ward in ihm der Vorsatz und Entschluß, mehr für ihn zu thun. Cr er­kundigte sich im Stillen, wie hoch sich

wohl das Lösegeld belaufen würde, er fand, daß er dasselbe bezahlen könnte, wenn er seinem bisher genossenen Vergnü­gen etwas abbräche, und sich etwas mehr einschrankte, er verlor nun keinen Augen­blick, verwendete sich an den Herrn des Sclaven und verschaffte dem Türken für hundert und vierzig Dukaten die Freiheit. Man denke sich dessen, freudiges Erstau­nen, er warf sich vor seinem Erretter nie­der, küßte ihm die Füße, und versicherte mit den heiligsten Betheurnngen, daß sei- ne erste Sorge in seiner Heimath sepn solle, ihm zu Livorno oder Genua sein Löscgeld wieder bezahlen zu lassen. Nein," sagt- der Jüngling,ich habe dir ohne Eigennutz gedient, und bin durch daö selige Vergnügen darüber genug be­lohnt. Raube mir daher nicht diesen schönsten Lohn durch Rückcrsay. Glaubst du aber zu einer thätigcn Dankbarkeit dich schlechterdings verbunden, so bitte ich dich, übe dasselbe in deinem Vaterlande gegen einen oder den andern unglücklichen Christen aus, der drstt in demselben Zu- stände feuszet, aus welchen ich dich erlö­set habe. Bemühe dich, einen aufzusu- chcn, der deiner Aufmerksamkeit am wür­digsten ist, und begegne ihm so, wie du mir selbst begegnen würdest.

Der Türke versprach dieß mit den hei­ligsten Schwüren, und' verließ Livorno un­ter lauter Segenswünschen und Danksa­gungen gegen seinen Wohlihater.

(Fortsetzung folgt) '

Wenn ich etwas Gutes hätte, mein Vesrer! sagte einer zu einem Freunde, der ihn besuchteso würde ich Sie zll Gast bitten," Herr, flüsterte ibw sein Bedienter zu, .Sie haben einen Kalbs-L köpf. -

Auflösung der Eharade in Nro. Iva. T'-e i'e b d e r. '