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gengewicht gibt. Er erzählte von Räuherban- den, die sich in den Wäldern zusammengetha» und theils aus entlaufenen, oder entlassenen Soldaten, die der Friede unnütz gemacht, theils aus verarmten, hnlslosen Menschen bestanden.

Er wußte eine Menge gräßlicher Geschichten von ihnen, Und der Gras, in dessen wunden Herzen diese Klagen antwortende Klänge fan­den, stieg nun auch in die Vergangenheit hin­auf und führte an, was in früher,, Jahren durch den unseligen Bürgerkrieg Trauriges ge­schehen war.

So hat einer meiner Freunde seinen einzi­gen Sohn, den -einzigen Erben eines großen Vermögens cingcbüßt, und das edle Haus stirbt nun aus. Ihr habt ja, ehrwürdiger Herr, den Grafe» Lansky gekcnntV

Lansky? rief Luitgarde, und wcKdc auf­merksam..

Ja, fuhr der Oheim zu ihr fort, der Graf Lansky, mein Jugendfreund, der einst deine Mutter hakte bcrrath^u sollen! Verhältnisse trennten diese Verbindung, Lansky ging auf seine Güter in Schlesien, ich habe ihn seitdem nur wenig mehr gesehen. Er verhcurathe'tc sich dem Wunsche seines Vaters gemäß, und fand den einzige» Trost nner unzufriedene» Ehe, in der Geburt eines schönen, viel verschrec'unden Knaben. Da mälzte sich die Woge des verhee­renden Krieges auch über jene Gegenden. Der wilde Mannsfeld, oo» Wallenstcin verfolgt, zog mit dem Rest seines Raubgesindels, durch Schle­sien sich durchschlagend, bis nach Siebenbürgen zu Bethlcn Gabor. Alle Schrecken und Ver­heerungen, die ein fliehende», von Allem was zu flincm Unterhalt nötbig ist, entblößtes Heer begleiten, trafen die Güter meines Freundes. Die Mannsscldsche» brachen mit Feuer und Schwerin in die Dörfer, das Schloß ging in Flammen auf, die Plünderer drangen hinein. Was die Flamme nicht fraß fiel in ihre Hände oder unter ihren Klinge». Sv ging auch der Sohn meines Freundes verloren. In dem Zimmer, das er bewohnt hatte, fand man den Leichnam einer seiner Wärterinnen, dv halb von den Flamme» verzehrt mar. Was aus den? Kinde geworden war, wußte Niemand. Lange hatte der unglückliche Vater die Hoffnung ge­nährt, das Kind, ein holder Knabe von vier Jahren, könnte wieder gefunden werden, weil seine Leiche nicht entdeckt worden war; aber mehr als zwanzig Jahre vergeblichen Wartens und fruchtloser Nachforschungen haben ihn end­lich überzeugt, daß sein Sohn ei» Raub der Flammen geworden ist, und Lansky steht nun kinderlos auf seinen Herrschaften, die sich seitdem noch nicht von den Verwüstungen erholen konnten. Der Pfarrer brach in neue Klagen und Ver­

wünschungen des Krieges aus. Luitgarde hatte unterdessen still dageseffen, ein tiefer Seuf­zer schwellte ihre Brust. Jetzt erhob sie das dunkle Auge mit wehmüthigem Ausdruck auf ihren Odeim und sagte: hieß der verlorene Knabe nicht Vickorin, lieber Oheim?

Ich glaube, ja, erwiedcrte dieser.

Meine gute seelige Marter hat mir iöftcr erzählt, fuhr sie mit einem kleinen Erröthci fort, daß einmal von einer Verbindung

Ganz recht, siel Gras Martinin ihr ins Wort, du wcnssr zur Braut dieses Vittorin,be­stimmt-. Weil sei» Vater deine Mutter nicht besinen durfte, sollte das sehnlich gewünschte Band ilne Kinder beglücken. Doch du warst kaum geboren, als der Himmel, gleichsam nun jede Möglichkeit einer Vereinigung zwischen unfern Häutern zu zerstören, dir den Bräutigam durch dcU Tod entriß.

Er hak mir den Verlust reich erseht, erwic- derte Luitgarde ecröthend, lndem sie des Oheims Hand an die Lippen zog. Ja, sagte der alte Graf: Mci» Friedrich ist ein edler Jüngling. Ich hoffe nnt Gottes Beistand, er wird dich so glücklich machen, als du . gutes Kind, es ver­dienst.

Amen! rief der Pfarrer und faltete andäch­tig die Hände.

Luitgarde seufzte, in d:m sie des Oheims Hand an ihre Brust drückte. Ach! wenn er;>r schon da wäre!

Unter solchen und ähnlichen Gesprächen ver­gingen die langen Herdstabcnde nicht ohne Ge­nuß; aber wen» auch Luitgarde Vieles, ja das Meiste von dem erzählte, was ihr bczegiiete, s» gab es doch Einiges, was sie ihrem Oheim nicht mittheiltc. Sv war sie an eincm der er­ste» schönen Tage, welche sic auf dem Schlosse ver­lebte, ihrer Gewohnheit nach in den Garten und ans demselben in den nahen Wald spazie­ren gegangen. Ein Hügel, auf dem eine Gruppe von prächtigen Buche» stand, war das ge­wöhnliche Ziel ihrer Wanderungen, von dem aus sie die Gegend und den Fluß, der hier zwi­schen den Bergen hcrvorkam, übersah. An je­nem Tage lockte die Neugierde sic weiter. Sie stieg vom Gipfel herab und dachte leicht unk ohne Hinderniß an den Fluß herab kommen zu können, der hinter dem Hügel herumflvß; aber als sic ein paar hundert Schritte zwischen Ge­büschen hcrabgcstiegcn war, fand sic plötzlich ei­lten jähen Absturz, felstcht und schroff, unte- welchem die Moldau kam tosend zwischen engen steinigten Ufern hinbraußte. Der wildscköne Anblick reitzte sie, sic blieb stehe» und schauir mit wunderbarer Sehnsucht hinab in das wech­selnde Gestrudel der Wogen, die sich bald ko- chM »Verschäumten, bald über höhere Steine