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kn glattem Spiegel hinabflosseu. Ein kleiner Knabe spielte am Ufer mit flachen Stein chm und allerlei Spielzeug, das er auf die Oberfläche de» Wassers warf und sich daran ergötzte wenn die leichten Gegenstände bald auf der Spitze der Wellen erschienen, bald in Tiefen verschwanden. Da rauschte cs im Dickicht des Ufers. Eine hohe Mannsgestalt in dunkelfarbiger Kleidung trat heraus, doch so, daß Luitgarde sein Glicht nicht sehe» konnte, das gegen den Fluß zugekchrt war. Der Mann blieb stehen und schaute ebenfalls in den Strom, dann hakte er langsam sein Wchrgebenke los, zog ein breites Schwerdt rasselnd aus der stählernen Scheide und bückte sich zum Wasser hinab, um Blutflecke, Tue Luitgarde deutlich erkannle, davon abzuwaschcn. Der Anzug des Fremden, der keinem bestimmten Stande anzugchörcn schien, das Rasche, beinah Wilde in seiner Bewegung, sein finsteres Aussehen, das Blut am Schwerte. Alles kam ihr unheimlich vor, und sie gedachte aller der Erzählungen von Räubern und Mördern , mit welchen der Pfarrer sich trug; dennoch konnte sie nicht umhin,, die hohe, stolze Gestalt des Fremden, die sich voriheilhaft in der phantastischen Kleidung ansnahm, selbst das Edle in seinen Bewegungen zu bemerken, und noch stand ue in zweifelhafter Regung zwischen Grämen und Wohlgefallen; als ein jammernder Schrey. des Kindes sic ausschrcckte, das unoor- fichtig seinem Spielzeug tns Wasser nächgestürzt spar- Luitgarde stieß ebenfalls einen Laut der Angst aus. Der Fremde fuhr empor, warf Put, Schtperdk und Mantel ab, sträng in den Fluß, zog den schreienden Knaben heraus, ergriff hastig die weggeworfenen Kleidungsstücke, sah sich noch einmal wild um, und floh, so schnell er konnte, ins Dickicht hinein. Luitgarde stand betäubt, verwirrt durch Alles was sie gesehen. Auch das Kind sah sich verwundert nach seinem Retter um; aber er war verschwunden, und jene erste Vermuthung von etwas Unheimlichen drängte sich ihr lebhafter auf. Doch der Unbekannte hatte ja so menschlich schön an dem fremden Kinde gehandelt, er konnte nicht unedel, er konnte kein Mitglied eines Bundes »o» Verbrechern ft-nu.' Wer cS aber immer ftyn mockste, er wollte nicht gesehen werden, er hatte ein Geheimnis; und das beschloß sie dem edcl- Mükhigc» Retter des Kindes treu zu bewahren.
Sic erwähnte des Zufalls nie im Schlosse, aber fie liebte es, sich i» einsamen Stunden die Scene zuruckzurufen, sich, so viel als. möglich war, aur die wir flüchtig erblickten Züge des Fremden zu best«,«,, und aus Allem was sie gesehen und nicht gesehen hatte, ein Ganzes ;u bilden, das ,ene munderliche Erscheinung erklären sollte. '
(Fortsetzung folgt)
Allerlei.
Was ist die Welt anderst, schreibt der berühmte Kaiser!. Hofprediger Abraham a Sancta Clara, als ein Garten voll Brenncsseln, ein verzuckertes Gift, ein ver- guldeter Misthaufen, ein zerlöcherter Sack, ein Handelsgcwölbe voller Narrenkappen, eine Apotheke voller Tillitalli Latwergen, eine verblümte Schelmerei, eine vergul- dete PfuftPillüle?
Derselbe: Wie manchesmal heißt'» im Ehestande:
Will er sauer, so will ich süß.
Will er Mehl, so will ich GrieS; Schreit er Hu, so schrei ich Ha ,
Ist er dort, so bin ich da.
Will er essen, so will ich fasten.
Will er gehn, so will ich rasten,
Will er recht, so Will ich link.
Sagt er Spatz, so sag ich Fink.
Ißt er Suppen, so eß ich Brocken,
Will er Strümps', so will ich Socken: Sagt er Ja, so sag ich Nein,
Trinkt er Vier, so trink ich Wein,
Will er dieß, so will ich das.
Singt er Alt, so sing ich Baß;
Steht er auf, so sitz ich nieder,
Schlagt er mich, so kratz ich wieder. Will er Hist, so will ich Hott —
Das ist ein Leben, erbarm es Gott!
Ist ein solcher Ehestand nicht mir bittre Mprrchen? Wo die Zwei zusam- mensagen, wie ein Speck und Judenmagen ? wo sie sich zusammenschicken, wie eine Sichel und Mcsserscheid? wo ihr Wille weiter von einander, als Preßburg und Straßburg? wo die Liebe so brünstig ist, daß man sie sicher könnte in ein Bund Stroh einsperren?
Das wirchschaftliche Mädchen. Korinne hatte nichts als Schulden» Bald kann sie Geld aus Zinse leihn! Man sagt, ein Bett von 50 fl.
Tragt ihr 500 Thaler ein.