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Stellen aus der heiligen Schrift, die von den Kindern auswendig gelernt, den R e l i g i o n ö - U n t c r r i ch t sehr er­leichtern, auch ist es so verfaßt, daß cS den Kindern recht wohl in die Hände ge­geben werden kann. Geistlichen und Schullehrern wird cs gewiß eine willkom­mene Gabe sepn. Wer 6 Exemplare nimmt, erhalt das 7 te unentgcldlich.

Anekdoten und Erzählungen.

Der schwarze Fritz.

Es war ei» trüber Hcrbstabend des i6Äsicn Jahres, als Graf Martini» mit seiner Nickte Luitgarde nach langer Abwesenheit dem Schieße seiner Ahnen Muhr. Lange, so lange als mög­lich hatte er sich einst nicht entschließen können, trotz der Schrecken dcS dreißigjährigen Krieges Len licbgcwordcncn Aufenthalt -n rer lassen. Er hatte die Stürme der erste» wilden Auftritte, die Folgen der Prager Schlacht und so manchen andern Unfall muthig ertragen, und glaudrc sich, da die Friedcneunicrkandlungcn bereits angcknüpft waren, im Hafen der Ruhe, als ganz unvcrmuthct Banncr's und Torstcnson'L wilde Haufen in sein Vaterland eindtange». Alles mit Feuer und Schwcrdt verwüsteten und die verheerende Fluch sich auf seine Gegend zu- wäizte- Nun blieb ihm nichts übrig, als mit Frau und Kind zu flichcu und sein Schloß den wüthenden Schaarcn preist zu gebe».

In Prag, wohin er sich mit den Scinigcn nicht ohne Gefahr gerettet hatte, starb seine ge­liebte Gemahlin» an den Folge» des Schreckens, und ein jüngerer Knabe folgte ihr bald im Tode nach. Tiefgebeugt gieng der Graf von Prag, das ihm nichts als traurige Erinnerungen bot, nach Wien, wo ihm viele Freunde lebten. Im Kreise geliebter Anverwandten heilten allmählig seine Wunden, und nachdem der lange» schmc Friede das erschöpfte Vaterland dcnchigt hatte, zog ihn stille Sehnsucht »ach dem verlassenen Ort seiner Geburt, nach den Gräbern seiner Ahnen, und er beschloß, jel;r dahin zu gehen und dort das Hochzeiifcsi seines ältesten nun ein­zigen Sohnes zu feiern.

Graf Friedrich war ein liebenswürdiger jun­ger Mann- Mit einer angenehmen Gestalt und gefälligen Sitten verband er mancherlei Eigen­schaften, die ihn in Gesellschaften beliebt und

seinen Freunden werth machten. Er zeichnete und malle, war glücklich im Ergreifen der Aehnlichkeiten und besaß einen großen Band kleiner Bildnisse von Bekannten, die er selbst ans seinen Reisen verfertigt batte. Er war in Pa­ris, in Madrid, in Italien gewesen und für jene Zeit und für seinen Stand ein kleines Wunder. Seit! Vater sah seiner Ankunft mi Stolz und Freude entgegen. Was den redli­chen Greis aber noch inniger vergnügte, war der Ruf keiner Sitte», den sein Sobn sich überall zu erhalte» un,d unversehrt in's Vaterland mit« zubringen gewußt hatte.

Familienübereinkunft und kindliche Zunei­gung hatten seit langen Jahren Graf Friedrich und Fräulein Luitgarde für einander bestimmt. Der alte Graf liebte in seiner Nichte nicht blos das Ebenbild einer thcucr» Schwester, er lieble auch in ihr das schuldlose Gemüth, den stillen Sinn, den die Stürme jener Zeit früher als die Jahre gereift hatten. So war sie in ihrer Kindheit und früher» Jugend in Prag und Wien neben ihrem Vetter ausgewachsen. Spä­ter hatten seine Srudicu und Reisen ihn lange von ihr getrennt, und sie sah jetzt mit inniger Freude einem Wiedersehen und cüier Verbindung mit dem Iugendgespielen entgegen, die sie, seit ibr Geist sich zu entwickeln angefangen hatte, als die angenehmste Bestimmung ihres Lebens z» betrachten gewohnt war.

An ihrem Oheim hicng sie mit kindlicher Zärtlichkeit, und nahm daher seinen Vorschlag gern an, ihn nach Böhmen zu begleiten und bis zur Ankunft ihres Bräutigams ihm aus der einsamen Bergvestc Gesellschaft zu leiste».

In fröhlichen Au-fichtcn auf eine heitere Zukunft war stc durch die, von einem gesegne­ten Herbste verschönerten, Gefilde des reichen Oesterreichs gefahren. An der böhmischen Gcän- ze änderte flch die Scene. Die dreissizjährige» Leide» eines Religions - und Bürgerkriegs hat­ten dem Lande unverlöschdare Spuren einge­drückt. Dörfer, in denen erst einige ärmliche Hütten »eben zerfallene» Brandstätten empor- zusteigcn anfienge», bleiche Gestalten, aus de­ren Zügen Mangel und Kummer sprach, weit« Strecke» unangebanten Landes, Nahrungslosigkeit und stockender Handel in den Städten, Klagen über Verwilderung des Volkes und Unsicherheit der Straßen beurkundete» überall die traurigen Folgen langwieriger Kriegssiürmc. Luitgardcns fröhlicher Muth sank allm.ihlig, still und in sich gekehrt saß sie neben dem Oheim, in dessen Seele die gegenwärtigen Bilder des Jammers noch schmerzlichere Erinnerungen zu wecken schienen. Das heitere Herbstwetier hatte nebel­grauen Lagen Platz gemacht, der düstere Flor, der über LuitgardenS und jdeS Men Grasen