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siche, von blonden Locken uniringelte Ge- sichtchcn. Ein Nymphcnwuchs, ein schwe­bender Gang und die anmuthigste, gra­ziöseste Haltung und Bewegung drückten Vollkommen die immer heitere Laune und muntere Gemülhsstimmung deS lieblichen Kindes aus.

2) Lina war die Tochter eines Be­amten aus der Residenz Darmstadt. Eine Von jenen regelmäßigen Marmor-Schön­heiten, die beim ersten Anblicke, überra­schen , aber bei jeder wiederholten An­schauung verlieren, und zulccht eben so kalt lasten, als sie selbst sind; genug, ein geist-, seuer- und ausdruckioses Modejour­nal Gesicht, deren Sex» und Thun ganz mit ihrer Hülle überein stimmte; denn sic war ohne Leben, sehr pflegmatischen Tem­peraments, ließ nie einen Funken von Witz oder Verstand b icken, und schien im­mer zu singen:Es ist mir Alles eins, ist mir Alles eins."

Z) Tina war bei Weisenau zu Haus, hatte ein etwas süßschmachtendcs, melan- kolischcS Temperament, schwebte gern in den nebeligen Regionen der Wolken und Sterne, wirr von lauter Hoffnung und Sehnsucht zusammengesetzt.DerliebterEom- plexion, las gern, was sie nicht veruand, gab sich Tagelang den seligsten Schwär­mereien und Träumereien hin, hatte eine ganz besondere Liebhaberei >ür Gedichte, machte wohl selbst zuweilen ein Derschen, konnte aber dennoch dabei häufig sehr ge­mein prosaisch werSen, und hatte ein et­was finster ernstes AeußcreS.

Diese Mondscheins-Prinzessin» hielt nun den beiden andern Mädchen häufig Vorlesungen über unglückliche Liebe, von der sie schon öfters hcimgesucht worden war, theiite ihnen mancherlei lehrreiche Erfahrungen, die sie gemacht hatte, mit, warnte sie täglich vor dem gottlosen Män- ncrgeschlcchte, das ohne Treue und Glau­ben scp, und erzählte ihnen'aus den täg­lichen Promenaden, die sie im Park hin­

ter dem Cursale, auf den Geißberg und nach den romantische» Ruinen der Son- ncnburg machten, so manche rührende Ge­schichte von treulos verlassenen Mädchen, daß Lincheu, die sonst über Alles gelacht hatte, endlich doch ein Thränchen in'» Auge trat, und Sinchcn unaufhörlich gähnte und seufzete. Am Abend eines äußerst schwülen Augusitagcs waren alle drei quf den bekannten langgcöhrtcn Ba- depserden wieder nach der Sonnenburg geritten, oder vielmehr von den mit Prü­geln hinterdrein laufenden Jungen getrie­ben worden, stiegen, im Dorfe angekom­men, ab, und ließen sich durch ei» roth- wangiges Milchmädchen einen Topf mit Dickmilch, nebst Lahne, Brod und Zucker aus die Burg tragen, indem sie ihr alle drei, lechzend und magnetisch angezogen, aber ziemlich mechanisch folgten. Oben angekommen, lieben sie sich unter dem Schatte» einer Ruine im dürren Grase nieder, uns nahmen das ländliche Mahl ein. während welchem Tina ihnen die ro­mantischen Sagen über Entstehung und Vernichtung der Sonnenburg mittheilte. Die drei Badeschwcstern waren sämmtlich in die romantische Zeit der grauen Vor- und Niltcrweil Versetzt, und ihre Gcmü- thcr dadurch recht zur Sentimentalität ge­summt. Tina endigte die Erzählung mit Vergleichungen über die damaligen und jetzigen Zeiten, sie meinte solche Männer und solche Treue, wie zu jener mystischen romanlischgrauen Geistcrzeit, ivären schon lange in den Erdboden verschwunden, und blüthe so selten, wie die Aloe; nur ein Fouguv wüßte sie zu schätzen, und da et nur den einen gäbe, der aber schon ver- heurathet sey, so habe sie sich fest und. steif vorgenommen: ledig zu bleiben; denn kein Mann verdiene ihr gefühlvolles, wachs­weiches Herz. Wenn ihr mir glaubt, thcure Freundinnen, und nicht unglücklich werden wollt, so faßt Ihr einen gleichen unabänderlichen Vorsatz; denn der meinige