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feinen Freund nicht zu bemühen, stieg also selbst aus einen Stuhl, um es herunter zu langen; da dieß aber nur ein von Holz künstlich nachgemachtes Buch war, so ließ er es, der Schwere wegen hcrab^ fallen, und unglücklicher Weise mußte die-' ses ein porzellanenes Schreibzeug, das unten aus dem Tische »stand, nTit'herunter werfen, so daß ein Strozp Don Dinte aus dem schön- gebeitzten Boden tnnherfloß. Ganz bestürzt hierüber, sp»ang er jetzt vom Stuh.Ie, und wischte die Dinte mit (einem seidenen Schnupftuchs aus; wäh­rend dieser Arbeit wurde zum Tische ge- 'rufe.v, eilig steckte er also in der Zerstreuung sein Schnup.tuH in die Tasche, und folgte der Gesellschaft; er kam gerade zwischen der Frau und einer Tochter seines Freun­des F zu sitzen, und um recht höflich zu sepn, bot er den ihm gegebenen Teller mit Suppe, dem zu seiner Linken sitzen­den Fiäulein an; diese aus Höflichkeit Verweigerte ihn anzunehmc.u; er kompli- mentirte" also so lange, bis er ihr den Teller mit der heißen Suppe üb'er den DchooS schüttete. Durch diesen neuen Unfall noch mehr als vorher in Verwir­rung gesetzt, wagte er niemand von der Gesellschaft anzusehcn, ja vergaß sogar, das Fraulein um Verzeihung zu bitten, und behielt, auS Furcht, es möchte ihm »och einmal so gehen, den ihm zum zwei- tenmale gereichten Teller mit Suppe für sich, und sieug sogleich an zu essen; allein der erste Löffel Voll Suppe, den er in den Mund nahm, war so siedend heiß, daß er ihn unmöglich hinunter schlucken konnte; .aussvepen wollte er ihn aber auch nicht, er zog also in der Angst seines Herzens, das von der vorher ausgewischten Dinte gefärbte Schnupftuch heraus, um sich den Angstschweiß abzuwischcn. Da er sich nun auf diese Art ganz schwarz machte, so fing dir ganze Gesellschaft an zu la­chen, jetzt erst bekam er seine Sinne wie­der, und merkte warum; er steckte also

eilig sein Schnupftuch wieder ein, and hielt beide Hände vor das Gesicht, tonnt« aber dem anhaltenden Gelächter zuletzt das Lachen selbst nicht Haltei °da er die noch immer heiße Suppe nicht hinunter schlucken, konnte, so suchte sich 'diese ^nen andern Ausweg, und sprudelte aus seiner Nase; und zwischen den Zäh­nen gleich einem. Springbronnen über Hen Tisch hin. Außer sich vo,r Verzweif. lung, sprang er auf, u.m davon zu eilen, seine Sporen verwickelten sich aber in den mousselinenen Kleidern seiner Nach- ' barinn, so daß er beim Hinwcgeilen die eine umwarf, und der andern e>n Stück aus ihrem Kleide riß. Wie er zur Stu- benihüre hinaus wollte, mußte er zur Vollendung seines Unglücks noch einen dort flehenden Kaffectisch, auf dem schon Taffe» nebst Services war, umwerfen. Das klirrende Geräusch dieser hinter i>hm hersallenden Tassen, brachte ihn derma­ßen außer aller Fassung, daß er Pferd, Hut, Stock, alles zurücklieHj nach Hause eilte, und heilig gelobte, niemals wieder in Gesellschaft zu gehen, welches er denn auch hielt.

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In Ober-Babie (Polen) lebt dex Arzt Gallon riz Jahre alt. Noch immer mit Glück hülst seine Kunst Kranken und Lei- dcnden; und sonntäglich geht er, mit sei­ner 105 Jahr alten Frau,'eine-Meile weit nach Gostpmn in die Kirche. Beide leben bereits zzJahr mit einander in der Ehe.

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Ein Bauer begegnete'einem qndern, als er eben vom Jahrmärkte aus der Stadt kam.Sieh da, Bruder, rief er aus, Hab' mir 'n Hut für fünf Gulden gekauft, kannst rathen, wie Diel r» kostet?"