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Altenstaig Stabt, Gerichts-Be­zirks Nagold. Um eine genaue Uebersicht über den Passiv-Stand des Vermögens, des erst kürzlich verstorbenen Georg Ja­kob Hummel, gewesenen Bürgers und Bäckers von hier, zu erhalten, werden alle diejenige, welche aus irgend einem Rechts- Grunde eine Forderung an denselben zu machen haben, anmit aufgefordert, solche innerhalb 30 Tagen der Unterzeichneten Stelle um so gewißer anzuzeigen, als sie sich im Untcrlaffungs - Falle selbst zu­zuschreiben haben, wenn sie bei der dem nächst zu fertigenden Schulden - Verwei­sung des Hummel unberücksichtigt bleiben.

Altenstaig, den 1. Juli 1323.

K. Amts-Notariat« Stroh.

Ebershardt, Oberamts Nagold. Um den Schulden - Zustand des Andreas Wurster, Burgers und Bauren von hier, genau zu erfahren, werden alle diejenige, welche aus irgend einem Rechts-Grunde, eine Forderung an denselben zu machen haben, anmit aufgcfordert, solche inner­halb zo Tagen der Unterzeichneten Stelle, um so gewißer anzuzcigen, als sie cs sich im Unterlassungs - Falle selbst zuzuschrei­ben haben, wenn sie bei der dem nächst zu fertigenden Schulden - Verweisung des Wurster, unberücksichtigt bleiben.

Den t. Juli igsö-

Schultheißenamt.

Johannes Keck«

Außeramtliche Gegenstände.

Altenstaig. Bei mir liegen 200 fl. aus einer Pflegschaft, gegen dreifache gerichtliche Versicherung, zum Ausleihen parat.

Carl Wurster.

Anekdoten und Erzählungen^

Aus dem Leben des Kalifen Harun al Raschid.

Schreckliche Folgen verliebter Verblendung.

(Fortsetzung.)

Harun gericth bei dieser Bitte seiner Schwester in eine sichtbare Verlegenheit,' und in seinem Innern begann ein hefti­ger Kampf. Niemand liebte die schöne Abbassa heftiger, als er selbst; nie­mand aber fühlte das Sträfliche seiner Leidenschaft mehr, als er. Nie war ein Wort davon über seine Zunge gekommen. Im bloßen Anschauen ihrer Reitze, in ih­rem Umgänge, fand er seine Welt, und nur selten stieg der Gedanke in ihm auf, daß er einst aus sie verzichten mäße. Jetzt schwand der Nebel Vor seinen Augen; die strafwürdige Leidenschaft trat klar heraus aus dem Dunkel, worinn er sie absichtlich erhalten hatte. Nur eine so geliebte Schwester hatte dem allmächtigen Herr­scher Asiens ihren Wunsch mittheilen kön­nen, und hoffen dürfen, von ihm densel­ben erfüllt zu sehen. Verweigern hieß eine Grausamkeit begehen; gewähren hieß auf einen Schatz vom höchsten Werthe Verzicht leisten. Der Kalife wußte lange nicht, was er thun sollte; endlich siel er auf ein grausames Mittel. Er berief ei­nes Tages den Giaffar zu sich, und führte ihn in Abbassa's Zimmer.

Die Prinzessin erschrack, als sie von einem so unvermutheten Besuche über­rascht wurde. Sie zog geschwind de» Schleier vor, die glühende Röthe zu ver­bergen, die ihre Wange belebte, und sank, ihrer kaum mächtig, in's Sopha zurück.

Schwester, rief der Kalife, Giaffer ist dein Gemahl!" Aber Thränen erstick­ten seine Stimme, füllten seine Augen, und seine Hand bebte. Es war nicht der Ton eines zärtlichen Bruders, der Schwe­ster und Freund glücklich machen will;