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Bagagen beauftragt. Dabei besaß er den Stolz, der jedem Ignoranten und Klei­nigkeits-Kramer eigen ist ; dieser Formalist war ein trefflicher Held der Voß'schen be­kannten sublimen Kriegskunst, einer von denen Menschen, die in allem so außer­ordentlich vorsichtig zu Werke gehen, daß ihnen jede sich darbietende Gelegenheit zur Ausführung und Beförderung irgend eines Planes oder Unternehmung, immer entschlüpft, und vor lauter Bedachtsam- keit am Ende weit eher wie jedes andere Menschen-Kind aus die Nase fallen; die lächerlichsten Vorurtheile waren bei ihm fest eingewurzelt seine äußerliche Geschmack­losigkeit und komisch-steife Unbeholfenheit, sein pedantisches Wesen und Gang hielt gleichen Schritt mit seiner traurigen Ver­krüppelung des Geistes, und man nannte ihn bei dem ganzen Corps nur io Saussi- eon, als Bedeutung auf eine Chlinder- Gestalt. In diesem Subjekt glaubte nun Napoleon, der seinen Befehl keineswegs vergessen, aber das verlangte Individuum noch nicht wieder zu Gesicht bekommen hatte, einen Schatz zu besitzen, und gab nach einiger Zeit dem Obersten seines Garde-Husaren-Negiments (der sich nicht genug hatte wundern können, wie ihm Napoleon ein solches Subjekt und gar mit einer so dringenden Empfehlung ganz ge­gen seinen Brauch, da er gewöhnlich uur ausgezeichnete Feuergeister zu seinen Gar­den zog, hatte zuschicken können), den Be­fehl, diesen Offizier mit einem sehr schwie­rigen und viel Feinheit und Gewandtheit erfordernden Geschäft zu beauftragen, ließ den noch mehr erstaunten Oberst dabei noch bemerken, daß er das Glück dieses Offiziers für immer zu begründen, und ihn mit einem der liebenswürdigsten und reichsten Mädchen von Frankreichs Haupt­stadt zu vermählen wünsche. An unbe­dingten Gehorsam gewöhnt, gehorchte der Oberst in Allem und handelte der erhal­tenen Instruktion gemäß. Der gute Ritt­

meister, auf einmal in eine ihm ganz fremden Sphäre geworfen, und mit Din­gen beauftragt, die weit über seinen Ho­rizont gingen, machte natürlich einen Bock über den andern, und als er gar Berichte ausarbeiten sollte, antwortete er nach vie­len vergeblichen Versuchen etwas Gescheu­tes und Zusammenhängendes herauszu- bringcn, seinem Commandantcn: er sei) Soldat, und ein guter Soldat dürfe gar nicht verstehen, mit der Feder umzugehen, und brauche nur das Erercitium und Dienstrcglement gut auswendig zu wissen. (Man sieht, wie wenig der gute Mann mit den Erfordernissen seines Standes be­kannt war, da er nicht einmal wußte, daß die größten Helden zu jeder Zeit, wie Ca­sar, Friedrich der Große und sein eigener Kaiser Napoleon rc., bewiesen haben, alle Schriftsteller waren, eine natürliche Folge ihrer Geistesgröße.) Aber auch in dein Hause der Fräulein L. wurde Herr v. B. eingeführt, nachdem man dem Vater der­selben mit des Kaisers Absichten bekannt gemacht hatte. Allein hier erging cs ihm nicht besser, als in seiner diplomatischen Carricrc, und das liebenswürdige Frau­lein hatte den guten Mann ganz gewal­tig zum Besten, und der Papa erklärte ihm rund heraus, daß so ein Mensch nie ihr Gatte werden könne.

(Beschluß felgt.)

Ter Mensch ist eine schwingende Seite, das Leben der Ton erst zwei Töne ge­ben einen Akkord.

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Gesucht werden von jemanden 50,000 Thaler, gleich viel, wo sie Herkommen. Wer sie dem Suchenden verschafft, kann sogleich die Hälfte für sich behalten.

Auflösung des Rathsels in Nro. 46. R ä t h s e l.