Temperaments und überhaupt in ihrem ganzen Sepn und Wesen, daß Weiß un,L Schwarz sich weit ähnlicher waren, als diese beiden Individuen. Beide waren Deutsche von Geburt und fast in einem Alter. Der eine von bürgerlicher Herkunft war voll Feuer, Geist und Leben, von sehr interessantem Aeußern, wohl gewachsen, voll Talent und Kenntnisse, ein Todfeind aller Vorurtheile, sehr galant, ein trefflicher Reiter, eben so guter Tänzer, als Schütze und Fechtmeister, der Liebling der Damen und seines Königs, der von ihm nur zu sagen pflegte: „das ist mein Casar, wo er hinkommt, heißt es immer vent, viäi, viel! (Ich kam, sah und siegte!) Es ist ein wahrer Hexenmeister, ich mag ihm einen Auftrag geben, von welcher Art ich nur will, so hat er ihn immer zu meiner vollkommensten Zufriedenheit ausgerichtet, und ist eher damit fertig, als ich einem andern die Sache nur begreiflich gemacht habe. In allen Dingen besitzt er eine Gewandtheit und Geschwindigkeit, die mir unbegreiflich, ja unglaublich wäre, wenn ich mich nicht selbst schon hundertmal davon überzeugt hatte; er wird und muß noch Marschall des französischen Reichs werden, ich kenne keinen Offizier in der ganzen Armee, der ihm gleich käme, dabei ist er kaum 19 Jahr alt. Gebe ich ihm einen Plan oder sonstige Aufgabe, so bringt er sie mir in einer Stunde vollkommen ausgearbeitet zurück, während andere ö Tage daran kauen und dann erst ein ungenießbares kauderwelsches Zeug bringen, dabei hat er den Muth eines Löwen, kleidet sich und reitet wie ein Gott."
Diese beiden letzten Eigenschaften mochten wohl die sepn, die dem lebenslustigen und prachtliebenden König am meisten an seinem Liebling gefielen, da er selbst der beste Reiter in der ganzen französischen Armee war, und sich bald türkisch, bald spanisch , bald a Is Henri IV. umkleidete.
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und auf einen schönen Anzug außersrden'L'- liche Dinge hielt! Auch Napoleon hatte den jungen Offizier bei einer Ne- vüe bemerkt, der ihm sogleich aufgefallen war, sich bei seinem Schwager nach ihm erkundigt, der alle die angeführten Eigenschaften sehr heraus strich und unter andern: sagte, er habe keinen andern Fehler als den, ein Deutscher zu sepn. Napoleon verließ ihn mit den Worten: „ii is
faire pssser ll-ins ßärcle imperiale, ori llsns
won etatinajor, solche Leute kann ich brauchen." Aber Mürat hütete sich wohl ihn abzugeben, und benutzte diese Gelegenheit um ein anderes, ihm unausstehliches Subjekt loszuwerden, und glaubte, der Kaiser würde schon zufrieden sepn, wenn er nur seinen Willen befolgt sähe, und den Namen, das Aussehen, die Qualitäten jenes Offiziers längst vergessen haben/ oder höchstens darnach fragen, ob von Mürat's Garde ein Rittmeister zu der seinigen versetzt sco. — Der abgegebene Offizier, der durch besondere Umstande und Familien- Protektion in Mürat's Garde gekommen und ein deutscher Baron war, wußte sich dieß neue Glück und diesen Vorzug gar nicht zusammen zu reimen; er war dabei wie gesagt, von allem das Gegentheil des von Napoleon verlangten. Ein steifer, unwissender Kleinigkeits-Krämer und sogenannter Kamaschen-Held, ein unerträglicher Pedant in jeder Hinsicht, der im Stande war, über den nicht ganz gerade sitzenden Kamaschen-Knopf eines Soldaten einen z Stunden langen Sermon mit gehörigen Schimpf-Wörtern reichlich gespickt zu halten, dabei von einer solchen Unbeholfcnheit, Langsamkeit und Trägheit, daß er fast eine Viertelstunde brauchte, um ein Pferd zu besteigen, und fast eben so viel um wieder abzusitzcn, ritt jedem Steinchen aus dem Wege, und that keinen Schritt, den er nicht eine Stunde lang reiflich überlegt hätte, auch wurde er vorzugsweise immer mit dem Anordnen der