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seitigt. Es war der Abend vor ihrem Hochzcittage. Der Mann that Alles, uin die Geliebte zu schützen, und ging dicht Vor ihr her, um sie gegen die heranstür- mendcn Massen zu sichern. Lange wider- siand er durch Besonnenheit uns Muth. Aber mit jedem Augenblick wachst mit dem Tumult, dem Geschrei, dem allgemeinen Schrecken die Gefahr. Ich erliege, ruft die Geliebte; meine Kräfte verlassen mich. Ich kann nicht weiter. Ein Mittel, erwiedert er, ist übrig. Schwinge dich aus meine Schultern. — Schon fühlt er die theure Last auf seinem Rücken. Er verdoppelt seine Anstrengung. Die Arme über die Brust geschlagen, widersteht er dem heftigsten Andrange. Immer dagegen ankämpfend erreicht er endlich eine Bank an dem äußersten Rande des Platzes. Hier sezt er die Theure nieder. Athemlos, fast erliegend, aber im Hochgefühl der Freude über Bepder Rettung, wendet er sich um. — Ach! es war nicht die Geliebte. Eine Behendere hatte den Rath gehört, sich um seinen Hals geschwungen und — die Freundinn war auf immer verloren.
Ein Bäcker in Hamburg hat sich, freilich ohne seinen Willen, sehr verdient um seine Vaterstadt gemacht. Er ist nämlich — sagt man — scheintodt begraben worden und im Grabe erst gestorben. Seitdem haben die Vorsteher mehrerer dortigen Kirchen sogleich Todtenkammern zur einstweiligen Beisetzung der Leichen errichten lassen.
In einem Anzeigeblatte steht unter Len Ankündigungen: Sängerinnen, die vom Blatt singen, nie heißer werden, und keine zwei Thaler wie die Catalani nehmen, sind zu hören im Thiergarten auf — jedem Baume. (Ich fürchte, die Sän
gerinnen werden in Verlegenheit gerathen, wenn sie sich über ihr Geschlecht auswei- sen sollen.)
Charade.
Es stehen vier Priester, an Alter Verschieden
Im hcrrl'chen Tempel der weiten Natur.
Sie beten an GotlcS Altären, den Bergen hicnieden.
Und zeigen uns heil'ge, göttliche Spur.
Der Erste, im Chorhemdt, voll Anstand und Würde,
Verwahret die Opfer der Hoffnung mit Fleiß;
Obgleich er dem Alter oft fühlbare Bürde,
So trocknet er doch auch dem Manne den Schweiß.
Der Zweite, er zeiget, wie der Erste gewirkt
Im Stillen und schmückt den Tempel schön aus
Mit Hoffnung, daß Alles, was lebet, sich freuet.
Au gehen in dieses göttliche Haus.
Und der Dritte, voll Eifer und feuriger Pracht,
Hebt höher in dem Tempel den Leuchter.
Er leget i» jenen noch Entzücken und Pracht,
Er macht auch den Bedrängten oft leichten
Der Vierte, er sammelt die Gaben der Liebe
Von Gottes Altar und theilet sie aus;
Er trocknet oft Thränen, er schaffet oft Friede, -
Wenn Sorgen und Mangel einkehren in'S Haus.
Die Viere, sie nennen sich liebende Brüder; —
Wir wissen: Sie machen Eines nur aus!
Wir sehen sie gehen; — sie kommen auch wieder!
Sie füllen mit güt'gem Seegen das HauSi