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Belehrende Aufsätze.

Um das Ueberspringen der Eggen beim Umwenden der Pferde zu verhüten, befestigt man zwischen die beiden Pserde an den Kummeten eine Stange von unge­fähr 4 Fuß Länge. Dadurch wird das Handpferd, weiches sich gewöhnlich an das Sattelpferd bepm Umdrehen heran­drangt, verhindert, dieß zu thun, und in­dem es dadurch einen größeren Bogen umgehen muß, beschreibt die Egge diesen mit, und so werden, was sonst auch nicht geschieht, die Ränder besser durchgeeggt. Ein Auseinandcrspringen der Eggen ist bet) dieser Methode nie bemerkt worden; ohne diese Vorrichtung aber kommt dieß sehr oft vor, und man versäumt eine Menge Zeit und verderbt die Eggen.

Wie man den Saatlein leicht reinigt.

Man spanne ein Stück grobe, unge­bleichte Leinwand in einen Nahmen, gebe diesem eine schräge Stellung, und lasse darüber den Lein einigemal abtaufen. Fast alle Arten fremdartigen GesämeS werden darauf hängen bleiben, während der Lein darüber hinwegglcitet. Beson­ders wird der Saame der Knötericharten (rotvßoimm), namentlich deS Rottichs, RuttichS oder der wilden Weide auf diese Art sehr bequem vom Lein geschieden. Dersuchts! Eure Frauen und Töchter werdend Euch danken.

Bestes ReinigungS-Mittel der Vieh­ställe bei ansteckenden Krankheiten.

Man löset i Pfund salzsauren Kalk (llblorure ll'oxicks cke talcium) in 7O KaN- nen (zu 50 Kubikzoll) Wasser aus, rei­nigt erst den Stall gehörig, wäscht dann mit einem in die Auflösung getauchten Schwamm alle Wände, Bretter, Raufen,

Krippen und zulczt den Fußboden tüchtig ab, und läßt, nachdem der Stall etwas abgetrocknet ist, das Vieh wieder hinein. Jene Auflösung, welche alle Miasmen zer­stört, kann von Jedermann sogleich bereitet werden, und ist sehr wohlseil, da 1 Pfund salzsaurer Kalk nur auf 4g kr. bis i fl. zu stehen kommt. Sie ifr ein Präserva­tiv bep den verheerenden Epizootien.

M i s c e l l e n.

Im Jahr 1770 bei dem Einzuge Ma­rien Antoinettens als Dauphine, geriethcn die großen Gerüste, welche zum Abbren­nen des Feuerwerks bestimmt waren, in Brand, und die schlechten Anordnungen, das unsinnige Gedräng der Wagen und Pferde, und die Raubsucht des Pöbels, kosteten mehr als tausend Menschen in eben der Stunde Leben oder Gesundheit, wo die junge Fürstin, eben angekommen, um von dem Freudetaumel eines zahllosen Volks empfangen zu werden, genöthigt war, der Gefahr und dem Jammergeschrei der Verwundeten und Sterbenden zu ent­fliehen. War es doch, diese schauderhaf­ten Ereignisse, die die Vermählungsfeier­lichkeiten der unglücklichsten aller Königin­nen gestört hatten, sollten, gleich bösen Vorbedeutungen, dieselben Raume zum Schauplatz des Schreckens und Jammers machen,, wo 2z Jahre später sie selbst bas Schrecklichste erfahren sollte.

Eine der rührendsten und schrecklichsten Scenen jenes großen Trauerspiels war unstreitig das Schicksal eines liebenden Paares. Mitten in der bewegten, gegen einander andrängenden, oder von den Hu­fen der Pferde schon niedergetretcnen Menge, befand sich auch ein junger Mann mit seiner Verlobten, die von ausnehmen­der Schönheit war. Jahrelang hatten sie sich geliebt. Lange hatten ihre Glücks­umstände der Verbindung Hindernisse in den Weg gelegt. Endlich waren diese be-