wie sie sagte, die Fügungen und Be­schlüsse des Schicksals enthielt. Dreimal trat ich an sie heran um eine gleiche Gunst zu erlangen, und dreimal zog sie das Horn zurück, und das Orakel verstummte Lei meinem Annahern. Dieß setzte mich in Erstaunen, uns diente nur dazu meine Neugier noch weit mehr zu reizen; ich bat, weinte und drang so lange in die Zigeunerin, bis sie sich endlich, jedoch mit sichtbarem Widerwillen, bewegen ließ, mei­ne Wünsche zu erfüllen. Sie wollen es durchaus", sagte sie,wohlan, unglück­liches Maschen, so wissen Sie, daß Sie die Gattin eines Räubers werden, der Ihren Vater tödtcn wird, und daß Sie in dem Gefängnisse schmachten werden." In einem Alter von dreizehn Jahren-ma­chen solche Dinge wenig Eindruck auf uns, ich lachte darüber mit meinen Gespielinnen, wir nannten das Weib eine alte Hexe, und vergaßen bald die ganze Geschichte, um uns mit andern Spielen die Zeit zu vertreiben. Als ich aber am Abend' allein in meiner Zelle war, kam mir die furchtbare Prophezcihung wieder in's Ge- dachtniß, ich konnte nicht schlafen, und brach­te eine sehr unruhige Nacht zu, seit die­ser Zeit konnte ich das Bild dieser Shbille nicht mehr aus meiner Einbildungskraft verbannen. Ich verließ daß Kloster, und mein Vater übergab mich einer alten Gouvernantin, mit der ich auf seinem Landhaus, fünf Miglien von Rom, ein­sam lebte. Eines Nachts brauste ein hef­tiger Sturmwind, ich konnte nicht schla­fen, und glaubte ein verworrenes Gemur­mel Von mehreren Stimmen dicht unter meinem Fenster, welches in den Garten ging, zu hören: ich weckte meine Gou­vernantin, die nie ohne ihre Waffen schlief welche in einem sehr großen und scharfen Küchenmesser bestanden. Bald darauf hörte ich wie man leise den Fensterladen öffnete; eine Hand schnitt mit einem Dia­mant^ die Fensterscheibe durch, und wollte

eben das Spagnoletto zurückschieben als ich, mit dem großen Messer bewaffnet, diese Hand zu meinen Füßen falle,> machte. Jezt hörten wir tiefe Seufzer und die Aus­drücke des Achmerzes, dann wurde cs >ulle, und wir vernahmen weiter nichts mehr. Sobald der Lag anbrach, fuhr ich nach Rom, wo ich meinem Vater das Vorgc- fallene erzählte, der meinen Muth bewun­derte, und mir nunmehr erlaubte meine Einsamkeit zu verlassen.

Auch dachte er jetzt daran mich zu Verhsirathcn, und glaubte nicht mit Un­recht, daß dieses seltsame Abentheuer die Aufmerksamkeit der Männer erregen mä­ße. Bald sah ich mich von Bewerbern umringt. Unter ihnen zeichnete sich ein junger Mann von einigen dreißig Jahren ganz besonders uns. Er hatte eine höchst interessante und ausgezeichnete Physiog­nomie, etwas ganz besonders Anziehendes in seinen Blicken, einen sehr schönen schlan­ken Wuchs, einen außerordentlich gefälli­gen Anstand und die feinsten Manieren. Den linken Arm trug er in einer Binde, weil, wie man sich erzählte, er eine leichte Wunde bei einem galanten Abentheuer mir einer Frau, wo der Mann dazu ge­kommen seh, und er sich vertheidigte, er­halten habe. Viele Personen schienen ihn zu meiden, ohne selbst recht zu wissen warum, er hatte in seinem ganzen Wesen etwas, was gewöhnliche Menschen cho- quirte, die vielleicht in seiner Nähe ihre eigene Unbedeutenheit erst recht fühlten, was mich aber gerade um so mehr anzog, und unauslöschlichen Eindruck auf mich machte. Er gab sich für den Sohn eines Rechts-Gelehrten von Turin aus. Er begehrte mich zur Ehe, und mein Vater, der ihn auch liebgewonnen hatte, willigte mit seinem gewöhnlichen Leichtsinn, in sein Begehren, und erfüllte um so eher die heißen Wünsche seines einzigen Kin­des, da er auf Vermögen nicht sah, weil er selbst mehr bemittelt war. Die Trau-