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sehr wenige Privat-Hauser hatten sie. Früher waren die Rahmen der Fenster mit weiß-gesottenem Horn, mit dünn geschabtem Leder, oder mit geöltem Papier ausgefüllt.
Da sie aber den Regen nicht abhielten, und die Papier-Fenster kaum Ein Jahr dauerten, so führte man die Glas- Fenster ein.
Die ältesten Fenster mit eingebrannter Malerey sind in Frankreich aus dem »2ten Jahrhundert. Aelter ist diese Kunst in Deutschland und in den Niederlanden.
Gepflasterte Gassen hatten zwar manche Städte vor dem Anfänge der christlichen Zeit-Rechnung gehabt, aber diejenigen Städte, welche sich in unfern jetzigen Zeiten in Europa auszeichnen, haben alle, Rom ausgenommen, erst im iLten und izten Jahrhundert Pflaster bekommen.
Durch Isidor wissen wir, dass von den Städten der alten Zeit Carthago die erste war.
Ob Jerusalem gepflastert gewesen, ist ungewiß, denn im Buch der Könige 7, 12. ist die Rede nur vom Vorhofe des Tempels.
Daß Rom zur Zeit seiner Könige noch keine gepflasterte Gaffen hatte, wissen wir gewiß.
Paris ist im i2tcn Jahrhundert noch nicht gepflastert gewesen.
Den Befehl, es zu thun, erhielt die Stadt-Obrigkeit im Jahr 1154.
Wegen des vielen Koths hieß diese Stadt damalcn Lutetia. Von jener Zeit an wurde sie Paris genannt
Viele der vornehmsten Straßen in London wurden erst im igten und i6ten Jahrhundert gepflastert.
In Augsburg fieng das Pflastern der Straßen im Jahr 1415 an.
Berlin hatte in der ersten Hälfte des i7ten Jahrhundert noch viele ungepfla- sterte Straßen. Der neue Markt wurde erst im Jahr 1679 gepflastert, und die
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KönigS-Straße auf beiden Seiten an bei» Häusern im Jahr 16^4.
In den alten Zeiten hatte man keine Abtritte in den Häusern.
Die Bewohner derselben hatten die Freiheit, allen Unrath auf die Straße zu werfen, doch war dieser Freiheit die Verbindlichkeit angehängt, dass er vorher drehmal rufen mußte: Kopf weg!
Die Köpfe gehorchten auch keinem Gesetze williger, als diesem, denn sie machten sich schon beim ersten Aufruf auf dis Seite.
Erst im Jahr 151z ergieng in Pari» die Verordnung, daß jedes HauS einen Abtritt haben soll.
Im izten Jahrhundert wußte man noch nichts von Schornsteinen. In der Mitte des Hauses hatte man eine Vertiefung, in welcher das Feuer angemachk wurde. Oben hatte das Dach eine Oeff- nung, welche man durch eine hölzerne Klappe verschließen konnte, wenn da» Feuer, abgebrannt war, oder wenn man zu Bette gehen wollte. Die Stunde war genau bestimmt, in der alles Feuer ausgelöscht werden, und Jeder zu Bette gehen mußte.
K l a g - L i e d.
Es sind jetzt böse Zeiten,
Die Nahrung find't sich schwer; O alte, beßre Tage!
Ihr hört jetzt unsre Klage:
„ES thuts halt nimmer mehr!"
Man darf ja nur die Menschen Betrachten hin und her.
Fast jeder will verzagen Vor lauter Last und Plagen —' „Es thuts halt nimmer mehr!"
Ein Mancher hat viel Schulden, Das Zahlen fällt, ihm schwer;