Mäßigkeit zu '.imzäunen bestimmt waren: und ob ihm gleich, nach den erschöpfenden Anstrengungen des Tages, der Schlaf zuletzt mit unwiderstekli- chcr Gewalt die ermüdete» Äugenliedcr zudrückte, fand doch der ausgehende Morgen ihn schon wie­der in Auswahl und Zurechtstcllung der Blu­mengewächse beschäftigt, mit deren Verpflanzung er sein heutiges Tagwerk zu beginnen gedachte.

Kaum den eignen Augen glaubte der Amt­mann trauen zu dürfen, als er in de» Frühstun­den , um die hier getroffenen Anstalten zu mu­stern, die Lindenallee herabkam, und die Arbeit, wie durch Zauberwerk, so über alle Erwartung weit schon vorgerückt sah. Schmunzelnd vor Ver­gnügen stand 'er da, und weidete schon im Vor­aus sich an dem Augenblick, da seine Karoline für die vierzchniägige strenge Untersagung des Gartenbesuchs aus so überraschende Weise sich ent­schädigt und für de» geleisteten Gehorsam belohnt finden werde; denn nicht allein die Schnelligkeit, mit welcher sein Wunsch der Erfüllung entge­gen reiste, behagte ihm ungemein; auch über die Anordnungen selbst, die, von klugberechnendcr Einsicht und feinem Geschmack entworfen, ein Meisterstück an das Licht zu bringen versprachen, gab er laut und freudig seinen Beifall zu erken­nen.

Drei Tage verstrichen allmählich, ohne daß Drosstg seit der letzkcrn stürmischen Heimkehr nach seiner Burg wieder nach der Plankenwand heruntergekommen, oder auch nur von fern auf den Festungswällen sichtbar geworden wäre. So erwünscht dieses Auffenbleibcn des Alten dem ge­schäftige» Gärtner auch Anfangs gewesen war, fing er doch endlich an darüber in einige Unru­he zu gerathen, da er sich den Grund eines so selt­samen Benehmens durchaus auf keine befriedigen­de Weise zu erklären vermochte. Als er daher am dritten Abend seine Arbeit im Freien been­digt hatte, schlug er, statt ins Gewächshaus zur Schnitzbank sich zu verfügen, nach Drossigs ein­samer Behausung seine» Weg ein, um sich hier über die eigentliche Lage der Dinge wo möglich nähere Auskunft zu verschaffen.

Eine Todtenstille herrschte in der Gegend; die aufgezogene Brücke diente jedoch zum Bewei­se, daß Drosstg, obgleich keine Spur von ihm zu entdecken war, sich innerhalb der Verschanzun- gcn befinden müße Anton, dem die Angst und Besorg,üß, daß seinem alten Lehrer und Rath- gedcr irgend etwas Widerwärtiges zugestoßc» sey, nicht länger zu zaudern verstatiete, erklomm so­gleich an einer der zugänglichsten Stellen den .Wall, drang durch die Jnnenwerke der Festung dis in die Hütte, und fand hier den Alten, von Fieberfrost geschüttelt, erschöpft und entkräftet auf seinem Lager. Eine so^evc» angesteckte Lam­pe erhellte mit mattem Schimmer das ärmUch

düstre Gemach; einige Brodelnden und ein Krug mit Wasser zeigten steh, dem Kranken zur Erqui­ckung dienend, auf einem, neben ihm befindlichen hölzernen vressel.

,,Gott im Himmel!" rief der Eintretcnde bestürzt und erschrocken;" was ist euch begegnet, Vater Drossig s daß ihr so dal,egen müßt, von aller menschlichen Hülfe verlassen! "

Die ausgcstandenen Strapatzen find Schuld daran!" versetzte der Alte mit dumpfer Stim­me.Das Fieber ist mir in die morschen Kno­chen gefahren. Der Feldzug scheint beendigt; alter Vcrmuthung nach gehts in die Winterquartiere!"

Laßt euch nicht gleich von so düster» Gedan­ken überwältige» !" sagte Anton.Sicher ist es nichts als eine Erkältung die ihr euch auf einer eurer Nachtwachen zugczoge» habt."

Ich Hab' mein Lebelang gerhan, was ich konnte!" fuhr jener gelassen fort.Ich Hab' ge­hungert und gedürstet, geschwitzt nnd gefroren; gerade so, merk' ich, soll cS auch mit mir zu Ende gehen! Nun, ich Hab' nichts dagegen! Wenn der alte Generalissimus da droben so un­ter Frost und Hitze mich anklopfen hört, wird er mich ja wohl in Gnaden aufnehme» !"

Anton achtete nicht weiter auf diese Reden, sondern eilte sogleich über die herabgelaffene Zug­brücke nach Hause, holte von dorther einen Vor­rath Kamille» und Flieder, entzündete bet seiner Zurückkunfl in die Hütte ei» Feuer auf dem Kamin, und kochte mit emsiger Geschäftigkeit von den mitgebrachtcn Hausmitteln einen Thee, nach dessen Genuß der Kranke denn auch alsobald in einen sanften und wohllhättgen Schlummer versank. Auf die Beschäftigungen an der Schnitz­bank, so dringend sic auch waren, für heut Ver­zicht leistend, wich er die ganze Nacht hindurch nicht von Drossigs Lager; erst als dieser gegen Morgen beim Erwachen versicherte, daß er sich besser befinde, machte er, unter der Zusage, daß er von Zeit zu Zeit in der Hütte wieder vorspre­chen werde, sich auf, um wieder an die oplie- genden Gartengeschäfte zu gehen.

Mit innigem Vergnügen sah er unter seinen fleißigen Händen das Ganze mehr und mehr der glücklichen Vollendung sich nähern, während je­doch zu gleicher Zeit mit eben so tiefer Betrüb­nis! ihn der Gedanke an den Kranken erfüllte, der fortwährend, mit Todesahnungen beschäftigt, das Lager hütete; obgleich der Amtmann, nach­dem er durch Anton über den Zustand desselben in Kenntniß gesetzt worden war, für Alles Sor­ge trug, was seine Genesung zu befördern, und nur irgend ihm zur Pflege und Erquickung zu gereichen versprach.

Endlich erschien mit einem, in lächelnder Anmuth und Heiterkeit ausgehenden Maimorgen das Geburlsfest, für dessen Feier die geheimge-