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bergcr Waarcn zu halten, und fünfzig Thaler zur Vating nahm den Vor
schlag an, uns wurde sogleich nach seiner Aniuust in Lbatigkeit gesetzt. Er mußte z. B. die Bilder der ganzen kurfürstlichen Familie drehen, und andere Sachen aus Elfenbein verfertigen, die sein seltenes Kunsttalent außer allen Zweifel setzten.
Ans Ursachen, die nicht bekannt sind, kam Dating im Jahr 167z nach Wien. Don hier meldete er dem Kurfürsten unterm dritten Mai, daß er sich gedrungen fühle, demselben ein großes Geheimniß zu entdecken. „Ich habe, schrieb er, mich etwas einfältig erzeigt, bei meiner Ankunft allhier am kaiserlichen Hofe: so ist mir ein Zimmer gegeben worden in der kaiserlichen Burg, Allda ist auch ein Geistlicher, ein Auguslinermönch, Namens Wcn- zeslaus Seiler, welcher die Gnade von Gott hat, daß er alle Metalle kann zu Gold machen, welches noch besser ist, als das beste Dukatengold, wie kaiserliche Majestät persönlich versucht hat. Allein cs ist rin noch viel größeres Kleinod und Kunststück vorhanden, welches noch weit das Goldmachcn übertresscn thut. Denn vor langen Zeiten Hab' gelebt ein ungarischer König, mit Namen Attilas; der hat kurz vor seinem Absterben einen großen Schatz vergraben, nebst vielen Schriften. Des Königs Geist aber ist dem Mönche in einer Nacht erschienen, hat vorgegeben, daß ihm dieser Schatz beschert sch. Der Mönch hat ihn auch wirklich bekommen, und dabei gefunden ein Schlachtschwerdt, nebst einer Picke, Vierzehen Schuh lang, aus indianischem Holze gemacht; dabei auch Schriften, was Attilas mit diesen beiden Stücken für große Thatcn begangen, und was sie für Wirkung haben. In einer Schlacht gebraucht, muß der Feind, sobald das Schwerdt nur entblößt ist, von Stund an erzittern, und sich untcrthänig dem ergeben, der cs führt. Denn in den Schriften, welche der Mönch gefunden.
sieht auch, daß Attilas mit diesem Kunststück und wenig Volks ganz Italien überwunden, und sich selbst der Stadt Nom gcnahct hat. Der Pabst (Leo der Große, im Jahr 452), der gesehen, daß er ihm nicht widerstehen könne, ist ihm entgegen gegangen mit seinen Geistlichen, um sich zu demükhigen. Schon hat Attilas wollen das Schwerdt auf sie halten, und sie alle Verderben; allein ein Engel ist hinter dem Pabst gestanden, und hat ihn bcdrauet, er soll cs nicht thun; worauf er denn das Schwerdt eingesteckt, und dem Pabst ganz Italien geschenkt hat."
Nach diesem Berichte fahrt Dating fort: „Wenn Ew. Durchlaucht solche Schatze belieben that, welche auch wohl wcrth sind, sie in Ehren zu halten, so bitte ich mit der nächsten Post um Antwort. Der Mönch begehrt kein groß Geld, er kann sich ja selbst machen, so viel er begehrt; aber er verlangt im Nothfall zu Ew'. Durchlaucht zu kommen, um unter Dero Schutze wohl verwahrt zu sepn. Auf inständiges Bitten hat er erlaubt, es im Geheim zu entdecken, und geäußert Ew. Durchlaucht werden es mir (Vating) doch auch genießen lassen; aber gar sehr gebeten, daß es ganz geheim möchte gehalten werden, auf daß nichts unter die Leute komme, denn wenn es vor Sr- kaiserlichen Majestät käme, so möchten ihm beide Stücke nicht gelassen werden."
Am Schlüsse bemerkte Vating noch, der Kurfürst möchte doch dieses Schlacht, schwerdt und sie Pike nicht gering achten, denn sie wären gewiß werth, bei einem hohen Potentaten zu sehn; es gehe ohne alle Zauberei und Leichtfertigkeit, und mit gutem Gewissen zu. Wenn der Kurfürst nicht selbst das Schlachtschwerdt im Fall der Noth gebrauchen wolle, so dürfe er cs nur einem feiner Generale vertrauen, das habe dieselbe Wirkung.
Der kurfürstliche Konterfaptdreher Daniel Vating hat sich wohl nicht blos einfältig erzeigt, wie er im Anfänge seiner