Außeramtliche Gegenstände.

Alten st aig. Da ich Alters und Kräuklichkeits halber auf meiner Profes­sion nicht mehr arbeiten kann, so bin ich gesonnen, meinen Handwerks-Zeug zum Verkauf anzubicten, derselbe bestehet in einem ganz guten Amboß; einem Blaßbalken; einem Schraubstock,

und überhaupt in den zu dem Schlosser- Handwerk nöthigen Instrumenten.

Liebhaber können täglich denselben bei mir einsehen.

Den 14. November igr/.

Gottlieb Ackermann, Schlossermeister.

Anekdoten und Erzählungen. Schicksale eines deutschen Soldaten in russischer Kriegs-Gefangenschaft.

Als Napoleon im Jahr Igr2 mit zahllo­sen schaaren auszog. Rußland zu deinü- thigen und seine Macht zu zertrümmern, wurde auch der Sohn eines Predigers aus dem Braunschweigischen, Namens Hars, gezwungen, mit Tausenden seiner deutschen Landsleute dem sonst wackern Eroberer auf seinem kühnen Zuge zu folgen. Der unglückliche Ausgang die­ses Zuges ist noch in frischem Anden­ken. Hundert Tausende wurden erschla­gen, verhungerten, erfroren, oder wur­den in Kriegsgefangenschaft nach fernen Wüsten des russischen Reichs geschleppt. Diesem letztem Schicksale zu entgehen, waren HarS und einer seiner Leidensge­fährten eines Morgens in einem dicken Walde den grimmigen Wächtern entsprun­gen , die sie eskortirten. Was ihm von diesem Augenblicke an begegnete, erzählt er selbst mit folgenden Worten:

In der fürchterlichsten Angst kämpften wir einige Stunden mit dem Gesträuche des fast undurchdringlichen Dickichtes.

Schon verwünschteich den gewagten Schritt als wir endlich das Ende dieses Waldes erreichten, und ein großes Dorf vor uns sahen. Ich ries meinem voraus eilenden Gefährten zu:Um Gottes willen nur nicht in dieses Dorf! Du siehst, alles ist zerstört. Treten wir hinein, so fallen wir unerrettbar als Opfer der Rache." Unfern dem Dorfe aber, in welchem sich übrigens keine lebendige Seele blicken ließ, sahen wir Rauch aufsteigen. Wir be­schlossen, darauf loszugchen: denn der Rauch erinnert au Ofen und Herd; aber wir gericthcn in einen fürchterlichen Sumpf, aus welchem wir nur mit Mühe uns wie­der hcrvorarbeitcn konnten. Endlich ka­men wir auf einem andern Wege dem Rauche näher. Er stieg aus einem klei­nen Edelhofe auf.Wohlan, rief mein Gefährte, der Name Edelmann müßte nur ein leerer Schall setin, wenn sich der Be­wohner nicht unserer in unserem gräßli­chen Elende erbarmen wollte." Wir gin­gen auf das Thor zu. Vor demselben stand der Besitzer, ein Mann mit dickem Bauche, und neben ihm ein freundlicher sünfzehcnjähriger Knabe. Wir beugten uns, nach Landessitte, tief vor dem Alten nieder, und suchten, in Ermanglung der Sprache, durch klägliche Gebehrden sein Herz zu erweichen. Er aber fing fürchter­lich an zu schelte». Der Knabe indessen war sogleich in das Haus gelaufen, und brachteein großes Stück Brod, so schwarz, daß ich es für Tors ansahc, das er uns, die Hände daran zu erwärmen, brachte. Mein Gefährte kannte es besser, nahm eS in Empfang, und wir bückten uns tief vor unserem Wohlthater. Da der Alte jedoch nicht aufhörte mit Schelten und Drohen, so machten wir, daß wir fort- kamen.

Am Abende erreichten wir abermals ein Dorf, das mitten in einem Wald lag. Unter freiem Himmel in dieser entsetzlichen Kalte zu übernachten, würde unabwendbar