tesse, ward dann aber von dem biedern Saint Gille auf's beste empfangen. Eine Unterstütze nahm beide am traulichen Kaminfeucr auf, wo sie einen Tisch zwi­schen sich hatten. Der Abbe betrachtet unverwandten Auges seinen gütigen Wirth, der ihn eine ganze halbe Stunde mit lusti­gen, von seiner Kunst erzeugten, Auftrit­ten unterhielt. Plötzlich hört sich der Abbe bei seinem Namen und Titel rufen, von einer Stimme, die ihm von dem Dache eines nahen Hauses zu kommen scheint. Er staunt, ahntet aber bald die Täuschung mit der an Saint Gille gerichteten Frage: ob vielleicht seine so hoch, gespannte Neu­gierde schon befriediget sep? Ein bloßes Lächeln war die Antwort. Nun spielte diese gekünstelte Stimme, wie das ent- körperte zarte Echo, rings um ihn her; aus allen Ecken, aus allen Fernen schien sie nach des Künstlers Gebot zu tönen. Die Täuschung war so Vollkommen, Laß dem Abbe, ob er gleich schon auf dein festen Lande der Gewißheit war, doch seine Sinne noch immer sich zu verwirren schie­nen. Der Künstler war, so lange er seine Kunst zeigte, ganz stumm, und sein Ge­sicht offenbarte auch nicht die mindeste Ver­änderung. Nur das bemerkte der Be­obachter, daß jener das Gesicht, doch ganz zwanglos, etwas wendete, so daß nur die Eine Seite zu sehen war, wenn er als Bauchredner sprach.

Bemerkenswert!) ist der Austritt, den Saint Gille's Kunst einst in einer Kloster­kirche, kurz nach dem Absterben eines tief betrauerten Klosterbruders, veranlaßte. Er wandelt mit einigen Mönchen durch die feierlich stillen Hallen, und sie zeigen ihm das Grab des geliebten Tobten, mit der Bemerkung, er sep wohl eines feier­licher« Leichenbegängnisses, als er erhal­ten, werlh gewesen. Jähling erschallt dem Anscheine nach eine Stimme hoch vom Chor herab, beklagend den Hinge- gangenrn im Fegfeuer, und der Brüder»

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schast ihre Laulichkeit und die Erkaltung des Eifers für ihn vorwerfend. Als die Mönche von ihrem ersten Erstaunen zu­rückgekommen sind, bcrathen sie sich und beschließen, der ganzen Coinratermiät die­sen Vorgang zu eröffnen. Saint Gille, der nicht auf halbem Wege stehen blei­ben will, sucht sie von diesem Vorhaben abzulenken, und macht ihnen begreiflich, daß sie von ihren abwesenden Brütern als Schwärmer und Thoren würden ver­lacht werden, rieth ihnen jedoch, die ganze Communität sogleich in der Kirche zu Versammeln, wo der entrückte Gei>t viel­leicht seine Klagen wiederholen würde. Alles, bis zu den Klosterbedienke» herab, strömt nun in der Kirche zusammen. Nach einem kurzen Verweilen schallt wie­der die Stimme hoch vom Chor herab, und wiederholt Klagen und Vorwürfe we­gen der zu dürftigen Beerdigung. Alles stürzt zu Boden und gelobt feierlich Bes­serung, die Vollchörig mit dem Gesang llo kroiunllis cingeleitet wird. Zwischen den Versen kommt nun Trost von oben, indem der Geist pausenweise seine aus dem frommen Chorgcsange geschöpfte Beruhi­gung zu erkennen giebt.

Nach geendigtem Act spinnt der Prior mit dem Tausendkünstler eine ernstliche Unterredung an, die nichts Geringeres, als die hohe Strafbarkeit der Skeptiker und Vernünftler beweisen soll. Jetzt säu­seln aber Blatter des ewig frischen Ver­dienstkranzes auf den Magus herab, denn er hat nichts Angelegentlicheres zu thun, als den guten Vätern alles aufzuklären. Er konnte aber seinen Zweck nicht eher erreichen, als bis er ihnen die Täuschung nach Möglichkeit enthüllte.

(Die Fortsetzung folgt.)