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der-Kapital» im Verkehr stand, und bat,^ ihm 'zu einem außerordentlichen Vorfall» ein Darlehen von hundert NeichSthaleM 'zu schicken. , Er selbsl übcrbrachte den Brief. Der Kaufmann zahlte die Summe mit vielen Empfehlungen an den Kapi- tain, und versicherte nöthigcnfalls seine fcrnern Dienste.
Richards»« hatte jetzt Geld gen ug, um auf einem holländischen Schiff? nach Amsterdam zu segeln. Dort fand er bald neue Gelegenheit, sich auf fremde Kosten zu nähren. Er machte Bekanntschaft mit der Frau eines Unterschiff - Patrons, der nach Ostindien gefahren war, und erbot Pch dessen Stelle zu ersetzen. Wollust auf der einen, und Betrügerei auf der andern Seite, brachten den Handel in Nichtigkeit. Nichardson zeigte, daß er verlassene Weiber für die Abwesenheit ihrer ' Männer sehr gut zu trösten wisse. Acht Monate nahm die gefällige Dame den Tribut der Zärtlichkeit an, aller nunmehr erwartete sie den Mann zurück, und ersuchte daher den Liebhaber, sie auf immer zu. vergessen. Nichardson sah sich . seiner Stelle entledigt; aber er wollte für die Dienste,' die er geleistet hatte, wenigstens ein Andenken davon tragen. Am Abend vor dem Abschiede, als er seine Dame aus dem Schauspielhause führte, überredete er sie, mit ihm einen öffentlichen Ort zu besuchen. Hier wußte er ihr durch allerhand süße Worte so viel geistige Getränke einzunöthigen, bis es in dem Oberstübchen bei ihr zu spucken ansing. Er brachte sie wohlbehalten nach Hause in's Beite. Als sie cingeschlafen war, bemächtigte er sich ihrer Schlüssel, schloß Niederlage und Koffers auf, und räumte, außer einem ansehnlichen Dor- rath osiindischer Maaren, noch ein hübsches rundes Sümmchen in baarem Gelde aus die Seite. Er legte hierauf der Frau die Schlüssel wieder unter das Kopfkissen, mit der (Überzeugung, sie werde den
Scherz eines zärtlichen Liebhabers nicht übel deuten. Darin tauschte er sich keineswegs; denn einige Jahre spater faüd er sie auf seiuen Ltteifzügeu wieder, ohne daß sie sich im geringsten über ihn beklagte.
Sobald er nunmehr konnte, schiffte er seine Güter ein, und reiste nach Boston in Neuenglaud. Der erste Gedanke, der ihm hier beisicl, war ein Versuch: .ob er nicht mit seinen Schätzen sich irgend ein hübsches Weibchen aus der Provinz verschaffen könnte? Zu diesem.Ende reiste er einige Meilen landeinwärts, und mü- thete sich auf einer Malerei ein, die ihm einen schicklichen Platz zu seinem Waa- renlager gewährte.
Es war eben Weihnachten, und das Volk um diese Zeit außerordentlich zur Lustbarkeit und Geselligkeit bestimmt. Die Ehre, die man Fremden überhaupt' dort bezeugte, widerfuhr nuch dem neuen Ankömmlinge Richardson. Von allen Seiten strömten ihm Einladungen zu, und er wußte im allgemeinen Andrange selbst nicht, wen er mit seinem Zuspruche zuerst beglücken sollte. Endlich beschloß er, die Weihnachtsfeiertage bei demjenigen Hausvater zuzubringcn, der die hübschesten Töchter hatte, und dieß Loos traf einen gewissen William Brown. Drei niedliche Töchter, und vier eben so artige Dienst-Mädchen zierten das Haus des Mannes. In ihrer Gesellschaft lies es sich Richardson äußerst wohl sehn. Einer Jeden wußte er etwas Schmeichelhaftes zu sagen, und einige ostindische Tücher, die er unter sie austheilte, verschafften ihm in ihren Augen kein geringes Gewicht. Seine Galanterien hatten den gewünschten Erfolg, denn kaum gierigen vier Monate vorüber, als die drei Töchter nebst den vier Dienstmädchen sich ins- gesammt um ihre Unschuld betrogen befanden.
(Die Fortsetzung folgt.)