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fuhr er fort, und ich hoffe, daß nicht der Tag kommen wird, wo ich im Stande sepn werde, wenigstens einen Thcil davon abzutragen." Die Dame warf ihren Schleier zuück, und enthüllte ihr Gesicht, dessen vollkommene Schönheit durch den Ausdruck des sanftesten Mitleids erhöht wurde.Graf, began sie wieder, ich will Ihnen nichts verhehlen, ich bin die Witt- we des Marchese Alfieri; die Aussage meines alten Bedienten ist eine von den Ursachen Ihrer Verurthcilung gewesen ; aber so fest er auch von Ihrer Schuld überzeugt war, so sehr ängstigt er sich doch jetzt, da er Ihre Standhaftigkeit ver­nommen hat. Seine Zweifel hat er den Richtern mitgetheilt, aber sie wollen sie nicht anhören. Innig bereut er das, was er gegen Sie ausgesagt hat, und die Vorwürfe, welche er sich selbst darüber macht, haben ihm eine gefährliche Krank­heit zugezogen. Er gestand mir diese ge­heime Ursache seiner Krankheit, und von diesem Augenblicke an beschloß ich, alles Mögliche zu Ihrer Rettung zu versuchen. Sehen Sie, Graf, welche unerwartete Hülfe Ihnen der Himmel selbst in dem gefährlichsten Augenblicke sendet; lassen Sie Hoffnung und Entschlossenheit Ihren Denkspruch sepn."

Das Frauenzimmer führte hierauf den Grafen, ohne seine Danksagung abzuwar- tcn, nach der Thüre des Gefängnisses, wo Jemand auf ihn wartete, um ihn nach einem benachbarten Kloster zu brin­gen. Die guten Väter nahmen ihn freund­schaftlich auf, und durch ihre zärtlichen Bemühungen kam er bald wieder zu Kräf­ten. Als alle Gefahr des Nachsehens vorüber war, ging er nach Spanien, und trat unter einem fremden Namen in Kriegs­dienste. Er zeichnete sich bald aus, und seine Verdienste verschafften ihm Freunde; hätte er die Vergangenheit vergessen kön­nen, so wäre er glücklich gewesen; allein der bittere Gcdankean de» Verlust seiner

Ehre raubte ihm die Zufriedenheit. Seine Traurigkeit wurde noch vermehrt durch die Leidenschaft, welche er, obgleich sich selbst unbewußt, gegen seine schöne Ret­terin hegte. Es war offenbar, daß sie ihn nicht vergaß; denn er dekam oft Geld, und da er nicht wußte, woher, so konnte er nicht an der großmüthigen Hand zwei­feln, welche es ihm schickte. Oft, wenn seine Seele in Augenblicken der Verzweif­lung durch den bittern Gedanken ganz zu Boden gedrückt war, daß er mit ei­nem'entehrten Namen aus der Welt gehen müsse, erinnerte er sich an die liebens­würdige Gestalt der Marchese, wie sie die tröstenden Worte zu ihm sprach:Lassen Sie Hoffnung und Entschlossenheit Ihren Dcnkspruch sepn." Als aber vier Jahre Verflossen waren ohne daß eine Spur von dem Mörder entoeckt worden wäre, ver­ließ ihn die schwache Hoffnung, die er noch immer genährt hatte, fast gänzlich. Zu Anfänge des fünften Jahres taßte er daher den Entschluß, nach Venedig zurück- zureifcn; er glaubte, daß wenn er sich unerkannt und verkleidet unter die niedern Dolksklaffen mische, er Gelegenheit finden werde, den Mörder zu entdecken. So un­wahrscheinlich dieß auch war, so verließ er doch Spanien, und machte sich nach Italien auf die Reife.

In elender Kleidung langte er des Nachts zu Venedig an. Am folgenden Morgen trieb ihn ein unwiderstehlicher Hang zu der Stelle hin, wo der Mord begangen worden war. Der Anblick des Ortes rief in seiner Seele die schrecklichen Qualen zurück, die er ausgcsiandcn hatte, und er seufzte laut. In diesem Augen­blicke näherten sich ihm zwei Polizeidie­ner, kie ihm unbemerkt nachgefolgt waren, und verhafteten ihn.Eiender! rief ei­ner von ihnen, wohl möget Ihr seufzen bei dem Gedanken an Euer Verbrechen, aber die Strafe des Himmels bleibt nicht aus, und das Blut des ermordeten Gra-