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Freunde gewesen; nie, auch nicht ein ein­ziges Mal, hatten sie sich entzweit, und eS schien kaum möglich zu scpn, daß eine so tödtliche Rache wegen einer eingebilde­ten Beleidigung Wurzel gefaßt haben sollte.

Der Graf wurde verhört; er be­theuerte seine Unschuld.Elender! riefdcr Richter, sehen Sie hier einen Beweis Ihrer Schuld, und zeigte ihm ei» Juwclenkast- chen. Wie kamen Sie zu diesem ?" Mas­sel veränderte sein Gesicht.Auf keine ehrlose Art, erwicderte er. ich erhielt eS von meinem Vetter."Wie ? Sie wa­gen es, zu sagen, Ihr Vetter habe Ih­nen die Juwelen gegeben, die er für seine Braut bestimmt hatte?"

Maffci. Ich behaupte nicht, daß er sie mir gegeben habe, aber sie wurden mir zu einem besondern Zwecke, und nur auf einige Zeit geliehen. Als ich verhaftet wurde, stand ich wegen Verkauf meines Guts in Unterhandlung, um die Juwelen wieder cinzuiösen, und sie der Signora Bianka zu übergeben, für die sie, wie ich wußte, bestimmt waren.

Der Richter. Warum sagten Sie nicht, als die Ermordung Ihres Vetters entdeckt wurde, daß Sie im Besitz dieser Juwelen sexcn?

Maffci. In diesem Augenblicke dachte ich nicht daran, und als dieß geschah, wünschte ich sie wieder zu bekommen, che ich erklärte, daß sie sich in meinen Hän­den befanden.

Elende Ausflüchte! rief der Richter voll Unwillen, bringt ihn auf die Folter." Ließ geschah, aber der Graf ertrug stand­haft alle Schmerzen. Er bcharrte selbst unter den schmerzlichsten Qualen bei der Bethcuerung seiner Unschuld. Als endlich der dabei befindliche Wundarzt erklärte, daß die Natur nicht mehr ertragen könne, nahm man ihn von der Folter herab, und forderte ihn nochmals zum Gestandniß auf sonst werde er noch ärger gemartert wer­den.Ich habe nichts einzugcstehcn, er-

wiedcrte er ruhig, ich bin unschuldig; der Himmel ist mein Zeuge." Man schaffte ihn weg, und gab ihm einige Lage Ruhe, bis er hinlängliche Kräfte gesammelt hatte, um ihn wieder auf die Folter zu legen. Man stellte ihm einen Juden, Namens Isaak, gegenüber, und dieser Mann sagte aus, spat in der Nacht, in welcher der Mord begangen worden, feh der Gräfin sein HauS gekommen, und habe ein Ju- welcnkästchen mikgebracht, das er ihm als Pfand für eine große Summe angeboten habe, mit der Erklärung, er werde es in sehr kurzer Zeit wieder cinlösen. Da die Juwelen den doppelten Werth der ver­langten Geldsumme hatten, so gab ihm der Jude, wie er weiter sagte, das Geld recht gerne. Diese Aussage bestritt der Graf nicht.

Der Unglückliche mußte sich dann ent­fernen, und den Nock anziehen, welchen er in dieser unseligen Nacht getragen hatte. Beim Anziehen bemerkte er, daß einer von den Acrmeln am Aufschläge mit Blut be­fleckt war. Er schauderte zurück, hob seine Augen zum Himmel, und sprach kein Wort. Als man ihn wieder in die Gerichtsstube brachte, ücß der Richter einen alten ehrwürdigen Mann hereinkom­men, der im Vorzimmer wartete, befahl ihm, den Grasen genau zu betrachten, und zu sagen, ob er ihn je vorher gesehen habe. Der alte Mann sah ihn eine Zeit lang mit einem Blick voll Angst und Zwei­fel an, endlich sagte er, die Gestalt, das Ansehen und der Anzug dieses Herren sepen gerade die desjenigen, den er den Grafen Borghetti niedcrsioßen gesehen habe. Der Richter ersuchte ihn, alles genau zu erzählen, und aus seiner Erzählung ergab sich, daß ungefähr eine halbe Stunde, dar­auf, als die Vettern das Spiclhaus ver­lassen , und einige Minuten vorher, ehe Maffci zu dem Juden gekommen ftp, der alte Mann beim Durchgehen durch daS Nebengäßchen, wo der Mord begangen