Oer ^ebrmaeblsberLebl

Ans dem Fuhrerhnnptquartier, 11 . August. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt be­kannt:

, Im Raum von Maikop wurde der Feind in mehreren Kampfabschnitten in das Gebirge znruckgeworfeii. Eine von ihren Verbindungen abgeschnittene Kräftegruppe wurde vernichtet. Die Luftwaffe verstärkte ihre Angriffe gegen die Rälimungsbewegnngen und Einschiffun­gen der Sowjets im Küstengebiet sowie in den Schwarzmeerhäfen Tuapse, Nowo- rossisk uild Ana Pa. Hierbei wurden elf Transportschiffe mit zusammen 12 700 BNT. versenkt, neun weitere beschädigt. ' Westlich Kalatsch geht die auf engstem Raum zn- sammengcdrüngte sowjetische Armee ihrer Vernichtung entgegen. An der übrigen Don- tront nur örtliche Kampftätigkeit, die in einem Abschnitt ungarischer Truppen lebhaf­tere Formen annahm. Sturzkampffliegerver- bande unterstützten südwestlich Stalingrad die Kämpfe des Heeres. Sie belegten außer­dem zwei Flugplätze in der Nähe der Stadt mit Bomben schweren Kalibers, wobei 20 so­wjetische Flugzeuge am Boden vernichtet wurden.

Im Raum von Rschew dauert die schwere Abwehrschlacht an. Auch nördlich der Stadt nahm der Feind gestern unter Einsatz neu hernngefuhrter Kräfte seine heftigen Angriffe wieder auf. Sie scheiterten iin gesamten Kampfabschnitt an dem heldenhaften Wider­stand der deutschen Infanterie- und Panzer- trnppen. Den ganzen Tag über vorgctragcnc Bombenangriffe der Luftwaffe auf sowjetische Stellungen, Panzer- und Trnppenansamm- lnngen brachten den Verbänden des Heeres fühlbare Entlastung. Südostwärts des Jl- m ensces und an der Wolchow-Front wur­den mehrere örtliche Angriffe des Feindes zum Teil im Gegenstoß abgewehrt. Im hohen Norden erzielte die Luftwaffe Bombentreffer ' in Anlagen eines Flughafens an der Kola- Bucht, sowie in Batteriestellungen westlich der Mnrmanbahn. Nachtangriffe der Luft­waffe richteten sich gegen Nachschubverbindun­gen, Ortschaften und Flugstützpunkte süd- nnd nordwestlich Moskaus. An der Ost­front wurden am 0. und 10. August in Lnft- kämpfen, durch Flakartillerie und am Boden 195 feindliche Flugzeuge vernichtet. 14 eigene Flugzeuge werben vermißt.

Bei zunehmender Lufttätigkeit im Mittel- meerranm und über Nordafrika ver­lor der Feind gestern 16 Flugzeuge.

Einige britische Flugzeuge führten am »eitrigen Tage wirkungslose Störflüge nach Westdeutschland durch.

An der Südküste sowie im Südosten und Osten Englands belegte die Luftwaffe in den Abendstunden und in der vergangenen Nacht kriegswichtige Ziele mit Spreng- und Brandbomben. Zahlreiche Brände wuroen be­obachtet. Sämtliche Flugzeuge kehrten von ihrem Einsatz zurück.

Wie durch Sondcrmeldnng bekanntgegebcn, brachten die letzten drei Tage den deutschen Unterseebooten im Atlantik neue große Erfolge. Ein nach England bestimmter Ge- lcitzug, durch Zerstörer, Bewacher und Flug­zeuge stark gesichert, erlitt durch die immer wiederholten Tag- und Nachtangriffe unserer Boote trotz häufiger Behinderung durch un­sichtiges Wetter schwere Verluste. Sechs Schiffe mit 41000 BNT. sowie ein Zerstörer wurden versenkt und sieben weitere Schiffe torpediert. Mit dem Verlust eines großen Teiles dieser Schiffe kann gerechnet werden. Hierbei haben junge U-Boot-Besatzungen ihre erste Bewäh­rungsprobe abgelegt. Ferner verlor der Feind vor der amerikanischen wie vor der we st a s r i k a n i s ch e n Küste sieben Schiffe mit zusammen 45 231 BNT-, drei weitere Schiffe und ein Zerstörer wurden durch Tor- pcdotreffer beschädigt. Ein Teil dieser Schiffe befand sich beladen mit Kriegsmaterial aus der Fahrt von Amerika nach Aegypten. Damit hat der Feind in den letzten drei Tagen 13 Schisse mit 86 231 BNT. und einen Zerstörer verloren, während zehn Schiffe mit über 48000 BNT. und ein weiterer Zerstörer be­schädigt wurden.

Geleitzug fünfeinhalb Tage lang verfolgt

SILo-socker Lrlolg junger ckeutscker v-kootkommsockantoa - 2uru erstenmal am keinck

Berlin, 12. August. Zu den gestern ge«" meldeten großen Unterscebootserfolgen teilt das Oberkommando der Wehrmacht folgende Einzelheiten mit.

Der Geleitzug wurde in den späten Nach- »iittagsstunden des 5. August von einem im Nordatlantik patrouillierenden deutschen Un­terseeboot gesichtet. Daraufhin setzte der Be­fehlshaber der Unterseeboote alle bis zu 050 Seemeilen 630 Kilometer entfernt stehen­den Boote zum Angriff auf den Geleitzng an. Ein Frachter von 5000 BNT. fiel noch am Abend des gleichen Tages einem deutschen Torpedo zum Opfer. Obwohl inzwischen zahl­reiche Boote am Feind standen, wurde der An­griff durch Schlecht Wetter, geringe S i ch t und a nfko m m enden Nebel er­schwert.

Verschiedentlich wurden die deutschen U-Boote durch sichernde Zerstörer abgedrängt und verfolgt. Hatten schon Wasserbombenan­griffe der feindlichen Sicherung eine erfolg­reiche Nachtjagd erschwert, so wurde darüber hinaus am Morgen des 6. August die Sicht zusehends schlechter und betrug teilweise nicht mehr als 500 Nieter. Immer wieder wurden Boote, die in diesem Nebel auf Bewacher prallten, abgedrängt, unter Wasser geduckt und nachhaltig mit Wasserbomben belegt.

Trotzdem konnte während des ganzen Tages die Fühlung aufrechterhalten werden. Erst gegen Mittag des 7. August ließ der Nebel nach. Der Geleitzug konnte nunmehr mit sei­nen Rauchfahnen und Mastspitzen an der Stimm deutlich ausgemacht werden. Während des Angriffs wurden die anlaufenden Boote erneut vom Nebel überrascht und waren ge­zwungen, die Operation bis in die frühen Morgenstunden des 8. August zu verschieben. In dieser stanzen Zeit waren die U-Boote fast nur mit äußerster Kraft gelaufen. Die Besatzungen, insbesondere die Kvmmnn-

danten, hatten keinen Augenblick Schlaf ge­funden. Die Maschinen wurde» bis zum Aeußersten beansprucht. Doch der Wille ?>"m Angriff blieb wach. Erst am 8. August gegen 5.30 Uhr fiel der zweite Frachter von 7 000 BNT., wenig später, bei einem Uuterwasser-Tagangriff wurden zwei weitere von zusammen 15 000 BNT. versenkt, ein anderer Frachter von 7000 BRT. wurde beschädigt und bald darauf von dem gleichen Boot, das zwischendurch von Zerstörern ab- gedrängt war, bei einem zweiten Anlauf end­gültig versenkt.

Die Sicht wurde erneut schlechter, der Feind durch eilig herbeigeführte Abwehrkräfte stär­ker. Trotzdem gelang es in den Morgenstun­den des 9. August, einen Z e r stö r e r s ch w e r zu beschädigen. Nachdem der Gegner auch noch Flugzeuge zur Bekämpfung unserer Unterseeboote hinzugezogen hatte, erfolgte am 10. August der letzte Angriff auf diesen Ge­leitzug, wobei zwei Dampfer von zusammen 14 000 BRT. versenkt wurden. Das Sinken dieser Fahrzeuge konnte noch beobachtet werden.

Stach fünfein halbtägiger Verfol­gung steuerte ein schwer zerstörter Geleitzug unter Aufbietung stärkster Sicherungsstreit­kräfte und mancher Äomberstaffel in den Schutzbereich der britischen Insel.

Dem geschilderten Unternehmen kommt eine besondere Bedeutung zu. Hier haben junge Unterseebootkommandanten, die zum ersten­mal am Feind standen, im zähen Herantasteu an den Gegner sowie in unermüdlichem An­griff und Durchhalten einen einzigarti­gen Erfolg errungen. Die Leistungen sind ausschließlich der Härte ihrer Schulung und ihrem überlegenen Angrifsswillen zu ver­danken. Alle Versuche der Feindpropaganda, von der sinkenden Kampfmoral und der man­gelhaften Ausbildung unserer Nachwuchs- kommandanten zu sprechen, richten sich hier­mit selbst.

Bei den Salomorr-Lnselri 28 Kriegsschiffe vernichtet

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ms. Berlin, 12. August. Dem Chef der Marineoperationen der USA.-Flotte, Admiral Ernest King, wurde die peinliche Aufgabe zu­teil, dem nordamerikanischen Volke endlich die schwere Niederlage bei den Salomon-Jnseln schonend beizubringen.

Wie nämlich Reuter aus Washington mel­det, erklärte Admiral King, die Informationen über die Seeschlacht seien zwar unvollständig, es habe aber den Anschein (I), daß mindestens ein Kreuzer versenkt und zwei Kreuzer, zwei Zerstörer und ein Transporter beschädigt wor­den seien. Es seien aber beträchtliche Verluste zu erwarten. Die Japaner hätten ebenfalls Verluste erlitten.

Diesen lahmen Beschönigungsversuchen stel­len japanische Marinebeobachter den klaren Bericht des japanischen Hauptquartiers ent­gegen. Danach sind mehrals28Kriegs- schiffe der Alliierten durch japanische Einheiten versenkt oder schwer be­schädigt und 41 Flugzeuge abgeschossen worden.

In der Pressekonferenz in Tokio wurde fest­gestellt, daß die Flotte öe^ Alliierten, die im Pazifik-Krieg bisher nur Niederlagen habe einstecken müssen, sich dennoch erneut zum Kampf habe stellen müssen, um die öffentliche Meinung in den Vereinigten Staaten zu be­ruhigen, da man dem Volk nur Siege vor­getäuscht habe. Der Marinesprecher ging auf oen Schlachtverlauf selber ein. Er führte aus, man habe zwar noch keine ab­schließenden Meldungen, könne aber dennoch letzt seststellen, daß die japanische Marine er­neut eine unbedingte Ueberlegenheit bewiesen habe. Der amerikanischen Marine fehle nicht nur die notwendige Ausrüstung für Nacht-

gcfechte das zeige schon die überaus geringe Zahl der auf den Kriegsschiffen eingebauten Scheinwerfer sondern sie habe sich auch in der Stacht vor dem Angriff der japanischen Seestrcitkräfte völlig überraschen las­sen, obwohl dem Angriff die japanische Luft­waffe vorausgeeilt sei. So sei es gekommen, daß die Schiffe der Verbündeten in den auf sehr kurze Entfernung geführten Nachtge- fechten bereits mit japanischen Geschossen ein- stedeüt worden waren, bevor sie auch nur Zeit gefunden hatten, ihre Geschütze auf den Gegner zu richten. Nur daher seien die gro­ßen Verluste der Alliierten zu erklären.

Britenpanzer in Aegypten abgewiesen

Der italienische WeyrniachkSLerlcht Nom, 11. August. Das Hauptquartier der Wehrmacht gibt bekannt:Feindliche Panzer­streitkräfte, die sich unseren Stellungen zu nähern versuchten, wurden abgewiesen. Einige Panzer wurden zerstört. Lebhafte Kampf- tütigkeit in der Luft. Die britische Luftwaffe verlor in Luftkämpfen mit deutschen Jägern neun Flugzeuge. Die Flak von Tvbruk schoß bei einem feindlichen Einflug zwei bri­tische Flugzeuge ab. Eines stürzte beim Fori Pilastrino zu Boden. Ein zweites stürzte bei Sidi Barani ab. Zwei Besatzungsmitglieder wurden gesausten genommen. Die Bomben­angriffe oer Achsenluftstreitkräfte gegen die Flugplätze auf Malta nehmen ihren Fort­gang. Vier Spitfire wurden in Luftkämpfen abgeschossen. Eines unserer U-Boote ist nicht an seinen Stützpunkt zurückgekehrt. Im mitt­leren Mittelmeer griffen als Geleit­schutz für einen unserer Geleitzüge fliegende Jäger zwei feindliche Aufklärer an, von denen der eine bei Prevesa ins Meer stürzte."

Km KomLke -smor-E

In einigen Di-

^-7- -- strikten der

Vereinigten Staaten, so z. B. in Nashville (Tennessee), ,st die Zahl der Analphabeten, die bei den militärischen Musterungen festgestellt werden, so groß, daß man daran denkt, diese Hingen Leute in besonderen Regimentern zn- /.EEusilfassen. Nach den amerikanischen Militnrgesetzen sollen Analphabeten eigentlich überhaupt nicht Soldaten werden dürfen. Aber was will Noosevelt machen? Es gibt da­von in den Staaten offenbar zu viele . . .

Man hat auch bereits einen Kommandeur für das erste dieser Regimenter gefunden. Da- -mit er im Stil bleibt, kann er nur sehr mäßig schreiben und lesen. Als dieser Wackere von einem englischen Reporter ausgcfragt wurde, soll er sarkastisch erklärt haben, er komman­diere immer noch lieber unwissende Jungen, die einfach hinter im herlanfen, alsGebil­dete .die sich vorm Feuer fürchten. Worauf der Engländer sich überstürzt empfohlen hat.

Die alliierte und ein Teil der neutralen

Presse brachten Gerüchte über eine angebliche plötzliche Verlobung des erst 18jährigen Er> Königs Peter von Jugoslawien. Die schwei­zerische illustrierte ZeitungSie und Er" widmet dieseraktuellen Frage" gleich eine ganze Bildseite. Es wird darin festgehalten, daß Peter sich in ein romantisches Idyll mit der englischen Thronerbin Elisabeth eingelas­sen habe, dasso bedrohliche Formen" ange­nommen hätte, daß man keinen anderen Aus­weg wußte, als Ex-König Peter so rasch als möglichanderwärts zu binden". So habe er sich schließlich mit der vier Jahre älteren grie­chischen Ex-Königstochter verlobt.

Gleich stellt das Blatt auch politische Kom­binationen an und bemerkt, es sei diese Ver­lobung denZukunftsplänen der Alliierten sehr dienlich" und sie erscheine als zweckmäßig. Sie stelle eine Lösung dar, die eigentlich auf der Hand liege. Also Pleite plus Pleite. An­ders kann das ja Wohl nicht gemeint sein.

Roosevell, der Gchrotlsammler

Abgabe alter Stahlbauten und Kanonen

Lissabon, 11. August. In einer Meldung ans Washington heißt es, daß Noosevelt auf der Pressekonferenz geäußert habe, daß die USA. im nächsten Jahre 17 Millionen Tonnen Schrott benötigen. Indem er die Not­wendigkeit wiederholte, Schrott verstärkt zu amineln, empfahl er, daß alle alten Stnhl- >anteii und Maschinen abgegeben werden soll­ten. Er stimmte auch einem Vorschlag zn, der Vorsicht, alle historischen Kanonen und Sta­tuen auf den öffentlichen Plätzen und in den Parks der Verschrottung Preiszngeben. Es wäre dies keine schlechte Idee, so meinte Roo- scvelt, wenn der Kongreß den einzelnen Ge- meinoeu die Zusicherung gäbe, daß solche Denkmäler nach dem Kriege durch neuere ans dem jetzigen Kriege ersetzt werben würde». (Es fragt sich nur, was außer dem Pleitegeier auf Viesen neuen Denkmälern noch dargestellt werden soll, etwa der Fluchtgeneral Mac Ar­thur oder der Judenstämmling Laguardia. von Noosevelt selbst erst gar nicht zu reden!)

kvlitik im

Reichsarbeitsfiihrcr Hierl kehrte oon einer lanciere» Reife an Len Südabschnitt der Ostfront nach Berlin zurück: er überzeugte sich von Lein Einsatz und den Leistungen der RAD.-Einheiten bei den Verbänden des Heeres und der Luftivaffe.

Staatssekretär Reumann, ein langjähriger bewäb» ter Mitarbeiter im vreuhische» Staatsrat, scheidet aus dem Staatsdienst aus, um die Leitung des Deutschen Kali-Syndikats zu übernehmen.

Staatspräsident Dr. Tiso besichtigte Einrichinnacn der Dentschen Partei in der Slowakei, wobei er, einen Einblick in die Aufbauarbeit -er deutschen Volksgruppe im Rahmen des selbständigen slowa­kischen Staates gewann.

Acht britische Flugzeuge wurden an der ägyptischen Front in heftigen Lustkämvfen von deutschen Jägern ' abgeschossen.

Zwischen Luropa und Asien

Tsxehuclisukreiclinuoxell aus 8ü6ruklunck

Von Kriegsberichter O. Kexrotb

Staunend umsäumte die Bevölkerung in den letzten Tagen die Hauptstraßen Ro­stows und betrachtete den Tagund Nacht anhaltenden Zug der deutschen Truppen, die aus der Steppe in die Stadt kamen, in un­unterbrochenem Marsch mit Wagen und Pfer­den, zu Fuß, mit Geschützen und Troß durch­zogen. über den Don setzten und am andern User zwischen den uiedergebrannten Lehm­hütten und Hafenanlagen wieder die Steppe erreichten. Der Westen schien sich zu entleeren. Die Mienen und Gesichter europäischer Men­schen hoben sich in scharfem Gegensatz von denen der russischen, tatarischen, armenischen und griechischen Bevölkerung ab. Der Osten nahm die Kolonnen auf. die durch den Staub wnuderten^und fuhren. Masken gelber Erde saßen auf Ihren Gesichtern. Die Haare waren mit Staub bedeckt. Er rieselte ans der Luft, drang in die Poren von Mensch und Tier und vermischte sich mit dem Schweiß zu einer festen Kruste. Die Augen waren rot umrän­dert von dem hauchdünnen Sand, zu dem die Erde von den Tausenden zermahlen wurde. Alles, was sich bewegte, war von einer Wolke Hellen, gelben Staubes umgeben. So ritten sie dahin, gleichsam schwebend und gelöst von der fremden Erde, oder sie fuhren in rascher Fahrt. Staubfahnen jagten über die dürren Gräser, und die Sommerblüten der ausye- dörrtcu Sträucher neigten sich wie in Plötz­lichem Sturm.

Die Straße des Kriestes, auf der der zurück- gedrängte Feind in eiliger Flucht nach Süden nnsgewichen war, führte durch Dörfer, die sich gleich einer Fata Morstana aus gelben Wolken erhoben. Die breiten Blätter der Sonnenblumen waren mit Staub bedeckt, die Häuser wie mit gelber Farbe bestrichen.

Es war in der Mittagstunde, als wieder eiy Dorf auftauchte, das von der Spitze eines Jnfanteriebataillons erreicht wurde. Einige Meter abseits der Straße lag es ruhig im Sonnenschein. Kühe weideten zwischen den Hohen Disteln, deren blaurote Knospen die Steppe bis zu den Höhen jenseits eines schnell fließenden Wasserlaufes bedeckten. Der Ge­fechtstroß bezog Lager zwischen den Häusern. In den Bodenfalten und auf den Hügeln zer­floß alles in dem Hellen Schimmer. In der Ferne stand ein einzelner Baum. Plötzlich ein Brausen und Rauschen in der Luft, dazwischen Pfeifen und Schwirren von Gewehrkugeln, die wie das Zwitschern einer großen Vogel­schar die dumpfen Einschläge feindlicher Artil­lerie begleiteten. Kleinere Trupps wurden eingesetzt, um einen Brückenkopf in südwest­licher Richtung am Fluß zu bilden. Ohne Rast gingen die Infanteristen zum Angriff gegen den unsichtbaren Feind vor.

Um 2 Uhr kam von Mund zu Mund in die Deckungsgräben die Nachricht, daß das Nach­barregiment in die Stadt Asow eingedrungen war und den Feind zurücktrieb.

Die Maschinengewehrschützen warteten nicht einmal mehr die nächsten Einschläge ab. Wie Erdgespenster sahen die Männer aus; Staub- menschen, an denen allein die Augen verrieten, was sie vorhatten, sonst waren ihre Mienen nicht mehr zu erkennen. Ein rasches Stöhnen, als sie ihre Masse aufnahmen und einige Meter den Hügel hinunterschleppten; dann lagen sie wieder slach auf der Staubdecke, wahrend das harte Gebell des Gewehres er­klang und die Erde drüben in der Senkung vor der mit Gras überwucherten Stellung des Feindes aufspritzte. Die kurzen Abschüsse der Granatwerfer zerrissen die heiße Luft. Aber der Staub erstickte sofort jeden Laut.

Immer mehr trübte sich das Sonnenlicht. Wahrend man den schweren Geruch des trok- kenen Sandes einatmete, floß es kribbelnd in den Halsausschnitt über die Haut, vereinigte

ch mit dem Schweiß und wurde fest; ein fei- er, dünner Staubpanzer, der die Haut nicht lehr atmen ließ und eine unerträgliche Hitze n Körper erweckte.

Die Augen sahen nichts mehr in dem Blut- »drang, der alles wie mit einem rötlichen -chleier überzog. Gewehr und Patronen >aren voller Sandkörner. Sie saßen zwischen eil Zähnen und rieben den trockenen Gäu­len wund. Die Ohren vernahmen keinen an- eren Laut mehr als das dumpfe Dröhnen er einschlagenden Granaten, das sich mit dem -ailsen des Blutes mischte, und das unanf- örliche Nieseln, das die ganze Welt zu er- illen schien. Unter dem Staubpanzer begann ie Haut zu brennen. Es war, als seien lie­ge Brenngläser auf die Soldaten gerichtet nd rösteten sie langsam. Gurt um Gurt nrchlief die Maschinengewehre. Gleichmäßig ne im Takt erhöhen sich die knienden Ge­ulten zur Seite ihres Granatwerfers und engten sich schnell, wenn das Geschoß den urzeii Lauf verließ. Sie schossen hinter einem ichten Vorhang von Staub, der auch die igene Bewegung unten in der Senke ver- äillte. In der Ferne, wo ein Dunstschleier egen die Sonne schwebte, lag das Asowsche Neer. Aber es war nicht das Geringste von >er Stadt und den Sumpfniederungen des ston zu sehen.

Als die ersten in Schlauchbooten über den ?luß gesetzt waren und das Röhricht durch- vatet hatten, gingen sie aufrecht, Handgra- iaten im Koppel und in den Stiefeln und ms Gewehr unter* dem Arm, die Anhöhe hm- luf. Man muß die eindringliche Ruhe eines olchen Vorgehens gesehen haben, um zu be­ireifen, wie sehr der Kampf den Menschen >ie wahre Schätzung des Lebens und des To­res lehrt. Größter Lehrmeister, der das Be- vußtsein dieser Grenzen bringt.

Sie verschwanden wieder im Staub. Nach kurzem jäwch erklangen Laute, die die Groß- irkinkeit der veraanaenen Ruhe veriagte».

Schattenhafte Bewegungen drangen durch den , Dunst. Der Staub verzerrte die Gestalten, - ließ sie anwachsen, riß sie zusammen, daß sie wie Zwerge erschienen; ein stetes Auf und Ab. - Dann strömte es wie eine Herde den Hügel. Herab, teilte sich, wenn ein deutscher Stahl- . Helm auftauchte oder ein Soldat der zweiten Kompanie, die übergesetzt worden war. sich aus - den Disteln erhob.

Mit Armen und Beinen schlenkernd, auf­geregt, mit Angst in den weit geöffneten Augen, kamen die Sowjets herab. Mager schienen ihre Gestalten. Die weiten, verstaub­ten Kittel ihrer Uniformen waren aufgerissen, die Haut bei vielen beinahe schwarz. Jeder Tritt oder Sprung ließ Staubfontänen auf­wirbeln, die mit breitem Schweif meder- sprühten. ^

Fremder, beißender Geruch erfüllte die Luft. Kaukasische Gesichter mit langen gebogenen Nasen, schwarzbärtig, mit großen heraustre- teiiden Augen, in denen das hinter dunstigem Schleier verborgene Licht, der Sonne müdes Sehnen entstehen ließ. Die schmalen Mutzen saßen oft quer, die Spitzen über den Ohren, auf ihren dunkelhaarigen Köpfen. Tiefe Fal­ten in der schwarz gebrannten Stirn gaben ihnen ein vorwitziges, fast grotesk wirkendes nachdenkliches Aussehen, gerade als wurden sie bald die Lösung vieler, vieler Rätsel ihres Daseins gefunden haben; als stünden sie kurz davor, sich von der Last des Lebens zu be­freien und leicht und undurchdringlich wie der Staub zu werden, der sie und ihre Besieger umgab. Ihre Wildheit war von ihnen abge- fallen, als sie aus den Löchern kamen wie Erdtiere, verschmiert, kaum noch kenntlich a»s Soldaten. Mancher lächelte, wenn er auf die Infanteristen zugelaufen kam. Es war das Lächeln von Menschen, die sich vom Tode ret­ten wollen. Da ihnen nichts geschah, zogen sie zu Hunderten, nur von zwei Infanteristen begleitet, über den Fluß, hinauf m die Steppe, wo sie in breiten Staubfahnen verschwanden,

KXHa Na -Na -lai'stbsnckt.