ligtc ein, sollte die Gräfin ja doch cine Derräthcrin sehn, und konnte ich doch eine große Summe Geldes durch eine Thal ver­dienen, die ich im Kriege für erlaubt hielt. Der Reiter versprach in der entfernten Waldschenke auf mich zu warten, wo ich ihm wenigstens das blutige Kleid des Kin­des als Zeugnis der ausgefühtcn That und Auftrages, überbringen müffe, und so gicng ich, mich in der Brandstätte auf die Lauer zu stellen. Was hier vorgefallcn, wißt Ihr selbst. Ich wollte Euch erschießen, aber Ihr wäret so schön und andächtig, ich wollte das Kind erwürgen, aber das Herz in der Brust that mir weh.' In meiner Unentschlossenheit entriß ich Euch endlich das Kind, und glaubte weil Ihr nicht von mir ablassen wolltet. Euch mit dem Flin­tenkolben erschlagen zu haben, rannte mit dem Kinde fort, und begegnete einer mir bekannten Markcdcntcrin. Dieser übergab ich das Kind, zog ihm jedoch das Kleidchen aus, und tauchte es in das Blut eines auf der Wahlstatt liegenden Todten, eilte dann hiermit zur Waldschenke, erzählte, daß ich Euch selbst todt geschlagen, das Kind aber erstochen, und dann in das Feuer geworfen hätte, und lieferte Mein blutiges Kleidchen ab, worauf es der Reiter in seinen Mantel steckte, mit aber die 1000 Goldgulden richtig auszahlte. Ich eilte nun, die Marketenderin wieder aufzusuchen, der Hund, der mich erst ver­folgt hatte, war bei dem Kinde geblieben. Ich beschloß, von Gewissensangst überfal­len, das unschuldige Kind zu retten, es mit in mein Vaterland zu nehmen, und es dort meiner Frau, mit der ich schon mehrere Jahre in kinderloser Ehe gelebt hatte, als die beste Beute mitzubringen, und kam mit der Marketenderin dahin überein, das sie mit der ersten passenden Gelegenheit nach Schweden zurückehren, und meiner Frau das Kind und das Geld überbringen sollte, wofür ich ihr die Hälf­te der erhaltenen Summe versprach, mir

jedoch das tiefste Stillschweigen durch einen Schwur von ihr angeloben ließ. Den Hvnv schenkte ich ihr, denn er konnte mich nicht leiden, und wollte mich beißen, wo er mich sah, die Marketederin hat ihren Auftrag erfüllt, und bis zu ihrem Tode geschwiegen. Ich und meine Frau haben den Knaben als unser eigenes Kind erzogen, werth gehalten, und viel Freude an ihm gehabt, und niemals würde ich verrathen worden sehn wenn ich mich nicht aus treuer Liebe zu meinem ehmaligen Feldmarschall aus meiner fernen Heimath bei seinem Leichen-Begängniß hier einge­funden hätte, wo mich der verwünschte Hund wieder auffand, und aufs neue anfiel.

Die böhmische Gräfin erkannte aus al­lem, was ihr der Schwede erzählte, bald deutlich genug, daß dev Auftrag zu ihrer und ihres Kindes Ermordung, und die- genhafte schändliche Beschuldigung der Verrätherei nur von den rach - und hab­süchtigen Verwandten ihres Gemahls aus­gegangen sehn könne, und eilte mit ihrem wiedergefundenen Sohne nach Stockholm, um ihn dort der Königin Christin« vorzu- stellcn, und ihren mächtigen Schutz in Anspruch zu nehmen. Die Königin war über den seltenen Ausgang dieser Bege­benheit höchlich erfreut. Sie ließ über die ganze Sache eine vollständige gericht­liche Verhandlung aufnehmen, diese jedoch in ihrem Cabinette nicderlegen, und sendete einen zuverläßigen Diener mit einem eige­nen Handschreiben an die Verwandten deS verstorbenen Gemahls der böhmischen Grä­fin, worin sie ihnen cröffnete:

Daß wenn sie die in Besitz genommenen großen Majorats-Güter dem während deS Krieges geraubten, jetzt aber wiedergefun- dcncn Sohne der Gräfin freiwillig zurück- gebcn wollten, dieß nicht sowohl von der Gräfin selbst, sondern auch von ihr, der Königin, die sich eine Freundin der Gräfin nenne, mit gebührendem Danke und Ver­gessen alles desjenigen, was geschehen sei.