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Gräfin in Brund gesteckt hatte, war bald nachher gänzlich aufgelöst worden, und fetzt in seinem frühern Bestände nicht wie­der auszumitteln; auch der Hausknecht wußte trotz eines wiederholten scharfen Ver­höres nichts weiteres über die Erlangung des Hundes anzugeben.

Da nun auf diese Weise der L>ache nicht naher auf die Spur zu kommen war, so ließ der Feldmarfchall eine öf­fentliche Aufforderung an alle diejenigen, welche unter jenem Negimente gedient und bei der Schlacht von Jankowitz das feindliche Hauptquartier erstürmt halten, ergehen, und zwar des Inhalt: daß sie sich ungesäumt bei ihm persönlich zu melden hätten, um wegen ihrer damals bewiese­nen besondern Tapferkeit eine Belohnung zu empfangen. Mehrere, die theils noch unter dem schwedischen Heere dienten, theils nach dem Kriege ihren Abschied genommen hatten, und in die fernsten Provinzen heimgekehrt waren, kamen hierauf herbei. Der Feldmarschall ließ sie einzeln vor sich kommen, er saß auf einem Sopha neben der böhmischen Gräfin, die ihr Hündchen auf dem Schooße hielt, und befragte einen Jeden genau über alles, was damals bei jener Schlacht und der Erstürmung des Schlosses vorgefallen sch? Während sie ihm nun Rede und Antwort geben mußten, faßte die Graft» einen Jeden scharf ins Auge, und ließ ihn naher herantreten, um ihm mit eige­ner Hand ein Goldstück zu reichen, indem sie vermeinte, daß der treue kluge Hund, sobald sich der Räuber ihres Kindes nahe, nicht ruhig bleiben, sondern ihn, den er selbst bis hierher verfolgt zu haben schien, ihr sicher anzeigen werde, wenn auch des­sen Gesichtszüge ihr selbst entfallen sehn sollten. Der Hund aber sah mit seinen klaren Augen alle, die sich der Gräfin nä­herten freundlich an, blieb ruhig auf ih­rem Schooße liegen, und die Gräfin selbst bemerkte auch in allen den fremden Ge­

sichtern nichts, was ihr jene Verhaßte» Züge wieder deutlich ins Gedächtniß zu­rückgerufen hätte; übrigens erinnerte sich von den vielen, die hier erschienen, kein einziger irgend eines Kameraden, der bei jener Erstürmung mit einem Kinde be­schäftigt gewesen sey, ja es ergab sich viel­mehr, daß an dem Tage, am welchem, nach der eigenen Aussage der Gräfin, der Raub geschehen war, nicht allein dieses Regiment, sondern auch die ganze schwe­dische Armee bereits entfernt von dem Schlosse und auf dem Marsche gegen Wien sich befunden hatte. Als nun die­ser erste Versuch völlig mißlungen war, und gar nichts dazu beigetragen hatte, auch nur ein entferntes Licht über das Leben oder den Tod des Kindes zu ver­breiten, so erließ man aufdringendes Bit­ten der böhmischen Gräfin einen zweiten Aufruf, welcher derjenigen Person eine ansehnliche Belohnung versprach, die ge­nau Nachweisen könne, wo der in jenem Gasthofe zu Stockholm befindlich gewesene, wegen seiner großen Klugheit allgemein so bewunderte Hund, welchen der Statt­halter endlich sogar selbst erkauft, eigent­lich herstamme, oder wie er nach Stock­holm gekommen sep?

Der Ausruf, das Herkommen eines Hundes betreffend war Jedermanns Ver­wunderung im Lande erschollen, eine Wo­che »ach der andern aber bereits in ver­geblicher Erwartung verstrichen, bis end, lich ein Mädchen von etwa rg Jahren erschien, und vor dem Feldmarfchall, in Gegenwart der Gräfin folgendes Gestand- niß ablegte:

Ihre Muttex, erzählte sie, sey mit ei­nem später nachfolgenden neuerrichteten Regiments als Marketenderin nach Deutch- land in den Krieg gezogen, üm dort, wie andere, auch viel zu erwerben, und als eine reiche Frau zurückzukehren. Ihre Kinder, die den Vater nicht gekannt, habe sie während ihrer Abwesenheit bei Der-