» 7 - Jan. Nachmittags 1 Uhr wird in der hiesigen Ichntscheuer zum leztenmal ein Verkauf von Geschüttach, leichten und Auöreutter Dinkel Statt finden.

Zugleich wird bemerkt, daß forwahrend aus frcper Hand Dinkel-, Haber-, Ger­sten- und Erbsenstroh bei der Unterzeich­neten Stelle von hiesiger Zehntscheuer ver­kauft wird, was die Ortsvorgeher gehö­rig bekannt zu machen, ersucht werden.

Herrcnberg, den 5 . Jan. 1327.

K. Hof-Kameralamk.

Anekdoten und Erzählungen.

(Beschluß.)

Auch der Stelzfuß macht sein Glück.

Ein Bote brachte nämlich noch am späten Abend einen Bries und ein klei­nes Paket. Vom wem muß der Brief sehn?

Hastig erbrach man ihn. Er war von dem franz. Hauptmann. Er lebt! Er lebt also! schrie alles vor Freuden: ist seine Hand.

Da! Es war seine Hand! und doch löste sich bald die Freude in ein stummes Erstaunen auf, und der Leser des Briefs, der redliche Vater, mußte zu verschiede­nen malen inne halten, weil ihm der trau­rige Inhalt mehr als eine Beklemmung des Herzens vcranlaßte.

Ich lebe zwar, schrieb er unter andern, wenn man das leben heißen kann, mit einem zerstümmelten Körper sein Dascpn Hinzuschleppen. Die Schlacht bei Lilau hat mir ein Bein geraubt. Es dient zu einer der Trophäen, worauf der Sieg ge­meiniglich auszuruhen pflegt. Ich trage jczt einen Stelzfuß, und bin dem Jnva- lidenhause anheim gefallen! Ich kann und werde auch nicht fordern, daß ihre mir unvergeßlich geliebte Tochter einen Stelz­fuß zum Gatten nehmen soll. Das Auge der Liebe verweilt nicht gerne bei Ver­stümmelungen, und der sinnliche Mensch

trennt sich nur erst am Grabe von dem Geistigen. Sie ist mir viel zu theuer, als daß ich ihr meinen elenden Körper aufdringen sollte. Ich entbinde sie hier­mit aller ihr mir geleisteten Versprechun­gen, und sende ihr im mitfolgenden Kist» chcn ihre Geschenke zurück; sie würden mich nur schmerzhaft an ein so heißgelieb­tes verlorenes Gut erinnern. Die meini- gen soll sie behalten, es ist nur die kleinste Entschädigung von meiner Seite für die heißen Thränen eines deutschen Mädchens bei meinem Abschiede. Glücklicher als ich möge sie bald ein zärtlicher Gatie an seine Brust drücken. Ich werde sie und ihn segnen können.

Seine schöne Gestalt sollte ich also bloS geliebt haben! Nein ich habe sein Herz geliebt! rief das sanfte Mädchen jezt un­ter Thränen aus. Er ist, er muß der Meinige in jeder Lage bleiben. Sein Stelzfuß ist das sicherste Kennzeichen sei­ner Bravheit, und ich will sehen, ob ir­gend ein Mädchen stolzer auf ihren Gat­ten sepn kann, als ich auf den meinigen^

Ich werde nur, fuhr sie fort: für ihn leben! ihn warten und pflegen. Und wenn seine Liebe noch eben so heiß in seiner Brust glühet, so soll uns nur der Tod trennen. Schreiben Sie ihm das, lieber Vater! nein ich will es ihm selbst schreiben!

Die Liebe kennt keinen Aufschub. Rast­los thätig muß sie daher immer mit Ge­fahren umringt sc-n, damit sie sich selbst nicht verzehre.

Der Hauptmann wurde also ohne fer­neren Anstand, von den Gesinnungen sei­ner Geliebten und der ganzen Familie unterrichtet. Völlig wieder von seine» Wunden hergcstellt, trat er die Rückreise von der Armee an, wurde mit unbcschreid- lichcr Liebe in dem Hause seiner Gelieb. tcn ausgenommen, und in wenigen Ta­gen das Fest ihrer Verbindung gefeiert. Sie leben jczt in Paris in der glücklich-