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I^8K. „Llber Frieda! Weißt du nicht, daß Knackivurstsendimgen an die Front verboten
sind?" . ^ .
Frieda sah ihren Vater fragend an. „Knackwurstsendungen?" wiederholte sie. „Wie kommst du auf Knackwurst? In dem Päckchen an Fritz sind doch keine Knackwürste!"
Der Vater lachte. „Das glaube ich gern, Frieda. Aber diese aneinandergebundenen Päckchen sehen ganz so aus wie kleine, dicke, zusammenhängende Knackwürste! Die Reichspost nennt es Kettensendungen!"
„Ach so! Und die sind verboten?
Natürlich! Und die Reihensendungen auch! ".Was ist denn das?"
Der Vater erklärte. „Das sind Massensendungen bis zu hundert Gramm das Stück, die ein Absender am gleichen Tag und am gleichen Ort für denselben Feldpostempfänger auflicfert."
„Also so etwa hundert Stück? Wer macht denn das, Vater?"' ^ ^
„I bewahre! Ueber drei Stück rechnet schon als Masse!" ^ .
„Tann kann man ja den Soldaten überhaupt keinen größeren Posten mehr schicken!" , „Doch", erwiderte der Vater. „Es sind ja jetzt wieder Feldpostpäckchen bis zu 1000 Gramm zugelassen. Aber man muß eine Zulassungsmarke aufkleben, wie sie in der Zeitung abgebildet war."
„Bekommt man die auf der Post?"
„Nein, die gibt die Truppe aus. Sobald uns Fritz eine solche Marke schickt, kann das Kilopäckchen abgehen. Das ist auch ganz richtig so. Wenn jeder nach Belieben schicken wollte, gäbe es eine Überschwemmung bei der Feldpost. Das muß unter allen Umständen vermieden werden."
Vom Reichstreuhänder der Arbeit
Die vom Reichstreuhänder der Arbeit am 1. August 1912 veröffentlichten Amtlichen Mitteilungen für das Wirtschaftsgebiet Süd- westdeutschland enthalten u. a. eine Anordnung über die Zuständigkeit zur Entscheidung von Beschwerden zu Gnadenmaßnahmerr und in Ordnungsstrasverfahren der Reichs? treuhänder vom 21. April 1912, Anordnung, über die Aufwandsentschädigung und den Schutz der HJ.-Angehörigen beim Einsatz zur Erleichterung der Beurlaubung erholungsbedürftiger Gefolgschaftsmitglieder vom 30. Juni 1912, ferner Bekanntmachungen von Tarifordnungen und Richtlinien der Sondertreuhänder wie Aenderung der TO. für die Uniformindustrie, desgleichen für die Herstellung von Miedern und verwandten Erzeugnissen, in Heimarbeit. Schließlich enthalten die Mitteilungen noch Gesetze, Verordnungen und Erlaffe über die EinsatzLedin- gungen der Ostarbeiter vom 30. Juni 1912 und über den Anwendungsbereich der Vorschriften der Kriegswirtschaftsverordnung.
Preissenkung für Anteriieserungen
Ein Erlaß des Reichskommissars für die Preisbildung befaßt sich mit der Preissenkung für Unterlieferungen im Rahmen der Ein- beits- und Gruppenpreisaktion. Der Erlaß bestimmt den Begriff der Unterlieferungen im Sinne der Anordnung über Einheits- und Gruppenpreise näher und zählt zu den Unterlieferungen die Lieferungen von Werkstof - fen und Zulieferteilen, die Bestandteile des Fertigerzeugniffes werden, sowie Verarbeitungsleistungen, die sich auf die Herstellung des Fertigerzeugniffes beziehen.
Bei Verarbeitungsleistungen gilt die Lieferung des Werkstoffes nicht als Unterlieferung, wenn der Preis des Werkstoffes nicht in den Kosten enthalten ist, die durch den Preis für die Verarbeitungsleistung abgegolten werden. Der Reichskommissar für die Preisbildung behält sich vor, bei Meinungsverschiedenheiten zwischen Haupt- ui'id Unterlieferer über das Ausmaß der möglichen Preissenkung die Entscheidung der Organisation der gewerblichen Wirtschaft zu übertragen. Der Erlaß ist im Mitteilungsblatt des Reichskommissars für die Preisbildung vom 3. August 1912 veröffentlicht.
Fruchtwechsel im Gemüsebau
Unser Calwer Gartenfreund gibt folgende beachtenswerte Ratschläge:
Auch im Kleingarten tritt Bodemnüdigkeit ein. Sie ist immer dann anzunehmen, wenn der Ertrag des Bodens trotz sachgemäßer Pflege und Düngung im Lauf der Jahre immer mehr nachläßt. Die Bodenmüdigkeit tritt auf, wenn die gleichen Kulturen mehrere Jahre hindurch an denselben Stellen angebaut werden; dadurch wird der Boden einseitig ausgenützt und führt zu einer Verarmung der besonderen, unerläßlichen Nährstoffe. Doch darf bei geringem Ertrag nicht immer gleich von Bodenmüdig- ken gesprochen- werden; denn in vielen Fällen nt der geringere Ertrag auf nichts anderes als den Mangel nn Humus und schlechte Durch- lus ung zuruckzufuhren. Mann muß dann neu- „"nt Stalldung den: Handelsdünger nachhelfen und durch gründlichere Boden- bearbeiülug für gute Durchlüftung und aere- gelten Wasserhaushalt sorgen. Sehr vorteilhaft wirkt in diesem Sinn das Rigolen, wenn nur dafür gesorgt wird, daß der rohe Boden nicht nach oben kommt. Liegt tatsächlich Bodenmüdig- nÄ A-u empfehlt es sich beim Kleingärtner alljährlich einen Teil des Gartens im Spätsommer mit frühen Buschbohnen zu bestellen und diese dann bei der herbstlichen Boden" bearbcituiig uiiterziigrabeil. Damit ist eine für k^Boden äußerst günstige Gründüngung
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Ebenso wirksam ist aber ein geeigneter Fruchtwechsel. Zwar kann der Kleingärtner einen streng geordneten Fruchtwechsel, wie ihn der Landwirt gewöhnt ist, nicht durchführen; auch nimmt er ja jährlich mehrere Ernten vom gleichen Stück. Durch zweckmäßige Abwechslung der Kulturen jedoch kann er die Humuswirtschaft seines Bodens regeln und so den Boden immer tätig erhallen, ohne daß er sich über Bodenmüdigkeit zu beklagen hätte. Alan Pflanzt etwa in erster Tracht Gemüse (Kohl, Spinat....), welches Stallmist erhält; in der zweiten Tracht Wurzelgemüse (Zwiebeln, Salat ...), ohne Stallmist und ohne Kalk. In dritter Tracht werden Hülsenfruchte oder Kartoffeln angebaut, denen Kalk gereicht wird. Auf diese Weise kann der Kleingärtner seinen Boden intensiv ausuützen, ohne die sonst nötige Wechselwirtschaft einzuhalten.
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Die Beteiligung der Beamten, Angestellten und Arbeiter der öffentlichen Verwaltung sowie der Empfänger von Ver- sorgungsbezttgen und Militärrenten am Winterhilfswerk 1912/13 wird wieder durch eine Bekanntmachung des Staatsministeriums geregelt, die im „Regierungs-Anzeiger" vom 5. August 1912 veröffentlicht wurde.
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Die Einrichtung der NS.-Frauenschaft, Quartiere für die auswärtigen Besucher der Verwundeten zur Verfügung zu stellen, findet immer weitere Verbreitung. Begreiflicherweise sind die oft von langer . Reise ermüdeten und um ihren verwundeten Mann oder Sohn besorgten Frauen nicht nur für leibliche Stärkung, sondern auch für seelischen Beistand sehr dankbar.
. Der Retchsschatzmetster der NSDAP, hat, mit Zustimmung des Reichsiiinenministers, der NSDAP, die Veranstaltung einer Neichs- lotterie für Nationale Arbeit in Gestalt einer Losgeldbries - Lotterie genehmigt. Das Spielkapital betrügt 30 Millionen Mark in 60 Millio-ien Losbriefen zu je 50 Pfennig. Es sind Gewinne und Prämien im Gesamtbeträge von zehn Millionen Mark angesetzt. Die Ziehung der Prämien findet am 30. November 1912 in München statt.
Vom 6. August 1912 an gibt die Deutsche Reichspost eine Sondermarke zu 6 Pfg. ab, und zwar aus Anlaß der vom 15. August bis 15. September 1912 stattfindenden Wehr-
kampstage der SA. Der Entwurf des Wertzeichens, das eine Abbildung des SA.-Webr- zeichens zeigt, stammt von dem Künstlerehepaar Axter-Heudtlaß, Berlin. Die Marke wird bei allen Postämtern bis Ende September abgegeben.
Oer Rundfunk am Freitag
Neichsvroaramm: 11 bis 11.80 Ubr: Wilhelm Jcr- ger mit seinem Streichquartett 6-üur uns Liedern: 17.1S biS 18.80 Uhr: tänzerische Musik unserer Zeit: 20.18 bis 21 Uhr: volkstümliche Unterhaltungsmusik beliebter Kapellen: 21 bis 22 Uhr: „Bunte Melodienkette" aus Film, Operette und anderem: 22.30 bis 1 Uhr: kurzweilige Klänge aus unserer Zeit. — D-utschlaudl-uder: 17.15 bis 18.80 Ubr: Haydns, Militär-Svmvhonie, Werke von Max Fiedler, Bu- soni, Dohnana und ein Obocnkonzert des Dirigenten Richard Müller-Lamverh, Solist Helmut Eggers: erklingen aus Hamburg: 20.15 bis 20.50 Ubr: der Pianist Wilhelm Kcmpff stellt sich unter anderem mit einer Klötengnartett-Komvosition vor: 20.50 bis 22 Ubr: Pnccinis komische Over „Gianni Schicchi" unter Beteiligung namhafter Solisten.
Neuordnung der Gcmciuschafts-ilfe der Wirtschaft.
Die RG. Industrie bat soeben Richtlinien erlassen, die eine Neuordnung in der Gcmcinschafishilfe der Wirtschaft bedeuten. Diese Neuordnung strebt eine stärkere Erhaltung der Substanz bzw. des Betriebsvermögens a», legt aber andererseits besonderen Wert daraus, dah nur solche Unternehmen und Betriebe der Gemeinschastshllfe teilhaftig werden, die nach Bestätigung durch die Wirtschaftskaiikmer volkswirtschaftlich-erhaltungswürdig sind.
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Sulz. Philipp Dengler, Sohn des Philipp Dengler im Kloster, und Wilhelm Gauß, Sohn des Joh. Gauß wurden für Tapferkeit vor dem Feind mit dem EK. II ausgezeichnet.
Deufringen. Im Verlaufe eines Gewitters schlug der Blitz in eine Scheuer. Das Gebäude brannte völlig nieder.
Höfen a. Enz. Hitlerjugend und Jungmädel veranstalteten in der Gemeindehalle einen Elternabend zu Gunsten des Deutschen Roten Kreuzes. Einer Weihestunde, in der sich die Größe unserer Zeit spiegelte, folgten in buntem Wechsel Ring- uno Boxkämpfe, Volkstänze, Frei- und Bodenübungen, Vorführungen am Pferd, sowie ein Märchen- und ein Sagenspiel. Die am Schluß durchgeführte Sammlung für das Deutsche Rote Kreuz ergab Mi RM.
Pforzheim. Bei dem Reichsseesportbewerb, der in diesem Jahr auf dem Zempelburger See in Ostpreußen stattfand, wurde die Pforzheimer Marine-HI. 1. Reichssieger. Die heimkehrenden Sieger wurden von Partei und Stadtverwaltung geehrt. Eine stattliche Serie von Preisen und' Auszeichnungen haben die Pforzheimer Jungen als „Beute" nach Hause gebracht.
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Llo kHexer-kowL» von Ksppler
„Räder muffen rollen für den Sieg"
8inn unä OrküllunZ einer ^roken Parole — Oer neue Verlrelir8rtizltkmu8
Der Krieg hat unser Verhältnis zur Eisenbahn gewandelt. Früher einmal betrachteten wir die Deutsche Reichsbahn durch die Brille des Fahrgastes. Neue, schnellere Zugverbindungen, die Einführung des Speisewagens auf einer Strecke, moderne Wagen erweckten unser Interesse, Verspätungen, eingestellte Züge erregten unser Passagicrmißfallen. Daß es bei der Reichsbahn auch noch den Güterverkehr gibt, nahmen wir meist nur gelegentlich zur Kenntnis, wenn ein langer Güterzug an uns vorüberrollte oder ein Frachtbrief auszufüllen war. Daß unsere hochentwickelte Zivilisation zum guten Teil auf dem Bestehen und reibungslosen Funktionieren des Güterverkehrs der Reichsbahn beruhte, daß wir ohne ihn auf die gewohnte Zigarettenmarke, auf Pfirsiche oder Seefische verzichten müßten, kam dem Nichtkaufmann meist ebenso wenig zum Bewußtsein wie das eigene Atmen. Das hat sich im Kriege geändert. Wir fühlen Plötzlich das Dasein einer Verkehrsorganisation, die niit Recht die größte der Welt genannt wird, und wir haben, ims sogar daran gewöhnt, unser Teil dazu beizutragen, daß das überlastete Getriebe dieser Organisation nicht ins Stocken gerät. Wir versenden keine Güter, die nicht unbedingt versandt werden müssen, wir unternehmen keine Vergnügungsfahrten, damit mehr Güterwagen rollen können, und wenn wir Güterwagen zu entladen haben, dann tun wir das iii der kürzest- möglichen Zeit. Diese unsere neue Einstellung
zur Reichsbahn hat ihren Ausdruck in dem Schlagwort „Räder müssen rollen für den Sieg" gefunden. Dr. Sommer, Ministerialrat im Reichsverkehrsministerium, hat dieser Tage auf diesen „neuen Rhythmus iin großdeutschen Verkehr" hingewiesen. Er würdigte den opferbereiten Einsatz der deutschen Eisenbahner, wie überhaupt aller iin Transportgewerbe Tätigen und wies darauf hin, daß die Deutsche Reichsbahn heute das Fünffache der Strecke und das Dreifache des Streckennetzes der Vorkriegszeit zu bewältigen hat und daß dies nur möglich ist durch den neuen Rhythmus, der alle Verkehrsträger und Verkehrsnutzer anspornt und die Zusammenarbeit zwischen Wehrmacht, Rüstungsindustrie und Nährstand auf dem Gebiet des Verkehrs ständig vntieft. „Die Erkenntnis von der Bedeutung des Güterverkehrs und der Verkehrsmittel des Güterverkehrs für die Kriegführung — man denke nur an die Atlantikschlacht gegen die Seeverkehrswege unserer Gegner — und die Würdigung der im Verkehrswesen tätigen Menschen durch das deutsche Volk wird helfend dazu beitragen, die Leistungen für das Transportprogramm laufend zu steigern. Darum muß das Losungswort ,Räber müssen rollen für den Sieg" mit dem neuen Rhythmus, den es dem deutschen Verkehr gibt, in das Bewußtsein des ganzen Volkes übergehen, denn dieser Rhythmus kann von allen mitgetragen werden." Diese Worte sind wert, von jedem Deutschen durchdacht zu werden.
Kartoffelbedarf vor Frostbeginn eindecken
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Der erreichte gute Anschluß von der alten zur neuen Kartoffelernte wird nicht mehr ab- reißen. Diese Feststellung trifft Reichsland- wirtschaftsrat Dr. E. Hatesaul, der über die Maßnahmen zur Deckung des Winterbedarfs an Kartoffeln berichtet. Wenn es bei der derzeitigen angespannten Arbeitseiusatz- und Verkehrslage ermöglicht wurde, in den letzten Wochen das Verlade- und Trans- portvolumen auf das Vierfache des gleichen vorjährigen Zeitraumes zu steigern, dann liege darin auch schon ein solider Grund zur Zuversicht, daß es gelingen werde, die Spätkartoffelernte in der gleichen Planmäßigkeit zu bergen und rechtzeitig in den Mengen an den Verbraucher heranzubringen, daß der wesentlichste Winterbedarf, auch in den Großstädten, vor Eintritt des Frostes gedeckt ist.
Den ersten entscheidenden Ansschlag dafür, daß diese Aufgabe gemeistert wird, gibt der Einsatz der Menschen in den landwirtschaftlichen Betrieben. Dank der Maßnahmen des Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz, Gauleiter Sauckel, ist der Bedarf der landwirtschaftlichen -Betriebe an ständigen Arbeitskräften und Wanderarbeitern sowohl zeitlich wie in der Menge Programmgemäß befriedigt worden. Bis Ende Juli erhielten die landwirtschaftlichen Betriebe doppelt so viel Ausländer und Kriegsgefangene wie im gleichen Zeitraum deS Jahres 1911 bei annaheriid gleicher Bedarfslage der bci-
ven Jahre. Zur Zeit flno oie Arvensamter damit beschäftigt, gemeinsam mit den Dienststellen des Reichsnährstandes die bei einem solchen Großeinsatz unvermeidlichen Unebenheiten auszugleichen. Selbstverständlich werden bei den Arbeiterznweisungen jetzt die Hauptkartoffelanbaugebiete bevorzugt berücksichtigt. Die auf diese Weise erzielte Deckung an Dauerarbeitskräften einschließlich der für die Hackfruchternte, schwankt z. Z. in den einzelnen Gebieten zwischen 80 und 100 Prozent. Noch nicht eingerechnet sind dabei die Reser- ben, die für. zusätzliche Hilfe in der Ernte be- reitsieben.
Die Arbeitslage ist deshalb durchaus befriedigend. Es kommt nun darauf an, daß beizeiten alles geschieht, um eine rechtzeitige Bergung der Hackfruchternte zu sichern. Ziel muß sein, das Schwergewicht der Kartoffelernte mehr in den September zu verlagern. ,rnr sehen Betriebsleiter ist setzt der späteste Zeitpunkt gekommen, seine Planung für die Kartoffelernte abzuschtießen und etwa noch bestehenden Bedarf an Arbeitskräften schnellstens zu melden. Die Arbeitsämter sind ermächtigt, auch Urlaubern ans der Stadt, die ernstlich in der Ernte helfen wollen, den Einsatz zu erleichtern durch Erstattung der Reisekosten. Der Generalbevollmächtigte für den Arbeitseinsatz wird für besonders eilige Notfälle ..fliegende Kolonnen" für Großbetriebe bilden. -
„Teile das Zitronenwasser sorgsam ein", sprach er dabei. „Ich will dir nicht die Gefährlichkeit unserer Lage verschweigen: Der Wassertank ist geborsten und ausgelaufen. Mit zwei Wasserflaschen müssen wir aushalten, bis Hilfe kommt!"
Das Lächeln im Gesicht Harald Boysens erstarb. Sein erhitztes Gesicht verfärbte sich grau« Der Blick seiner Augen wurde dunkel und starr.
„Dos bedeutet — den sicheren Tod in der Wüste!" murmelte er dumpf.
Folkening riß sich zusammen. Cr versuchte ein Lachen, aber es wurde nur ein häßliches Krächzen daraus.
„Kopf hoch, Harald! Ich morse eben. Habe Funkverbindung mit Audschila und Gatrun ausgenommen."
Argwöhnisch lugte Boysen herauf.
„Wirklich? Es — funkt noch in deiner Kiste?"
„Klar! Es kann doch nicht gleich alles zum Teufel gehen! In Audschila sind zwei Flugzeuge gestartet. Von Gatrun her sind Streifenwagen des Militärs aufgebrocheti. Die Kamelreiter von Ubari wird man alarmieren. Ich denke, in zwei Tagen können wir unserer Rettung gewiß sein."
Boysen nickte nur. Anscheinend war er nicht völlig davon überzeugt, daß man sie bereits in zwei Tagen würde gesunden haben. Er nahm vorsichtig einen kleinen Schluck aus der Flasche» schob sie dann unter den Arm und stapfte nach seiner schattenspendenden Hütte zurück. -
Sasso Folkening schaute ihm nach, wie er sich mühte, mit seinen noch nicht völlig gekräftigten Gliedern durch den Sand zu waten. Oftmals blieb er schwankend stehend, wischte sich über die Stirn oder drückte seine Hand auf das klopfende Herz.
Ein Fluch glitt über die Lippen Folkenings.
Cr riß die Kopfhörer ab und schleuderte sie zu Boden. Stöhnend preßte er die Stirn gegen das Lederpolster über den Instrumenten.
Verloren--!
Konnte man noch an eine Rettung glauben?. Die fromme Lüge, die er Boysen gegenüber blitzschnell erfand — wenn sie doch Wahrheit werden könnte!
Ein Blick aus die Landkarte zeigte, dah die nächste Wasserstelle in einer Entfernung von mehr als zweihundert Kilometern lag, sie konnte zudem nur von den wüstenkundigen Beduinen aufgesunden werden. Um eine Oase und damit die nächü- gelegene menschliche Ansiedlung zu erreichen, be- durfte es eines Fußmarsches durch. Sand und unter glühender Hitze von nahezu zwei Wochen. Das hieß nichts anderes, als daß „ran hier an der Absturzstelle der Flugzeuge warten muhte, bis Retter nahten. Wer sich hinaus in die endlose Wüste wagte, war verloren. - Der Wind würde den Sand in seine Spur wehen und damit die letzten Zeichen seines Weges auslöschen.
Sasso Folkening verbrachte den Rest des Tages damit, das Rümpfende seines Flugzeuges a'^n- bauen. Er wollte es auf dem höchsten ^ kämm aufstellen, damit es von weitem i » werde. ^
Spät kam Folkening in das Lager seines Freundes zurück. Harald Boysen lag ermattet am Boden.
„Ich glaube", sagte er leise, „daß die Wüste nicht genug hatte mit mir. Sie mußte dich erst noch in das Verderben locken!"
„Unsinn, Harald!" erwiderte Folkening fast schroff. „Nur wer sich selbst aufgibt, ist verloren! Ich gebe jedenfalls die Hoffnung auf eine Rettung nicht auf, solange ich noch atme."
„Und ich sage dir, wir sind verloren!" entgegnen Boysen beharrlich.
Da schwieg der Kamerad an seiner Seite und legte sich zum Schlafe nieder.
Die folgenden Tage vergingen für Folkening wie im Fluge. Die Arbeit beschäftigte ihn so sehr, daß nahm die Trostlosigkeit ihrer Lage nicht so sehr zum Bewußtsein kam, wie es bei Boysen der Fall war. Während dieser sich fiebernd und di'r- stend in seiner Schutzhütte wälzte, richtete Folkening die weithin erkennbaren Male aus dem Dünenkamm.
Während des Schaffens lauschte Folkening immer wieder, ob er nicht von ferne das Brummen eines Motors höre. Aber nur das ewige Schweigen der Wüste umgab ihn.
Nachdem es aus der Düne nichts mehr zu tun gab, bemühte er sich von neuem, die Funkanlage in Betrieb zu setzen. Alle möglichen Versuche stellte er an. So göß er einmal gar Benzin in dis Akkumulatoren, um die Elektronplatten wenigstens unter Feuchtigkeit zu halten. Alles Bemühen war indessen umsonst.
Während der Nächte füllte Folkening heimlich aus seiner Thermosflasche ein paar Schluck des Zitronenwassers in die seines Kameraden. Harold Boysen bemerkte nichts davon. Er lag schon im Fieberwahn. Nur in den Morgenstunden kam er zu vollem Bewußtsein und tastete nach der ihm zur Seite stehenden labenden Flasche.
Unter dem brennenden Durst begann auch Folkening zu leiden. Cr gönnte sich selbst nichts mehr. Am dritten Tage nach der unglücklichen Landung in der Wüste mußte er seine Arbeit einstellen, denn die Kräfte versagten ihm. Taumelnd quälte er sich durch den Sand nach der kleinen Schutzhütte hin. Ein paarmal brach er zusammen. Unter Ausbietung der letzten Willenskräfte richtete er sich von neuem auf und stolperte weiter.
Bor der sandbedeckten Hütte lehnte Harald Boysen, der seinen Kameraden mit irrem Blick entgegenfchaute.
Ein hohnvolles Lachen kam aus seinem Munde.
„Sitzt dir nun auch der Todcsgrifs im Nacken, he?"
Folkening blieb schwer atmend vor ihm stehen.
„Sie muffen — bald kommen!" brachte er mühsam hervor
„Die Geier! Ja! Die sind uns nahe!" höhnte Boysen. „Wenn du nicht so ein blutiger Anfänger wärest, säßen wir längst in Audschila!"
Mit Besremden gewahrte Folkening ein böses Funkeln in den Augen des anderen.
„Wie — meinst du das?"
„Du hättest nach Gatrun zurücksliegen müssen!" schrie Harald Boysen heiser und mit sich fast >0erschlagender Stimme. „Du hättest hier nichi .uk Landung ansetzen dürfen! Konntest so Hilfe .erbeirufen — und wir wären nicht Gefangene dieser Hölle geworden!"^
_ (Fortsetzung solgr.) , ^