/Xus 8lavt und Kreis Calw
Heimkehr
Siehe: Ich lebe! Ich lebe!
Zest Ist der druck meiner Hand, daß er Gewißheit dir gebe,
Saß er in» Leuchtende hebe, was du nur dunkel erkannt.
Stolzer erscheint mir dein Schreiten,
Trägst du so stark dein Geschick?
Ist von den flammenden Feiten, öle auch dich, Liebste, begleiten,
Heller erleuchtet dein Blick?
Stehen, wie du, alle Frauen Deutschlands so froh in der Pflicht?
Tragen sle gleiches vertrauen? dann ist der Sieg zu erschauen seht schon aus eurem Gesicht!
Blkr. ferner Usrqonckele *
Gesichtspunkte bei der Berufswahl
Aufklärung durch HI und Arbeitsämter
nsg. Bei den steigenden Anforderungen der Wirtschaft ist es nicht möglich, alle vorhandenen Lehrstellen zu besetzen, andererseits sind aber auch die Berusswünsche der Jugendlichen, besonders durch das gegenwärtige Kriegsgeschehen bedingt, äußerst einseitig. Daraus ergibt sich von selbst die große Bedeutung, die auch in diesem Jahre wieder der unter dem Leitwort „W assollichwerden?" stehenden Aufklärungsaktion zur Berufswahl der Jugend zukommt, die vom Gebiet Württemberg der Hitler-Jugend gemeinsam mit den Arbeitsämtern nach den arbeitseinsatzpolitischen Richtlinien des Landesarbeitsamtes Süd- Westdeutschland durchgeführt wird.
In einer Besprechung mit den maßgebenden Stellen der Partei, des Staates und der Wirtschaft betonte Oberstammführer Scheibe, daß im Laufe der letzten Jahre die Berufsaufklärung auf wachsendes Verständnis vor allem auch seitens der Eltern gestoßen sei, worauf er das Ziel der Berufs- anfklärung in Zusammenhang brachte mit der Parole des Neichsjugendführers für 1942 „Landdienst und Osteinsatzl" Im Auftrag des Präsidenten des Landesarbeitsamtes Südwestdeutschland wies Dr. Martin daraus hin, daß es vollkommen falsch sei, wenn Eltern und Jugendliche bei der Betrachtung der Berufsaussichten von der Gegenwart ausgingen. Entscheidend müsse für die Berufswahl die Lage des Reiches in der Nachkriegszeit sein, in der bei den Jungen neben der Landwirtschaft und dem Beamtenberuf vor allem die Ban- und Textilbernfe, bei den Mädeln neben, den hauswirtschaftlichen, pflegerischen und erzieherischen Berufen in erster Linie die Tcxtil- nnd Bekleidungsberufe gefragt seien.
Welche Vornamen erhalten heute Sie Kinöer?
In Hannover wurde über die Rufnamen, die die Neugeborenen erhalten, eine Statistik aufgestellt. Mit den 258 Jungen- und 262 Mädchennamen, die das Einheits-Familienstammbuch zur Auswahl bietet, kommt man bei weitein nicht mehr aus, ergaben sich doch für das eine Jahr 412 Jungen- und 232 Mädchennamen. Die Zahl wird noch größer, wenn man die jetzt so beliebten Doppelnamen ber- anzieht, von denen das Stammbuch nur drei nennt. Trotz dieser großen Auswahl sind nur wenige Namen stark verbreitet. Für fast ein Drittel aller Kinder werden nur sieben Vornamen gewählt. Bei den Jungen sind das: Dieter. Klaus. Peter, Horst, Manfred, Jürgen und Wolfgang, bei den Mädchen: Karin, Renate, Ingrid, Barbara, Christa, Ursula und Helga. 43 v. H. aller Namen waren Doppelnamen. Häufig sind über die genannten hinaus im übrigen nur 21 einfache und oier Doppelnamen für Knaben und 22 ein-
,acye uno zwei Doppelnamen fttr Mädchen gewählt worden. In der Reihenfolge ihrer Häufigkeit sind es folgende: Günter, Gerhard, Rudolf (Rolf), Heinrich (Heinz), Werner, Wilfried, Helmut, Friedrich, Wilhelm, Hans, Bernhard, Walter, Herbert, Hermann und die Doppelnamen Karl-Heinz, Hans-Joachim, Hans-Jürgen und Hans-Dieter. Die Mädchennamen sind: Erika, Margrit, Zngeborg, Monika, Gisela, Heidi, Marlies, Elke, Sigrid, Waltraut, Ilse, Gerda, Brigitte, Edith, Ute und die Doppelnamen Hannelore und Rosemarie. Die Namenwahl nach Eltern oder Großeltern wird im Gegensatz zu früher nur noch wenig beachtet. Dagegen ist ein starker Zug nach altdeutschen Namen unverkennbar, noch stärker aber ein Drang nach Namen, die irgendwie eindrucksvoll aufgetreten sind. Für die Mädchennamen sind Film und Soldatenlied besonders bedeutsam (Erika, Monika, Marie-Luise und Nosemarie). Monika war 1938 nur zwölfmal, 1940 dagegen 127mal vertreten. Lili-Marlen ist dagegen in Hannover noch nicht in Erscheinung getreten.
Der Rundfunk am Donnerstag
Reichsvroaram«: 15 bis iS Ubr: Volkstümlich« Klänge vom Reichssender Stuttgart mit Emma Mavcr als Solistin: IS bis 17 Ubr: Nachmittags, konzert mit Werken von Beethoven. Straub. Reger u. a.: S0.1S bis 31 Ubr: „Abcndmustk im Grünen" und von 31 bis 32 Uhr: „Der Sommer" aus Joseph Haydns „Die Jahreszeiten". Leitung: Clemens Kraus,, Solisten Trude Eip perle, Juligs Pabak. Georg Hann. — Deutschlands«»»«: Stanib, Mozart, Busoni und Resvighi sind die Komponisten der Kon- zertsenduns von 17.15 bis 18 Ubr: Abendstimmungen und Naturschilderungen vermittelt die unterhaltsame Sendung von 20.15 bis 21 Uhr mtt Mar Schönhcrr. Karl Eisele und Solisten: „Musik für Dich", be. schwingte Weisen der Gegenwart von 21 bis 22 Ubr.
il» Killte
Vom 25. Juli ds. Js. an können auch an Jugendliche, die aus luftgefährdeten deutschen Gebieten nach Dänemark verschickt werden, Postpakete mit Wäsche und sonstigen Gebrauchsgegenständen zollfrei versandt werden. Die Pakete sind gut zu verpacken und müssen mit Auslandspaketkarten eingeliesert werden. Die Paketaufschriften und die Paketkarten müssen den Vermerk tragen: „Ueber die Gebietsführung der HI. in Hamburg 1". Anschrift in lateinischer Schrift mit genauer Angabe des Lagers und des Bestimmungsortes.
Mein Kind
glauben gar nicht, wie nervös mein Kind ist", ist ein beliebtes Unterhaltungsthema junger Mütter. Und wie oft wird damit nur Ungezogenheit bemäntelt. Kommen diese Frauen dann gar zum Arzt, so setzen sie ihn mit der Behauptung der „Nervosität" des Kindes nicht selten in große Verlegenheit. Denn es ist nicht immer leicht, einfach zu sagen: „Ihr Kind ist nur verzogen!"
Natürlich wirkt sich Nervosität der Eltern auch auf ihre Kinder aus. Aber gerade Kinder haben viel stabilere Nerven als Erwachsene, was man schon daran sieht, daß sie zum Beispiel Lärm gegenüber völlig unempfindlich sind und mit Wonne stundenlang schreien und toben und die „nervösen" Erwachsenen damit zur Verzweiflung bringen.
Nervöse Störungen im kindlichen Alter hängen sehr oft von der Erziehung ab. Das wichtigste Mittel, die Kinder einer natürlichen Entwicklung zuzuführen, nehmen viele Eltern wenig ernst, nämlich das Spiel der Kinder. Es ist ein Hauptfaktor für ihre körperliche und geistige Fortbildung. Die richtige Beschäftigung für Körper und Geist für ein Kind zu finden, ihm Inhalt für sein kleines Leben zu geben, ist vielleicht ebenso wichtig wie für Erwachsene das Studium und die Arbeit. Man kann nicht Kinder damit erziehen, wenn man sie anherrscht: Sei ruhig, sitz still, halt den Mund! Kinder können nicht still sitzen, sie müssen sich bewegen, je nach
Am 1. August 1942 wird in und zwischen den Gebieten Unter st eiermark. Kärnten und Krain sowie zwischen diesen Gebieten und dem übrigen Reichspostgebiet einschließlich Elsaß, Lothringen, Luxemburg und Protektorat Böhmen und Mähren der P o st- autdienst nach den innerdeutschen Versendungsvorschriften und Gebühren ausgenommen.
Die im vergangenen Jahr erstmalig erfolgte Arbeitsplatzablösung Werktätiger Frauen durch auslandsdeutsche Frauen wird in diesem Jahr in erhöhtem Umfange durchgesührt. Weit über hundert Anmeldungen liegen bisher bei der Gaufranen- schastsleitung der Äuslandsoraanisation der NSDAP, aus allen europäischen Ländern vor.
IV l« 8ILOLN. VVLir,
Wahrend der Kriegszeit dürfen in den deutschen Sanatorien neben kranken Volksgenossen Erholungsbedürftige nur ausgenommen werden, wenn es sich um eine vorbeugende Heilbehandlung handelt und freie Bet- ten genügend vorhanden sind. Der Aufenthalt ist in der Regel auf sechs Wochen zu begren- zen, sofern es sich nicht um Lungentuberkulöse handelt, für die längere Fristen nötig sind.
Dienstnachrichten. Zum Bezirksnotar in Weil- derstadt ernannt wurde Justizinspektor Ernst Deuschle beim Amtsgericht Göppingen. Die U. Stadtpfarrstelle in Nagold ist dem Repetenten Walter Warth am Stift in Tübingen übertragen worden.
Mit dem E. K. U ausgezeichnet. Sanitäts- Unteroffizier Gottlieb Pfromm er von Calw-Alzenberg ist das Eiserne Kreuz II. Kl. verliehen worden.
Mit dem E. K. H ausgezeichnet wurden ferner Ufsz. Georg und Obergefr. Eugen Rometsch, Gefr. Gotthilf Feuerbacher und Gefr. Karl Bolz von Altbulach.
Deufringen. Dieser Tage ist Posthalter a. D. Wilhelm Kübler, Wagner, gestorben. Er hatte em Alter von 74 Jahren erreicht. Als Posthalter war er Mittler vieler Nachrichten, freudiger und weniger guter.
ist so nervös!
Temperament, müssen Fragen stellen zum Beweis regen Geistes. Selbst Lärmen und Schreien wird jedes Kind zuzeiten, und es ist sogar meist nur der Ausdruck überschüssiger Kraft und großer Vitalität. Kinder, die nicht rennen, toben und jubeln, geben zu denken. Sie sind entweder krank oder anormal. Die Lebhaftigkeit der Kleinen ist gerade der sichtbare Beweis ihrer Gesundheit, sie in Grenzen zu halten, aber Sache der Eltern.
Man soll deshalb ans dem Kinderzimmer kein trauriges Gefängnis machen, in übergroßer Sorge, daß aus Lebhaftigkeit „Nervosität" werden könne. Kinder dürfen nicht das Opfer unserer Autorität werden, ebensowenig wie die Kinder nicht zum angebeteten Gegenstand, zum Idol erhoben werden sollen. Nur zu leicht werden sie dann zum Tyrannen. Doch das ist schon ein neues Gebiet. LUriecke dlectmig.
Carl Maria von Weber unö öle Che
Carl Maria von Weber, der Komponist des „Freischütz" und des „Oberon", faßt seine Ansichten über den Ehestand in folgendem, „musikalisch" bildhaften Ausspruch zusammen: „Der Ehestand gleicht einer Baßgeige; der Grundton des Lebens, die Liebe, bläst die Flöte, die Kinderchen die Querpfeife, die Nachbarn die Trompete, die Hörner sind über» flüssig."
Oie Ascher im Himmel
BrrLlilung von Han» vetdgs
Die Fischer von Nexum, einer schmalen, mit Heide und Strandhafer bewachsenen Meeresinsel, waren in alten Zeiten äußerst wilde, räuberische und daher gefürchtete Gesellen.
Sie lebten vor allem von Fischfang, da die- ser aber keine besonderen Reichtümer abwars und die Nexumer sehr genußreiche Leute waren, so bildeten sie sich mehr und mehr zu strandräubern aus.-Geriet ein Schiff in der Nähe ihrer Insel in Seenot, so eilten sie dem bedrohten Fahrzeug nicht zu Hilfe, sondern sie überließen es tatlos seinem Schicksal und ivarteten am Strande sehnlich auf den Augenblick, wo es scheiterte, damit sie sich des antreibende:. Gutes bemächtigen konnten. Kam
lief und so zugrunde ging und seine Ladung eine sichere Beute der frevelhaften Nexumer wurde. Nie schlugen die harten Herzen dieser ÄWkute so freudig als wenn der Ruf: '/Schiff in Not!" durch das Dorf erscholl. - wußten sie, es stand eine bequeme Be- Ä'-os Besitzes zu erwarten, sie erhoben sich schnell von ihrem Grog und ihren Würfelspiel und liefen durch Wind und Wet- hr an den Strand um hmauszuluaen, ob die Aussichten günstig für sie waren. Spulte das Meer Tote an die Küste, so wurden sie au, -mein Friedhof hinter den Dünen bestattet der schon einen recht stattlichen Umfang angenommen hatte. Das geraubte Gut brachten die Nexumer. soweit sie es nicht selber brauchten. auf emcm Segelkutter in einen benachbarten Hafen und das erzielte Geld wurde geteilt. So lebten sie herrlich und bequem und nirgends wurden nn Laufe des Jahres so viele Haßer, guten Kümmels getrunken wie auf
In einer stürmischen Nacht erscholl wieder einmal der Ruf „Schiff in Not» durch das
schlafende Dorf. Die Männer stiegen flink aus ihreu Betten, zogen sich an und eilten an den ungastlichen Strand, wo in kurzer Zeit die ganze Ortschaft versammelt war. Es war eine grauenvolle Nacht, die Wellen stobten brüllend gegen die Küste, und in der Luft heulte und fauchte es, als triebe die wilde Jagd über die Insel dahin. Das Schiff draußen war bereits gescheitert, seine Masten waren vom Sturm gekappt, es war mir noch ein hilfloses Spiel der Wellen, unter denen es zuweilen völlig verschwand. Du ersten Güter, große, eisenüeschlagene Kisten, trieben schwankend heran, konnten aber den Strand nicht erreichen, da die aufgeregte See sie immer wieder Kuruckwarf. Drei Fischer stiegen entschlossen in einen Kahn, um die Kisten zu bergen. Aber sie hatten das lockende Gut noch nicht erhascht, da schlug eine Riesenwelle über ihr Fahrzeug fort, und sie ertranken.
Auf dem Wege zu . ..
nicht besonders hoffnungsvoll zumut, den sie waren sich ihrer ungeheuren Sünden wo! bewußt. Als sie an die Himmelstttr käme Aopften sie mit kräftigen Händen an, ur Petrus war unvorsichtig genug, ihnen d Tur zu offnen, statt nur die kleine Luke au zutun, die sich darin befand.
„Wer seid Ihr denn?" fragte er erstam über die verwilderten Gestalten.
„Wir sind drei Fischer von Nexum", wc die Antwort, und damit hatten die Bursche schon die Tür in den Händen und waren kc in Len Himmel hineinmarschiert, ohne de Petrus es hätte hindern können. Sie b nahmen sich von Anfang an so lärmend ur unverschämt im Paradies, daß dem arme Petrus angst und bange wurde. Er rief si gleich einige Engel herbei und trug ihnc auf, die drei schrecklichen Sünder, die ja gc "Mp. an diese Stätte gehörten, so schnell w nwguch wieder aus dem Himmelsgarten hi, auszubefordern. Die Engel gaben sich d größte Muhe, durch gutes Zureden ihr Zi S« erreichen, aber ihre Ueberredungsküns
waren der Grobheit der Nexumer Fischer nicht nn mindesten gewachsen. Diese hatten sich be- retts vergnügt in einer von Rosen schön um- bluhten Laube eingerichtet, hatten sich drei gute Kümmel bringen lassen und polterten und lachten nach Herzenslust.
Petrus war in der größten Verlegenheit, nach einiger Zeit aber schoß ihm ein erlösender Einfall durchs Hirn. Er dachte an die räuberischen Sitten der Nexumer auf ihrer Insel, und nun wußte er, was er zu tun hatte. Er öffnete die Himmelstür so weit er konnte, stellte sich draußen hinter einen Busch und rief durch seine vor den Mund gehaltenen Hände mit lauter Stimme: „Schiff in Notl"
,Kaum hatten die Nexumer diese Worte gehört, da führen sie zusammen, sprangen auf, ließen ihren guten Kümmel stehen und stürmten durch die Himmelspsorte hinaus, dem vermeintlichen Schiff entgegen. Petrus schlug die Tur nttt lautem Knall hinter ihnen zu und rieb sich zufrieden die Hände.
List des himmlischen Pförtners zum Opß gefallen waren. Sie sahen sich mit verstörte Augen an und unternahmen gar nicht mel den Versuch zurückzukehren. Die Fluten dl Paradieses blieben ihnen verschlossen ft
immer.
Märchen unerwünscht
Der Märchendichter Johann Karl Augnu Musäus, dessen „Polksmärchen der Deutschen" vor etwa 150 Jahren erschienen, wußte einen guten Trunk zu schätzen. Oft saß er bis in die Nacht mit Freunden am Stammtisch, die ihn dann von der kleinen Weinstube aus meist reichlich „geladen" nach Hause brachten und dort ablieferten. Regelmagia pflegte dann Frau Musäus nach dem Grund seines späten Kommens zu fragen, und ebenso regelmäßig fügte sie hinzu: ,Äber bitte — jetzt keine von deinen gewöhnlichen Marcoen!
vo« wmve
Lla kAexer-kowsa von ksppler
„Und deine Bücher? Die Wissenschaften? Die Künste?"
„Sie sind nur mehr Versenkung", bemerkte Manja leise. „Sie find das geruhsame Abklingen aller eigenen Leidenschaften und Wünsche."
„Wie kannst du so sprechen. Manja! M?.n möchte meinen, neben einer Greisin zu liegen."
„Zweiunddreißig Jahre sind gewiß nicht viel", fuhr Manja fort. „Man könnte glauben, noch das halbe Leben vor sich zu wissen. Ich könnte noch Erwartungen im Herzen hegen —, doch ich weiß, daß nur Trübsal daraus entstehen würcr. Ich gleite dahin im Nachen selbsterrungenen, stillen Glückes. Irgendwo wird der Hafen auf mich warten, der mich am Ende meiner Tage ausnimmt."
„Manja!"
„Schon gut, Sasso! Höre nur erst aus meinen Leben: Ich habe studiert, das weiht du. Zwei Semester fehlten mir noch, dann hätte ich das Doktorexamen mit Erfolg hinter mich gebracht. Ich stand im eifrigsten Schaffen, als der Zusammenbruch des väterlichen Geschäfts erfolgte. Es riß mich aus der vorgezeichneten Bahn. Mich traf ein Schicksal von vielen. Mein Vater erlag einem Schlaganfall. Mutter habe ich nie aekannr, sie starb kurz nach meiner Geburt. Geschwister besaß ich nicht. Ich stand allein. Ganz allein in einer Millionenstadt. Ich war mittellos. Die Arbeitsuche begann. Weißt du, was das heißt. Sir- beit suchen in einer Weltstadt, in der hundr.t- tausend Menschen ohne Arbeit sind? Das roo.r noch zu jener Zeit des Niederganges, des tiefst.m Elends unserer Heimat. Ich wurde Werkstudentin. Hunger peinigte mich. Die Gier und Rücksicht >» losigkcit des Kampfes um eine Lebensmöglichkeit, der sich um mich her abspielte, stieß mich zurück. Ich war nicht brutal, nicht gerissen genug, um mich durchzusetzen, behaupten zu können. Ich hatte bisher in einer ganz anderen Welt gelebr. Die Erkenntnisse der großen Philosophen waren wertlos in diesem Kampfe. Sie konnten mir wohl die Verzweiflung mildern, nicht aber den Hunger stillen. In der höchsten Not schien die Wendung zu kommen: Es wurde mir eine letzte Möglichkeit geboten. Sie zu ergreifen, war mir indessen nicht möglich, als ich die Tiefe ihres Abgrundes erkannte. Sie hätte alle meine Ideale in mir für ewig ersticken lassen."
„Und diese Ideale", entfuhr es Folkening, „sie blühen dir immer noch? Auch jetzt noch — drüben in der ,Mbatros'-Bar?"
Manja schwieg betroffen.
„Nun? Was kannst du darauf antworten? drängte der Mann in unbedachtem Trotz.
„Du solltest mich nicht so sehr verachten, Sasso!" klang es leise und ein wenig traurig zurück.
Folkening bereute seine unbedachten Worte. Er hob die Hand und strich scheu und zart über ihre Wange.
„Verzeih, Manja!" bat er. ,Zch bin manchmal nicht mehr Herr meiner Gedanken."
Nach sekundenlangem Zögern suhr Manja fort: „Ich folgte dann dem Ruse der Schwester meines verstorbenen Vaters. Sie galt früher als eine Ausgestoßene unserer Familie; denn sie war in jungen Jahren mit einem Schauspieler auf und davon gegangen, wurde später selbst Schauspielerin. Als sie von der Bühne abtrat, kaufte sie von ihren Ersparnissen die ,Albatros'-Bar. Tante Vera bot mir an, in der Bar auszuhelfen. Ich setzte es durch, daß ich nur in den Nachmittagsstunden tätig zu sein brauchte. Zum Abend wurde ich jeweils durch die beiden anderen Mädchen abgelöst. So wurde das Dasein einigermaßen erträglich. Am Tage kann man mit den Gästen schließlich eher noch ein paar vernünftige Worte wechseln als in den Nachtstunden. Einmal habe ich auch d-s Nachts aushelfen müssen. Es hat mich geekelt. Am anderen Morgen packte ich meine Koffer. Tante Vera beschwor mich, zu bleiben. Sir sagte mir alles zu, was ich wünschte. Da blieb ich. Die Morgenstunden gehören — wie heute — mir allein. Meist bin ich am Strande. Die Abendstunden sind den Künsten, den Wissenschaften, meinen Büchern geweiht. So fließt mein Leben denn dahin, wohl ausgefüllt, als Dasein erträglich zu nennen."
„Wie konntest du deine Ziele verwinden, Manja?" fragte Folkening. tief bewegt von diesem Schicksal, das sich ihm in dieser Stunde offenbarte.
„Man muß sich dem Meere des Vergessens hingeben", antwortete sie leise.
„Vergessen? Vergessen können —?" murmelte Folkening.
Manja erhob sich. Sie dehnte die Glieder und warf dabei einen Blick zur Sonne hinauf.
„Meine Zeit ist vorbei. Ein Stück Leben ist wieder einmal verträumt. Nun ruft das Dasein "
„Wann sehen wir uns wieder, Man'. " fragte er. ,)Jch bin so einsam. Ich verbohre nnch in alle möglichen gründigen Gedanken. Ich muh einen Menschen haben, in diesen Tagen, ich — ich brauche dich, Manja!"
Sie sah es seinem Gesicht an, daß es ihm ernst
mit diesen Worten war.
„Manja — darf ich dich holen — heute abend? Lächelnd nickte sie ihm zu.
*
Albrecht Ramin. der Besitzer der Flugzeug, werke und Konstrukteur schnellster Maschinen, saß in seinem Arbeitszimmer über große Zeichnungen und Tabellen gebeugt, als seine Schwester Ulla zu ihm trat. Sacht berührte sie seine Schulter und weckte ihn damit aus seinen Berechnungen, „Hättest du ein paar Minuten Zeit für mich. Bert?" fragte sie leise. ^ ,
Der Bruder hob den schmalen Kops und sah mit freundlichem Lächeln zu ihr aus. Ein zart- sicher Glanz trat in seine Augen, als er das über- nächtigte, von Sorgen gezeichnete Gesicht seiner Schwester gewahrte. Er schob ihr einen Sessel zurecht, damit sie sich neben ihm ni-derlnssen konnte. .
„Du weiht, Ulla, daß du der einzige MensH bist, der zu jeder Stunde zu mir kommen darf!
Für einige Herzschläge lang lehnte Ulla müde ihren Kops an seine Brust, dann knisterte ein Papier in ihrer Hand. Es war wie eine Mahnung, die sie veranlaßte, sich entschlossen auszurichten und das zerknüllte Blatt aus dem Tisch zu qlätten.
«Jorssebung loigt.) ,