?Tus Stadt und Kreis Calw

All ittui «iee ^sstsc/ttitL

Unsere Pflichten im totalen Kriege

Ter Bürgermeister der Stadt Calw hat in seiner Eigenschaft als örtlicher Luftschutzleiter die hiesigen Untergruppen des Reichsluftschutz- bundcs an vier Abenden dieser Woche zu einem Kurzlchrgang über Fragen des zivilen Luft­schutzes in die städt. Turnhalle einberufen. Von Dienstag bis Freitag wird auf diese Weise die gesamte Einwohnerschaft der Kreisstadt über die praktischen Maßnahmen unterrichtet, welche zu einer wirksamen Abwehr feindlicher Ver­nichtungsversuche ans der Luft ergriffen wer­den müssen. Zur Teilnahme an diesen, alle Volksgenossen angehenden Veranstaltungen ist jeder Erwachsene verpflichtet.

Der erste, gestern abend durchgeführte Kurz­lehrgang galt den Bewohnern der Stadtmitte.

Nach einer Ansprache von Bgm. Göhner vermittelte der stellv. Führer der Ortskreis­gruppe Calw des RLB. Luftschutzführer Seh- burger, in gedrängtem Vortrag die wichtig­sten praktischen Anleitungen zur Verhütung von Fliegerschäden. Sie zu kennen und genau zu befolgen ist unerläßliche Pflicht. Die Haus­gemeinschaft, die mit allem zur Abwehr Er- ^ ^ ^

forderlichen gerüstet ist, kann jeder Gefahr mit I versammelt" Ruhe begegnen. Nicht minder wichtig wie das ' "

Bereithalten der Abwehrmittel ist freilich die geistige Haltung, die innere Bereitschaft zum Einsatz in der Stunde, welche von uns Be­währung fordert. Ueber diese Haltung sprach abschließend der Ortsgruppenleiter der NS.- DAP., Pg. Nick, in einem eindringlichen Appell. Seine Worte galten dem totalen Krieg in seinen Auswirkungen auf die Allgemein­heit, den Pflichten, die er allen Volksgenossen auferlegt und denen sich niemand entziehen' darf. Unser ganzes Wollen und Handeln ist heute einzig und allein auf den Sieg ansge­richtet! Der lehrreiche Abend begegnete all­gemein lebhaftem Interesse.

Auch heute und an den beiden folgenden Abenden werden nach Erörterung der prakti­schen Luftschutzfragen Redner der Partei zu den Volksgenossen sprechen. So ist heute Kreispropagandaleiter Pg. Enten mann als Redner eingesetzt, morgen spricht Kreisschu­lungsleiter Pg. Haug und am Freitagabend zum Abschluß der Kurflehrgänge der Kreis­leiter. Am heutigen Mittwoch abend sind die Bewohner des südlichen Stadtteiles, morgen

die 'des nördlichen Stadtteils sowie der Vor- ren

städt und übermorgen jene des Stadtteils öst­lich der Bahnlinien in der städt. Turnhalle

Luftschutz auf dem Lande

Die feindliche Luftwaffe Lat in zunehmen­dem Umfange ihre Ziele auch auf dem flachen Lande gesucht und Dörfer und Einzel­gehöfte angegriffen, um die Ernährungs­wirtschaft des deutschen Volkes zu schädigen. Der Reichsminister der Luftfahrt und Ober­befehlshaber der Luftwaffe hat deshalb Richt­linien zur Erhöhung der Luftschutzbereitschaft auf dem Lande erlassen. Da die Kräfte eines einzelnen Hauses oder Betriebes im allge­meinen auf dem Lande für die Bekämpfung von Schäden nicht ausreichen, werden auf An­ordnung des örtlichen Luftschutzkellers meh­rere Hauser oder Betriebe zu Landluft­schutzgemeinschaften zusammengefaßt. In jeder Landluftschutzgemeinschaft werden Feuerlösch- und Bergüngstrupps aufgestellt. Um die sofortige Alarmierung bei Nacht zu gewährleisten, ist aus den Kräften des Bereit- schaftsdienstes ein ständiger Wachtdienst ein- zuteilen. Alle Vorbereitungen für den Fall unmittelbarer Feindeinwirkung und für die Heranziehung nachbarlicher Hilfe find ficher- zustellen.

Sämtliche männlichen und weiblichen Volks­genossen, soweit sie körperlich und geistig ge­eignet sind, einschließlich der ausländischen Arbeiter und der Kriegsgefangenen, sind zum Luftschutzdienst einzuteilen. Als Beobachtungs- Posten kommen Kriegsgefangene aller­dings nicht in Betracht. Die Ausbildung er­streckt sich insbesondere auf die praktische Be­kämpfung von Entstehungsbränden durch den Selbstschutz, auf Bergungsübungen und die Erste Hilfe für Mensch und Tier

Lohn und Gehalt im Kriege.

Wann ist eine Erhöhung möglich?

Eine Erhöhung des Lohnes und Gehaltes ist nach den bestehenden Bestimmungen auch bei einem Aufrücken in höher entlohnt« Altersstufen, Berufs- oder Tätigkeitsgruppen im allgemeinen nur möglich, wenn entweder tm Einzelsall der zuständige Reichstreuhänder der Arbeit vorher zugestimmt hat oder wenn die im Betriebe für ein solches Aufrücken üb­lichen Regeln allgemein die ausdrückliche Bil­ligung des Reichstreuhänders der Arbeit ge­funden haben. Eine Ausnahme von diesen Voraussetzungen bilden die Fälle, die sich zwingend aus Gesetz, Tarifordnung oder Dienstordnung und Dreuhänderanordnung er­geben. Einzelne Betriebsführer haben nun versucht, die notwendige vorherige Zustim­mung des Reichstreuhänders der Arbeit unter Berufung auf Z 18 ALs. 2 der Kriegswirt- schaftsverordnung zu umgehen. Diese Bestim­mung der Kriegswirtschastsverordnung schreibt vor, daß bei Betriebsumstellungen oder bei Uebertragung anderer Tätigkeiten automatisch die Lohn- und Gehaltssätze gelten, die ver­gleichbar oder für die neue Tätigkeit maß­gebend sind.

Um jede Umgehung zu verhindern, hat der Generalbevollmächtigte für den Arbeitseinsatz nunmehr eine genaue Begrenzung deS An­wendungsbereichs der genannten Bestimmung der Kriegswirtschastsverordnung gegeben. Da­nach können diese Vorschriften lediglich auf die Fälle zu Recht angewandt werden, in denen rin Wechsel der Tätigkeit vorliegt. Ein Wechsel im Sinne der zitierten Vorschriften ist nur dort gegeben, wo es sich um eine wesensver­schiedene Tätigkeit handelt. Es ist z. B. keine andere Tätigkeit im Sinne des Z 18 Abs. 2, wenn eine Stenotypistin nunmehr als Sekre­tärin beschäftigt wird. Dagegen würde die Voraussetzung des 8 18 Abs. 2 gegeben sein, wenn eine Arbeiterin aus der Produktion in ein Büro versetzt wird und hier einfache Büro­arbeiten erledigt.

Sonderlehrgänge für Kriegsversehrte

zur Vorbereitung auf die Reifeprüfung Der Reichserziehungsminister hat wiederum

«nter Beifügung der erforderliches l?..ter- ^Mu bis spätestens 15. August d I au b--»

«tadtprnsidenten der Reichshauptstaöt Berlin Abteilung für höheres Schulwesen, zu Een

Aeust^ntlaüe»'^ nicht aus dem Wehr- oimilt entlassen sind, können nur dann in den

Lehrgang ausgenommen werden, wenn ihnen

von Dienststelle ein Urlaub

von sechs Mo nnte n erteilt wird. Im Be­

darfsfälle können Beihilfen zu den »rosten des Sonderlehrganges auf besonderen Antrag be­willigt werden.

Wandel der Berufswahl

Kindergärtnerinnen und -Pflegerinnen gefragt

DasJunge Deutschland" trifft die erfreu­liche Feststellung, daß in diesem Jahr die Mel­dung der Mädel für eine sozialpädagogische Ausbildung die Aufnahmefähigkeit der be­stehenden AusLildungsstatten übersteigt. Es hat sich somit in den letzten Jahren ein ent­scheidender Wandel in der Berufswahl der Mädel vollzogen, der vor allem auch ein Er­folg der Berufsaufklärungsarbeit der Jugend ist; dennoch kann der Bedarf an Fachkräften noch längst nicht gedeckt werden. Neue Äus- bildungsstätten sind notwendig. Der BDM. wird deshalb die NSV. bei der Schaffung von Fachschulen für Kindergärtnerinnen und Kin- derpflegerinnen unterstützen. Zugleich werden Ausleselager des BDM. vor der Auf­nahme in die AusLildungsstätten angestrebt.

Arbeitsdienst und Pflichtjahr

Bei der Musterung des Geburtsjahrganaes 1924 zum Reichsarbeitsdienst der weiblichen Jugend taucht bei Eltern und Erziehern die Frage auf, ob und inwieweit die Ableistung des Pflichtiahres sich auf die Dauer der Dienst­zeit im aktiven Reichsarbeitsdienst und im Kriegshilfsdienst auswirkt. Nach Mitteilung der Reichsarbeitsdienstleitung bleiben die Dienstpflichtigen, auch wenn sie das Pflicht- iahr bereits abgeleistet haben, ein ganzes Jahr im Reichsarbeitsdienst, und zwar die am 1. November Eingestellten fünf Monate im aktiven Reichsarbeitsdienst und sieben Mo­nate im Kriegshilfsdienst, und die im Früh­jahr 1943 Eingestellten sieben Monate im ak­tiven Reichsarbeitsdienst und fünf Monate im Kriegshilfsdienst.

Leichtathletische Wettkämpfe in Calmbach

Am kommenden Sonntag führt der NSRL. Sportbezirk 6 Nagold für die Vereinsgemein­schaften vom Unterkreis Neuenbürg in Calm­bach leichtathletische Wettkämpfe durch. Sie be­stehen in einem Dreikampf und zwar aus 100 m-Lauf, Weitsprung und Kugelstoßen. Sie

umfassen alle Allere nassen mäunucyen und weiblichen Geschlechts und bieten für jeden Turner und Sportler eine günstige Wettkampf­möglichkeit, die insbesondere unserer Jugend empfohlen wird.

Gleichzeitig werden die Prüfungen für die Deutschen Vereinsmeisterschaften in der Leicht­athletik ausgetragcn. Diese bestehen bei Män­nern in 100 M-/1500 m-Lauf, Wcitsprnng, Kugelstoßen 7X Kg. und 4mal 100 m-Stas- fel. Bei Frauen in 100 m-Lauf, Hoch- und Weitsprung, Kugelstoßen 4 Kg. und einer 4mal 100 m-Staffel. In jedem Wettbewerb müssen 2 Teilnehmer je Vcreinsgcmcinschaft starten. Bei diesen Wettkämpfen werden außerdem die Prüfungen der Gruppen: 2, 3 und 4 für das Reichssportabzcichen abgenommcn. Tie Vorbe­reitung der Veranstaltung hat der VFL. Calm­bach in dankenswerter Weise übernommen.

Falsch eingemacht, unbedacht zumVerderb" gebracht

I>180. Die meisten von unseren schwäbi­schen Hausfrauen ließen sich schon in Fric- denszeiten die häusliche Borratswirtschaft immer sehr angelegen sein. Trotzdem wird heute auch von denjenigen, die größere Bee- und Gemüsccrnten von ihren ausge­

dehnten Hausgärten einheimsen dürfen, er­wartet, daß ihre häuslichen Vorräte in ange­messenem Rahmen bleiben, und daß jedenfalls oafür gesorgt wird, daß alle Konserven fach­gemäß hergestellt werden. Denn es liegt nicht nur im Interesse jedes einzelnen, son­dern der Gesamtheit, daß Fehler beim Ein­machen, die das Verderben der Vorräte her­beiführen könnten, unbedingt vermieden wer­den. Meistens liegt es nur an Kleinigkeiten, wenn sich eingemachtes Obst oder Gemüse nicht haltemMe Vorschriften wollen eben genau beachtet sein. Besonders wichtig ist die äußere und innere Beschaffenheit der Nah­rungsmittel, die in erster Linie so frisch wie nur möglich verarbeitet werden müssen.

Beim Sterilisieren achte man darauf, daß die Gläser und Dosen nicht zu weit gefüllt werden, vor allem dann nicht, wenn sie Zuckerlösung enthalten. Bisweilen entsteht durch das Ueberkochen der Flüssigkeit bei Eindünstgläsern ein Scheinverschluß, der spä­ter das Aufgehen verursacht. Manchmal sprin­gen auch die Glasdeckel, weil Bügel und Spangen zu fest gespannt waren, weshalb sich das Glas bei der Hitze nicht mehr aus­dehnen konnte. Sonnenlicht und Wärme im Aufbewahrungsraum können jeder Konserve gefährlich werden. Wenn Gelee nicht richtig steif wird, so liegt das entweder daran, daß überreife Früchte verwendet wurden, die nicht mehr genügend Pektinstoff enthielten, oder daß das Gelee zu lange gekocht wurde. Umgekehrt wiederum geliert Fruchtsaft, wenn das Obst noch nicht reif genug war. Bei der Herstellung von Säften aus leicht gelieren­dem Obst, wie Johannis-, Preißel- oder Brombeeren füge man den Säften deshalb etwas Wasser hinzu.

Oer Rundfunk am Mittwoch

Neichsproaramm: 11 bis 11.80 iltzr: Lieder von Schubert und Straub: 18.80 bis 16 USr: Beschwingte Charakterstücke von Joseph HaaS unh Paul Grauer: 16 bis 17 Uhr: Interessante Unterhaltungsmusik: 10.18 bis 20 USr: Schön« deutsche Volkslieder: 20.18 bis 21 Ubr: Lustige Ulmparoöicn: 21 bis 22 Ubr: Sunkbrettl mit Trude Hesterberg u. a. Deutsch­landsender: 17.18 bis 18 Uhr: Symphonische Werke von Schubert, Bach, Pfibner u. a.: 20.18 bis 21 Ubr: Abendmusik: 21 bis 21.40 Ubr: Klingender Reisen, «»gestimmt von Solisten, Chor und Orchester.

Vlviistpls« Svr m

DJ. Fähnlein 1/401. Am Donnerstag tritt der gesamte DJ.-Standort um 13 Uhr in Zivil amSchiff" (Lange Steige) an.

Überall «las 8!I«I iler Heimat

Um das Band »wischen Heimat und Front , der Truppe und der Heimat. Darüber hinaus

in immer neuer Form zu verbreitern und die Beziehungen zu vertiefen, hat sich der Lan­desfremdenverkehrsverband Stutt­gart bald nach Kriegsausbruch mit feinen Mitteln tatkräftig in die Truppenbetreuung eingeschaltet. Unter anderem gingen aus dem reichen Bestand an Bildern aus der schwäbi­schen Heimat zahlreiche Sendungen in die Bunker des Westwalles und in die Truppen­unterkünfte im Reich. Diese Bilderaktion wurde fortgesetzt, so daß heute aber Tau­sende von schönen und besonders ausgewähl­ten Aufnahmen aus der schwäbischen Hei­mat überall in den Unterkünften unserer Sol­daten zu finden sind und sogar die kämp­fende Truppe begleiten. Besonderen Beifall und Anerkennung hat die eigens für die Truppenbetreuung geschaffene große Bild­mappeSchwabenland" gefunden, die in vier Reihen mit insgesamt 50 im Sonderdruck aus­geführten Aufnahmen bisher in Hunderten von Exemplaren an alle Fronten und Stütz­punkte und die deutschen Soldatenheime ver­sandt wurde, wo sie ebenso wie die kleineren Einzelphotos als Bildschmuck dienen. So sind diese Bilder in Soldatenheimen ebenso im hohen Norden Norwegens wie im Gene- ral-Rommel-Heim in Tripolis, auf den Schiffen unserer Kriegsmarine und in den Unterkünften im Osten zu finden. Weiterhin erhalten die Frontzeitungen regelmäßig aus­gesuchtes Bildmaterial, von dem reicher Ge­brauch gemacht wird.

Auf diese Weise leistet der LFV. neben der Herausgabe der heute vorwiegend ebenfalls der Truppenbetreuung dienenden anerkannt schönen illustrierten HeimatzeitschristSchwa­benland" von der bis fetzt rund 400 000 Exemplare an die Front gingen und neben den ebenfalls fruchtbar in die Truppenbe- treuung eingeschalteten FilmenundLicht- ^ikderrelhen des LFV. mit entsprechen­den Nortraaen wertvolle Arbeit im Dienst

at gerade die Bilderaktion jedoch noch ihren «sonderen propagandistischen Wert erwiesen, da das Bildmaterial im einzelnen wie in sei­ner Gesamtheit wirksam als Aufklärungs- Mittel bei der Bevölkerung der besetzten Ge­biete zu dienen vermag.

Der Rcichserziehungsminister hat für die Meisterschulen des deutschen Handwerks Arbeitsrichtlinien erlassen. Es müsse alles ge­tan werden, um den handwerklichen Nach­wuchs, der feine Pflicht als Soldat erfüllt habe, bis zur echten Meisterprüfungsreife zu fördern. Besonders die Frontsoldaten und Kriegsversehrten hätten es verdient, daß ihnen eine ausreichende Mcisterschulbildung zuteil werde.

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Die Auszahlung von Postspargut­haben verstorbener Sparer ist neu geregelt worden. Die Prüfung der Erbberechtigung liegt nicht mehr den Aemtern ob, sondern dem Postsparkasienamt. Rückzahlungen im kurzen Weg können ohne Berechtigungsausweis nach dem Tode des Sparers auch weiterhin an den Vorleger des Sparbuchs und der Ausweis­karte geleistet werden, da in der Regel ange­nommen werden kann, daß die Erben mit der Abhebung durch den Inhaber des Sparbuchs einverstanden sind.

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Bei der Zahlung sogenannter Netto- lohne an Gefolgschaftsmitalieder sind im Zusammenhang mit dem Eisernen Spa­ren Zweifel darüber entstanden, wie die Er­mäßigungen bei der Lohnsteuer und der So­zialversicherung zu behandeln sind. Der Rcichs- arbeitsminlster stellt deshalb klar, daß sich der Lohnstop ausschließlich auf Bruttobeträge be­zieht, die Ersparnisse an Abgaben sind bei Nettolöhnen dem Gekolgiööaftsmitalied aus- znzahleii

Lin kllexer-Kowsa von Nimnr K»ppie>

VON DkKI U/tUvt:

So zeitig auf den Beinen, Herr Folkeniug?"

.Hawohl, Frau Meinten! Ich will zum Strand."

Haben Sie denn schon gesrühstückt?" klang es besorgt, und dann stand die grauhaarige, rund­liche Frau schnaufend vor ihm.

Habe ich", antwortete Sasso Folkening lächelnd.

Und die Post? Wollen Sie die Post nicht erst lesen?" Mit diesen Worten hielt sie ihm eine Streifbandjendung hin. Folkening warf sie achtlos aus den Nebensitz des Wagens, als aber die A'ü't- schafterin im Haus verschwunden war, griff er wieder danach und riß die Hülle ab. Hastig ent­faltete er das Blatt. Eine Meldung war rot an­gestrichen. Und Sasso Folkening las:

Weltrekordflieger Harald Boyscn zum Wü­stenflug gestartet! Der erste Alleinflug durch Hem- mada und Sahara! Ein Wagnis von seltener Größe! Wie unser Vertreter aus Tripolis drah­tet, hat Harald Boysen den Flug durch die Wüste angetreten. Er startete in der Nacht vom 22. zum 23. August auf dem Militärflugplatz in Audschila, dem Ausgangspunkt und Ziel des kühnen Unter­nehmens."

Es folgte in der Zeitungsnachricht eine genaue Beschreibung der Strecke.

Sasso Folkening knüllte das Papier zusammen. Mit einem Fluch sprang er aus dem Wagen und eilte in das Haus zurück, um sich sogleich an den Fernsprecher zu begeben. Ungeduldig wartete er, bis die Verbindung mit dem Flugplatzkomm-,ado der Ramin-Werke hergestellt war. Folkening ver­langte den Funker. Es währte geraume Zeit, ehe sich dieser endlich meldete.

Hallo Utz!" ries Folkening. .Hast du Nach­richten von Boysen? Klappt es mit der Fimk» Verbindung?"

Alles m Ordnung!" klang es zurück.Boysen hat Tirsa überflogen und hält sich am Nordhang des Dschebel Scherkie. Sein letzter Funkspruch wurde über der Stadt Sokna gegeben. Boysen wird sich zur Zeit über der Hammada el-Homra befinden."

Danke. Ich rufe im Laufe des Tages erneut bei dir an, Utz. Hoffentlich kommt Harald durch!"

Nachdenklich schritt Folkening durch die zu ebener Erde gelegene Halle seines Blockhauses und blieb sekundenlang vor der Tür stehen. Er warf einen Blick zum Himmel, der in reinem Blau er­strahlte.

Es wird ein schöner Tag", murmelte er, und die Sehnsucht nach der Brandung, der man sich mit starken Armen entgcgenwerfen konnte, wuchs in ihm.

Kurze Zeit später holperte der Kraftwogen auf dem sandigen Heideweg dahin.

Mehr als zwei Stunden lang gab sich Folke­ning dem Kamps und dem Spiel mit den Wellen hin. Erst als die Ebbe eintrat und die Badegäste sich lärmend in dar Wattenmeer hinauswagten, schritt er an den Dünen entlang, um sich abseits des Strandgetriebes in einer Sandmulde der wär­menden Sonne hinzugeben.

Gedankenverloren stapfte er durch den weichen Sand. Hinter seinem Rücken verklang der Lärm der Badegäste mehr und mehr. Da wäre er um ein Haar über ein paar Beine gestolpert, die vom treibenden Dünensand schon fast völlig bedeckt waren.

Ein dunkles Lachen klang auf.

Bist du auch unter die Philosophen gegangen, Sasso Folkening?"

Verzeih, Manja", murmelte er und stand ein wenig unschlüssig neben ihr, von der fast nur noch der Kopf zu sehen war.Ich bin seit einigen Ta­gen nicht ganz beisammen"

Dann leg dich her und laß dich begrab.-n, Casio I" sprach Manja. .Hier ift's gut fein, k -h nur, was in einer Stunde der Wind über ei: m wirft!" Und nun sprang sie aus und warf die Hülle des feinen Treibsandes wie ein flatternde» Gewand von sich. Groß und stark stand sie vor ihm. Staunend betrachtete Folkening das tiefe Jndianerbraun ihrer Glieder.

Man kennt dich fast kaum wieder!"

Manja freute sich sichtlich über die offene Ver­wunderung und Bewunderung des Mannes.

Anscheinend hast du dir das Barmädel ganz anders vorgestellt?" scherzte sie.Im .Albatros' zugeknöpft bis zu Hals und Handgelenken und hier halbnackt, eine Frau wie jede andere unter den Badegästen."

Sie warf sich wieder zu Boden und streckte sich lang aus. Sasso Folkening ließ sich neben ihr nieder.

Eine Frau", sprach er sinnend,ja. Aber nicht wie jede andere. Ich bin dir am Strand noch nie begegnet, Manja."

Meine Wege gehen weitab von denen der übrigen Leute."

Man möchte meinen, du seiest nicht ein Bar­mädel, sondern ein Sportmädel."

Fast schien es, als gleite es wie ein Schatten über das fröhliche Gesicht Monjas. Aber nur säe einen Augenblick. Dann blickten die Augen wie früher ruhig und klar. ,. ,

,Hch bewundere deinen Scharfsinn, bemerkte sie.Ein Sportmädel? Ja, das war ich Ich habe mich früher im Schwimmen mit den dänischen und holländischen .Kanonen' gemessen. Vor fünf Iah- ren errang ich die StudenteN'Westmeisterlchan ^ Tennis, einige Monate später auch im Ski-

Abfahrtslauf," .

Ganz sachlich und nüchtern hatte Man,a das

°^Sasio" Folkening schüttelte den Koos.

Unglaublich! Wie hast du dieses Leben, das doch'herrlich sein mußte, in ein Dasein oertau'chen können, das sich hier"

Mit einer fast heftigen Handbewegung unter­brach sie seine Worte.

,Haß nur. Casio! Ich habe es uberwunden. Man spricht besser nicht von dem, was unwieder­bringlich dahingeschwunden ist."

Wie in verhaltenem Schmerz zuckte e» um ihren Mund.

Da beugte sich der Mann über sie und küßt« ihre bebenden, heißen Lippen. Immer und immer wieder. . .

Manja ließ es geschehen. Sie schaute mit weit» geöffneten Augen in den Himmel hinauf

(Fortsetzung >olgt.)