?4us Stadt und Kreis calw
Die Keimst tat i/ice Mic5t
Hervorraaendes Ergebnis der Altkleider- und '2. Rcichsspinnstoffsammlung
Ter Kreiswirtschaftsberater der NSDAP, teilt min Die im Juni durchgeführte Altkleider- und Spimistoffsanunliing hatte im Kreis Calw folgendes Ergebnis:
157 Männer-Anzüge, 2014 Männerjacken, 1081 Brännerwesten, 1630 Männcrhofeu, 556 Männermäntel, 617 Männerhüte und -Muhen, 1510 Sonstiges. Zusammen: 7565 Stücke.
1455 Fraucnklcidcr, 333 Frauenmantel, 913 Frauenblusen, 543 Frauenjacken, 632 Frauen- röckc, 121 Frauenkittel, 432 Frauenschürzen, 1831 » Sonstiges. Zusammen: 6263 Stücke.
53 654 Kilogramm Alt-Spinnstosse.
Die Träger dieser vorbildlichen Gemeinschaftsleistung waren wieder die Politischen Leiter und die NS. - Frauenschaft. Eine von den Schulen zusammen mit der HI. durchgcführte Stohaktion hat wesentlich zu dem Gesamtergebnis beigetra- aen, zumal neben den Spinnstoffen noch große Mengen altes Schnhwerk, Altpapier, Tuben, Folien, Staniol und Korken gesammelt wurden. Das diesmalige Aufkommen an Altspinnstoffen hat nahezu das Resultat der ersten Reichsspinn- tosfsammlung erreicht und dies, obwohl inzwi- chen neben der großen Winterwollsamunung aufend Erfassungen durch die Schulen stattgefunden haben.
Jedenfalls hat der Kreis Calw seine schon oft bewährte Opferfreudigkeit erneut bewiesen. Alle Helfer und Spender mögen in dem Bewußtsein, sowohl der kämpfenden Front als auch dem Rü- stungs- und Ostarbeiter einen namhaften Beitrag' für die textile Versorgung geleistet zu haben, den wohlverdienten Dank finden
Wohnungsschutz für die Soldaten
Für die nach dem Mieterschutzgesetz in bestimmten Fällen mögliche gerichtliche Zustellung einer Mietkündigung hat der Reichs- iustlzminister besondere Anweisungen erlassen, soweit etwa Wehrmachtsangehörige als Empfänger des Kündigungsschreibens in Frage kommen. In derartigen Fällen ist die Rechtsbelehrung für den Empfänger deutlich sichtbar dahin zu ergänzen, daß er, der Wehrmachtsangehörige oder in sonstigem Kriegseinsatz befindliche Volksgenosse, besonderen Schutz genießt, daß insbesondere einstweilen das Verfahren unterbrochen ist und ihm gerichtliche Nachteile nicht erwachsen können, daß er aber dem Gericht von der Wehrmachtszugehörigkeit oder dem sonstigen Kriegseinsatz umgehend Mitteilung machen solle.
Mieterschutz der Soldatenfrau
Durch das Kriegsnotrecht ist der Mieterschutz auch auf Untermieterverhältnisse teilweise ausgedehnt worden, bei möblierten Zimmern aber unter der Voraussetzung, daß der Untermieter darin mit seiner Familie eine selbständige Wirtschaft oder Haushaltung führt. Aenderungen des Familienstandes können von Bedeutung sein. Die „Deutsche Justiz" veröffentlicht zu dieser Frage eine beachtliche Entscheidung des Landgerichts Berlin. Das Amtsgericht hatte eine Soldatenfrau zur Räumung des möblierten Zimmers mit Küchenbenutzung verurteilt, weil sie nach dem Tode ihres Ehemannes nicht mehr darin mit Familie eine selbständige Wirtschaft führe. Das Landgericht hat diese Entscheidung aufgehoben. An und für,sich entspreche das Urteil des Amtsgerichts dem geschriebenen Recht. Nach den höheren Gesetzen der Gemeinschaft sei es aber nicht angängig, die Soldatenwitwe einem anderen Alleingebliebenen gleichzustellen. Die Soldatenwitwe dürfe durch den Heldentod ihres Mannes mictrechtlich keineswegs schlechter gestellt werden. Die Soldatenwitwe behalte deshalb ihren Mieterschutz.
Dienstnachrichten. Zu Lehrern an Volksschulen ernannt wurden die a.P. Lehrer Max Besserer in Neuenbürg, Reinhold Hellenschmidt in Wildbad, Ludwig Messerschmidt in Schömberg, und Paul Münzenmah in Neusatz.
Großes Sommer-Variete in Bad Liebenzell. Die NSG. „Kraft durch Freude" veranstaltet am kommenden Montag im Knrsaal Bad Liebenzell unter dem vielversprechenden Titel „Schorle-Mo rle 1942" einen Bunten Abend mit großem Sommer-Varietö-Programm. Nicht weniger als 16 Künstler bringen im Laufe des Abends frohstimmende Überraschungen auf dem vielseitigen Gebiet der Kleinkunst. Unter Lothar Riedels bewährter Leitung verspricht die etwa zweistündige Veranstaltung beste Unterhaltung.
Bei der staatl. Pferdeprämiierung in Herrenberg ausgezeichnet wurden die Zuchtstuten der Prämienstufe 3 „Edelkind" von Karl Gehring, Gechingen und „Deichgräfin" von Peter See- er, Monhardt; ferner das vierjährige Stutfoh- en der Prämienstufe 3 „Frege" von Otto Dengler in Sulz
Oer Rundfunk am Donnerstag
Ncichsvrogramm: 16 bis 17 Uhr: „Overetten-Rei- gen" aus zwölf Operetten älterer und neuer Zeit: 26.18 Ubr: „Abendmusik im Grünen" mit Werken von Reznicek und Richard Straub: 21 bis 22 Ubr: Szenen aus Verdis „Don Carlos": 23 bis 24 Ubr: „Von Elfen und Blumen" (neuzeitliche Charakter, stücke in verschiedener Jnstrumcntalaussührungi. — Deutschlandsender: 17.15 bis 18 Ubr: Kammermusik von Schubert und Dvorak: 18 bis 18.86 Uhr: Musik im Selbe stehender Komponisten: 26.15 bis 21 Ubr: Beliebte Overettenmusik: 21 bis 22 Ubr: Tonfilm- Parade mit Hilde Hildebranö, Zarab Leander, Ma- rika Rökk. Rosita Serrano n. a,
cke/t /ifac/rba/'Aemerncken Neuenbürg. In der Jahresversammlung des Obst- und Gartenbauvereins wurde die Anschaf- üng einer weiteren tragbaren Baumspritze be- chlossen; auch die Stadt beschafft eine solche und tellt Spritzmittel zur Verfügung. Kreisbaumwart Scheerer hielt einen Vortrag über „Obsterzeugung und -Verteilung".
Pforzheim. Im Goldschnipfelprozeß wurden die Angeklagten vernommen. Sie sind im wesentlichen geständig, bestreiten aber sämtliche oie Höhe der zur Anklage stehenden Gold- und Silbermengen. Im übrigen bot der erste Ver
handlungstag nur das eine überraschende Moment, daß der Angeklagte Schorpp dem Mitinhaber seines früheren Arbeitgebers einen Betrug zuni Nachteil seines Teilhabers vorwarf, um sich selbst zu entlasten.
Horb. Gut ein halbes Hundert Kinder aus dem Kreis Horb a. N. hatte durch Vermittlung der NSV. im schönen Frankensand herrliche vier Wochen der körperlichen, geistigen und seelischen Erholung genossen. Das sah man den gestern wieder heimgekehrten Kindern an, als sie vor übcrsprudclndcr Freude, pausbackig, braungebrannt und mit leuchtenden Augen am Bahnhof ankamen.
in Itnr»«
Die Richtlinien über Vorschüsse an Beamte und Gefolgschaftsmitglieder im öffentlichen Dienst sind erweitert worden Vorschüsse, dieAüsher nur bis zur Höhe des monatlichen Bruttogehalts möglich waren, können in Zukunft bis zur Höhe des doppelten Monatsgehalts abzüglich der Kürzungen gewährt werden. Auch ist die Vorschußgewährung in Krankheitsfällen und Todesfällen dann möglich, wenn ein Ersatz von einer Versicherung zu erwarten ist oder von einem Dritten Schadenersatz gefordert werden kann.
Wer bis zum 30. Juni einen Bürgersteuerbescheid nicht erhalten hat, braucht auch für 1912 Bürgersteuer nicht zu entrichten. Das bedeutet aber nicht, daß ihm die Bürgersteuer erlassen ist; der Ausgleich erfolgt in diesem Fall bei der Veranlagung zur Einkommensteuer für das Kalenderfahr 1912.
Die festgelegten Höchstpreise für Bau- land sollen künftig in Stadtplanen eingetragen und öffentlich ausgelegt werden, so daß für Käufer und Verkäufer eine klare und einfache Orientierungsmoglichkeit, geschaffen ist.
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Mit Wirkung vom 1. Juli ist das Bestik- ken und Garnieren von Bettlaken und Deckbezügen verboten. Das Verbot gilt nicht für Buchstabenstickerel. Maschinenhohlsaumarbeiten dürfen an Bettwäsche und Bettwäschestoffen nicht ausgeführt werden. *
In der gestrigen Nachmittagsziehung der 4. Klasse der?. DeutschenRerchsl 0 t t e- r i e fielen drei Gewinne von fe 100 000 Mark auf die Nummer 339244; die Lose werden in allen drei Abteilungen in lwjsnng aus- gegeben.
krönt äer Herren
Auch in diesem Kriege bewährt sich das Lied als der treueste Kamerad des Soldaten in guten wie in bösen Tagen. Wenn irgendwo, in Norwegen oder in Afrika, in Frankreich oder im Lande der Sowjets die Gedanken heimwärts ziehen, zu Haus und Herd, zu Frau und Kind, dann formen sich die Gedanken unwillkürlich zu der Weise eines Volksliedes. Oder wenn die Truppe auf dem Marsch einmal müde ist, dann braucht einer nur eines unserer schönen Soldatenlieder anzustimmen und die Müdigkeit, die Strapazen, die Niedergeschlagenheit sind vergessen. So hat das Lied schon manchmal den toten Punkt der Erschöpfung oder der inneren Unruhe überwinden und die Entscheidung her- bciführen helfen.
Das Lied ist die Sprache der Seele. Es ist daher auch nach Völkern und Rassen verschieden. Wie anders klingen ein deutsches Volkslied und etwa ein russisches. Hier die ganze Wildheit und Maßlosigkeit, das Schweifende und Grenzenlose der Steppe, bei uns die Tiefe und Wurzelhaftigkeit der deutschen Seele.
Immer wenn der Mensch sich dem Schicksal gegenübersieht, dem Unbekannten, genügt ihm das Wort nicht mehr, dann greift er zum Lied, das von Seele zu Seele spricht. Es ist merkwürdig daß der Mensch gewissermaßen über zwei I
Sprachen verfügt, über eine der Vernunft und über eine des Gefühls. Will er etwas mittei- len, will er Feststellungen, Erkenntnisse weitergeben, dann verwendet er das Wort, will er seinem Empfinden Ausdruck verleihen, dann nimmt er den Ton zuhilfe. Das ist die Sprache, die meist tiefer geht, eben weil sie die Seele unmittelbar in Schwingung versetzt. Die Musik braucht keine Worte, und doch kündet sie tiefste Geheimnisse. -
Aber nicht nur das Volk in seiner Gesamtheit hat seine Lieder, auch kleinere Gruppen, Kreise und Stände haben ihre Gesänge: es gibt Soldatenlieder, .Studentenlieder, Gemeinschaftslieder. Wo immer eine Anzahl von Menschen von derselben Idee erfaßt ist, wo irgendein besonderes Erleben vorliegt, sucht es Ausdruck im Lied, um die Gemeinschaft in das Bewußte zu heben und zugleich bei andern zu werben. Manche große geistige oder Politische Bewegung hat sich mit dem Lied in das Herz des Volkes hineingesungen, auch die Bewegung des Führers. In ihren aufrüttelnden Liedern ist das neue Deutschland erstanden, längst ehe es nach außen sichtbar wurde; unter ihrem Rhythmus haben sich immer mehr Männer ins Glied gestellt, bis die Kampflieder schließlich über dem Siege er-' klangen.
VON 0^ winvk
LI» kUezer-kowL» Lsppler
Oer Zronturlaub
Von l,. Strobl
Der Urlauberzug rattert durch die Gaue. Die Lichter sind abgeblendet. Die Abteile sind leer. Alle drängen sich in den Gängen. Starren mit heißen Sehnsuchtsaugen durch die Fenster in die Nacht.
In der Ecke spielt ganz leise eine Mundharmonika: „In der Heimat ... in der Heimat . . . da gibt's ein Wiederseh'n . . ." Das frohe Lied wird zur frommen.Weise in dem holpernden, rauchigen Nrlanberzug.
»
Und dann stehst du auf einmal mitten in deinem kleinen Dörflein. Kannst es gar nicht glauben. Und es hat sich so gar nichts verändert. Die alten Kastanien stehen noch immer in behäbiger Breite auf dem Platz. Ein Paar alte Weivbibuckeln vorüber. Sie grüßen viel freundlicher als sonst. Beinahe halt' ich den Dank vergessen. Der Briefbote kommt zu seiner Zeit. Und sein Zeitungsranzen ist noch i.bsnso dick wie vor dem Krieg. Die Schul- ""ö tollen auf der Gasse. Es schön ^ ^ "" tiefsten Frieden und das ist
^iininer wieder greife ich noch den wänden meiner lieben Frau. Nur um 7u w sftn dak alles Wahrheit, daß ich nicht ^mehr träume 'n den feuchten Erdlochern, unter der niederen Zeltdccke. In meiner Arbeitsstube hol' ich alle Bücher aus dem Kalten. Ich will nickt lesen Kann nicht lesen. Will nur die alten Freunde grüßen die so brav auf mich gewartet haben. Die Tinte lit emgetrocknet. Rost hat die Feder angcsetzt in der langen Rastezeit.
Ta kommt mein Junge. Ist wieder aröner geworden. Wächst mit seinen fünfzehn fahren dem Vater über den Kopf. Und so gehe ich wieder gerne hinaus, für dich, mein Junge für die deutsche Jugend, auf daß st eine bessere Zukunft erlebe denn wir. Neben meiner Waldhütte hat der Sturm zwei mächtige
Föhren geknickt. Sie liegen mstr über den Weg. Morgen werde ich mit Beil und Säge zur Arbeit gehen.
Und das alles rundum ist mein: Die Frau, der blonde Junge, die Bücher, das Heim, die Heimat. Uno sie ist mir viel heiliger geworden, die Heimat in der langen Zeit der Trennung. Des Nachts fahre ich oft im Traume hoch. Muß mich erst wieder nach Hause denken, denn überall sehe ich meine wackeren Kanoniere, Telephonisten, Kradfahrer, Rechner. Melder. Unteroffiziere uno alle wollen ihre Weiftingen und Befehle... aber ich bin M daheim in Urlaub, bin ganz für mich und die meinen.
Der Nachbar, der Brunnvauer, ist auch mit Mr nach Hause gekommen. Immer wieder Weicht er heimlich in den Stall. Krault der Blaß die Stirnhaare. Gibt dem Brünnl und Brandfüchsen eine Handvoll Haber in den Barren. Halt verstohlen Zwicsprach mit seinen treuen Tieren und Arbeitskameraden.
- , Dckssn geht, er durch die Scheunen, verweilt eine Zeit beim Federvieh im Hof. Immer wieder strolcht er durch den Hof. Draußen aus den Feldern seh ich ihn stehen. Ein frohes Leuchten steht auf seinem Gesicht.
Petcrle, das vierjährige Bübl, der künftige Erbhofbauer, läßt den Vater nimmer aus der Hand und so zigeunern sie mitsammen durch Wald und Felo. Vor Freude kläffend springt der Hund voraus.
Viel, viel schöner ist die Heimat? als wir sie uns in den langen Wartenächten vor dem Feinde träumten.
»
Und jeder Tag ist ein neues Fest mit tau- stnd Lichtern und Sternen, ist ein neugeschenktes Wunder.
„So wenig willst du uns erzählen...?"
„Latz mich horchen... immer wieder horchen und hören das Lied der Heimat. Das will ich
dann hinaustragen als schönsten Gruß meinen Kameraden an der Front.
»
Fronturkanb!
So schnell fliegen die Stunden. Aber sie geben Mut und Kraft wieder für hundert und noch weitere Tage.
Und sind auch schwere Wochen mit dabei, wir tragen sie gerne, weil ihr Mütter, Frauen, Bräute, weil du, deutsche Jugend, uns so viel Glauben geschenkt hast.
Aus diesem Glauben an'Volk und Führer wächst die Treue, die alles überwinden und ertragen läßt — die Deutschland den Sieg und Frieden bringen muß!
Eine Rubens-Geschichte
Vo„ LI ii l I e r - kiickersckork
Vor dreihundert Jahren starb der zu Siegelt bei Köln geborene berühmteste niederländische Maler Peter Rubens, der führeiide Meister des Barocks. Seine in phantasievollster Komposition geschaffenen und frohe, gewaltige Farbenpracht ausstrahlenden Gemälde, seine religiösen und geschichtlichen Bilder, Porträts und Landschaften fanden höchste, .weitgehendste Wertschätzung in der Welt. Sie brachten ihm reichen Gewinn ein. Und als gesuchter Meister der Kunst unterhielt er ein großes Atelier mit vielen Schülern.
Auch in Chemie und Physik recht beschlagen, verstand Rubens es wie kaum ein anderer, sich selbst gute und dauerhafte Farben herzustellen. Einstmals erschien Lei ihm ein englischer Alchimist und erbot sich mit geheimnisvollem Getue, ihm das Golomachen beizubringen. Rubens, der nebenher auch als tüchtiger Diplomat tätig war, fertigte den Scharlatan ab. indem er ihm lachend entgegnete: „O, die Kunst des Goldmachens habe ich mit meinem Pinsel längst entdeckt?
Albreck« Rami» Ulla .... Erika Segal Salsa Falkcnlag Harald Bayle» Ma»ia . . . Jeldrick Harder Arischen Trnvvel
Personen:
eia bekannter Slua»euaba»er > leia« Schwester . deren lästige Freundin . der Cbefnilot -eS Wertes . ein erlolgreicher Svorislieger . das pbilosovdicrcnde Mädchen . der baumlange Friese . ein alter Krlegsflieger
1.
Nachdenklich und zögernd legte Harald Boysen den Hörer auf die Gabel des Fernsprechers zurück. Ein starkes Verwundern stand in den hellgrauen Augen des jungen Sportsliegers. Reglos lehnte er an seinem Schreibtisch, bis ihn eine weiche Stimme aus seinem Grübeln riß.
„Du bist plötzlich so still geworden. Harold? Was ist geschehen?"
Mit einem heftigen Ruck wandte sich Harald Boysen um. Nun kam ein kurzes Lachen aus seinem Munde, und die Zähne blitzten in dem straffen, sonnengebräunten Gesicht.
„Unserem guten Freund Folkening scheint im wahrsten Sinne des Wortes der Atem weggsblie- ben zu sein. Sollte ihn meine Mitteilung über unsere heute erfolgte Verlobung wirklich so sehr überrascht haben? Nicht mal einen anständigen Glückwunsch hat der Junge Hervorbringen können!"
Ulla Ramin richtete sich in dem großen Polstersessel, in dem ihre schlanke Gestalt fast zu verschwinden drohte, steil auf. Ihrem Verlobten einen mißbilligenden Blick zuwerfend, schüttelte sie sanft den Kopf.
„Du hast meinen Bruder und mich regelrecht überfallen, Harald I Gleich nach dem ersten Frühstück aufzukreuzen, mir einen Ring an den Finger zu stecken und dadurch den staunenden Hausgenossen unsere Verlobung kundzutun — das bringst nur du fertig!"
Von neuem auflachend, legte Harald Boysen seinen Arm um die Schulter des Mädchens.
„Immerhin warst du offensichtlich hocherfreut, einem solchen Draufgänger ins Garn gegangen zu fein?"
Ma seufzte unter einem nachsichtigen Lächeln.
„Man kann euch nicht ernstlich gram sein", bemerkte sie. „Da ist keiner besser als der andere. Das sind nun die Männer, die Weltrekorde brechen! Im Grunde genommen seid ihr kleine, dumme Jungen geblieben. Es fehlt nur noch, daß ihr euch balgt —"
„Tun wir! Tun wir!" unterbrach Harald Boysen seine Verlobte fröhlich. „Aber jetzt balgen wir uns in den Lüften, anstatt wie ehedem unseren Kampfplatz auf eine Weide zu verlegen. Grasbatzen aus dem Boden zu rupfen und sie dem Gegner mit wohlgezieltem Schwung an den Kopf zu werfen."
„Rasselbande!" murmelte Ulla Ramin, dann erhob sie sich und trat an den großen Zeichentisch, aus dem mehrere Landkarten ausgebreitet lagen. „Es ist an der Zeit, daß wir ein paar vernünftige Worte miteinander wechseln. In einer Stunde wirst du zu dem beabsichtigten Flug nach Audschila starten. Welche Karte hast du für mich ausgearbeitet?"
Harald Boysen wies auf ein Blatt, in das mit Rotstift zwei querverläufende Linien eingezcichnet waren.
„Du kannst an Hand dieser Darstellung die einzelnen Etappen unseres Fluges genau verfolgen. Folkening startet gleichzeitig mit mkr von dem Flugplatz in Libyen. In der Ost-West-Richtung geht der Flug von Audschila über die Hammada und Nordsahara nach Tafaraut. Es folgt ein zweitägiger Aufenthalt in der Küstenstadt. Für den Rückflug haben wir eine etwas mehr südlich festgelegte Richtung gewählt."
„Wie ich sehe, wollt ihr das Ahaggar-Gebirge überfliegen?"
,Ha. Danach wird über der Wüstenstadt Rhat eine Schleife geflogen und anschließend kehren wir nach dem Ausgangspunkt unseres fliegerischen Unternehmens zurück, nach Audschila."
Wie ein Schatten glitt es mit einem Male über das Gesicht des Mädchens, das den Kopf tief über die Landkarte gebeugt hielt.
.Lhr wollt diese ungeheure und gefährliche Strecke ohne jede Zwischenlandung — von Tasa» raut abgesehen — bewältigen? Das hat bisher noch kein Flieger gewagt!"
„Sieh, Ulla, die Welt ist ja so klein", versuchte Harald Boysen die in seiner Verlobten auskom- mende Besorgnis zu zerstreuen. „Was bleibt uns Sportfliegern denn noch übrig, um unser Können zu beweisen und unsere Kisten zu erproben? Die asiatischen Steinwüsten, die Eisregionen, die Polargebiete und — was uns am nächsten liegt — der afrikanische Erdteil, die Sahara. Wenn es uns gelingt, durch männlichen Einsatz und die Kraft der Maschinen die Naturgewalten zu üver- winden, — dann haben wir wieder einmal das beglückende Bewußtsein in pns, eine große Aufgabe gelöst und unser Leben auf diesem Planeten nicht umsonst gelebt zu haben."
Als er nun mit leuchtenden Augen und empor- gestreckten Armen vor ihr stand, war die Sorge von ihr gewichen, wie der Schatten einer Wolke verfliegt, die der Sturm treibt.
Ullaiachte ihm zu. ^ ^ . >«
„Da kann man nur sagen: Gluck ab, ihr Kerle.
So gefällst du mir. Mädchen! Und im ubri- gen" Ulla, besteht für uns keinerlei Gefahr. Wir fliegen zu zweien, h u einander stets ,n Sicht. Sollte einer von uns das Pech haben und not- landen müssen, so nimmt der andere Funkverbin- düng mit den Wüstenstationen der Militiiroerwa - jungen auf und gibt die genaue Position bekannt, unter der man dem gelandeten Flieger Hilfe leisten kann. Mir ist es im letzten Wüstenslugwett- bewerb ähnlich ergangen. Damals siegte Folke» ning. während ich durch einen Motordesekt gezwungen wurde, den Flug auszugeben. Der Junge hat eben Glück gehabt. Diesmal aber, das fühle ich. wird der Sieg mein werden!"
Noch unter den letzten Worten des cportsue» gers Harald Boysen hatte die Glocke des Fernsprechers geschrillt. Ulla Ramin nahm den Hörer ab. Eine kurze Meldung wurde vom Flugplatz -urchgegeben. tForljetzung folgt.) ,