-°kis 8ladl und Kreis Calw
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L,»r - wie die Uak-Kanoniere aus den tNunkern stürzen, wenn die Horchgeräte das
Serannahen feinLlicher Flieger anzeigen. Der
Einklua muh verhindert werden. Gelingt er Nnen Flugzeugen dennoch, so werden sie weiter drinnen aufs neue empfangen. . Aber dann gibt es Flieger, um die sich keine
störung von Lebensmitteln dienen und hierin wiederum ganz speziell der Kartoffel und in geringerem Maße — der Tomate, find nur einen Zentimeter groß und heißen ...Kartoffelkäfer! ^ ^ ^ .
Der Einflug dieses Feindes, der uns von Westen her bedroht, ist allerdings nicht an Krieg oder Frieden gebunden, nur daß der Schaden, den er im Kriege anrichtet, uns fühlbarer trifft. Er ist ein ausgezeichneter Langstreckenflieger und gerade in der Gefahrzone müssen wir unsere Kartoffelfelder rastlos nach diesem kleinen, aber unheimlichen Zerstörer mit den in Längsrichtung schwarzgelb gestreif- tzm Fttia-Hecke» durcküwL-n. damit er nicht «SK--, -tnfltegerr rann in unser Lmid und unsere Kartoffelgebiete. Denn seine Vermehrungsfähigkeit ist unvorstellbar.
Rot sind seine Larven mit zwei Reihen schwarzer Punkte an feder Seite. Die kleinen gelblichen Eier kleben unter den Blättern. Augen auf! Sein Erscheinen sofort der Orts- Polizei oder dem Bürgermeister melden! Fund, ort kennzeichnen! Keine lebenden Käfer. Larven oder Eier mitschleppen, auch kein Kraut oder Knollen! Anweisungen abwarten! Die Parole heißt: Kampf dem Kartoffelkäfer!
Die neuen Lebensmittelkarten
werden die Bestände an Hülsen flüchten und Reis, die noch beim Einzelhandel vorhanden sind, zur Belieferung der Nährmittel- rationen freigegeben. Bei den Hülsenfrüchten werden ferner noch Bestände des Großhandels herangezogen werden. Die Kleinverteiler dürfen die Abschnitte der Nährmittclkarten mit dem erwähnten Weizenmehl oder den Hülsenfrüchten, die ihnen auf Nährmittelbezuyscheme geliefert worden sind, oder mit den bei ihnen noch vorhandenen Mengen an Hülsenfrüchten oder Reis beliefern. Es kann dem Verteiler überlassen bleiben, welche Erzeugnisse (Mehl, Hülsenfrüchte oder Reis) er auf die Ncchr- mittelkarten abgibt; er kann sich dabei nach den Wünschen der Verbraucher richten, soweit es die Bestände erlauben. Auf eine möglichst gleichmäßige Verteilung seiner Bestände an oie Verbraucher hat er aber zu achten. Die Abgabe von Kartoffelstärke - Erzeugnissen auf die Stamm-Abschnitte der Nährmittelkarten bleibt von dieser Regelung unberührt.
Die Auswinterungsschäden lassen eine Erhöhung auch der Ausbeute der noch vorhandenen Gerste im Interesse einer möglichst guten Versorgung der Verbraucher mit Nährmitteln erwünscht erscheinen. Nach den bisherigen Vorschriften betrug die durchschnittliche Ausbeute bei den Gerste-Schälmühlen 52 v. H. Es wird jetzt der Ausbeutesatz auf mindestens 65 v. H. erhöht werden. Bei diesem erhöhten Ausbeutesatz kann eine gute Gerstengrütze hergestellt werden, die zwangsläufig in unterschiedlichen Feinheitsgraden — grob, mittel und fein — anfällt. Der Verbraucher wird deshalb in Kürze Gerstennährmittel nur noch in Form von Gerstengrütze beziehen können^ während Graupen bis zu den feinsten Sortierungen nach dem neuen erhöhten Ausbeutesatz nicht mehr hergestellt werden sollen.
Oer Rundfunk am Mittwoch
R»IchS»rogr<nu«i 12.48 bi- 14 Ubr: „Schlohkon- zrrt aus Hannover": 15 bis 18 Ubr: „Kleine Stück« grober Meister" unter Mitwirkung von Trübe Etv- verle u. a.: 16 bis 17 Uhr: „Bäuerlicher Reigen": 19.15 biS M Ubr: „Am Rande bemerkt" «Alltagsbe- trachtungen im humorvollen Gewand) vom Reichs- lenber München: 28.15 bis 21 Ubr: „Aus der Gu- laschkanone" <froh« Sendung für unsere Soldaten): 21 Äs 22 Uhr: „Wiener Rundfunk-Brettl". — Deutschlandsender: 17.15 Äs 18.58 Uhr: Werke von Mozart. Schubert und Röntgen: 28.15 bis 21.15 Ubr: Ovcrettenklängc von Suvvk. Straub, Klinneke und LchLr: 21.15 bis 22 Ubr: Kammermusik von Händel. Weber und Liszt.
Der Pforzheimer Schnipflerprozeß
In Pforzheim begann gestern vormittag die Verhandlung im großen Schnipflerprozeß, die sich bis Donnerstag hinziehen dürfte. Der erste Verhandlungstag begann mit der Vernehmung der Angeklagten. Dem Angeklagten Kabinctt- meister Hermann Schropp wird zur Last gelegt, er habe 1. in den Jahren 1925 bis Ende 1941 als Kabinettmeister seiner Firma, bei der er auf Grund seiner Vertrauensstellung die Schlüssel zum Kassenschrank im Besitz sowie Zugang zu sämtlichen Wertgegenständen hatte, nach und nach Feingold und legiertes Gold in verschiedenen Formen mit einem Gesamtseingoldinhalt von etwa » Kg. im Gesamtwert von rund RM. 4500.—, 2. 62 Kg. Feinsilber im Gesamtwert von rund RM. 2000.—, 3. 3200 Stück Silbergußmodeste im Gesamtwert von RM. 30 000.— und endlich eine große Anzahl Japanperlen und echte Marksteine im Gesamtwert von rund RM. 600.— gestohlen.
Der Angeklagte Dittns wird beschuldigt, er habe als Goldschmelzer seiner Firma in der Zeit von 1923 bis 1942 laufend Schmelzperlen mit einem Feingoldgehalt im Gesamtgewicht von rund 40 Kg. und im Gesamtwert von rund
Oer Krie§ und vvir
Hülsenfrüchte, Reis und Gerstengrütze — Er. weiterte Bezugsmöglichkeiten auf Nährmittelkarte»
Auch in der 39. Zuteilungsperiode vom 27. Juli bis 23. August, für die jetzt die Lebensmittelkarten verteilt werden, bleiben die Rationen im wesentlichen unverändert. Nur beim Käse erfolgt entsprechend dem jahreszeitlichen Rückgang der Milcherzeugung wieder eine Kürzung um 62F Gramm. Die Abgabe der verbleibenden 125 Gramm Käse erfolgt auf zwei Einzelabschnitte über je 62F Gramm. Daneben werden wie bisher 125 Gramm Quark abgegeben. Es bleibt Vorbehalten, die bisherige Käseration auch noch für die neue Zuteilungsperiode beizubehalten, falls besonders günstige Witterungsverhältnisse zu einer erhöhten Milcherzeugung führen und damit eine höhere Käseherstellung zulassen. Da dieReichskartefür Marmelade,, die Reichszucker- und Reichs- Eierkarte ihre Gültigkeit verlieren, werden neue Karten ausgegeben, die wieder kür vier Zuteilungsperioden gelten.
Das Verbot der Herstellung von Abrechnungsbogen für Lebensmittelkarten ist aufgehoben worden. Neben dem Abrechnungsbogen für Fleischmarken können auch zum Aufkleben der übrigen Lebensmittelmarken wieder Sammelbogen hergestellt werden. Diese Regelung ist besonders für den Handel von Bedeutung.
Der Reichsernährungsminister gibt ferner bekannt, daß über das ausländische Weizenmehl, das zur Belieferung der Nährmittel- karte eingesetzt war, inzwischen verfügt worden ist. 11m dennoch keine Schwierigkeiten bei Belieferung der Nährmittelkarten entstehen M lassen, wird bis auf Widerruf auf die Nährmittelkarten auch ein besonderes Weizenmehl der Type 1050, das für diese Zwecke hergestellt wird und ein durchgemahlenes Mehl darstellt. verteilt werden. Außerdem
Oie 8tarlcen, KampfbeMenäen tiZ§en 6en 8ie§
Das Gesetz des Krieges ist heute für jeden von uns bestimmend, für den Armen wie für den Reichen, für den Guten wie für den Schlechten, für den Strebsamen wie für den Gleichgültigen. Die Dämonie des Krieges überschattet alle unsere Schritte und Gedanken. Wir können nichts tun oder erwägen, ohne in diesem oder jenem wichtigen Punkte auf die-Tatsache zu stoßen, daß Krieg ist. — Wir fühlen auch unmittelbar und echt, daß es diesmal um große geschichtliche Entscheidungen geht, darum, ob wir eine weltweite Zukunft haben werden oder vom Schicksal dazu verurteilt sind, auf engem Raum zukunfts- und damit kraftlos leben zu müssen.
Was besagt demgegenüber der Wille des einzelnen? Kann er auch nur das Geringste ändern, nach seinem Willen lenken? Vermag er sich gegen die tausendfachen Widerstände und Hemmungen, die der Krieg mit sich bringt, durchzusetzen? Kann er sich überhaupt gleichsam persönlich zu Worte melden im Millionenhaften Lärm der Waffen auf den Schlachtfeldern aller Erdteile?
So mögen manche Wohl fragen und ohne rechte innere Haltung den Sinn dieses urge- waltigen und dramatischen Gegenwartsgeschehens in einen Un-Sinn Verkehren. Hier scheiden sich die Geister! Diejenigen, die ein heimliches inwendiges Grauen über die Furchtbarkeit des Krieges in ihrem Herzen spüren und nicht glauben wollen, daß aus Blut und Tränen eine Zukunftssaat blühenden und fruchtbaren Lebens aufgehen wird, die zu weich sind, um das Gesetz der Geschichte zu erkennen, die auch nicht ernstlich ihre tägliche Pflicht tun wollen, sie werden am Rande liegen bleiben — so oder so! Die anderen aber stehen stündlich bereit; sie
sind entschlossen, alles zu tun, was als ihr Beitrag zum Siege von ihnen abverlangt wird. Sie fordern wenig, sie geben dafür mehr! An sie wenden wir uns, an die Gegenwärtigen, die auch die Zukünftigen sein werden!
Unter ihnen sind viele, deren ganz persönliche Ziele vom Sturmwind des Krieges einfach hinweggefegt worden sind. — Manche mußten ihr Studium aufgeben und zu den Waffen eilen; andere, die sich gerade selbständig gemacht hatten, schlossen das Geschäft, gingen in die Munitionsfabrik; nicht wenigen wurde ein Erfolgsplan zunichte gemacht, nach dem sie ihr Lebest hatten aufbauen Wösten. Wen gibt es, der nicht eine solche persönliche Hoffnung, ein solches hohes Ziel des Strebens hat begraben müssen? Wir alle müssen unseren Tribut zahlen, und die Verzichte werden größer und zahlreicher, je länger der Krieg dauert.
Wir aber wollen jeden Verzicht hocherhobenen Hauptes mit jenem Stolze tragen, der das Kennzeichen von Charakteren ist. Wir wollen nicht darüber jammern, nein, wir wollen stolz darauf sein, daß gerade w ir es sind, von denen das Schicksal den Verzicht fordert! Damit erheben wir uns über die Trivialität des gemeinen Lebens und reihen uns ein in die Front jener, die das außerordentliche Leben gestalten, jenes schöpferische Dasein nämlich, das ebenso in den Ruinen zerschossener Dörfer wie im engen Raum des Laboratoriums oder im Bett der Gebärenden emporwächst und zum Licht des Hellen Tages drängt!
Indem wir mit aller Kraft diese Front der Zukunft immer stärker machen wollen, finden wir plötzlich auch bie richtige Einstellung zu unserem eigenen Tun und Denken, das um
60 000 RM. sowie zwei Silberplanchen entwendet. Rieger soll als Schmelzer seiner Firma in der Zeit von 1926 bis 1942 laufend geschmolzenes Gold im Gesamtgewicht von etwa 10 Kg. und im Gesamtwert von rund 15000 RM. sowie 1 Kg. Münzsilber gestohlen haben.
HI. Bann Schwarzwald (401). Am Samstag Erlebnisbericht von Frontsoldaten der Was« fen-U in Calw. Es treten alle SRD.-Zugehöri- gen sowie alle Jg. des Jahrganges 1926 und alter der Gefolgschaften 1,2, 3,16,17 und 18 sowie der Motor- und SRD.-Schar Calw um 19.45 Uhr auf dem Marktplatz in tadelloser Uniform an. Die Gefolgschaftssührer sind für pünktliches und vollzähliges Erscheinen verantwort- lich.
BDM.-Werkgruppe 1/401. AG. Nähen Mittwoch 19.30 Uhr Salzkasten; AG. Persönl. Le- bensgest. Donnerstag 20 Uhr Salzkasten; AG. Gymnastik Freitag 20 Uhr Turnhalle.
unser Ich kreist. Es vollzieht sich eine Wandlung. Unser Streben wird in einer aufs Gemeinschaftliche ausgerichtcten Weise verfeinert, seines brutalen egozentrischen Kerns entkleidet. Das Pt ein ungeheurer Gewinn, den uns der Krieg bringt. Vielleicht hätten wir diese Wandlung nie durchgemacht, wären nie hinter das große Geheimnis echter Kameradschaft und Gemeinschaft gekommen, wären möglicherweise ewig verstrickt geblieben in den Fesseln der Ichsucht.
Jetzt erst haben wir das rechte Maß für unsere eigenen Ziele gefunden. Weil wir unsere wirklichen Kräfte in diesen harten Zeiten erproben müssen, stoßen wir bis zu unserem Urgrund vor. Wir erkennen uns selbst: Ob wir stark oder schwach sind, ob geduldig oder ungeduldig, gelassen oder gereizt, schwankend oder fest, weich oder hart, schroff oder hilfsbereit, gut oder böse. Die letzten Kräfte in»uns werden mobilisiert. Wir sehen mit Staunen, daß wir uns zu etwas anderem hin verwandeln, als wir es selbst bisher waren. Was in uns verborgen war, kommt jetzt ans Licht. Die Triebkräfte haben ihre Richtung gefunden und sind in oie richtige Bahn gelenkt worden. Für sehr viele ist es ein außerordentliches Lebensglück, daß sie unter der Gewalt dieser Zeit und der Umstande auf solche Weise zu sich selbst gefunden haben. Sie haben ihren Stil, ihre Form, sich selbst geprägt. Sie sind die Gestalter der kraftvollen Zukunft, die Vollstrecker des höheren Willens, der in der Geschichte waltet. Sie sind schließlich auch die wärmenden Lichte im persönlichen Umgang — im Heim, im Beruf, in der Geselligkeit.
Worauf es ankommt, ist folgendes: Die gesamten Kräfte unseres Volkes einzusetzen für ein einziges Ziel — denSieg! Alles andere ist unwesentlich, denn wenn wir nicht siegen, geht auch der einzelne mit allen seinen weitgespannten persönlichen Zielen und hochfliegenden Plänen zugrunde. Siegen wir — und daran wollen wir nicht eine Sekunde zweifeln, vielmehr daran jede Sekunde felsenfest glauben —, dann kann der einzelne erst recht und in nie geahntem Umfang seine Ideen, Ideale, Träume verwirklichen, in Gestalt und echtes Leben, in blanke Wirklichkeit verwandeln. Diejenigen, die mit solchem Blick in die größere Zukunft heute ihre Pflicht tun, kraftvoll, männlich und gewissenhaft, haben im kommenden Frieden einen Fundus an Charakter, Willen und- Intuition, der ein Garant absoluten Erfolges sein wird. Daher handelt derjenige nicht nur klug, sondern im tiefsten Sinne lebenstüchtig, der sich dem Gesetz der Zeit mit Wachen Augen und gespannten Muskeln unterstellt, der seine Seele weit öffnet dem Rauschen der Begebenheit und sein Herz fest m beide Hände nimmt. H. G.
Mild imiiirr kkgl das Hey
, Roman von Else Jung. Lindemann.
<52. Forlsetzung)
Dittmar errötete. Lobsprüche hörte er nicht gern, auch wenn sie von einem Menschen kamen, der ihm so über alles wert war, daß es Part und unerträglich schien, ihn wieder verlieren zu sollen. Aber brauchte er ihn denn -u verlieren?
„Sie haben mich eben Ihren Freund genannt. Frau Marlene" sagte er und nahm ihre Seiden Hände in die seinen, „lassen Sie .mich Ihnen Freund bleiben, auch wenn die Not, die S,e zu mir trieb, nun bald glücklich bestanden ist. Jede Not trägt Segen, denn sie hat zwei Hände: eine, die zerschlägt, und eine andere, die aufbaut. Not prüft, klärt und bartet. Wer ihr entrinnen will, beraubt sich ihres Segens. Wer sie tapfer an sein Herz nimmt, lernt sie lieben und mit ihrer Hilfe über Schwäche und Unwert siegen"
. Richard, Sie haben recht!" sagte Mar- lene. „Aber ich weiß auch, daß ich diese Prü- fung Nicht so gut bestanden haben würde, wenn mir die Vorsehung nicht einen so treuen Freund geschenkt hätte. Dafür danke ich Ih-
KoÄ"1''^" Bewegung zog sie seinen Wange ^ "nd küßte ihr auf die
ei?mÄ! I"^te ihr ins Haus, langsam und benommen. Pie Wange, die Mar- spürtet" berührt hatten, brannte, und er Glück °'nen lei,en Schmerz, der aus
absank ^?:- -^mischt, in seine Brust her-
ten in --in-- fühlen, daß auch er mit-
«ick/^„burer Not stand, deren Segen er noch ikise- aber er war bereit, sie an sein
m ? "ehmen, s'° iw lieben und zu bestehen. Hoi stand abfahrtbereit auf dem
knd AnL?rT",^Eil^ """ Steren Sitz.
„Wenn wir nicht in ein Unwetter hinein- kommen wollen, müssen wir jetzt fort", ries sie Marlene zu, die eben in der Veranda erschien.
„Ich kann Dittmar nicht finden", -:ef Marlene zurück.
„Papa ist doch vor fünf Minuten foitgerit- ten, Tante Marlene", schrie Wulf ihr zu, der neben dem Auto stand und Antjes Vorbereitungen mißbilligend verfolgte.
„Ihr sollt nicht wegfahren", maulte er, „Papa wird schön schelten, wenn er hört, daß ihr fort seid."
„Wulf hat recht, Antje", erklärte Marlene. ..Wi- müssen warten, b:s Dittmar w.eder- kommt. Ohne Abschied und Dank möchte ich sein Haus nicht verlassen."
Antje stellte sich taub. Sie wußte, warum Dittmar einem Abschied aus dem Wege gegangen war.
„Wenn Sie nicht sofort einsteigen, fahre ich allein", sagte sie energisch. „Dittmar hat mir gesagt, daß er morgen nach Medan käme, dann können Sie alles Versäumte nachholen."
Da sprang Marlene in den Wagen, den Kindern wehrend, die auf das Trittbrett kletterten und ein gewaltiges Geschrei anstimmten.
„Wenn ihr nicht versprecht, bald wiederzu- kommen, steche ich dir die Reifen kaputt. Tante Anise", droht« Wulf, und zückte sein Taschenmesser.
„Das sähe dir Lausbuben ähnlich", wetterte Antje und bemerkte erschrocken, daß Liefe! und Heini zum Hostob gelaufen waren und die schweren Torflügel zu schließen versuchten.
„Weg da, Wulf!" schrie sie, gab Gas und flitzte gerade noch im letzten Moment durch den halboffenen Spalt. Marlene hatte vor Entsetzen die Augen geschlossen, und erst als Antje lachte, wagte sie, die Lider zu öffnen.
„Und da heißt es, daß Kinder ein Segen Gottes wären", sagte Antje, „diese drei sind ein Geschenk des Satans. Der arme Vater kan» mir leid tun."
„Sie sind nur verwildert, Antje. Richard Dittmar müßte wieder heiraten."
„Hin ja, das sollte er tun." Antje nickte gedankenvoll, während sie den Wagen geschickt
um die großen Regenlöcher steuerte. „Wissen Sie. was ich glaube, Marlene?"
„Nun?"
»Daß Dittmar Sie sehr lieb hat."
„Mich? Das ist doch nicht möglich!"
.-Haben Sie es wirklich noch nicht gemerkt?"
Marlene schwieg. Ihr war, als hätte ihr Ant>e mit einem Male die Augen geöffnet. Auf dieser Fahrt, die sie von Dittmar entfernte, rückte ihr der Freund innerlich näher und immer näher. Sie sah, hörte und fühlte ihn. Sein Herz lag offen vor ihr. Sein Wünschen, das er so stark zu bändigen gewußt hatte, erkannte sie nun. Er liebte sie und hatte ihr dennoch alle Wege geebnet, die zurück zu ihrem Mann führten. Was war das für ein Mensch!
Marlene faltete die Hände in ihrem Schoß. Ein heißer, aus tiefstem Herzen aufquellender Dank war in ihr. daß der Schöpfer solche Menschen über seine Erde gehen ließ, damit sie den anderen, den Schwächlingen und Feigen, den Gierigen und Gewissenlosen, die Waage hielten und das große Weltgesüge nicht aus der Ordnung geraten ließen. Zu ihnen gehörte Richard Dittmar, und er war ihr Freund geworden.
Marlene saß in dein kleinen Garten hinter ^m Hause. Sie hatte blasse Lippen und kalte Hände, und ihr Körper war in einer zitternden Unruhe. Eben war Antje bei ihr gewesen.
„Geduld, Marlene, er muß ja gleich kommen'- hatte sie die Freundin beruhigt.
^Glauben Sie, daß er wirklich kommt?"
Antje hatte sie zärtlich umarmt. „Sie Närrchen. Sie dummes — natürlich kommt er."
Ach, in dieser untätig verwarteten Stunde hatte Marlene viele dumme Gedanken und Aengste ausgestanden. Alles drückte und bedrückte sie: der graue, immer schwerer werdende Himmel, die Schwüle des Gartens, die unter oen Bäumen hing wie eine dicke, atemraubende Luft, und das wildklopfende Herz in ihrer Brust.
Was sollte sie sagen,' wenn Werner kam? Sollte sie aufspringcn, ihm entgegenlausen? Sollte sie sitzenbleiben? Oder war es besser.
ins Haus zu gehen und in Antjes Zimm? auf rhn zu warten?
Sie wußte nicht, was sie tun sollte. Wäre Werner nur erst da. dann würde sich vielleicht alles von selbst ergeben, und alles Denken war unnötig gewesen.
Nein, nicht denken, nur das Herz weit auftun und es dem geliebten Mann entgegcn- schicken. Das mußte sie jetzt tun. Das war der Weg, auf dem er zu ihr kommen konnte, und der ihm das Gehen leicht machen würde.
„Es wird ihm weniger schwer fallen, wenn er sieht, daß Sie ihm auf halbem Wege entge- genkommen". hatte Dittmar gesagt.
Es sollte immer so sein, wenn zwei Liebende einmal aus diesem oder jenem Grunde auseinandergelaufen waren: immer sollten sie sich auf halbem Wege entgegenkommen und sich das Wiederfinden leicht machen. Das Aufeinanderzugehen müßte geringere Mühen kosten, als das Sichabwenden.'
Marlene stand auf. Das Herz schlug und schlug. Sie mußte die Hände fest gegen die Brust pressen.
Rief Antje?
Nein, alles blieb still. Es hatte wohl nur ein ferner Vogel aeichrien. Alles war so dumpf und tot. Kein Wind, kein Laut, kein Flattern eines Flügels.
Marlene begann zu laufen. Sie wollte ins Haus, als müßte sie dort Schutz suchen. Als sie die Stufen hinaufeilte, stand Eisenlohr vor ihr und fing sie in seinen Armen auf.
„Du — du bist da? Gott sei Dank!" Marlene lacht? und weinte. Beide Arme batte sie um seinen Nacken gelegt. Ihr Gesicht drückte sich an das seine, ihre Lippen schlossen :lnn den Mund.
„Nichts sagen, Liebster — wozu? Was sind Worte? Ich weiß ja, fühle doch, daß du mich liebst. Alles ist gut! Du bist da — und du glaubst mir."
Eisenlohr hielt sie fest an seinem Herzen. Sein Kopf beugte sich tief herab. Seine Stirn neigt« sich und blieb auf Hier Schulter liep.en. Weich und mütterlich stlitt die Hand seines Weibes über sein Haar. — Lude. —.