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ligtr ohne Mühe ein, und sie verreisrteü in ihrem eigenen Wagen.
Ihr Weg führte sie durch Chelsea, eie neu angenehmen Flecken. Der Edelmann ließ die Kutsche vor einem schönen Hause anhalten, und bat seine Gemahlin, aus« zusteigen, indem er, wie er sagte, einem , seiner ehmaligen Freunde einen Gesuch ab« statten wollte. Sie ließ sich nicht lange bitten; er führt« sie selbst in ein Zimmer des Hauses, und schickte den Bedienten hin, um dem Herrn seine Ankunft zu melden. Da der vermeinte Freund lange nicht kam, so stellte er sich, als ob er ihn selbst holen wollte. Aber der kluge Ehemann schlich schnell zur Thür hinaus, stieg in seinen Wagen, und fuhr ruhig nach Hau, se zurück. Dieses schöne HauS zu Chelsea war eine von den zahlreichen Anstalten, welche man in England für diejenigen sin« det, denen die dicke Luft von London nicht wohl bekommt. Die Absicht des Edelmanns war, seine Frau einige Zeit daselbst zubringen zu lassen, unter dem Vor, wände, sie sey ein wenig verrückt, und habe zur Wiederherstellung ihrer Gesund« heit ein« besondere Diät nöthig. Man kann sich vorstellen, wie groß ihre Wnth war, als sie sich so betrogen sah. Sir äußerte dieselbe auf hundert Arten, welche die Leute des HauseS in der Meinung, die sie von ihrer Krankheit halten, de, stärkten. Ihre Anfälle von Raserei wie, verholten sich mehrere Wochen lang, und besonders waren sie gegen den Herrn deü HauseS, der selbst nicht im Geheimnisse war, gerichtet. Doch endlich brachte die Länge der Zeit und die Einsamkeit die gehoffte Wirkung hervor. Sie fieng an zu begreifen, daß nichts sie glücklich machen
könne, als «ine ihrem früher» Benehmen ganz entgegengesetzte Aufführung, und sie bezeugte so viel Reue und Unterwürfigkeit daß ihr Mann ihr endlich die Freiheit mit
jejnek Freundschaft wiederschenkte.
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) DaS Schachspiel war von einem Bra, Minen, NamenS Sissa, erfunden worden. Er wollte dadurch seinem Fürsten, welcher vor Stolz aufgeblasen die Menschen ver, achtete, «ine heilsam« Lehre geben; denn der König, ob er gleich dir Hauptfigur in dem Spiele ist, kann weder^ angreifen, noch sich vertheidigen, wenn er nicht von seinen Unterthanen unterstützt wird. Der indische Fürst ließ den Braminen zu sich kommen, damit er ihn die Regeln und den Gang deS Spieles lehren möchte. Da zeigte der Philosoph dem erstaunten Mo, narchen, wie man auf dem Schachbrett, gleich Fls auf einem Schlachtfelde, die Einsichten eines guten Heerführers an den Tag legen kann. Entzückt über die schöne Erfindung fragte der König den Priester, wie er ihn dafür belohnen könne. Sissa bat, man möchte ihm so viel Fruchtkdr- net geben, als die gesammte Zahl der Felder des Schachbretts ausmachen wür, den, wenn man auf das erste eins, auf daS zweite zwei, auf das dritte vier hinlegte, und so immer bis ausvierundsechS, zig verdoppelte. Der König bewilligte rS ohne Untersuchung. Aber wie viel größer wand noch sein Erstaunt» über Sissa's Kenntnisse, als sein Schatzmeister ihm meldete, er habe sich zu einem Versprechen bewegen lassen, daS er außer Stand sey zu erfüllen. Denn in allen seinen Staaten fand sich nicht so viel Getreide vor, als der Bramme zur Belohnung verlangte.