-4us Stadt und Kreis Calw
Die Pensen «utscüe«
Das Wachstum der Gräser auf unseren Wiesen hat so günstige Fortschritte gemacht, daß bereits allenthalben mit der Heuernte begonnen werden konnte. Auf den Wiesen steht man m den frühen Morgenstunden, wenn der Tau noch über ihnen liegt, die Heumäher am Werk, und durch das Gras rauschen die Messer der Mähmaschinen und ziehen die Sensen, unter deren Schnitt die Wiesen dahinsterben. Dem ersten schönen Blühen des leuchtenden Gruns wird nun - kaum hat sich das Auge daran erfreut — wieder ein Ende gemacht. Mit dem Gras fallen auch Löwenzahn und Gänseblümlein und die anderen Wiesenblumen. Würzig duftet das frischgemähte Gras.
Heuernte ... In den Abendstunden Hort man jetzt in den Dörfern schon von weitem das Dengeln der Sensen in harmonischem Schlag. Die Heumahd ist eine harte Arbeitszeit für den Bauern und seine Helfer. Und so wünschen wir unserem fleißigen Landvolk von Herzen »gut Wetter", wenn die Sense durch das saftige Gras rauscht.
Heu rechtzeitig ernten!
Sobald die führenden Gräser zu blühen beginnen, ist der günstigste Zeitpunkt für das Mähen gekommen, denn in diesem Wachstumsgrad ist das Gras besonders nährstoffreich. Sehr vorteilhaft ist es, das Heu auf Gerüsten oder Schwedenreitern zu trocknen. Diese Art der Heuwerbung schützt bei schlechtem Wetter vor größeren Verlusten und verringert auch den Arbeitsaufwand, da das Heu nicht mehr gewendet zu werden braucht. Durch das frühzeitige Mähen geht die Entwicklung des zweiten Schnittes rascher vorwärts, besonders wenn die Wiesen nach dem ersten Schnitt entsprechend mit Stickstoff, Jauche oder Gülle gedüngt werden. Eine zeitige Oehmdernte wiederum ist die Voraussetzung dafür, eine Wiese dreimal zu nutzen.
Auch Ablieferungsschlacht notwendig
Noch stehen wir mitten im schärfsten Kampf um die Freiheit, um die Zukunft Deutschlands. Die Hauptlast in diesem Kamps trägt unsere stolze Wehrmacht, aber auch jeder einzelne in der Heimat mutz seine ganze Kraft für den Sieg einsetzen. Tag und Nacht ist die Heimat unermüdlich tätig, um unseren tapferen Soldaten die Waffen zu schmieden. Einmaliges leistete das Landvolk in der Erzeugungsschlacht, um die " und Heimat
Bauer und ,
sonders die Leistungen in den letzten Wochen, in der Beseitigung der Winterschäden und in der Anbauausweitung ihr Verantwortungs- bewutztsein gegenüber der Volksgemeinschaft durch die Tat bekundet.
Vtt »rock?
hasse Dick nickt beschämen äurck Deine hlschbsrnl 8ie haben bereits ihre Pflicht erfüllt.
Slü deute Mil rur -um! !vlun!t0kk!lllumluvg!
Der Sieg auf der deutschen Scholle tm vrtt- ten Kriegsjahr wird um so grötzer sein, je mehr die Bauern und Landwirte, die Gemüse- und Obstgärtner sich auch weiterhin bemühen, dem Boden so viel als nur möglich abzuringen und der hundertprozentigen Anbäuleistung eine hundertprozentige
Marktleistung folgen zu lassen. Lies „r normend ig. damit dem gesteigerten Bedarf der Wehrmacht, des Frischmarktes und der Ver- wertungsindnstrie Rechnung getragen werden kann.
Lernt Nettungsschwsmmenl
Nicht überall können die Rettungsschwimmer der DLRG. sein, besonders jetzt, da viele ihre Pflicht als Soldat erfüllen. An einem Aufruf wendet sich der DLRG -Fuhrer, Brigadcführer Franz Breithaupt, an alle deutschen Volksgenossen, bei Benutzung der Bäder und Baoestellen größte Vorsicht zu üben. Er schreibt: Gefahren bietet das Wasser dem Nichtschwimmer und dem Leichtsinnigen. Leichtsinnig ist, wer erhitzt in das Wasser geht, wer mit vollem Magen badet und schwimmt, wer mit Kopfsprung in ihm unbekannte Tiefen springt, wer mit inneren Ohrverletzungen taucht! Lernt Rettungsschwimmen!
Oer Segelflirgzeugbau im NSFK
Gut gebaut ist halb geflogen. — Dieses „geflügelte" Segelfliegerwort weist darauf hin, daß der Bau eines Gleit- oder Segelflugzeuges nicht nur eine Angelegenheit fabrikmäßiger Herstellung ist. Vor dem Fliegen stand im Segelflug- von den ersten Anfängen an der eigene Bau üer Flugzeuge. So wurde auch im NSFK. der Bau in eigenen Werkstätten Voraussetzung für jede segelfliegerische Betätigung. — Diese Arbeit wird in den Segelflugzeugbau-Werkstätten der NSFK -Gruppen geleistet. Allein im Bereich der NSFK.-Gruppe 15 (Württemberg) sind es über 160 Werkstätten, in denen unter Anleitung von geprüften Werkstattleitsrn des NS.-FIie-
gerkorps die Angehörigen der Flieger-HI. im Bau von Gleit- und Segelflugzeugen unterrichtet werden.
Wandert man heute durch deutsches Land, so kann man unvermutet in einem abgelegenen Dorf vor einem unscheinbaren Schuppen fleißige Hände den Rohbau eines Segelflugzeuges montieren sehen. Tritt man näbe^ ^ erfährt man, daß die Dorf-sHend dieses Flugzeug in dem Schuppen, der sich bei genauerem Nachfpr- schell als einfache aber zweckmäßige Werkstatt offenbart, selbst gebaut hat und eben dem aus der nächsten Stadt herbeigerufenen Bauprüfer zur Kritik vorführt. Dieses kleine Erlebnis zeigt, wie weit der Segelflugsport bei uns heimisch geworden ist. Für den Wert des Segelflugs ist der Selbstbau des Flugzeuges nicht minder bedeutungsvoll, als es die fliegerischen Leistungen sind. Eine hohe moralische Kraft liegt in der Werkstattarbeit unserer Gruppen. Sie ist das Fundament der vorbildlichen Kameradschaft im Segelflug, sie erzieht zur Selbstlosigkeit, Selbstdisziplin, Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit. Der Geist in der Werkstatt ist die Grundlage für den Geist im Fluge.
Einen Ausschnitt aus dieser Arbeit zeigt die Segelflugzeugbau-Werkstätte in der noch bis 28. Juni geöffneten Ausstellung „Vom Pimpf zum Flieger"- auf dem Stuttgarter Killesberg, in welcher Angehörige der Flieger-HI., unter Anleitung eines Werkstattleiters, jeden Nachmittag ihre Arbeit im Bau von Einzelteilen des künftigen Gleit- und Segelflugzeuges verrichten.
LoynsleuerermSßiguug für Versehrte
Zur weiteren Verbesserung für Verwundete bei der Lohnsteuer hat der Reichsfinanzminister folgendes bestimmt: Ist eine Kriegs- oder Dienstbeschädigung rückwirkend oder der Grad der Beschädigung rückwirkend höher anerkannt worden oder hat ein Beschädigter ohne Ver-
Die Drücke zwischen Front und Heimat
l>K. In diesem Krieg ist die Trennung zwischen Heimat und Front nur eine räumliche. Weit ist der Weg von Deutschland zu den arktischen Breiten des Polarkreises, zu den Ebenen des Ostens und zu den glühenden Wüsten Afrikas. Aber wo immer auch deutsche Soldaten kämpfen, stets schwingt sich eine unsichtbare Brüae zwischen ihnen und den Menschen, die daheim arbeiten, schaffen und sorgen. Die Art des Einsatzes mag verschieden sein, aber der Geist, der die innere und äußere Front beherrscht und zu immer neuen Höchstleistungen anspornt, ist derselbe.
Aus vielen Gesprächen mit Kameraden hörte ich stets wieder heraus, welche Kraft aus dem Bewußtsein wächst, daß die Herzen in der Heimat im gleichen Takt mit denen hier draußen vor dem Feind schlagen. Ihr daheim müßt bedenken, mit welch sehnsüchtiger Spannung und Erwartung der Soldat jede Kunde und Nachricht in sich aufnimmt, die ihn aus dem fernen Heimatland erreicht, in dem seine Gedanken so oft weilen. Darum wartet er mit Ungeduld auf die Feldpost, darum verschlingt er jede Zeitung, sei sie auch noch jo veraltet, darum ist sein kostbarster Schatz der gemeinsame Rundfunkapparat.
Es ist verständlich, daß ihn dabei in erster Linie all das interessiert, was mit dem Leben seiner Angehörigen zusammenhängt, was ihn also persönlich angeht. Darüber hinaus aber ist sein Blick auf die großen und kleinen Geschehnisse gerichtet, die ein Spiegelbild sind der Haltung unseres Volkes und die von der Seelenstimmung der Heimat künden- Ihr müßtet mal erleben, wie jeder Urlauber, der aus dem Reich zurückkchrt, ausgeqnetscht wird mit Fragen. „Wie sieht es aus daheim? Wie wirst du als Soldat bei den Dienststellen und Behörden der Heimat behandelt?" Das sind so einige Fragen, die sich immer wiederholen.
Heute gibt der Urlaub dem Soldaten eine innere Stärkung. Er gebraucht zwar diesen Ausdruck nicht, aber man hört es aus der ruhi
gen Zuversicht, mit der er von dem entbehrungsreichen, aber doch auskömmlichen Leben derer daheim spricht, von der Achtung, die man seinen Auszeichnungen schenkte, dem tapferen Mut, mit dem man in die Zukunft blickt.
In den Augenblicken solchen Erzählens sieht jeder deutlich die Brücke, die Heimat und Front verbindet. Plötzlich kommt sich niemand mehr verloren und vergessen vor, wie fern er auch den Seinen ist, sondern jeder fühlt nur das eine: Wir können ihnen vertrauen, so wie sie umgekehrt auch auf uns ihr Vertrauen stellen. Glaubt es nur, Ihr daheim, der Soldat hat ein sehr feines Gehör für einen falschen Ton, für jede Disharmonie, die diesen Einklang stören könnte. Was der Fronteinsatz von ihm an Opfern und Entbehrungen fordert, gibt er freudig und gern, er verlangt aber von der Heimat dieselbe bedingungslose Hingabe.
Denn er weiß: Erft aus dem Arbeitsschweiß und den Entbehrungen der Heimat erwächst die Stärke der Front, die den Endsieg garantiert. Und darum freut sich der Soldat über jeden Beweis des Opferwillens, den seine Volksgenossen daheim geben. Ihr hättet hören sollen, mit welchem Triumph in der Stimme ein Kamerad das Ergebnis der Woll- und Pelzsammlung aus der Frontzeitung vorlas! Fast genau mit dem gleichen Stolz wie eine Sondermeldung über einen großen Sieg. Wie strahlten dann die Gesichter, als die ersten Stücke aus der Sammlung eintrafcn und zur Verteilung kamen. Wie dankbar waren wir Soldaten auch, als die Rundfunkapparate und Schallplatten eintrafen, die von euch daheim gespendet wurden. Mit Musik war vieles gleich viel leichter zu ertragen.
Damm, Ihr Lieben daheim, schätzt Eure Briefe und Eure Gaben nicht selbst zu gering ein. Mögt Ihr sie auch klein erachten gegenüber den Leistungen der Soldaten, sie sind doch im ganzen gesehen ein neuer Willensimpuls für uns hier draußen. Denkt immer daran: Ihr seid es, die uns den Rücken stärken!
Kriegsberichter Hans-Joachim Volland.
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schulden seinen Antrag aus besondere Lohnsteuerermäßigung nicht rechtzeitig gestellt, so kann das Finanzamt die zu vieleinbe- haltene Lohnsteuer erstatten, höchstens aber für das laufende und das voran- gsgaugene Kalenderjahr.
Oer Rundfunk am Mittwoch
Neichsvroaramm: IS bis 1S.1S Ubr: Konzert deS schlesischen Streich-Quartetts: 18.18 bis 18 Ubr: „Kleine Kostbarkeiten" leichter klassischer Musik: 18 bis 17 Ubr: „Beschwingte Muse": 18.18 bis 28 Ubr: fröhlich« Musik, „Feldpost auS dem Walde": 28.28 bis 21 Ubr: „Melodicnrcigcn für Krönt und Heimat": 21 bis 22 Ubr: „Funk-Brettl" unter Mitwirkung von Gaby Banschenlach. Elisabeth Siechlner, Barbara Mnllcr-Höbn und Paul Land: 8.18 bis 1 Ubr: „Von Mondschein. Stcrnschnuvven und musikalischen Träumereien". — Deutichlandsender: 28.18 bis 28.48 Ubr: „Aus der Welt der Oper": 28.48 bis 21.S8 Ubr: „Klingender Reigen".
HViiIrÜKes in KÜNL«
Bei der Abgeltung von Kriegs sachsch 8- den gewerblicher Unternehmen erfolgt eine individuelle Bewertung, die vor allem auch berücksichtigt, iu welcher Weise gerade der Geschädigte die zerstörte Sache verwertet hat oder verwerten konnte.
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Für Lohnzahlungszeiträume, die nach dem 30. Juni 1912 beginnen, gelten neue Lohnsteuertabellen. Außer der amtlichen Tagestabelle wurden Lohnsteuertabellen sür monatliche, fünfwöchentliche, vierwöchentliche, zweiwöchentliche, wöchentliche und vierstündliche Lohnzahlungen aufgestellt. Die neuen Lohnsteuertabellen sind bei dem Verkauf der Reichsdruckerei, Berlin SW 68, Alte Jakobstraße 106 (Postscheckkonto Berlin Nr. 4). erhältlich.
Kultureller Rundblick
Das Ludmigsburger Scklob gebürt ,u den schönsten Barockbauten im Schwabenlandc. Wie Landes« konservator Dr. Schmidt bei einem Besuch des Schlosses durch die Sachgruppe Bauwesen im NS^ BDT. mitteilte, soll das Schlob von allen Zutalen einer späteren Zeit befreit und in seiner alten Pracht und Stilreinbeit wicderbcrgcstcllt werden.
Sr grub die Nofretete aus. Mit den Diplomaten und Journalisten der Achsenmächte ist auch der bekannte Acavvtologe Pros. Hermann Ranke an» Heidelberg aus den USA. bcimgekcbrt. Sr las vier Jabre als Gast an der Universität von Pennlvl» wania in Philadelphia. Käst drei Wochen lang muktc der betagte Gelehrte, der 1812 die Nofretete auSarnb» auf einer Jntcrnierunasstation sitzen, weil Roosevrlt» Gebeimvolirei Vorgefundene Mannskrivte mit Hiera» gluvben für — GebeimcodcS lr
Buchbäudler Palm aus der Biibu«. Im Stadt, ibeater Braunau am Inn kam das Drama ..Buchbändler Palm" von Gottfried Straub zur Uraufführung. Der Verfasser, ein Wiener, weicht von den üblichen Palm-Darstellungen kaum nennenswert ab.
Deutsches Büchergeschenk sür die Universität Lissabon. In den Räumen der Philosophischen Fakultät der Universität Lissabon fand die Ucbergabc eines deutschen BüchcrgeschcnkcS an den Leiter der deutschen Abteilung, Professor Dordciro NameS in An- wcsenbcit des deutschen Gesandten Freiherr n von Heintngen gen. Hnene statt. Diese Sammlung deutscher Werke soll den Grundstock für eine deutsche Bücherei der Saknstä' d-
Und immer keijt dns Hey
Roman von Else Jung-Lindemann.
<28. Fortsetzung,
„Es wird zwar ein bißchen heiß werden, da unten im schönen Süden, aber das macht nichts", schloß sie strahlend.
Eisenlohr hatte die kleine Frau gern. Sie war ein echtes Berliner Kind, immer guter Laune und immer in Betrieb. Daß Heycken nicht da war und wohl auch noch einige Zeit von Berlin fern bleiben würde, war ihm lieb. Er hatte kein Verlangen danach, ihm zu begegnen.
Nach einer kleinen Plauderstunde verabschiedete sich Eisenlohr mit dem Versprechen, bald wiederzukommen, und fuhr zu Professor Smroeder.
. "lte Herr riß ihn in seiner Wieder- "bheude fast um. drückte ihn an seine mäch- tme Brust und klopfte ihm kräftig und schmerzhaft den Rücken
bi- mir diesen Wunsch erfüllt haben, rechne ich Ihnen hoch an", ver- u"d wurde gleich darauf ein wenig melancholisch „Wer weiß, ob wir uns nock einmal Wiedersehen, junger Freund? Nee nee lachen Sie nicht! Mit mir qehts rapide in die Grube. Im Herbst setzt sich der olle Schroeder zur Ruhe und wird statt der Bak- tenen nn Institut ein Gemüse im Karten züchten. Ist ja auch so ein Steckenpferd von mir Aber morgen abend kommen Sie doch wie? — Hildegard war schon sehr im Druck" Er lächelte verschmitzt und flüsterte Eisenlohr etwas ins Ohr. „Im Ernst, mein Lieber, Sie tonnen mir's glaube». Das Mädchen schwärmt für 2 ie, und ich kann es begreifen."
Das war mehr als deutlich. Eisenlohr wurde verlegen. Wie zog er ssck aus dieser Sache heraus, ohne den alten Herrn zu verletzen?
„Lieber Herr Professor", sagte er zögernd. ..es ist zwar sehr ehrenvoll für mich daß Ihr Fräulein Tochter so viel Sympathien für mich hat, aber
„Ach was — Sympathien!" polterte Schroeder ihm ins Wort. „Es ist mehr — viel mehr!"
„Um so peinlicher ist es mir, eingestehen zu müssen daß ich —."
Jetzt schien der alte Herr begriffen zu haben. Er sab Eisenlohr traurig an und nickte, .schade, lieber Freund, wirklich schade. Nehmen Sic mir meine dumme Plappere! nicht übel, ich hatte es mir nur so schön ausqedacht. Sie und meine kleine Hilde. Ihnen hätte ich. sie gern anvertraut. Sie wird cs nun schwer haben, mit dieser ersten großen Enttäuschung ihres Lebens fertig zu werden."
„Ist cs dann unter diesen Umständen nicht besser, wenn ich Ihrer Keburtstagsfeftr mor- gen fernbleibe?" fragte Eisenlobr Vorsicht',-,.
Wieder nickte Schroeder. ..Sie mögen recht haben. Eisenlohr, und es vielleicht gut, daß wir so offen darüber sprachen. Aber dann müssen Sie wenigstens heute abend mein East sein. Wir zwei feiern allein. Ich führe S>e in mem Stammlokal, eine kleine, gemütliche Künstlerkneipe in der Augsburger Straße. Einverstanden?"
Eisenlohr war erleichtert und drückte seinem alten Lehrer dankbar die Hand. ..Einverstanden. Herr Professor! Es ist mir sogar viel lieber, mit Ihnen allein zu sein, denn morgen hätte ich wahrscheinlich nur sehr wenig von Ihnen gehabt?"
„Stimmt, Eisenlohr. Morgen ist große Ab
fütterung, und ich gäbe was drum, wenn ich ri'ck davor drück-» könnte."
» « »
Eisenlohr hatte ist seinem Hotel Mittag gegessen. eine Stunde geschlafen und saß ietzt in Ser nach der Straßenseite offenen Glasveranda beim Kaffee. Er hatte Muße genug, um seine Aug:n aus Wanderschaft zu schicken, und er tat es mit Behagen. Der nackmittäaliche Bumnnl gut angezogener und oft sehr schöner Frauen, mit oder ohne Begleiter hatte begonnen. In einem langem Korso glitten spiegelblanke Autos vorüber. Die großen Kinos am Kursür- stendamm öffneten ihre Pforten. Die Kaffeehäuser lockten mit weißgedeckten Tischen und bequemen Sesseln zum Verweilen. Die Mufik- kavellen stimmten ihre Instrument«.
Eisenlohr dachte an Frau Vivian Holten. Er dachte so intensiv an sie, daß er sich nicht gewundert hätte, wenn sie plötzlich aus einem der Autos gestiegen und geradewegs auf ihn zugekommen wäre. Aber es geschah nichts dergleichen.
Ich werde sie anrufen. dachte er und ließ sich vom nufwartenden Kellner das Telephonbuch bringen. Als er sich die Nummer notiert hatte, blätterte er weiter. Vielleicht fand er durch Zufall noch irgendeinen bekannten Namen aus der früheren Zeit?
Neubert. Neumann — unendlich viele Neumanns gab es in Berlin. Niebuhr, Maünken, Maier -- es kam die lange Reihe der Maier mit allen Buchstabenabwändlungen. Mshlsack — Meller - Merker —.
Eisenlohr hielt inne. Merker - Marlene Merker. Er sah sie wieder vor sich. Wie gut hatte er sie noch in der Erinnerung behalten, die schlanke Gestalt im schwarzen Kleid, ihr Antlitz mit den ernsten, dunklen Augen. Es waren freundliche Gedanken, die er für Mar
lene Merker hegte. Sie waren hin und wiever aufgetaucht. Mitten in der Arbeit hatte er an sie und an das kleine Wintcrdorf bei Weiden dpnken müssen, und jedesmal hatte er sich ein wenig bedrückt gefühlt, daß er damals sein Versprechen, sie aufzusuchen, nicht einoelöst hatte.
Ließe sich das setzt nicht nachhole» ?
Eisenlohr ging die wenigen Inhaber des Namens Merker durch. Eine Marlene Merker war nicht unter ihnen. Nun, es war nicht anzunehmen gewesen, daß sie im Telephonbuch stehen würde. Aber kannte er sie nicht trotzdem erreichen?
Selbstverständlich konnte er das. Er brauchte ja nur das Büro anzurusen, in dem sie arbeitete. Wie hieß doch der Anwalt ?
Eisenlohr besann sich nicht. Weiß Gott, er hatte kein Gedächtnis für Namen Sie waren immer in dem Augenblick weg, wenn er sich ihrer erinnern wollte.
Als er m der Telephonzelle stand und dir Verbindung mit der Villa Holten hcrstellte, wußte er mit einem Male, daß oer Rechtsanwalt Cordes hieß, und es war seltsam, daß dieser Name auch eine Brücke zwischen den beiden Frauen schlug, mi: denen er durch einen Zufall bekannt geworden war.
Frau Holten war nicht zu Hause. Eisenlohr nannte seinen Namen und -sichtete eine Empfehlung aus. Dann sprach er mit dem An- waltsküro Cordes L Kühn. Ts wurde ihm mitgetcilt, daß Fräulein Merker vor kurzem ausgeschieden wäre. Nach ihrer Adresse zu fragen, vergaß Eisenlohr, und später verspürte er keine Lust mehr, den Anruf zu wiederholen. Da er nur noch zwei Tage in Berlin zu bleiben gedachte, war es vielleicht gut so, daß sein« impulsive Regung ohne Antwort blieb.
(Fortsetzung folgt.) ^