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-^us Stadt und Kreis caiw
Kinder von und nach Holland
Kinderlandverschickung der Partei führt über das Hauptamt für Volkswohlfahrt auch in diesem Sommer wieder Kindertransporte von und nach Holland durch. Am 6. Juni kamen nun die ersten 670 holländischen Schulkinder nach Württemberg, wo sie in Famiuen- ^leaestellen in den Kreisen Böblingen, Calw, ^orb, Nürtingen, Rottweil, Tübingen und Tutt- ingen untergebracht wurden. Dort dürfen sie sich fünf Wochen lang erholen.
Im Kreis Calw sind letzten Samstag 150 Kinder aus dem Haag (dem einstigen Regierungssitz der Niederlande) eingetroffen und m 84 Ortsgruppen im Nagold- und Enztal in Fa- miMnpflegestellen untergebracht worden.
Ohne Seegettung keine Weltgeltung
Marine-Filmstunde im „Volkstheater Calw"
Gemeinsam mit dem Deutschen Seegeltungswerk veranstaltete gestern abend das Deutsche Volksbildungswerk in der NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude" eine Marine-Film- stunde im „Volkstheater Calw". Aufgabe dieser Stunde war es, den Gedanken der Seegeltung in weitere Kreise des Volkes zu tragen und in unserer Jugend Interesse und Begeisterung für den starken Schutz deutscher Seegeltung, für unsere stolze, kampferprobte Kriegsmarine, zu erwecken. Der Kreisbeauftragte des Seegeltungswerkes Pg. Brauer, Calw stellte in einführenden Worten der erfreulicherweise besonders von Jugendlichen stark besuchten Veranstaltung den Kernsatz „Auch das Meer ist deutscher Lebensraum" als Leitwort voran und erhärtete die im Lauf der Weltgeschichte immer wieder bestätigte Wahrheit, daß der Weg eines Volkes zur Weltgeltung nur über die Behauptung auf See, über die Seegeltung führt.
Im Mittelpunkt des anregenden Abends stand der Vortrag eines Offiziers der Kriegsmarine über die entscheidende Bedeutung der Ueberraschung auf operativem, taktischem und technischem Gebiet im modernen Seekrieg. Am Beispiel der Besetzung Norwegens wurde aufgezeigt, wie durch dieses überraschend kühne, erfolgreichste Unternehmen der deutschen Seekriegsgeschichte die britische Blockade gebrochen und die deutsche Totalblockade Englands aufgerichtet werden konnte. Operative Ueberraschun- gen waren ferner die deutschen Flottenvorstöße in den Süd- und Nord-Atlantik sowie die einzigartig kühne Fahrt der Schlachtschiffe „Scharnhorst", „Gneisenau" und des „Prinz Eugen" durch den Aermelkanal, Unternehmungen von ungewöhnlichem, strategisch wie moralisch gleich großem Erfolg. Das Beispiel der japanischen Angriffe auf Hawai und der Seeschlacht im Ko- rallenmeer ließ erkennen, wie Japans Marine durch operative, taktische und technische Ueber-
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raschung des Gegners die Seeherrschaft und damit die Handlungsfreiheit im Fernen Osten und iin Stillen Ozean errang. Haben auf technischem Gebiet U-Boote und Luftwaffe ein ganz neues entscheidendes Moment in die Seekriegführung hereingetragen, so ist auf dem Felde der Taktik heute alles im Fluß und noch manche Ueber
raschung zu erwarten. Am Ende aber wird die Niederlage Englands stehen und die Ablösung britischer Seetyrannei durch deutsche Seeherrschaft. Der wehrpolitisch wie geschichtlich sehr interessante Bortrag ging auch nicht an den Lehren vorüber, die unser um See- und Weltgeltung kämpfendes Volk für die Zukunft beherzigen muß, und schloß mit einer trefflichen Schilderung des Kampfgeistes und der Einsatzfreude, von der die Männer unserer Kriegsmarine beseelt sind.
Vier ausgezeichnete Kurztonfilme berichteten anschließend vom harten, männlich-schönen Dienst und vom Kampf unserer Kriegsmarine auf Feindfahrt. Oberfeldwebel König sprach zwei aus dem Geist dieses Kampfes heraus gewachsene Dichtungen. Ein Schlußwort des Kreisbeauftragten des Deutschen Seegeltungswerks und die Ehrung des Führers beschlossen die wertvolle Veranstaltung.
Zurückstellung vom pflichlsahr
Gegenüber der Notwendigkeit, den Betrieben der Nüstunaswirtschast die vorhandenen weiblichen Arbeitskräfte zu erhalten, müssen andere Belange gegenwärtig zurücktreten. Der Generalbevollmächtigte für den Arbeitseim atz hat daher die Arbeitsämter gebeten, bis auf weiteres davon abzusehen, weibliche Jugendliche, die unter Zurückstellung vom Pflichtjahr in Betrieben der Rüstungswirtschaft einschließlich der kriegswichtigen chemischen Industrie eingesetzt sind, nach Ablauf der Zurückstellungszeit heranzuziehen. Das gleiche gilt für weibliche Jugendliche, die ihre Lehre in solchen Betrieben beendet haben. In beiden Fällen sind die Jugendlichen vom Pslichtjahr weiterhin zurückzustellen.
Oer Rundfunk am Dienstag
Nelchsvrogramm: 14.20 bis 15 Ubr: Konzert beS Neichssenders Hamburg: 16 bis 17 Ubr: „Aus der Welt der Over" unter Mitwirkung von Mitgliedern des Nationalthcaters Mannheim: 17 bis 18.86 Uhr: Frohe Weisen neuzeitlicher Unterhaltungskomvoni»
sten: 26.26 bis 26.45 Uhr: „Deutsche Jugend singt und spielt" (Mozartchor der Berliner HJ.1: 21 bis 22 Ubr: „Schöne Melodien aus Wien". — Dentsch- lanbsender: 17.15 bis 18.86 Uhr: „Schöne Musik zum späten Nachmittag": 26.15 bis 21 Ubr: Ovcret» tenklänge bekannter Komponisten: 21 bis 22 Ubr: „Musik für Dich" von Erich Börschel mit seinem Orchester.
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Immer wieder wird die Feststellung gemacht, daß bei Einkäufen aus noch nicht fällige Abschnitte der Reichskleiderkarte vor- gegrifsen worden ist. Die Neichsstelle für Kleidung verweist nochmals auf die Strafbarkeit eines solchen Vorgehens. Es geht auf keinen Fall, daß sich skrupellose Geschäftsleute dadurch bei den Verbrauchern einen guten Namen machen, während der korrekte Geschäftsmann in den Ruf kommt, ungefällig zu sein.
Der Generalbevollmächtigte für den Arbeitseinsatz hat angeordnet, daß Anträge für die Oster- und Herbsteinstellung von Lehrlingen und Anlernlingen künftig nur einmal im Jahr, und zwar bis zum vorhergehenden 1. Oktober, einzureichen sind. Diese Regelung gilt nur für das Altreich.
Anträge der Eltern, Schüler kurz vor Beginn oder Ende der Sommerferien zu beurlauben, bedürfen nach einem Erlaß des Neichserziehungsministers der Genehmigung der Schulaufsichtsbehörde und sollen nur noch in dringenden Ausnahmefällen genehmigt werden.
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Nach Italien sind vom 1. Juli an Päckchen bis zum Höchstgewicht von einem Kilogramm zugelassen. Die Freigebühr beträgt 40 Pfennig.
Nagold. Im 72. Lebensjahr ist in Stuttgart der langjährige Inspektor des der Landesversicherungsanstalt gehörenden Bades Rötenbach, Gottlieb Bauer, verstorben. Bon 1899—1933 leitete er die Verwaltung des Bades und gehörte viele Jahre lang dem Gemeinderat der Stadt Nagold an.
Neues vom Hirfauer Eulenturm
Von Professor vr. N. kimei-lubioxeu
Es gibt in Württemberg hochberühmte Steinbildwerke aus der romanischen Zeit, die immer wieder zu neuen Erklärungsversuchen reizen und zu den wunderlichsten Deutungen verführen. Alle sind im Bereich des früheren Schwarzwaldkreises vorhanden. Es sind die Skulpturen an der Belsener Kapelle (Steinlachtal), an der Spitalkirche in Tübingen, an der ehemaligen Kapelle in Schwärzloch bei Tübingen, in der Kirche m Alpirsbach, am Frekdenstädter Taufstein und am Eulenturm in Hirsau. Es gibt da manches Rätselhafte, was Wohl niemals geklärt werden wird. Aber vieles ist mit großer Wahrscheinlichkeit richtig zu deuten; noch mehr freilich, was darüber behauptet worden ist, als Verfehlt und gänzlich abwegig abzulehnen.
Dies gilt neuerdings auch wieder für zwei Betrachtungen über den Eulenturm. Die eine ist in einem Buch „Die geistige Botschaft romanischer Bauplastik" (1942) des ehemaligen kath. Pfarrers Richard Wiebelin Kaufbeuren enthalten; die zweite ist im 1. Heft der Monatsschrift „Schwaben" (1942) erschienen und behandelt ebenfalls den Figurenfries am Eulenturm; der Verfasser ist Dr. Franz Hammer in Stuttgart. Beide sollen uns hier beschäftigen. Zum voraus sei bemerkt, daß beide Verfasser die Schrift von Karl Grein er in Hirsau „Der astronomische Figurcnfries am Eulentnrm" kennen, sich dadurch aber nicht davon haben abhalten lassen, ihre Ideen zu veröffentlichen.
Richard Wiebel ist bekannt geworden durch ein Buch über die Skulpturen am „Schottentor" in Regensburg. Schon hier hatte er sich über den Hirfauer Fries geäußert, und — so unzulänglich seine Deutung auch war — das
wurde überall beifällig abgedruck.t. Er selbst schränkt das damals Gesagte aber nun ein. Er will in den drei Teilen des Frieses nicht mehr die Himmelsrichtungen dargestellt sehen, sondern nur den Tageslauf der Sonne. Die drei bärtigen Männer sollen Mittag, Abend und Nacht darstellen. Der Morgen (im Osten) fehlt. Daß auf der östlichen Seite des Turmes kein Fries ist, macht Wiebel schwer zu schaffen. Greiner hatte auf das Fehlen des „vierten Frieses" an dieser Turmseite hingewiesen und Wirbels „Himmelsrichtungen" demnach abgelehnt. Obwohl Wiebel nun wiederholt von denen, welche sich an die Deutung solcher Bildwerke begeben, verlangt, daß sie es nicht mit vorgefaßten Jdeesi tun sollen, ist er selbst völlig von der Ansicht befangen, daß die drei Friese nur als „vierseitiges Thema" verstanden werden können. „Der Versuch, den Inhalt des Bildbandes abzulesen", setzt vier Teile voraus, „gleichviel", ob auf der nicht sichtbaren Ostseite eine Fortsetzung (durch das Dach der Vorhalle der Kirche) verdeckt oder nicht ausgeführt wurde". Schließlich meint er, es müsse ein vierteiliges Programm vor der Erbauung der Türme Vorgelegen haben. Wiebel zwingt also geradezu das vierte Friesband in seine Borstellung hinein, den angenommenen vier Tageszeiten zuliebe.
Es ist dies ein bezeichnendes Beispiel für die „vorgefaßten Ideen", mit denen sehr viele Ausleger solcher Bildwerke an diese herantreten und nicht davon loskommen, aber trotz der Unzulässigkeit solcher Erörterungen auch viele gläubige Leser finden, denen die Gabe zur Kritik fehlt.
Man sollte sich aber doch nicht auf den Standpunkt stellen, daß etwas dagewesen sein müsse,
Die blurtcruag äer Kleläcrsckiranlc« kür äie ^Itkleiäer- unä Spioarkokstsmwlung i?42. ^
Was nun einmal nicht da ist, sondern man sollte sich fragen: Warum ist cs nicht da? Wiebel sagt selbst, die Ostseite des Turmes sei großenteils durch das Kirchengebäude verdeckt gewesen, er weiß sogar von der Spur eines dort angebrachten Daches. Also wird dort kein figurenreiches Friesband geschaffen worden sein, aus dem einfachen Grunde, weil das sinnlos gewesen wäre. Der Eulenturm hat nicht vier, sondern drei Schauseiten gehabt, und darauf hat Greiner seine astronomische Deutung des absteigenden Jahres aufgebaut. Daher die drei bärtigen Männer.
Das ist aber nicht nur logisch, sondern es kann auch bautechnisch erläutert werden. Es gibt nämlich auch andere Kirchtürme, bei denen auf der Rückseite der Zierschmuck, den die drei anderen Seiten haben, fehlt. Warum fehlt er dort? Weil das Kirchendach, welches an den Turm anstößt, den Zierschmuck verdecken würde! Das erklärt aber das unbegreifliche (?) Fehlen des Friesbandes an der Ostseite des Eulenturmes, und zwar gänzlich zwanglos, ohne jede Anstrengung unserer Gehirne!
Wiebels neueste Deutung, welche das nicht vorhandene Friesband zäh festhält, um seine vier Tageszeiten des Sonnenlaufes durchzusetzen, ist also leider nicht aufrecht zu erhalten,, und es erübrigt sich daher, auf das einzugehen, was er über die gehörnten Tiere, das Sonnenrad usw. noch vorbringt. —
Es kann hier nicht aus Einzelheiten der Greinerschen Schrift eingegangen werden- Aber merkwürdig ist es, daß weder Wiebel noch Hammer etwas davon wissen wollen, daß der schief liegende Stein (Balken), den der Mann am südlichen Fries mit den Händen stützt, den Bügel einer Waage darstellt, und daß somit dadurch besagt wird, daß die Sonne sich im Zeichen des Sternbildes der Waage befindet. Dr. Hammer, mit dem ich einige Briefe wegen seiner von mir stark beanstandeten Deutung gewechselt habe, lehnt Greiners Deutung ohne Begründung einfach ab. Pfarrer Wiebel meint, dieser Balken „mußte aus dem Block des Mittelstücks gehauen werden, damit die Hände und der Kopf auf ihm angebracht werden konnten. Es gehört Wohl etwas Phantasie dazu, in ihm einen Waagbalken zu sehen". Diese Aeußerung ist von dem anerkannten Ausleger der Figuren am Schottentor etwas erstaunlich. Denn zu diesen Deutungen gehörte nicht nur „etwas", sondern sehr viel Phantasie! Aber ebenso, wie die alten Steinmetzen ihre oft so erstaunlichen Bildwerke nicht ohne bewundernswerte Phantasie erdenken und schaffen konnten, kann auch der heutige Ausleger ihnen nicht mit Phantasielosigkeit gegenüberstehen: jede derartige Deutung verlangt „etwas Phan-
W immer siezt das Her;
Roman von Else Jung.Lindemann.
<22. Fortsetzung)
sprach scheinbar ruhig, aber innerlich Merte sie vor Erregung. Was sollt« dieses Verhör? Was war denn nur geschehen, um alles rn der Welt?
Cordes schüttelte heftig den Kopf und ging aufgeregt in seinem Zimmer hin und her/
„Dann verstehe ich nicht, wie es möglich if daß trotz dieser Versicherung von Ihnen un der getroffenen Maßnahmen, etwas davon bi kannt wurde! Nur ich, mein Bürovorstehe und Fräulein Merker waren in Ihre Schei dungsangelegenheit eingeweiht, gnädige Frar Daß ich ein Amtsgeheimnis nicht verletze, is selbstverständlich. Für meinen Vürovorstehei ?kr fünfzehn Jahre bei mir arbeitet, verbürg V.. ssoch- bo bleiben allein nur Sie übric Fraulein Merker. Sie sind noch jung, it kenne Sie kaum sollten Sie nicht doch ein Unvorsichtigkeit begangen haben?"
Marlenes Gesicht war schneeweiß gemordet
. Herr Rechtsanwalt, bitte. Sie dürfen mi das nicht Zutrauen. Ich bin mir keiner Pflicht Verletzung bewußt."
Frau Holten tat das Mädchen leid, aber si miisite der Sache auf den Grund gehLN.
hat sofort, als er von den Betrieb Kenntnis erhielt, strem ihm die Urheberin de: Gerüchtes namhaft gemacht wurde. Es Han delt sich um eine Stenotypistin der Korrespon denzabteilung, die endlich zugab, die Nachrich au; Umwegen hier aus Ihrem Büro erhaltet zu haben. Einen Namen nannte sie nicht."
Cordes hatte einen hochroten Kopf.
..Das ist ja unerhört, was Sie da sagen gnädige ,srau! Il„d die, war haben Sie dar
auf zu antworten?" schrie er Marlene an, „wer soll denn hier aus meinem Büro geplaudert haben? Etwa ich — oder Wagner? Es wußte doch niemand außer uns dreien von der Sache! Nun reden Sie, geben Sie es doch zu, zum Donnerwetter!"
„Ich habe auf die Anschuldigungen nichts zu sagen, Herr Rechtsanwalt. Ich bin mir keiner Schuld bewußt, und da Sie mir nicht vertrauen, Litte ich um meine Entlastung", antwortete Marlene mit zitterndem Mund.
„Die sollen Sie haben, und zwar sofort! Un- uverlässige Menschen kann ich nicht beschäf- rgen."
„Halt, Herr Rechtsanwalt!" mischte sich Frau Vlvian ein, „es ist noch nicht erwiesen, ob Fraulein Merker einen Vertrauensbruch be- gaiwen hat oder nicht. Ich möchte Sie deshalb bitten, mit einer Entlastung zu warten, bis die Sache völlig geklärt ist."
„Kann ich nicht, gnädige Frau, beim besten Willen nicht. Es ist mir völlig unmöglich, mit einem Menschen zu arbeiten, dem ich nicht voll vertrauen darf. Das einzige, was ich im Hinblick auf Ihre Lage tun will, Fräulein Merker, ist, daß ich Ihnen Ihr Gehalt ohne Abzug für diesen Monat voll ausbezahle. Laufen Sie meinetwegen zum Arbeitsgericht und beschweren Sic sich, wenn Sie sich im Recht glauben."
Marlene nahm sich zusammen. Es war viel, was ihr zugemutet wurde, aber sie hatte den klaren Blick nicht verloren.
„Ich werde weder zum Arbeitsgericht laufen, noch ein Gehalt für nicht geleistete Arbeit annehmen, Herr Rechtsanwalt. Ich werde aber alles daransetzen, um zu beweisen, daß ich unschuldig verdächtigt worden bin."
„Und ich will Ihnen dabei behilflich sein", sagte Frau Holten, die aufgestanden war und Marlene die Hand reichte. „Ich glaube, es wird nicht so schwer sein, wenn ich mir das Mädchen aus der Korrespondenzabteilung kom
men laste. Eine kleine Tee-Einladung bei Frau Vlvian Holten tut vielleicht Wunder?"
Marlene sah sie dankbar an.
„Sie sind sehr gütig zu mir, gnädige Frau, ich danke Ihnen."
Ehe Vivian Holten das Büro verließ, sprach sie noch einmal mit Marlene.
„Ich Lin von Ihrer Unschuld überzeugt, Fraulein Merker", sagt« sie warm, „um so mehr tut es mir leid, daß Sie wahrscheinlich durch einen unglücklichen Zufall in einen so häßlichen Verdacht geraten sind. Machen Si« sich um Ihre Zukunft keine Sorgen. Ich werde mit meinem Mann sprechen. In einem so großen Betrieb ist für eine tüchtige Kraft immer Verwendung."
Nach der eben erlittenen Demütigung taten Marlene diese herzlichen und aüfrichtenden Worte wohl. Sie dankte Frau Holten, und diese verließ sie mit dem Versprechen, bald von sich Horen zu lasten.
5. Kapitel.
Eistulohrs Uebersiedlung nach Sumatra hatte sich verzögert. Er hatte noch eine wichtige Untersuchungsreihe im Münchener Institut zum Abschluß bringen müssen, und in großzügiger Weise war die holländische Gesellschaft seiner Bitte um Verlängerung seiner Antritts- frist entgegengekommen.
Nun waren seine Arbeiten fertig, die Wohnung ausgelöst, die Koffer gepackt und vorausgeschickt, und als er zum erstenmal wieder ein wenig zu sich selbst kam, stellte er fest, daß fünf lange, freie Ferienwochen vor ihm lagen.
Er hätte ins nahe Gebirge fahren können, was gewiß erholender gewesen wäre als eine Reise nach Berlin. Aber im letzten Augenblick warf Eisenlohr alle seine schönen Bergwanderungspläne um und fuhr in die Reichshaupt- stad't. Das geschah, weil zwei Briefe gekommen waren, die beide eine Einladung enthiel
ten: Professor Schroeder wollte seinen 65. Geburtstag nicht ohne seinen jungen Freund feiern, und Frau Vivian Holten lud ihn zu einem Gartenfest in ihre Villa am Wannsee ein.
Eisenlohr wunderte sich, daß die schöne Frau sich seiner noch erinnerte, und daß er sich darüber steute, wunderte ihn noch mehr.
Gut, reisen wir, dachte er vergnügt, für die Berge blieb immer noch Zeit genug.
Er hatte wieder den Nachtzuq genommen, hatte verhältnismäßig gut geschlafen und kam stoch und unternehmungslustig in Berlin an.
Die Stadt lag in vormittäglichem Sonnenglanz. Rings um den Potsdamer Platz prunkten die Blumenstände mit Rosen, Nelken, Veilchen und Narzissen. Der Tiergarten funkelte von der Nässe eines nächtlichen Regens. Die Bäume waren junigrün, und eine vornehme Reiterkavalkade trabte auf schönen, schlanken Pferden über den Reitweg an der Tierqarten- straße.
Eisenlohr freute sich. Der heitere Morgen, das Gefühl, aller Verantwortungen ledig zu sein und nur den Augenblick genießen zu dürfen. stimmte ihn fast übermütig.
In seinem Hotel nahm er ein Bad, kleidete sich um, frühstückte und fuhr zu Zicgelers.
Frau Liesel empfing ihn mit einem kleinen, Hellen Ileberraschungsschrei.
..Herr Doktor! — Das ist aber wirklich eine
reude! Wir glaubten Sie schon auf Suma-
a."
In wenigen Minuten erfuhr Eisenlohr alles, /L Liesels gegenwärtigem Dasein von Wichtigkeit war: daß Sepp viel zu tun und eben Patientenbesuche machte, daß sich ihr Bruder Herbert auf einer Autofahrt mit Freunden durch den Harz und Thüringen befände, und daß sie und ihr Mann ihren Urlaub dieses Mal in Italien verbringen wollen.
(Fortsetzung folgt.)
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