-^irs 8tadt und Kreis Caliv
Mt ^lttE vorcut
Fast gleichzeitig wollten zwei Frauen durch den Eingang zur Sammelstelle für Altkleider und Spinnstoffe. In dem Augenblick, da sie mit ihren etwas umfangreichen Paketen aneinander- sticßeii, entschuldigten sie sich sofort und im nächsten Moment mußten sie beide lachen.
„Nanu, waren Sie nicht bereits heilte morgen hier?", meinte die eine, und die andere: „Gewiß, aber Sie doch auch. Ihnen ist es sicher so wie mir ergangen, als ich heute früh mit der alten Jacke meines Mannes, — die Hose existiert ja längst nicht mehr — hierherkam, da habe ich gedacht, was für Wunder ich tue, daß ich sie abgebe. Ich habe jedoch große Augen gemacht, als ich dann sehen mußte, was alles die andern Leute angebracht hatten, die bestimmt nicht mehr wk wir besaßen. Da habe ich mich doch ein wenig geschämt, daß ich so schlecht überlegt und nachgesehen habe und sehen Sie, das ist der Erfolg." Damit hob sie triumphierend ihr Paket auf den großen Tisch zum Auspacken. Die andere tat desgleichen-
„Mir ging es wie Ihnen. Da sehen Sie, was ich noch bringe. Mir hat nämlich der junge Mann heute früh solchen Eindruck gemacht, als er seinen noch ganz guten Straßenanzug abgab und lachend sagte: Sen trägt jetzt ein anderer viel besser zur Arbeit und außerdem mag meinen Anzug auch noch einer nötiger haben, ich bin ja jetzt Soldat und wenn-wieder Frieden ist, gibts auch wieder einen necken."
„Ja", sagte da der alte Mann, der die gesammelten Sachen registrierte und unwillkürlich das Gespräch der beiden Frauen mitangehört hatte, „so wie dieser junge Mann zeugen immer wwder neue Beispiele von Verständnis um die große Sache und sie geben dazu noch andern ein gutes Beispiel, wie ich es an Ihnen jetzt erlebe." Und damit nahm er mit freundlichem Dank die Pakete der beiden Frauen in Empfang, um nun die Formalitäten der Aufnahme in die Bestandsliste der Altkleider- und Spinnstoff-Sammlung und die Ausstellung der Bescheinigung für die Spende zu erledigen.
stes, aber auch durch die vorangegangene Härtung während des Arbeitsdienstes erreicht. Auch der Gesundheitszustand der aktiven Arbeitsmaiden ist erfreulich. Unfälle und Infektionskrankheiten nehmen einen geringen Raum ein. Die körperliche Arbeit mit häufigem Aufenthalt in der frischen Luft, richtige Ernährung und Lebensweise sowie planmäßige Leibeserziehung tragen zur Kräftigung der Arbeitsmaiden bei, deren Gesundheit nicht nur erhalten, sondern gefördert wird.
Genügend Blaulichllampen vorhanden
Das für bestimmte Teilgebiete der Verdunkelung vorgeschriebene blaue Licht sollte zunächst durch Blaufärben vorhandener Glühlampen geschaffen werden. Inzwischen ist eine Anzahl von Äertriebsgenehmigungen für fabrikmäßig hergestellte blaue Glühlampen von etwa 20 Watt Leistungsaufnahme erteilt und die Fabrikation in solchem Umfange ausgenommen worden, daß der Markt ausreichend mit farbigen Blaulichtglühlampen beliefert werden kann. Es ist deshalb die Herstellung von blauem Glühlampentauchlack und das BlaufärbenderGlühlampenim Tauschverfahren eingestellt worden. Soweit Kleinglühlampen, z. B. für Hand- und Taschenlampen oder für Kennzeichenleuchten der Kraftfahrzeuge, nicht fabrikmäßig hergestellt erhältlich sind, ist die vorgeschriebene Blaufärbung des Lichtes durch Einlegen blauer Lichtfilter aus Papier, Kunststoff oder Glas herbeizuführen.
Oer Rundfunk am Montag
Nctchsvrogramm: 18 bis 18 Uhr: Tolistenkoiizert mit italienischer Musik: 18 bis 17 Mr: Nachmittags- konzert unter Mitwirkung von Margarete Tesche- 'macher: 18.18 bis SO Uhr: Neuzeitliche Unterlml- tunasmusik. — Deutschlaudsender: 17.18 bis 18.30 Ubr: Ausschnitt aus den Berliner Knnstwvche» lu. a. Wiener Philharmoniker, Stadt. Orchester Ber- lin): 20.18 bis 21 Uhr: Fortsetzung des „Bachschen FamilientagS".
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Bad Liebenzell. Die Gefolgschaft des Werkes Weilderstadt der Ribana-Werke erfreute die Verwundeten im Teillazarett Diakonissenhaus durch eine bunte Unterhaltungsstunde mit Ge
sang und kleinen Vorlesungen sowie durch Liebesgaben. Der Frauen-Werkchor unter Leitung von H- Teblcr sang Volkslieder; H. Dcbler selbst füllte die Pausen mit kleinen humoristischen Vorträgen. Am Ende der Veranstaltung wurden Wein, Apfelsaft, Zigaretten und Gebäck unter die Patienten verteilt. Diese gaben ihrer Freude und Dankbarkeit durch lebhaften Beifall Ausdruck.
Nagold. Ein Knabe sprang in ein die Calwer Straße passierendes Lastauto und wurde angefahren. Er kam mit einer leichten Gehirnerschütterung ins Krankenhaus. — Eine verheiratete Frau aus dem Kreis ließ sich vor einiger Zeit in einem Laden zu einem Diebstahl verleiten und wurde vom Amtsgericht Nagold zu einer Geldstrafe von 60 RM. verurteilt. Der Staatsanwalt legte gegen dieses Urteil Berufung ein. Die neue Verhandlung in Tübingen endete mit einer Freiheitsstrafe. Das Urteil lautete auf 14 Tage Gefängnis.
Wochendienstplan der HI.
Hitler-Jugend Gefolgschaft 1/401. Montag: Antreten um 19.45 Uhr zur Marinefilmstunde vor dem Volkstheater. Scharen Handelsschule um 19.30 Uhr vor dem Bau. 20 Uhr Uebung des SZ. an der Turnhalle. — Dienstag: 20 Uhr Scharführerbesprechung im Dienstzimmer. — Mittwoch: 20 Uhr Antreten der gesamten Gefolgschaft an der Alten Post. SZ. Instrumente mitbringen! Scharen Handelsschule Antreten um 1945 Uhr vor dem Bau. Sommerdienstuniform. — Donnerstag: 20 Uhr Sportdienst; bei schönem Wetter Baden! — Freitag: Führerdienst. Näheres im Heimabend.
Deutsches Jungvolk Fähnlein 1 und 2/401.
Montag: Antreten zur Marinefilmstunde um
19.30 Uhr vor dem Volkstheater. — Dienstag:
18.30 Uhr Uebung für SZ.-Anfänger. — Mittwoch: Altstoffsammlung! Antreten des Standorts um 7 Uhr auf dem Brühl. Schulfrei. — Freitag: 19 Uhr Uebung für SZ. und FZ.
Jungmädel-Gruppe 1/401. Montag: Antreten aller Führerinnen um 19 Uhr mit Uniform im Salzkasten. Scharführerinnen bringen ihr Scharenbuch mit. Anschließend Film. — Diens-
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Der Motorsportgedanke in der HI.
Am Sonntag fand im „Bolkstheater Calw" eine Filmveranstaltung der Jugend statt, die ganz im Zeichen der motorsportlichen Jugendertüchtigung stand. Zu dieser Jugendfilmstunde traten nicht nur die Hitlerjungen und Pimpfe der Stadt Calw, sondern auch alle Motorein^ beiten der HI. aus unserer Gegend an. Auch von Nagold und von Bad Liebenzell waren die Jungen erschienen, um hier anregendes neues Wissen zu schöpfen. Die Filmstunde wurde durch den Gebietsinspekteur für die Motor-Hitlerjugend in Württemberg Lang eröffnet. Dann wurden 3 Filme gezeigt Zum ersten, einem Stummfilm über die Kraftwagenproduktion bei Mercedes- Benz, sprach Rennleiter Neubauer die erläuternden Worte. Dann trat, stürmisch begrüßt von den begeisterten Hitlerjungen, Europameister Hermann Lang (Mercedes-Benz) vor und leitete zum zweiten Film über, der einen dramatischen Querschnitt durch die Rennjahre 1938 und 1939 gab. Der dritte Film schließlich war vorwiegend einer Würdigung der Reichsautobahnen gewidmet. Gebietsinspekteur Lärm beendete die Filmfeier, die in eindrucksvoller Art dem deutschen Motorsportgedanken Ausdruck gegeben hatte, mit einem kurzen Appell an die Jungen und der Führerehrnng.
Bester Gesundhettszustand der Maiden
Nachdem jetzt die Ergebnisse des ersten Kriegshilfsdiensthalbjahres auch auf gesundheitlichem Gebiet vorlisgen, kann festgestellt werden, daß der Gesundheitszustand der Mädchen gut ist. Die genaue Prüfung des Zahlenmaterials ergab, daß beispielsweise die Krankheitsfälle der Mädel, die als Kriegs- hilfsdien st verpflichtete in städtischen Verkehrsbetrieben eingesetzt waren, weit unter dem Durchschnitt der übrigen Stratzen- Lahnschaffnerinnen lagen. Dies wurde durch die vorbeugende Arbeit des Gesundheitsdien-
Der Obstverkaufvon Erzeuger an Verbraucher
^leul-eZelunA rur LiclierunZ äer ZleickmAkiZen VeiBOi-ZunA äer Vevöllcerung
Zur Sicherung einer dem Erntcertrag angemessenen Versorgung der Bevölkerung mit Beeren und Obst hat sich auch in diesem Jahr die Notwendigkeit ergeben, den unmittelbaren Einkauf der Verbraucher bei den Erzeugern zu beschränken. Nach der diesbezüglichen Anordnung des Gartenbauwirtschaftsverbands ist der unmittelbare Verkauf von Erdbeeren, Johannisbeeren, Stach el- beeren, Kirschen, Pflaumen, Zwetschgen, Aprikosen und Birnen vom Erzeuger an den Verbraucher — auch mit Wirkung für den Erwerber bzw. Käufer — verboten. Der Erwerb dieser Erzeugnisse im Tausch gegen andere Erv gnisse ist ebenso ausgeschlossen, wie die Überlassung gegen eine gewerbliche oder berufliche Gegenleistung (z. B. Dienste). Die Erzeuger sind verpflichtet, die genannten Obstarten an die zuständigen Bezirksabgabestellen für Gartenbauerzeugnisse bzw. deren Ortssammel stellen abzu- liefern. Den Erzeugern ist gestattet, eine Selbstversorgerration, d. h. den angemessenen eigenen Haushaltsbedarf, einzubehalten.
An Ausnahmen sind nur noch zugelassen: der Verkauf von Erzeugern an Verbraucher, die in derselben Gemeinde ansässig sind; der Verkauf innerhalb der gleichen Gemeinde ab Hof des Erzeugers oder auf dem örtlichen Wochenmarkt. Den örtlichen Wochenmarkt dürfen jedoch nur Erzeuger der gleichen C meinde beliefern. Der Verkauf auf auswärtig, n bzw. benachbarten Wochenmärkten ist untersagt.
Ladengeschäfte, die bisher teilweise noch unmittelbar beim Erzeuger einkauften, können dies nach der Anordnung nur weiterhin tun, wenn sie die schriftliche Genehmigung des Gartenbauwirtschaftsverbandes erhalten. Diese Genehmigung wird jedoch nur für sogenannte nichtgeschlossene Anbaugebiete erteilt, also dort, wo sich keine Bezirksabgabestellen bzw. Sammelstelken befinden. Das sind
die Kreise Aalen, Heidenheim, Münsingen, Nottweil, Tuttlingen und der Stadtkreis Stuttgart. Bei Aufkauf in diesen Gebieten benötigen die Käufer ein Schlußscheinbuch, das beim Gartenbauwirtschaftsverband erhältlich ist.
Als Verbraucher gelten nach der Regelung auch Großverbraucher, wie Gaststätten, Werkküchen, Bäcker, Konditoren, Süßwaren- hersteller usw., dem r damit der unmittelbare Auskauf beim Erzeuger ebenfalls nicht gestattet ist. Wichtig ist, daß dieses Jahr auch Klein- und Schrebergärten, Obst-
10. lluni sammelt ckas Vvutsvdv llunAvollc Altstoffe. Hausfrauen, stellt kür äie I?1mpkv Altpapier, 81otk- unü Iwäerreste, alte Kekulie, Ktaniol, «ber auvk uoek uiekt sur Kammelstellv xe- bravktv brauvkbare ^.Itlclvicker kür cliv LxiunstokksammlunA bereit! 8iv stemmen am Uittrvovk 2 nm ^bbvlen in jeäes Hans null krenen sieb über jeäv 8pvnäe.
Pächter (Käufer der Obstbaumbehänge) sowie Hausgartenbesitzer, die Obst nicht erwerbsmäßig anbauen. ebenfalls unter die Bestimmungen dieser Anordnung fallen.
Das Reisen in die Ob st anbau gebiete und der willkürliche und verbotswidrige Aufkauf von Obst ist durch die Anordnung des Gartenbauwirtschaftsvcrbandes untersagt. Wer trotzdem in die Erzeuger- gelnete hinausfährt, muß mit der Beschlagnahme des erworbenen Obstes und mit Bestrafung nach den geltenden Bestimmungen rechnen.
MKIMer-
l.-ssi.Mi
tag: Turnen der Führerinnenmannschaft und der Sportdienstgruppen um 18 Uhr auf dem Sportplatz. — Mittwoch: Die JM -Gruppe einschließlich Klasse 4 der Oberschule tritt um 7 Uhr in Uniform auf dem Brühl zur Altmaterialsammlung an. Mittags tritt die JM.-Gruppe um 15.30 Uhr am Salzkasten an.
BDM.-Werk 1/401. AG. Nähen. Mittwoch: 19.30 Uhr Salzkasten. AG. Pers. Lebcpsgestaltg. Donnerstag: 20 Uhr Frauenschaftsheim. AG Gymnastik- Freitag: 20 Uhr Turnhalle.
Aenderung des Familiennamens
Wenn ber Bräutigam gefallen ist Wünsche auf Namensänderung spielen im Kriege besonders eine Rolle, wenn aus der Verlobung mit einem Gefallenen ein Kind hervorgcgangen oder zu erwarten ist. Die Entscheidung über die Namensänderung erfolgt auf Antrag in der Form eines gebührenfreien Verwaltungsaktes. Der Verstorbene muß die ernstliche Heiratsabsicht gehabt haben. Es genügt, daß diese Heiratsabsicht aus Briefen oder sonstigen Aufzeichnungen oder auch aus Aussagen von Zeugen hervorgeht. Wenn bei einer minderjährigen Braut der gesetzliche Vertreter seine Genehmigung versagt hatte, w kann einem Namcnsänderungsantrag, den der gesetzliche Vertreter jetzt selbst stellt, gleichfalls entsprochen werden. Die Genehmigung kann auch erfolgen, wenn das Eheversprechen an eine zu Lebzeiten des Bräutigams nicht mehr einge- tretene Bedingung geknüpft war, wie Einwilligung der Eltern, Examensablegung, feste Anstellung. Eine notwendige Vorausietzung ist, daß der Verlobte als Wehrmachtsangehörigcr unerwartet gestorben ist. In gleicher Weise können Namensänderungen beantragt werden, wenn der Verlobte aus Grund eines staatlichen Befehls bei besonderem Einsatz oder wenn er als Opfer der Arbeit unerwartet gestorben ist. Dem besonderen Einsatz auf staatlichen Befehl wird der Einsatz auf Grund eines Parteibesehls, zum Beispiel nach Luftangriffen, gleichzusetzen sein. Zu dem Antrag hat eine Anhörung der unmittelbar Beteiligten stattzufinden, in der Regel nur der beiderseitigen Eltern und Geschwister.
Mit der Namensänderung ist meist die Erklärung der Braut verbunden, die Bezeichnung Frau führen zu dürfen. Bräute gefallener Krieger können diese Erklärung bei der zuständigen Polizeibehörde auch dann abgeben, wenn ein Kind aus dem Verlöbnis nicht her- vorgegangen ist. In diesen Fällen kann dem neuen Namen der Braut der bisherige Geburtsname mit einem Bindestrich oder mit dem Wort ,,geb." angefügt werden. Die Rechtsfolgen der Namensänderung sind ausschließlich namensrechtlicher Natur. Der Person e n lt and wird nicht geändert. Bei amtlichen Erhebungen über den Familienstand muß die Braut sich wahrheitsgemäß als l e d i g bezeichnen. Im Gemeinschaftsleben soll sie dagegen die Stellung der verheiratet gewesenen Frau haben. Die Namensänderung der Braut erstreckt sich ohne weiteres auf die minderjährigen Kinder, die aus der Verbindung mit dem Verstorbenen hervorgegangen sind.
leck« k'amili« blitxlieck cker ki8V.
Und imnlkl siegt das Her;
Roman von Else Jung. Lindemann. i21. Fortsetzung
„Haben Sie nichts zu tun?" fragte Marlene gereizt.
„Nicht viel", gab er gleichmütig zur Antwort und spielte mit einem Bleistift. „Uebri- . wissen Sie schon, daß Heycken mit Frau Vlvian Holten an die See gereist ist?"
Siehst du wohl, nun habe ich dich, dachte er triumphierend, als er sah, daß Marlene zu- fammenzuckte. In ihrer Verwirrung merkte »aß er aufgestanden war und nun Maschine stand. Schnell beugte er sich über das Geschriebene.
,n?u"dern Sie sich, nicht wahr? Vielleicht wollen Sie auch wissen, woher ich meine Kenntnis Man hat so seine
Quellen, mein Fräulein. Manchmal erfährt man Dinge, die einen interessieren, durch Zufall - oder durch Schlauheit"
Gr hatte „Gerissenheit" saaen wollen denn dieser Eigenschaft verdankte er es nun auch über den Fall Holten Bes^d zu wißen Der -ine kurze Augenblick i^??M°L ZI
N «-»U.
Bltllschnell überlegte Busse. Die strenge Geheimhaltung dieser Angelegenheit schien Grunde zu haben Welcher Art diese Gründe
lein mochten, war zunächst gleichgültig. Jedenfalls wußte er, was er zu erfahren gewünscht hatte, und daß er sich diese Kenntnis durch eine Lüge erschlichen hatte, beunruhigte sein Gewissen nicht.
Frau Holten war an der See, und es ließ sich annehmen, daß sie nicht allein dorthin ge- reist war. Vielleicht befand sich Heycken wirk- Itch in ihrer Begleitung — vielleicht?
Marlene hielt den Kopf tief geneigt. Ihre Hände, die untätig auf den Tasten der Schreibmaschine lagen bebten. Sie kämpfte um ihre Fassung. Sollte sie glauben, was Busse gesagt hatte? Mußte ste es nicht glauben? Es war nicht unmöglich, daß Herbert Vivian Holten begleitet hatte. Er kannte ste, und Frau Vivian war eine schöne Frau.
„Nun, was sagen Sie zu meiner Neuigkeit? Interessant, wie?« Busse sah fragend zu ihr herab.
Marlene reckte sich auf. Ihr Antlitz war undurchdringlich.
„Ihre Neuigkeiten sind mir völlig gleichgültig", erwiderte ste frostig. „Verlassen Sie fetzt mein Ammer, wenn Sie nicht wollen, daß ich Herrn Wagner bitte, mich vor Ihren Zudringlichkeiten zu schützen. So gehen Sie doch endlich!" herrschte sie Busse an, als er noch immer keine Anstalten machte, ihrer Aufforderung Folge zu leisten.
. ia schon!" Ein gehässiger Blick
traf Marlene aus seinen Augen. „Aber neh- -.b'-- lich 'n acht! Man wirst mir nicht ungestraft vor, daß ich zudringlich wäre."
or draußen war, gab Marlene dem zit- rernden Schwachegcftihl nach, das sie überfal-
len hatte. Ihre Schultern zuckten. Sie beugte den Kopf in ihre Hände und weinte.
In der Mittagspause ging Fred Busse fort. Er pflegte in einer kleinen Speisewirtschaft in der Nähe des Büros zu essen. Heute schlug er den Weg zum nahen Postamt ein, ging in eine Telefonzelle und ließ sich mit den Konrad- Holten-Werken verbinden
.Ich möchte mit Fräulein Lotte Mörke, Kor- respondenzabteilung, sprechen", sagte er, als sich die Zentrale meldete. Gleich darauf preßte er das Ohr eng an die Muschel.
„Hallo — Lotte? — Hier ist Fred. Ja, hast recht, Kleine, ich lebe noch und habe sogar etwas ganz Pikantes für dich. Also paß mal auf: wir treffen uns heute abend um acht am Fehrbelliner Platz. Ja, ich fahre dir entgegen. Worum es sich handelt? Kann ich hier am Apparat nicht sagen. Gut, abgemacht! Wiedersehen, Kleine."
Befriedigt hing er den Hörer an den Haken und verließ das Postamt. So, nun wollen wir sehen, was daraus entsteht, dachte er und zündete sich eine Zigarette an.
*
Es waren strahlende Frühlingstage. Der Mai prahlte mit schönem Wetter Tag für Tag. In den düsteren Hinterzimmern des Anwalt- bllros merkte man nichts davon, und wem das Herz schwer war, dem wurde dieses Prangen und Leuchten ringsum zur Qual. Aber auch die Dunkelheit der Biiroräume und die kühle, sachliche Eintönigkeit der Arbeit drückten auf Marlenes Gemüt.
Frau Vivian Holten war lange nicht,dage- weseu. Eines Abends erschien sie, und Mar
lene, die ,hr zufällig die Tür geöffnet hatte, bemerkte sofort, daß die Klientin sehr erregt war.
„Ich komme unangemeldet", sagte ste hastig, „aber ich niuf, Ihren Chef sofort sprechen. Ist er frei?"
„Ja, gnädige Frau, ich werde Sie gleich anmelden."
Fred Busse sprang von seinem Platz auf und verbeugte sich tief, als Frau von Holten durch die Kanzlei ging. Sie beachtete ihn kaum und nickte nur dem Bürovorsteher einen kurzen Gruß zu.
Cordes kam selbst heraus und empfing Frau Holten an der Tür zu seinem Büro.
„Da ist doch was los?" sagte Busse und schaute zu Marlene hinüber. Er glaubte zu' ahnen, was geschehen war, und wartete mit. Spannung auf das, was nun kommen mußte.
Es währte nicht lange. Ein scharfes Klingeln, nervös und ungeduldig, rief nach Marlene
„Sie haben doch den Akt Holten, wie ich Ihnen befohlen hatte, stets unter Verschluß gehalten, Fräulein Merker?" fragte er streng, als sie eintrat.
„Jawohl. Herr Rechtsanwalt."
„Sie haben niemand Einblick in den Akt gegeben, auch Ihren Kollegen'nicht?"
„Nein", antwortete Marlene.
„Ilnd Sie haben strengste Verschwiegenheit :>ber die Angelegenheit bewahrt, zu niemand«» darüber gesprochen?"
„Nein, Herr Rechtsanwalt."
(Fortsetzung folgt.)