Aus 8ladt und Kreis Calw
Much die Leitungen dieser Heims müssen di« Dauer des Aufenthaltes in die dritte Reichskleiderkarte des Gastes eintragen.
Zeder»?
Als die letzten Wagenladungen der Woll- lammlung den Weg zur Front genommen hatten, konnte das deutsche Volk mit Stolz aus das große durch die Einmütigkeit aller erreichte Ergebnis zurückblicken. Es war für jeden einzelnen ein Herzensbedürfnis, den Soldaten draußen zu helfen.
Wieder wird an das Verständnis. mW die Opferbereitschaft aller appelliert. Die Sot- datender Arbeit müssen ausreichend mit Berufskleidung versorgt werden. Hunderttausende sind an die Arbeitsplätze der zum Wehrdienst Einberufenen getreten, die bisher keine Arbeitskleidung brauchten. . Sw stehen nun im dritten Jahre unermüdlich im Em-
Rüstungsindustrie gesteigert
en. Diese Männer und
rauen
werden .. —
brauchen Schutz- und Arbeitskleider. wird nun gesammelt.
Jedem wird einleuchten, daß diese Kleidungsstücke vordringlicher sind als sorgsam in Schränken und Truhen verwahrte Garderobe für besondere Gelegenheiten, .besondere Gelegenheiten" wird es nach dem Siege wieder geben, dann werden wieder Feste gefeiert und Freuden des Urlaubs, Waiide- rungen und Sport ausreichend genossen werden können. Der Krieg aber gibt dem deutschen Volke die einmalige Gelegenheit, sich durch seinen rückhaltslosen Einsatz an Front und Heimat zu bewähren und zu behaupten.
Das Gebot, das die Stunde diktiert, wird die Mehrzahl aller Volksgenossen bereitwillig und opferfreudig finden. Es darf keinen geben, der diesmal versagt und den Sinn und die Notwendigkeit einer Altkleider- und Spinnstoffsammlung für die Soldaten der Arbeit nicht einsteht. Die Geschichte hat zahllose Beispiele zu nennen, in denen ganze Völker in Zeiten des Krieges und der Not freiwillig jedes Opfer aus sich nahmen. Das deutsche Volk steht hier nicht zurück. Es hat seine Opfer- und Hilfsbereitschaft bei jeder Sammlung für das Kriegswinterhilfswerk und das Deutsche Rote Kreuz bewiesen, es hat bei der Metallsammlung und bei der ersten Spinnstoffsammlung erstaunliche Leistungen vollbracht. Bei der Wollsammlung für die Front sind Rekorde der Gebefreudigkeit aufgestellt worden, und deshalb wird jeder Volksgenosse auch jetzt wieder seine Vilicht erfüllen.
? Monate Arbeitsdienst für Maiden
Zur Förderung -er Hackfrnchternte
Um die Einbringung der Hackfruchternte zu fördern, wird für die im Frühjahr eingestellten Arbeitsmacden auf Grund einer Verordnung des Reichsarbeitsführers die Dienstzeit im aktiven Reichsarbeitsdienst auf sieben Monate und im Kriegshilfsdienst des Reichsarbeitsdienstes der weiblichen Jugend auf fünf Monate festgesetzt. Für die im Herbst eingestellten Arbeitsmai- oen beträgt die Dienstzeit im aktiven Reichsarbeitsdienst fünf Monate und im Kriegshilfsdienst sieben Monate. Mit Rücksicht hieraus werden die Kriegshilfsdienstverpflichteten des Sommerbalbjahrganges 1942 erst Ende Oktober aus dem Reichsarbeitsdienst entlassen.
Geht das auch den Schwaben an?
Einschränkung des Mostderbrauchs nsg. Mancher kennt jene scherzhafte Erzählung, wonach der erste Mensch, wäre er ein Schwabe gewesen, den Apfel nicht gegessen, sondern gemostet hätte. Dieser Scherz zeigt uns, wie sehr das Mosttrinken zum Schwaben gehört, und mancher von uns behauptet vielleicht auch, daß er ohne seinen „Mooscht" nicht mehr leben könne. Darauf soll nur kurz geantwortet werden, daß schon viele Schwaben vor ihm ohne Gärmost gelebt und gearbeitet haben. Es soll außerdem dem Most- krinker gesagt sein, daß viele jetzt im Kriege auf angenehme Gewohnheiten Zugunsten der Gemeinschaft verzichten müssen und dieses Opfer gerne bringen, weil es in keinem Verhältnis zum Opfer unserer Soldaten siebt. Genau so. wie sich heute mancher in
>okolade- und Ztgarettenvevars ränken muß, so muß dies nun eoeii unu, ver Mosttrinker tun. Es Ware eine Ungerechtigkeit, wenn wir Schwaben uns noch erlauben würden, durch die Herstellung..von Most wesentliche Obstmengen von dem iahr- lichen Ertrag wegzunehmen, während, in anderen Gauen der Volksgenosse und sein Kind kaum einen frischen Apfel sieht.
Wenn das Schwabenland mit zu den Obstquellen des Reiches gehört, so hat es dadurch nicht nur einen Vorteil, sondern,— und das
ganz besonders im 1 ".
eine Verpflichtung. „ der nicht egoistisch und -
besteht, wird einsehen, daß er nun eben, seinen Verbrauch an Most etwas ernschranken muß. Dabei sei auch noch gesagt, daß die an- deren Gaue auf anderen Gebieten der Ernährung und Versorgung genau das gleiche tun. Es gilt hier also einmal wieder seinen Mann zu stellen und die eigenen Bedürfnisse ein wenig zu vergessen zugimsten der andern, die nicht einmal frisches Obst bekommen. Und zum Schluß— ganz unter uns gesagt - der schwäbische Infanterist draußen hat ia
N ichtig « in
Ist im Falle der Zerstörung oder Befchödi. gung von Gebäuden infolge von Feindemwir- kung die alsbaldige endgültige Beseitigung des Schadens nicht möglich und erfordern dringende Gründe der Volkswirtschaft die Errichtung behelfsmäßiger Vaulich- leiten zur Unterbringung der Bevölkerung oder zur ordnungsmäßigen Fortführung von kriegswichtigen Betrieben, so trägt die Kosten das Reich. Behelfsbauten sind nur solche Bauten, die nach dem Kriege durch Dauerbauten ersetzt werden müssen.
Nach einer neuen Verordnung des Rcichs- marschalls, die bis 1. Oktober befristet ist, können in Betrieben der Kriegswirtschaft Arbeitsverhältnisse nur durch das Ärbeitsaistt gelöst werden. Soweit Arbeitsverhältnisse bereits zu einem künftigen Zeitpunkt gelöst worden sind, werden sie bis auf weiteres verlängert. Das gleiche gilt für befristete Arbeitsverhältnisse, die durch Zeitablauf enden würden.
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Die Anordnung zur Lenkung deS Fremdenverkehrs im Kriege, dcrzufolge oer Beherbergungsraum in erster Linie den Fronturlaubern, sodann den kriegswichtige Arbeit leistenden Volksgenossen und einiaen weiteren Personengruppen zur Verfügung zu stellen ist. gilt auch für Er b o lu na s üeim e.
Durch die verkleinerten Formate der Fleisch-, Eier- und Milchkarte, die mit der 32. Zuteilungsperiode emgeführt wurden, konnten 270 000 Kilogramm Papier eingespart werden. Von der 37. Kartenperiode ab werden nun auch die Brotkarte 7s und L, die Fett- und Nährmittelkarten sowie die Milchkarten nochmals verkleinert. .
«
Der Reichsjugendführer hat angeordnet, daß die Werkabende und Werknachmittage der Hctler-Jugend in den Dienst der laufenden Anfertigung von Spielsachen für Sol- batenkinder und die Durchführung von Heimabenden für die Rüstungsindustrie gestellt werden. Der Reichserziehungsminister und der Neichsinnenminister haben zugestimmt, daß die Werkräume der Schulen für diese Zwecke von der HI. benützt werden dürfen.
Oer Rundfunk am Mittwoch
Reichsvroaram«: „Klingendes Märchenbuch" nennt sich eine stileinheitliche Sendung von 18 bis 18.80 Uhr, sie in Kompositionen von Pachernegg, Kopsch. Grieg und anderen Elfen und Zwerge, Blumen und Schmetterling« erstehen labt. Die finnische Sopranistin Anne Antti steht mit Biederst von SibeliuS und Vrioe Kilvinen auf dem Programm der Sendung ,L)enn der Tag »n Ende gebt" von 20.20 bis
21 Uhr. die unter weiterer Mitwirkung von Barnabas von Geczp und einem Sarophonauartett volkstümliche und unterhaltsame Weisen verspricht.
Dentlchlandseuder: Heinzkarl Weigel mit dem Berliner Rundfunkorchester und Chor bietet von 17.15 bis 18.88 Uhr mit soltstischer Unterstützung durch Helmut Zernick und Rudolf Micher Volkslieder und Kunstmusik, darunter SvohrS Violinkonzert Nr. 7. Kluglavdts „Fröhliches Wandern" »und Niels W. Gades „Frühlingssantasie". — Die Wiener Symphoniker unter Leitung von Rudolf Moralt bringe» unter Mitwirkung des Staatsopernchors und zahlreicher Solisten Ausschnitte aus den Opern „Don Pasguale" von Donizetti und die „Entführung aus dem Serail" von Mozart in der Zeit von 28.15 bis 21.15 Uhr. — Luise Miller. Hans Hotter und wei- tere namhaft« Gesangs- und Jnstrumentalsolisten vereinigen sich mit Chor und Orchester des Rcichs- scnders München unter Leitung von Neinbold Merten zu eiuem „Klingenden Neigen" von 21.15 bis
22 Ubr mit Arien und Konzertstücken unserer Klassiker.
Dienstplan der HI.
Jungmädel-Gruppe 1/401. Mittwoch: Antreten der JM.-Gruppe um 14 Uhr auf dem Brühl. Turnsport mitbringen. Um 18 Uhr Führerinnendienst. Alle Führerinnen haben pünktlich zu erscheinen.
BDM.-Werk 1/401. AG. Nähen. Heute um 19.30 Uhr im Salzkasten.
Die Altkleider- und Spinnstoffsammlung
Oie Partei ricktet 8ammel8teIIen ein — ^eäe iiauslialtunZ erkLit Merkblatt
Wie es in dem Aufruf des Reichswirtschaftsministers Funk heißt, soll die Altkleider- und Spinnstoffsammlung 1942 vom 1. bis IS. Juni durch die zahlreichen Spender mit dazu beitragen, die deutsche Kriegswirtschaft arbeitsfähig und schlagkräftig zu erhalten. Veranlassung der Sammlung sind die in steigendem Maße auftretenden Sonderanforderungen besonders an Arbeits- und Beruss- bekleidung und Wäsche für die Rüstungs- ar beiter, die vielen in den besetzten Gebieten, vornehmlich im Osten tätigen Männer und Frauen, ferner die Landarbeiter und Landarbeiterinnen.
Durch den Appell an die Bevölkerung sollen Altkleider aller Art, die in vielen Haushaltungen seit Jahren ungenutzt in den Schränken hängen, wieder nutzbar werden. Von der Partei werden wiederum Sammclstellrn eingerichtet. Jede Haushaltung erhält ein Merkblatt, auf dem eine genaue Aufzählung aller Kleidungsstücke und Altspinnstofse zu finden ist, die gespendet werden sollen. Ferner wird auf diesen Merkblättern die nächste Sammelstelle und der Zeitpunkt der Ablieferung angegeben.
Die Spenden werden von den Volksgenossen bei den Annahmestellen abgegeben. Soweit
alte und gebrechliche odcr beruflich verhinderte Volksgenossen nicht selbst ihre Spenden abgeben können, werden diese durch die HI. abgeholt oder können bciin Blockwart verpackt mit Adressenangabe abgegeben werden, der die Woiterleitung-besorgt. Jeder Spender erhält .eine Bcschcln-gmrg, ,n der Name und Anschrift des Spenders, die einzelnen Alt- klcidungsstucke nach Stückzahl und die Menge der abgeliefertcn Altspinnstosse nach Gewicht eingetragen werden. Die Altkleider werden über die Wirtschastsämter nach der notwendigen Reinigung und Ausbesserung-zur Verteilung gebracht. Die Altspinnstoffe werden von den Annahmestellen an die Altstosf- verwertung weitergcgcden. Ans dem kürzesten Wege werden alle Spenden der Wicderverwer- tung zuneführt zum Nutzen. der deutschen Kriegswirtschaft.
Der Appell an die SpeuSrfrrudigkeit de- Volkes richtet sich vor allem an die deutsche Hausfrau! Die deutsche Frau und Mutter soll alle Kleidungsstücke, dir nicht mehr getragen werben, spenden, um die Arbeitskraft der Schaffenden in der Heimat und damit die Kampfkraft der Front zu sichern. Jetzt hilft jedes Kleidungsstück und jeder Faden Spinn- stoff mit zum Endsieg!
Ulli» immer iieqt das Her;
Roman von Else Jung.Lindemann.
11. Fortfetzun,"
Aber Sepp war selbst schlafbediirftig. „Fallt Mir net km Traum ein. Wenn me, Llsei müad is, gehn ma halt hoam."
ia. Lieber — laß uns nach Hause sah.
Die Nmne Frau sab ganz blaß aus. Sie beugte sich zu Eisenlohr hin. . Btte. bleiben Sie noch mit meinem Bruder zusrmmen Herr Doktor", sagte sie und legte ihre Hand leicht auf seinen Arm.
-Wenn Sie es wünschen, gnädige Frau — gern." '
Das war eine Lüge. Aber was sollte er auf «in« so herzliche Bitte antworten?
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Heycken wandte sich um N-'e Doktor! - Wenigstes "ner dero'ch »' nig wird. Wo gehen wir jetzt hin^* ^trun-
„Das zu oei: mmen. maz ich -ihnen Hb.'r^s- Kn. Herr Heycken. Sie k-nne, d-e "okal- bell-r als ich" sagte Eisenlohr mit l?ssem lpott ^
^-ncken lacht«. „Gott ss. Dank! Allo dann aui ins „Trocadero"! ' "
Da Zieaeler mit dem Wagen davongefahren war mugten sie eine Autodroschke nehmen Wahrend der Fahrt kam Heycken, der schon et- was zu viel Wein getrunken hatte, ins Erzäh-
„Trocadero" habe ich einmal die schonst« und interessanteste Fra» kennengelernt. Die es auf dieser Erde albt St-
nur schon, sondern auch klug und elegant. Ausserdem hieß sie Viriian, denn sie hatte eine englische Mutter. Lieber Gott. Doktor, ich kenne doch viel« Frauen, aber so etwas Bezauberndes ist mir nicht wieder begegnet. Leider hat sie geheiratet — einen Großindustriellen. Nun ja. Geld kommt zu Geld denn M- vian war reich — schwer reich.' Schade — Heycken seufzt«, und es war nicht recht klar, ob er die Heirat dieser unvergleichlichen Frau bedauerte oder den Verlust ihres Geldes, den er anscheinend besser hätte gebrauchen können, als der selbst sehr vermögende Großindustrielle. Seme Gedanken mußten sich wohl in dieser Richtung bewegt haben, denn gleich darauf gestand er Eisenlohr, daß er zum erstenmal in seinem Leben versucht gewesen war. eine Torheit zu begehen und Divian zu heiraten.
"m, warum ist daraus nichts geworden?" „Weil sie mich ausgelacht hat"
„Ausgelacht? Wieso?"
Heycken zuckle die Achseln. „Sie sagte: Man- ner wie dich liebt man, aber man heiratet sie nicht."
Eine vernünftige Frau, dacht« Eisenlohr sie muß wirklich sehr klug sein.
Der runde Saal'im „Trocadero" war überfüllt. Musik. Lachen. Stimmengewirr schwirrte den beiden Männern entgegen, die nur durch Zufall an einen Tisch auf der Empore gerieten. der eben frei wurde.
„Glück gehabt", sagte Heycken und rieh sich die Hände. Er stand am Geländer und schaute auf die gläserne Tanzfläche hinab, die von unten her erleuchtet war. Vunt« Ballons stiegen auf. Luftschlangen zischten von Tisch zu Tisch. Boys in roten Uniformen mit Goldknöpfen boten Papiermützen für die Herren und große Florentinerhiite für die Damen an. „Sehen Sie doch, Doktor, die kleiüe Blonde -Iss sie nicht süß?" Heycken war Kissns/lki- rrri kra RrUkrrno
uitd deutete ziemlich uugenierr hinab. „Mit diesem Waldigen Fratz muß ich tanzen."
Plötzlich gab es ihm einen Ruck. Eisenlohr sah. daß Heycken angestrengt »ach unten starrte und seinen eigenen Augen kaum z» trauen schien.
„Donnerwetter! Das ist 'ja? Natürlich das ist Mvian!" Er schlug Eisenlohr ans die Schulter. ..Was lagen Sie zu einem solchen Zufall. Da kommt man nach sechs Jahren Tropendienst aus Sumatra, geht am ersten Abend ins „Trocadero" und begegnet Pivian, als hätte man sich gestern hier zusammen bestellt. Hghgha — die ichönr Fra» wird Augen machen!"
Heycken war außer Rand und Batid. ..Sie entschuldigen mich. Doktor, ja'' Ich muß ihr doch guten Abend sagen."
Ganz erfüllt von diesem unerwarteten Wiedersehen, lief er davon
Eisenlohr schonte ihm nach. sah. wie er di« Treppe hinuntertastete, sich an den tanzenden Paaren vorbeidränate und auf einen Tisch zu» steuerte.
Aufmerksam beugte sich Eisenlohr weiter vor. Er war gespannt, wie diese kleine Wiedersehensszene ablaufen würde.
Alle Hochachtung! Die Fra» besaß Haltung, und schön war sie auch — verwirrend schön. Als sie Heycken so unvermutet vor sich stehen sah. lachte sie nur und reichte ibm di« Hand. Nicht im geringsten verriet sie daß sie überrascht war. Jetzt stellte sie Heycken der kleinen Tischrunde vor, in deren Mitte sie saß. Ein Sessel wurde geholt. Heccken nahm neben Vi- vian Platz.
Na gui! dachte Eisenlohr, dann trink« 1» eben mein Gläschen alleine. Daß der junge Mann aus Sumatra ihn versetzt hatte, nahm er ihm nicht weiter übel B cllcicht besann er sich im Laufe der Nacht noch einmal vorauf, dnü bi« oben »in aemiil-c Liionlvkr laß. der
Eberhard MM Erhard! aus Calw
Ein vergessener schwäbischer Dicht«»
(Schluß)
Sein Vater, der Calwer Stadtschreiber, war ihm im Jahr 1791 im Alter von fast 80 Iah- ren im Tod vorangegangen. Wenige Jahre zu- vor hatte er in einer genauen Aufstellung unter Anfügung der Belege und Briese Eberhards den Betrag aufgestellt, der dem künftigen Miterbev als Vorempfang anzurechnen sei. Durch dies» familienrechtlich begründete Maßnahme sind auch die Briefe Eberhards auf unsere Zeit überliefert worden.
Das kurze, fast bis zum Ende unter einem Unglücksstern verlaufene Leben Eberhards, das sich erst durch die glückliche Heirat und die Berufung nach Dorpat auf eine schöne Bahn hätte lenken lassen, wäre kaum der Darstellung wert, wäre nicht der Beweis dafür vorhanden, daß der junge Mann mindestens im Begriff stand» das Geistesleben des damals unfruchtbaren Ostpreußen zu befruchten.
Schon in seinen Jugendjahren war er durch den Verkehr mit den Dichtern Conz, Stäudlin und deren Anhang in eine literarische Luft hereingekommen, die ihn bis zu seinem Tod durchs Leben geleitete. Nichts wünschte er sich sehnlicher, als irgend ein akademisches Studium. Trotz der äußeren und inneren Belastungen durch das harte Soldatendasein war es ihm gelungen gleichgesinnte Freunde in den Akademikcrkreisen Königsbergs zu finden und dort seine mangelhaften wissenschaftlichen Kenntnisse zu vervollkommnen. Nicht nur durch die Tätigkeit als Hauslehrer, sondern auch durch zahlreiche Aufsätze und Gedichte begründete er sich einen Nuj und setzte sich finanziell in die Lage, sein Studium zu vollenden.
W. Christian Friede, der Herausgeber seiner nachgelassenen Gedichte, hat in seinem Vorwor* ausgesprochen, daß diese Gedichte schon um deß- willen ihre Bedeutung haben, als sie „in Gegenden entstanden sind, wo die Musen bisher vielleicht nie einen Deutschen begeistert haben Diese Gegend ist das polnische Liefland, eine Provinz 8es Weißrussischcn Gouvernements".
Schon zu Lebzeiten des Vaters hatte er diesem und dem Jugendfreund Conz gegenüber die Veröffentlichung von Predigten, Gedichten unfeines Romans'cingekündigt. Wahrscheinlich ist es aber bei der Absicht der Drucklegung geblieben. In den Blättern der „Königlich Deutschen Gesellschaft" zu Königsberg ist eine Reihe seiner Gedichte veröffentlicht worden. Diese ans Veranlassung von Gottsched 1741 begründete, heute noch bestehende Gesellschaft hatte von Friedrich dem Großen das Privileg erhalten, sich „Deutsche Gesellschaft" nennen zu dürfen. Sie hat damals eine Zeitschrift durch Professor Wald herausgegeben, an der Erhardt Mitarbeiter war. Sie ist die heutige „Pr-nßische Monatsschrift".
Durch den Verkehr mit den im Baltenland füh- renden Männern der Wissenschaft bekennt geworden, erhielt er auf seine Bitte die Predia'er- stelle in Dorpat, die ihm auch eine Weiterentwicklung seiner literarischen Anlagen ermöglicht hätte. Sein früher Tod hat ihn die Heimat nicht mehr sehen lassen. Er erlebte auch n'cht mehr die Drucklegung der Sammlung seiner Gedichte. Erst 4 Jahre nach seinem Tod, 1801, erschien zu Riga „mit Approbation Einer Kaiserlichen Censur zu Riga" die von W. Chr. Friebk herausgegebene Sammlung: „Lieder und Ele- gieen von Eberhard Friedrich Erhardt".
Das Büchlein scheint nur in einem einzigen Stück, bei der Prcnß. Staatsbibliothek in Berlin, vorhanden zu sein; immerhin war es von rund 350 Personen vorbestellt. Das Vorwort bringt einen kurzen Lebenslauf Erhardt? von dem Zeitpunkt ab, wo die Briefe an den Vater abbrechen. Zn den Gedichten selbst sagt Fricbr, „Aus seinen Gedichten leuchtet fast dnrchaehcnds
Ihm zuliebe ins . Trocalcr»" uu ..
Zwei Damen schritten an seinem Tisch vorbei. Sie warfen ihm allzu deutliche Blicke zu und gingen achselznckend weiter, als er sie nicht beachtete.
Als er wieder einmal nach Heycken Ausschau hielt, sah er ibn mit Binia» tanzen Der Junge tanzte vorzüglich, aber Eile-t-Gr neidete- ihm diel« Kunst nicht.
Warum saß er noch hier? Warum lag er nicht schon in seinem Hotelbett oder im Schla» wagen nach München? Wenn Heycken sich nicht bald um ibn kümmerte, würde e: zahlen und sich drücken.
Da fühlte er eine Hand auf seiner Schulter. Hencken stand neben ihm. ein*wen-g erhitzt und aufgeregt.
„Sie isi noch genau so wunderbar wie vor sechs Jahren. Doktor! Kommen Sie mit. Sie müssen sie kennenlernen!. Auch Divian wünscht Sie zu sehen", sagte er eifrig.
Muß das sein? Ich wallte eigentlich gehen."
„Na. so was!" Heycken füllt« ein Glas, das auf dem Tuch stand und goß es in einem Zug hinunter. Er schüttelte den Kops über Ellsn- lohr. „Da will die schönste Frau, die es aibt, Ihre Bekanntschaft machen — und Sie wollen aiisriicken? Kommen Sie. lieber Doktor, Sie werden es nicht bereuen "
Die Begegnung mit Vivian Holten wurde für Essenlohr ein Erlebnis. Scholl nach den ersten Worten, die sie wechselten, war er in ihrem Bann. Das war keine Unterhaltung mehr, die auf der Oberfläche blieb. Heycken batte recht gehabt. Diese Frau war klug, und sie verband ihr« geistvolle Klugheit mit einem Scharm, der ihn bezauberte. Mit innigem Vergnügen bemerkt« er, daß Heycken ihrem Gespräch ungeduldig und mit chlecht verhehlter Eifersucht folgte
(Fortsetzung folgt.)