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Aus dem Führerhauptquartier, 26. Mai. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt be­kannt:

Die Kesselschlacht südlich Charkow ist in vollem Gange. Mit geballter Kraft sucht der eingeschlossene Gegner nach Osten auszubre­chen. In harten Kämpfen wurde diese Absicht auch gestern vereitelt. Gleichzeitig hat der von Süden, Westen und Norden her geführte An­griff deutscher, rumänischer und ungarischer Verbände die Bewegungsfreiheit des Feindes erheblich eingeschränkt. Seine dichtgedrängten Massen unterliegen zunehmend den Vernich­tungsschlägen unserer Luftwaffe. Nordost- wärts Charkow wurden wiederholte Angriffe der Sowjets abgeschlagen. Im mittleren Av- !A>"tt der Ostfront brachten örtliche eigene Angriffe weiteren Geländegewinn. Eigene Stotztruvpunternehmuilgen im nördlichen Frontabschnitt verliefen erfolgreich.

Im Seegebiet zwischen Island und dem Nordkap griffen Kampfflugzeuge in der -H?A zum 26. Mai einen stark gesicherten feindlichen Geleitzug an. Ein Handelsschiff von 8000 BRT. wurde versenkt, fünf weitere durch Bombentreffer beschädigt.

-3n Nordafrika bombardierten stärkere Kampsfliegerkrafte militärische Ziele im Raum um Tobruk.'

Ln 8 Tilgen 43 Klugzeuge vernichtet

Der italienische Wehrmachtsbericht

Rom, 26. Mai. Das Hauptquartier der ita­lienischen Wehrmacht gibt bekannt: ,Zn der CH renalka lebhafte Spähtrupptatigkeit. Wir schlugen feindliche Streifen zurück und brachten einige Gefangene ein. Unsere Flieger erzielten in einer Reihe heftiger Luftkämpfe weitere glanzende Erfolge und vernichteten ohne eigene Verluste neun englische Flugzeuge. Die Ziele von Micabba wurden von unse­ren Bombern getroffen, die von feindlichen Jagern angegriffen wurden. Unsere Bomber schossen zwei Spitfire ab, während vier wei­tere englische Maschinen Durch die begleitenden Jager zum Absturz gebracht wurden. Alle un­sere Flugzeuge kehrten wenn auch mit Tref­fern und Verwundeten an Bord zu ihren Stutzpunkten zurück. Einer unserer Geleit­zuge wurde im Mittelmeer von Unter­wasser- und Lufteinheiten ohne Erfolg ange­griffen. Von der Abwehr der Geleitschiffe ge­troffen stürzte ein britisches Flugzeug ab."

Als Zusatz zum Wehrmachtsbericht vom Dienstaagibt das Oberkommando der italie­nischen Wehrmacht noch bekannt:Mit den Siegen des gestrigen Tages hat das 2. Jagd­geschwader unter dem Befehl von Oberstleut­nant Aldo Quarantotti in einer Reihe glänzender Luftkämpfe, die sich alle im Luft­raum von Malta abspielten, vom 1». bis 25. Mai 28 feindliche Flugzeuge abgeschossen und selbst nur eine Maichine verloren."

Im Verlaus der vergangenen Woche hatte, wie weiter gemeldet wird, die italienische Luftwaffe folgende Erfolge im Mittel­meer zu verzeichnen: 36 Flugzeuge wurden abgeschonen, darunter eine beim Start auf Malta. Zwei Flugzeuge wurden am Boden zerstört, fünf von der Flak abgeschossen. Ein 3000 BNT.-Dampfer wurde so schwer beschä­digt, daß mit seinem Untergang gerechnet werden kann.

Ritterkreuz zum Kriegsverdienstkreuz

für Dr. Thomsen und General von Bötticher

ilnk. Berlin, 26. Mai. Der Führer verlieh dem bisherigen deutschen Geschäftsträger in Washington, Gesandten Dr. Hans THorn­sen für seine besonderen Verdienste als diplo­matischer Vertreter des Reiches das Ritter­kreuz zum Kriegsverdienstkreuz und dem bis­herigen deutschen Militärattache in Washing­ton, General der Artillerie Friedrich von Bötticher, in Anerkennung seiner beson­deren Verdienste das Ritterkreuz zum Kriegs­verdienstkreuz mit Schwerter^.

Ln neun Monaten 43S4 Flugzeuge verloren

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Berlin, 2«. Mai. Wie das Oberkommando der Wehrmacht mitteilt, haben die Luftstreit­kräfte der Achsenmächte im Mittelmeerraum in den letzten Monaten der britischen Luft­waffe besonders empfindliche Verluste zu- gcfügt.

England sah sich vor allem gezwungen, im­mer neue Jagdstaffeln nach dem Flottenstütz­punkt Malta zu verlegen, der durch die An­griffe der verbündeten Luftwaffen auf das schwerste gefährdet ist. Aber selbst diese unter großen Schwierigkeiten durchgeführten Ver­legungen zumeist von Spitfire-Staffeln konn­ten dienahezuvölligeAusschaltung Maltas für Angrisfsunterneh- mungen britischer Luft- und Seestreitkräfte nicht verhindern. Malta wurde in die Ver­teidigung gezwmmen. Die Transporte der Achsenmächte nach Nordafrika erfolgen seit Monaten planmäßig und ungestört von feind­lichen Einwirkungen.

Aber auch im Kampfraum über Nord- afrika ist es der britischen Luftwaffe zu keiner Zeit und an keinem Ort gelungen, die Luftherrschaft an sich zu reißen. Sie hat an dieser Front ebenfalls schwere Verluste hin­nehmen müssen. Die Ausfälle des Gegners an Luftstreitkräften wiegen hier um so schwe­rer, als Ersatz an Material und Personal von weit her und auf höchst gefährdeten Seewegen herangeschafft werben muß.

^ Nach fetzt vorliegenden zusammenfassenden Meldungen haben allein die Verbände der deutschen Luftwaffe vom September vorigen Jahres bis Mitte Mai 1942 im Ge­biet des Mittelmeers insgesamt 588 feindliche Flugzeuge vernichtet. Davon wurden in Lnft- kämpfen 377 Flugzeuge abgeschossen und zwar unter anderen 135 Curtiß-Tomahawk Jagd­flugzeuge, ferner 87 fener von der britischen Propaganda so gerühmten Spitfire und 86 Hurrieane-Jäger. Den deutschen Jagd- und Zerstörerflugzeugen fielen außerdem über 50 zweimotorige Bomber, meist des Musters Bristol-Blenheim, zum Opfer, aber auch einige wenige in Nordafrika aufgetretene viermoto­rigefliegende Festungen" amerikanischer Bauart. 62 britische Flugzeuge wurden schließ­lich von der Flakartillerie zum Absturz ge­bracht, während mindestens 148 feindliche Flugzeuge bei Angriffen deutscher Luftwaffen­verbände auf Malta und Wüstenflugplätze in Nordafrika am Boden zerstört wurden.

Durch die italienischen Streit­kräfte sind in der gleichen Zeit 803 feind­liche Flugzeuge abgeschossen oder am Boden vernichtet worden, und zwar 518 in Nord­afrika und 285 auf verschiedenen Kriegsschau­plätzen des Mittelmeers. Damit beträgt die Gesamtzahl an Flugzeugen, die die Engländer und Amerikaner im südeuropäischen und nord­afrikanischen Gebiet verloren haben, 1391 Maschinen.'

Geländegewinne im mittleren Frontabschnitt

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Berlin, 2«. Mai. Im mittleren Abschnitt der Ostfront brachten, wie ergänzend zum OKW.-Bericht gemeldet wird, deutsche örtliche Angriffe beachtliche Erfolge. Der Feind wurde erneut aus seinen Stellungen geworfen und weiter zurückgedrängt. Die deutschen Truppen stießen dem weichenden Feind nach und «ah­nten weiter 17 Ortschaften in Besitz, so daß in zwei Kampftagen 47 Ortschaften genommen wurden.

Die deutsche Luftwaffe unterstützte die Kämpfe im mittleren Frontabschnitt durch Bombardierung der feindlichen Nachschubver­bindungen. Fünf mit Kriegsmaterial und Truppen volloeladene Züge, sowie Bahnkör­per und Bahnhofsanlagen wurden schwer be­schädigt. Im nördlichen Abschnitt richteten sich stärkere Angriffe deutscher Kampsflugzeuge gegen die feindlichen Stellungen norÜostwärts des Jlmensees. Bei einem Angriff auf ein bolschewistisches Versorgungslager wurden vier Lagerhallen in Brand gesetzt.

Am Montagabend waren leichte deutsche Kampfflugzeuge zu Angriffen auf einen bol­schewistischen Feldflugplatz bei Mur­mansk eingesetzt. Trotz heftiger feindlicher Flakabwehr warfen die leichten deutschen

Kampfflugzeuge ihre Bomben auf die befoh­lenen Ziele und richteten in Abstellboxen und an abgestellten Flugzeugen erhebliche Schäden an. Nach diesem Angriff kam es im Raum über Murmansk zu Luftkämpfen mit Hurricane-Jägern, wobei eine Hurricane nach kurzem Feuerwechsel abgeschossen wurde.

Ein stärkerer Verband deutscher Kampfflug­zeuge griff am Montag erneut militärische Ziele der Festung Sewastopol mit Bom­ben schweren Kalibers an. In den Werftan­lagen sowie in den Kasernen wurden Bomben- eind^oe beobachtet. An mehreren Stellen entstanden heftige Brände. Ein feindlicher Jäger wurde abgeschossen.

Roosevelt lädt Pandit Nehru ein

Zum Besuch in Washington

»vk. Bern, 27. Mai. Nach einer Meldung desDaily Telegraph" aus Bombay hat Präsident Roosevelt an Pandit Nehru eine Einladung gerichtet, ihn in Washington zu besuchen. Diele Einladung sei Nehru von Oberst Johnson, dem Sonderbotschafter Roose- velts in Indien, kurz vor dessen Rückreise nach den USA. übermittelt worden.

RrichsorganisatttnSleUer Dr. Le» besuchte gestern einen Teil der Rüstungswirtschaft im Gau Salz­burg: abends sprach er zu den in Salzburg ans«, tretenen Politischen Leitern des Gaues.

Gauleiter Wiichtler» der Reichswalter des NS- Lehrerbundes, weilt auf Einladung des italienischen Unterrichtsministers zur Zeit in seiner Eigenschaft als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Krei- lufterziebung in Italien: er wohnte der Eröffnung der Ausstellung für Kreilufterziehung in Rom bei.

Der König und Kaiser Victor Emaunel besuchte einig« oberitalienische Städte, um mehrere Reaimen- ter, die sich in den Kämpfen vor allem an der grie­chischen Krönt besonders hervorgetan batten, durch die Verleihung von Tapferkeitsmeöaillen auszu­zeichnen.

General Franco empfing den Kalifen von Sva- nifch-Marokko, der dem spanischen StaatSchef die «rohe Halskette deS Medahnia-Ordrns als höchste Auszeichnung überreichte.

St« norwegisches Handelsschisf von S2«0 BRT., bas in novdamerikonischen Diensten fuhr, wurde im Karibische» Meer von einem deutsche» U-Boot ver­senkt: di« Geschützbedienung verweigerte dem Kapi­tän des Schiffes sinnlosen Widerstand.

118 Ueberlebend« von vier USA^Handelsschisfe». die von Unterseebooten der Achsenmächte versenkt worden sind, wurden in den letzten beiden Tagen in Häfen des Golfes von Mexiko und der Antillen gelandet.

Argentinien werde, wie Präsident Castillo einem Vertreter der ZeitungLa Nacion" erklärte, weiter­hin an feinem unbedingten Neutralitäts- und Frie­denswillen sesthalten.

Der Tenn» wird -er heutigen feierlichen Eröffnung des neuen japanischen Reichstages beiwohnen und eine Botschaft verlesen.

Das javanisch« Kabinett genehmigte einen um­fassenden Plan zur Lösung des Arbeitervroblems in Len Südgebieten.

- LVrnston kontra l-iti kkarleen

2 4k- Unerhörtes hat sich begeben:

- Mit einem Spürsinn, dessen Genialität

- Connan Doyle und Edgar Wallace vor Neid s erblassen ließe, entdeckte das britische Ober-

- tMAando in Kairo soeben die neue, ge-

- fahrliche Geheimwaffe des Deutschen Afrika» s Korps. Nein... es handelt sich nicht um r Tanks oder Flugzeuge, sondern man höre

- und staune umLili Marl een", die

- nach englischen Berichten zu einemFront-

- Problem der Libyschen Wüste" geworden ist!

Die Sängerin Lale Andersen", so jam­mert der LondonerDailh Herald" an­gesichts der vomBelgrader Wachtposten" drohenden Gefahren,rst die Freudenspen­der m der deutschen Armee. Sie ist gleich­zeitig drauf und dran, eine Verführerin unserer Truppen im Nahen Osten zu wer- den. Mit ihrer Komm-und-küß-mich-Stimme singt sie sich allnächtlich in die Heimwehkranken Herzen der Tominies, um Tränen der Sehn­sucht hervorzurufen . . . Ja, das Nazi-Lied ist jo beliebt, daß bei der Uebertragung der letzten Churchill-Rede in den Truppenlagern der Wüste öfter als notwendig aus die Uhr gesehen wurde, um die gewohnte Dosts dieses Giftes ja nicht zu versäumen."

Da haben wir's: Churchill in Jdeal- konkurrenz mit Lili Marleenl Wer hätte das gedacht! Wie wäre es: wenn Winsion das nächste Mal ebenfalls singen und mit versoffenem Bah durch den Aether krächzen würde:Ach wie so trügerisch sind meine Woorte!" Auf die Gefahr hin, daß seine kummergewohnten Krieger daraufhin schleu­nigst die Flucht Verzeihung dener­folgreichen Rückzug" ergreifen. . !

21 Kriegsschiffe und 418 Frachter

Die Verluste der Feinde vom 1. bis 22. Mai Rom, 26. Mai. Zu der militärischen Lage wird von maßgebender Stelle folgendes be­merkt: In der Zeit vom 1. bis 22. Mai haben die anglo-amerikanischen Mächte mit dem sowjetrussischen Bundes­genossen insgesamt 21 Kriegsschiffe und 178 Transportdampfer von verschiedenen Ty­pen mit einer Gesamttonnage von über 730 000 Tonnen verloren. An dieser Versenkungszisser ist auch Italien beteiligt.

Gestern vier Briten abgefchossen

Zwei Aufklärer und zwei Spitfire Berlin, 26. Mai. Wie das Oberkommanbg der Wehrmacht mirteilt, beschränkte sich am Montag die Tätigkeit der britischen Luftwaffe auf geringe Küstenanflüge. Von zwei gegen die norwegische Küste anfliegenden bri­tischen Flugzeugen wurde ein Aufklärer vom Muster Blenheim noch vor Erreichen der Küste abgeschossen, während ein anderer Auf­klärer vom Muster Beaufighter etwa 50 Kilo­meter tvestlich des Sognefjords von zwe Messerschnlitt-Jägern zum Abschuß gebracht wurde. Auch am Kanal kam es nur zu ver­einzelten Einflügen britischer Jagdflugzeuge, von denen zwei Spitfire der deutschen Abwehr zum Opfer fielen.

Schlag gegen die sowjetische Etappe

Die zerstörte Brücke der Murmansk-Bahn

Kv. Stockholm, 27. Mai. Zu der Meldung des Oberkommandos der Wehrmacht über Er­folge deutscher Bombenfliege^ die eine wich­tige Brücke der Murmansk-Bahn zerstörten, liegt in Stockholm ein Bericht von finnischer militärischer Seite vor. Die Zerstörung dieser Brücke ist ein empfindlicher Schlag gegen das sowjetische Etappenwesen. Für lange Zeit können die anglo-amerikanischen Lieferungen über Murmansk nun nicht mehr mit der Bahn nach Archangelsk und von da weiter­befördert werden, das kostbare Material muß jetzt im Hafen von Kantalahti umgeladen werden, das bedeutet großen Zeitverlust. Die­ser Hafen liegt übrigens im Aktionsbereich der deutschen und finnischen Bombenflieger und ist besonders verwundbar.

Blick ins Kämpferherz

Von ss-llcieg^deciciiter t-erknrll

. . . Vom ersten Tage an hatte er den Feldzug im Osten in vorderster Linie mit- qemncht und hatte den sengenden Sommer, den nw.aüigen Regenherbst und den mörde­rischen Winter überstanden. Ein Jüngling war er. als er auszog. mit ungeprägten Zü­gen, das Herz nur voll von zwingender Be­geisterung, und ein Mann war er geworden mit dem zeitlosen Gesicht des Kämpfers, der Tod und Grauen überwunden hatte und den nichts mehr aus der harten Fassung bringen konnte.

Derselbe deutsche Soldat seinen Namen brauche ich nicht zu nennen, da das, was ich von ihm zu berichten habe, tausend Kamera­den anderen Namens' ebenso kennzeichnen würde stieg aus dem Bunker, als eines Tages die Sonne mit überraschender Gewalt Schnee und Eis zu verzehren begann. Er blin­zelte gegen das grelle Licht, und während er bald darauf unwillkürlich sein Gesicht der wohltuenden Wärme entgegenhielt, vernahm er wie aus einer überwirklichen Welt das Tschiepen eines Vogels. Auf einer jungen Birke, unweit des Bunkers, saß eine Meise und stimmte ihre Kehle. Ton und Anblick des Vogels trafen ihn, den nie ein Feindgeschoß getroffen hatte, an einer eigenartig verwund­baren Stelle, im Sitz des Lebens trafen sie ihn.

Hatte er eben noch in den Bunker zurück­kehren und seine Kameraden herbeirufen wol­len, leise, damit die Meise nicht wegslöge, jetzt konnte er nicht mehr vom Flecke, denn eine heiße Hand hatte nach seinem Herzen gegrif­fen und hielt ihn fest. Warm ourchrann ihn die Freude an diesem Wunder der Natur und schmolz ihm in alle feinsten Aederchen hinein, w daß er die Erschütterung förmlich unter der Haut fühlte. Nicht nur die Erinnerung an Deutschland und seinen Früblina batte ibn

ergriffen, sondern vielmehr die reine Offen­barung der auch hier wirkenden Natur. Der harte Kämpfer wischte sich schamhaft Tränen aus den Augen, und dann rief er ferne Kame­raden herzu. Sie aber sahen den Vogel nur noch, wie er davonschwebte.

Am Tage darauf griffen die Bolschewisten wieder mit starken Kräften an. Derselbe deutsche Soldat, den gestern die Meise er­schüttert hatte, räumte heute grimmig unter den Feinden auf. Im Nahkampfe erledigte er allein die Jnfanteriesicherung eines feindlichen überschweren Panzers, arbeitete sich unaufhalt­sam an den Koloß heran und vernichtete ihn durch eine Handmcne. Für diese Waffentat er­hielt er neben dem EK I sofort drei Wochen Urlaub.

Heimkehren nach so harter Kampfzeit und so unvermittelt, fast aus dem erbarmungslosen Urzustände des Daseins, sich den Bildern und Erscheinungen nähern zu dürfen, die von den langen Winternächten und den bangen Minu­ten vor so manchem Kampfe verklärt worden waren, das war ein überwältigendes Geschenk. Als der Urlauber in einer freundlichen Stadt vor Deutschlands Grenzen einige Stunden Aufenthalt hatte, schlenkerte er durch die Straßen und konnte sich wie in einem Mär­chenlande nicht an den Wundern sattsehen; an den sauberen, schöngekleideten Frauen, an den reinlichen Kindern, die nicht die gewohn­ten Lumpen trugen, an den schmucken Häusern und Läden, an der Ordnung und der Freude am Leben allüberall.

In einem Schaufenster sogar wollten sich Leben und Frühling verschwenden. Standen da in üppigen Sträußen Narzissen, Tulpen, Fräsien, Flieder und auch Nelken und Rosen beieinander. Er blieb staunend vor dieser Pracht stehen und blickte von einer Blumen- gemeinschaft zur anderen, als müßte er sich erst an die Wirklichkeit dessen, was er da sah, heranleben. Dann aber wurde er rasch ent­schlossen. Er trat in den Laden, kaufte einen

iroßen Strauß und ging glücklich hinaus, Frühling und Leben so nah an seinem Her­zen. Noch schöner zeigten sich ihm jetzt die Straßen, noch liebenswerter die Menschen, die hier so friedlich wandelten, und einaenötigt in den Strom, in dem das herrliche Leben ein­herzog, ging er auf ein deutsches Mädel z» und drückte ihr den Strauß in den Arm.

Humor der Verdammten

Von VnterokOrier Larl vnknee

Einige Gefangene erzählen uns Anekdoten, die der Volkswitz in den Jahren des Terrors über das Sowjetsystem ersonnen hat. Hier seien einige dieser Geschichten nacherzahlt:

Der Weckruf

Als an der Völkerbundstagung in Genf zum ersten Male eine Sowjetdelegarion teilnahm, wohnten zwei der bolschewistischen Deputier­ten Zimmer an Zimmer im Hotel auf einem Flur zusammen mit einem Engländer, einem Franzosen, einem Spanier und einem Ita­liener. Als der Hotelbursche morgens kuese internationale Gesellschaft weckte, rief er dem Engländer ins Zimmer hinein:Stand up, Sir!", den Franzosen sprach er mit Monsieur an, den Spanier mit Sennor, den Italiener mit Signore, alles genau-wie es sich gehört. Vor den Zimmern der Sowjetabordnung kam er in große Verlegenheit. Rufe ichGospodin" (Herr), dachte er, so ärgern sich die Herren, denn diese Anrede ist von den Bolschewisten abgeschafft und gilt als konterrevolutionär. Towaritsch" (Genosse) kann ich aber auch nicht rufen, denn ich bin ja selber kein Kom­munist. Was tun? Naiö langem Nachdenken fand er die Lösung: Er sang mit lauter Stimme vor dem Zimmer der Bolschewisten den ersten Vers derInternationale":Wacht auf. Verdammte dieser Erde - - ."

Tempo

In dem riesigen Propagandalärm um den ersten Fünfjabresplan tauchte immer wieder

das Wort vomFünfjahresplan-Tempo" auf. Kein Mensch wußte zunächst, was mit dem FremdwortTempo" gemeint war.

Auch in einem kleineren Dorfsowjet in de, Nähe Moskaus waren sich die Genossen dar­über nicht recht klar Sie faßten also, Ww es sich gehörte, eine Resolution und schickten einen Deputierten zum Genossen Kalimn m den Kreml. Er sollte sich dort von berufenster Stelle Aufklärung über die Sache mit dem Tempo" geben lassen.

Der Genosse Präsident empfing den Depu­tierten freundlich, lud ihn zur Tschajepitje ein und führte ihn dann ans offene Fenster, um ihm die Sache gleich praktisch zu oemonstrie- ren. lieber Moskau zog gerade ein Flugzeug seine Kreise. . , .

Siehst du, Genosse", sagte der Präsident, dort fliegt ein Flugzeug. Morgen werden es zwei sein, in einer Woche zwanzig, m einem Jahr tausend, und wenn der Funfiahresplan erfüllt ist, siehst du über Moskau lauter Flug­zeuge, viele Tausende. Dort drüben über der 2" siehst du ^inen neiwn^ Fabrrk^chorn^

... eine

ausende hoher neuer, rauchender Schorn­steine. Das ist Tempo, Ponnl!"

Ponsil!" Er hatte verstanden. Ja, und.er würde auch imstande sein, seinen Genossen nn Sowjet an ähnlichen Beispielen die Sache klarzumachen. Nach seiner Rückkehr große Sitzung .im Dorfsowjet. Es war das frnhere Pfarrhaus, unten lag der Friedhof. Und wie der Deputierte nun ans Fenster trat, da sah er weder ein Flugzeug noch einen Schornstein. Ratlos blickte er um sich und entdeckte den Totengräber, der gerade em Grab aushob. Da kam ihm die erleuchtende Idee.

Genossen", sagte er,,hier seht ihr ein einziges Grab. In wenigen Wochen werden es zehn sein, übers Jahr hundert, Mid wenn der Plan erfüllt ist, gibt es viele Tausende, lauter neue Gräber . .