Aus Stadt und Kreis Lalw

Tak die Zeit solcher Entscheidungskriege, wie wir ihn heute führen, an Opfern und Entbeh­rungen reich ist, liegt in der Natur dieser Äeit Worauf es allein ankommt, das ist das Maß an Disziplin, mit dem wir die Prüfungen des Krieges bestehen und den Sieg uns vom Schicksal verdienen. Jeder Verstoß gegen die Disziplin der großen Front, an der wir alle stehen, schwächt die moralische Kraft zum Siege Die disziplinierte Haltung im Alltag aber fuhrt uns dem Sieg näher. Daß und wie ein Volk einen Krieg verlieren kann, weil die Disziplin und die moralischen Kräfte der Heimat nicht groß genug waren das haben wir doch selber nur allzu schmerzlich erlebt und allzu teuer be­zahlen müssen! Aber auch alle die kleinen Sün­den und Unarten solcher Zeit Rücksichtslosig- und Unbeherrschtheit im Verkehr mit anderen .. .. .. ... ße u ^

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chung der Zeit hinreißen läßt, gegen irgendeine notwendige Einfügung in die Gemeinschaft zu randalieren, ist disziplinlos, und wer die in die­ser Zeit doppelt notwendige Rücksichtnahme ge­gen seine Volksgenossen gröblich vernachlässigt, handelt disziplinlos. Krieaszeiten sind schwere Zeiten. Das ist nun einmal so. Die seelische und physische Beanspruchung der Menschen auch in oer Heimat in solchen Zeiten ist groß. Es ist freilich nur menschlich, seinem Herzen einmal Luft zu machen. Und das ist gut und richtig so. Auch unsere Soldaten an der Ostfront haben in diesem Winter mehr Kraftworte gebraucht als in ihrem ganzen bisherigen Leben. Darun­ter leidet die Disziplin nicht, aber es kämpft sich bester dabei und es läßt sich so besser durchhal­ten. Die Disziplin aber das verficht sich für jeden Soldaten von selbst ist unantastbar! Disziplin auch im Alltag, Disziplin in den klei­nen Dingen das ist eine große Forderung des Krieges!

Fleischration vorerst gefichert

Wie Oberregierungsrat Langenheim in der ZeitschriftFleischwirtschaft" mitteilt, liegt kein Grund vor, in der heute übersehbaren Zeit eine weitere Senkung der Fleischrationen vorznnehmen. Die vorgenommenen Nations­änderungen haben eine Lage geschaffen, die die Aufrechterhaltung der jetzigen Zu­teilungen sichert.

Schönster Garten wird ausgezeichnet

Die ArbeitsgemeinschaftenBäuerliche Be­rufsertüchtigung" und .^Bäuerliche Lebensge­staltung" des BDM.-WerksGlaube und Schönheit" führen im Sommer die AktionDer Bauerngarten" durch. In jedem Kreis sollen möglichst viele solcher Gärten ent­stehen. Die Wirtschaftsberaterinnen, erfahrene Bäuerinnen und Gartenfachleute werden den Mädeln helfend zur Seite stehen. Neben der volkswirtschaftlichen Bedeutung soll den Land­mädeln gezeigt werden, daß der Garten genau so wie die Bauernstube die geschmackliche Hal­tung und die Seele der Bauernfrau wider- spiegelt. Die für die Arbeitsgemeinschaften nicht benötigten Pflanzen und Früchte, vor allem die Blumen, sollen den Verwundeten in die Lazarette gebracht werden. Der schönste Garten im Gau wird besonders ausgezeichnet werden

Entschädigung für Ski-Spender

Der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda und der Reichssportführer teilen im Einvernehmen mit dem Reichsschatz­meister der NSDAP, mit, daß die Ortsgrup­pen der NSDAP, zur Zeit die Entschädi- guugsaktion für die Spender von Ski durch­führen. Jeder Volksgenosse, für den die Ab­gabe seiner Skt ein zu großes Opfer bedeutet.

kann bei den Ortsgruppen-Kafsenleitern der NSDAP, für jedes vollständige Paar Ski mit Bindung und Stöcken gegen Rückgabe der Abgabebescheinigung eine Einheitsver- gtttung von 3a Mark zur Auszahlung be­antragen. Diejenigen Spender, die von der Barentschädigung keinen Gebrauch machen, bleiben zur bevorzugten Belieferung mit einem Paar Ski im Werte von 30 Mark be­rechtigt.

dahressahrplan der Reichsbahn

Der im Mai in Kraft getretene neue Fahr- plan der Reichsbahn wird erstmalig als Jah­resfahrplan bezeichnet, während bisher der Fahrplan im Mai und Oktober wechselte. Erst­malig waren in diesem Jahr die Vorbedin­gungen für einen solchen Fahrplan geschaffen. Die Sommerzeit bleibt ganzjährig wie bisher. Der Reisezugverkehr ist auf ein bestimmtes Maß eingeschränkt, das für das ganze Jahr maßgebend bleibt. Zusätzliche Zuge für denUrlaubsverkehr sind nicht vorge­sehen. Der Güterzugsahrplan kann also so ge­staltet werden, daß er die Fahrmöglichkeiten für alle Schwankungen des Jahres bereitstellt. Die Schaffung des Jahressahrplanes wurde Weiter dadurch ermöglicht, daß sich jetzt die europäischen Nachbarverwaltungen ausschließ­lich nach dem deutschen Fahrplan richten.

Lazarettbetreuung i« Bad Teinach. Vor kur­zem bereitete die NS. - Frauenschast Ob er­kält Wangen unseren Soldaten im Reserve­teillazarett einige Stunden reiner Freude. Der Kreisleiter sprach hierbei in überzeugender Art über Aufgabe und Haltung der Heimat. Frauen- schaftslciterin Frau Gohl erfreute durch mei­sterhaste Gedicht- und Klaviervorträge. Am letzten Donnerstag hatte es sich der BDM. von Bad Teinach unter Leitung von Lore Haug- Ernstmühl zur Aufgabe gestellt, die kranken und verwundeten Kameraden mit Gaben der NSV. und mit einem Kranze schöner Lieder zu er­

freuen. Auch dieser Veranstaltung wohnte dei Kreisleiter sowie die Bannmädclführerin Lisel Hunzinger an.

Horb a. N. Ein Kriegsbeschädigter schickte der Kreisamtsleitung der NSV. folgende Zeilen: Zum Aufruf des Führers und zum Auftakt der 1. Reichssammlung für das Rote Kreuz gebe ich als Sonderspende eine halbe Monats- rentc."

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Hitlerjugend Gef. 1/401. Dienstag: 20 Uhr Antreten aller Jg. des Standorts Calw auf dem Sportplatz (Zivil). 20 Uhr Uebung des SZ. an der Turnhalle. Mittwoch: Antreten der gesamten Gefolgschaft 1, der Motorschar, der Fliegerschar um 20 Uhr an der Alten Post. Alles erscheint pünktlich und in tadelloser Som­merdienst-Uniform. SZ. mit Instrumenten. Turnsport mitbringen! Donnerstag: 30 Uhr Sportdienst auf dem Sportplatz. Wir trainieren noch einmal für die Wettkämpfe. 20 Uhr Uebung des SZ. an der Turnhalle. Freitag: 20 Uhr Führerdienst (Näheres im Heimabend). Nach­mittags 2 Uhr Antreten aller Oberschüler zum Richten des Sportplatzes. Samstag: Antre­ten aller Oberschüler der Klassen 5, 6, 7 (ausg. DJs-Führer) um 7.30 Uhr morgens auf dem Sportplatz. Sonntag: Reichssportwettkämpfe. Antreten oer gesamten Gef. 1, Motorschar, Flie­gerschar um 7 Uhr auf dem Marktplatz. Tadel­lose Sommerdienstuniform. SZ. Instrumente. Turnsport mitdringen! 13.30 Uhr Antreten des ges. Standorts Calw auf dem Marktplatz. Turn­sport! SZ. Instrumente!

Deutsches Jungvolk Fähnlein 1 und 2/401. Mittwoch: Antreten des ges. Standorts um 15.30 Uhr mit Sportkleidung auf dem Brühl. Freitag: Uebung des SZ. und FZ. um 19 Uhr. Samstag: Neichssportwettkämpfe. Nä­heres wird noch bekannt gegeben.

BDM.-M8delgruppe 1/401: Dienstag und Freitag Sport für die ganze Gruppe um 20 Uhr in der Turnhalle. Wer Zeit hat. kommt schon um 19.30 Uhr.

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Ehrung für das schwäbische Landvolk

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N88. Stuttgart. Zu. den über 100 schaffenden deutschen Männern und Frauen, denen im Rahmen des feierlichen Staatsaktes in der Neuen Reichskanzlei das Kriegsverdienstkreuz 1. Klaffe verliehen wurde, gehörte auch der württembergische Bauer K. S. aus Rien- h a rz, Gemeinde Pfahlbronn, Kreis Schwä­bisch Gmünd. Er war von Landesbauernfüh­rer Arnold für diese hohe Auszeichnung vor­geschlagen worden, weil er durch persönlichen Einsatz ganz besondere Leistungen in der Kriegserzeugungsschlacht zur Sicherung un­serer Volksernährung vollbracht hat. Mit sei­ner Auszeichnung ist nicht nur eine persön­liche Ehrung erfolgt, sondern es wurde da­durch die unermüdliche Arbeit und Einsatz­bereitschaft des gesamten württember- gischen Landvolkes anerkannt und ge­würdigt.

Bauer F. S. ist 56 Jahre alt, hat vier Söhne, eine Tochter und zwei Enkelkinder. Alle vier Söhne, von denen zwei den Beruf ihres Vaters und die beiden anderen der Landwirtschaft verwandte Berufe erwählt haben, stehen im Felde und sind mit dem Eisernen Kreuz, mit dem Kriegsverdienstkreuz oder mit dem Jnfanteriesturmabzeichen aus­gezeichnet. Seinen 20 Hektar großen Hof be­wirtschaftet der Bauer mit seiner Frau, seiner Tochter und einem Kriegsgefangenen. Als Vorstand der Molkereigenossenschaft hat er sich seit zwei Jahren mit großem Erfolg für die Steigerung der Milcherzeugung eingesetzt. Sein Heimatort mit seinen 22 Erbhöfen hat deshalb auch einen besonders großen Anteil an der erfolgreichen Durchführung der Milcherzeugungsschlacht. Aber nicht nur auf diesem wichtigen Gebiet, sondern überhaupt in der Ablieferung landwirtschaft­

licher Erzeugnisse yaven me Bauern me,es Dorfes Vorbildliches für unsere Volksernah- rung geleistet.

Der ausgezeichnete Bauer, der seit 1932 Par­teigenosse ist. erfüllt neben seiner harten Ar- beit an der Scholle auch das Amt eines Zel - lenleiters der Partei. Er tut nner- müdlich seine Pflicht für Führer und Volk, er ist einer der vielen arbeitsamen und nim­mermüden Bauern Württembergs. Aber alle, die ihre Pflicht getan haben, sind durch ihn geehrt worden, alle, ob Arbeiter oder Bauer, die bei diesem Staatsakt ausgezeichnet wur­den, haben ihre Pflicht, das heißt die Forde­rung unserer Zeit erfüllt, sie sind die Burgen 'unseres Sieges.

Oolmetschernarhwuchs aus der Hd

n» 8 . Stuttgart. Um die Jugerid in jeder Weise auf ihre künftigen Aufgaben vorzube­reiten und den verstärkt benötigten Dolmet­schernachwuchs zu sichern, hat die Hitler- Jugend in Zusammenarbeit mit dem Dolmet­scherverband Sprachkurse der Hitler- Jugend eröffnet. Im Ausländsdeutschen Schülerinnenheim begannen die ersten Kurse, die sich einer sehr beachtlichen Beteiligung er­freuen. Einstweilen laufen zwei Kurse für Französisch, zwei für Englisch, je einer für Italienisch, Spanisch, Holländisch. Nach einer Ausbildung von einem Jahr, die in Abend­stunden erfolgt, sollen die Jungen und Mädel so weit sein, daß sie die Hitler - Jugend- Sprachmittlerprüfung oblegen kön­nen, um die Dolmetscherlaufbahn zu ergreifen. Die Kosten sind sehr niedrig gehalten. Anmel­dungen werden in der Auslands- und Volks- tnmsabteilnng der Gebietsführung, Ernst- Wcinstein-Straße 40. entgcgengenommen.

Und inmr liegt das Hey

Roman von Else Jung-Linde mann.

>10, Horiieyuncn

Frau Liese sah ihn prüfend an. Nicht ganz 7nicht so wie Sepp. Auch Herbert ist anders. Ach der ist überhaupt ein Besonderer. Vor- laufig denkt er noch nicht daran, sich an eine Lelllmmte Frau zu binden er liebt sie alle."

Ihr Gesichtchen wurde ein wenig kummer- voll, als sie weitersprach und Eisenlohr an­vertraute, daß ihr Bruder Herbert ein ganz gefährlicher Schürzenjäger wäre.

Sie werdelv ihn noch zur Genüge kennen­lernen, Herr Doktor, denn wenn Sie auch wie-, der im Hotel wohnen müssen, so erwarten wir bestimmt, daß Sie tagsüber unser Gast sind."

Sehr gern, gnädige Frau. Heute und mor­gen werden Sie mich noch nicht los. aber dann muß ich wieder nach München zurück. Ich habe t"" 0 e genug gebummelt."

Am Nachmittag lernte Eisenlohr Herbert Hecken kennen.

Er war ein erstaunlicher Mensch. Kaum PE er das Zimmer betreten, war alles er- 'hm- Mit heiterer Selbstverständlich­en!»."^?^ ^ von allem Besitz, auch von Eisen- lohr, dem er gleich ,n der ersten Viertelstunde Arsetzw^'^'"^ Sumatra auseinan-

Eisenlohr hörte ihm lächelnd zu. Er ahnte kaum Fragen zu stellen. Heycken schien zu ah- nen' was er zu hören wünschte, und mit gründ- licher Kenntnis von Land und Leuten, gab er Vegetation, Vevölkerungszahl und -raffen Auskunft. ^ ^

,2ie kommen nach Medan? Ausgezeichnet! W:rd Fhnen gefallen. Doktor. Ich arbeite üb- riqens auch bei der Dcli-Maatschappy. Unsere Pflanzungen liegen nahe bei Medan, wo ich öfters geschäftlich und auch privat zu tun habe. So ein kleiner Ausflug ins Städtchen

ist immer eine Erholung. Man will doch mal wieder schöne Frauen sehen, Musik hören, tan­zen. nicht wahr?" Heycken lachte genießerisch.

Sie waren allein. Doktor Ziegelei war zu einem Patienten gerufen worden, und Frau Liesel deckte im Nebenzimmer den Teetiscki.

Wie ists, Doktor machen wir Heute abend einen ausgiebigen Bummel durch Berlin? Heycken zwinkerte Eisenlohr zu.Hübsche, gut angezogene Frauen und nette, kleine Mädchen gibts hier ja wie Sand am Meer. Sie ahnen nicht, wie ich mich darauf sechs Jahre lang ge­freut habe,"

sIch mache mir, ehrlich gestanden, nicht sehr piek daraus", sagte Eisenlohr,

, Heycken schnellt« in die Höhe.Nicht? Dann sind Sie also ein Kaltblüter? Oh wie kann man nur!"

Eisenlohr fühlte, daß er in der Achtung des Sumatraners beträchtlich gesunken war. Es lag ihm wenig daran, diesen Eindruck wieder verwischen. Trotzdem sagte er:Ich komm« natürlich' mit, wenn Sie auf meine Begleitung Wert legen."

Sehen Sie so isis recht!" Heycken war befriedigt. In Gedanken nannte er Eisenlohr einen trockenen Fisch, mit dem nicht viel anzu­fangen war. Aber wer wußte das so genau? Diese braven Pedanten, die da Vorgaben, turm­hoch über den seichten Vergnügungen der Großstadt zu stehen, wurden oft die' ärgsten Draufgänger, wenn man es verstand, sie in die richtigen Lokale zu führen. Ein vaar Gläser Wein, Stimmung, ein reizendes Mädel, besser noch eine schöne, interessante Frau und aus dem kühlen, abstrakten Wissenschaftler wurde ein Mann von Fleisch und Blut.

Es zeigte sich, daß Heycken trotz seiner sechs­jährigen Abwesenheit von Berlin besser über die Sensationen des Berliner Nachtlebens un­terrichtet war als sein Schwager Sepp. Er hatte die Führung übernommen und sich gleich ans Steuer des Wagens gesetzt, als sie gegen 10 Uhr abends das Haus verließen.

»Los, Kinder, vertraut euch mir nur an", ief er übermütig.Zuerst nehmen wir einen kleinen Imbiß in derTraube". Dann gehts in dieVilla d'Efte" oder in denGoldenen Pfau". Später in dieNachtigallen-Bar" und insTrocadero". Zum Schluß " '

,Halt! Das genügt vorläufig. Du hast dir wohl drüben den Berliner Verznägui gs- anzerger gehalten?" fragte Sepp Ziegelei spot­tend.

Jawoll. Hab ich!" Heycken drückte auf den Anlasser, schaltete, und der Wwcn glitt über den feuchten Asvbalt, in dem sich die Lunten Lichter der Geschäftsreklamen spiegelten.

Eisenlohr saß neben Frau Lielel Sie zupfte ihn am A-rmel und deutete auf ihren Bruder Herbert"

Ein toller Junge, wie?"

Eisenlohr lächelte und nickte. Er kam mit dieser Art von Menschen nickst ganz mit Wäh­rend des Nachmittags und AS.nds war' es ihm ein paarmal geschehen, daß er sich von Hencken angezogen und im aleichen Augenblick wieder abgestoßen fühlte. Aber er konnte es sich gut denken, daß -dieser gutaussehende, stattliche ^Mensch, den der Zauber eines fremden Lan­des umnab, auf trauen Eindruck machte.

Es wäre gescheiter gewesen, dachte Eisenlohr wenn icb heute mit dem Nachtzna heimgereist wäre. Diese Lokalbummelei machte ihm keine Freude. Das Abendessen in derTraube" und oer darauffolgende Besuch in derVilla d'Este" mochten noch angehen, ober der ausgelassene Trubel ,m .Goldenen Pfau" mißbehagte ihn, gründlich. Als Frau Lielel verstohlen zu gäh­nen begann und nach Hause verlangte, stimmte er ihr lebhaft zu.

Heycken nahm, das sehr übel. .Ihr werdet doch noch nicht zu Bett gehen wall'n? Sepp, verbiete deiner Frau, in einemfort z>> gäbnen! Gib ihr ei«« spritze, daß sie wieder munter wird

(Fortsetzung folgt.)

Ein vergessener schwäbischer Dichter

u. K. In diesen Blättern sei eines Sohnes unserer Heimatstadt gedacht, dessen kurzes Er- denleben nach cmer Fülle von tragischen Zu­fällen bald nach Erreichung eines ersten schönen Zieles enden sollte. Erhardt ist so gut wie vergessen; nicht einmal Rudolf Krauß nennt ihn in seiner Schwäbischen Literaturgeschichte. (Nur der fleißige Sammler Gödecke erwähnt ihn mit ein paar Worten.) Die Durchforschung der In­venturen in Calw hat ein Bündel Schriftlich- < keilen zu Tage gefördert, die ein ergreifendes Bild von den Sturm- und Drangjahren Er- hardts geben.

Eberhard Friedrich Erhardt ist zu Calw gebo­ren am 25. Okt. 1766 als Sohn des Stadt- und Amtsschreibers Johann Friedrich Erhardt. Die­ser war zur Zeit der Geburt des Sohnes schon 55 Jahre alt und in ll. Ehe mit Christine Re­gine Müller in Großbottwar verheiratet. Tie 6 Kinder l. Ehe hatte der Vater Wohl versorgt und bemühte sich, auch Eberhard eine gute Er­ziehung zuteil werden zu lassen. Er brachte ihn vermutlich als Gastschüler in die Kloster­schule Blaubeuren, wo er den Unterricht des um 4 Jahre älteren Karl Philipp Conz genoß, dem er sein Leben lang ein dankbares Anden­ken bewahrte. In einen:Danklied" im De­zember 1788 Bd. 1 der Preußischen Monats­schrift sagt er:

.. Die mir den kleinen Garten Zum Paradiese schuf.

Wo Weisheit Dank und Liebe Das Herz des besten Lehrers Auf ewig mir verband* ...

Wie es kam, Satz Eberhard das Kloster Blau­beuren verließ, ist nicht mehr festzustellen. Er hat selber'die Jahre seines Scminaraufcnthalts als die glücklichsten seines Lebens bezeichnet. Der Entschluß des Vaters, den Fünfzehnjähri­gen zurHandlung", d. h. zum Kaufmann zu bestimmen, war die Quelle für die ganze fer­nere unglückliche Gestaltung seines Lebens. Er kam als Lehrling in das Haus seines Stiesjchwa- gers, des Handelsmanns Gottlieb Rambold in Herrenberg. Gleich am ersten Tag zeigte sich, daß die Schwäger nicht zusammenpaßten, denn sofort entlief er aus der Lehre nach Tübingen, wurde aber von dort zurückgeholt und verbrachte 3 volle Jahre in RamboldsHandlung".

Diese Jahre müssen für den Heranwachsen­den eine Fülle von Qualen und bösen Tagen ge­wesen sein. Nicht als ob er nicht selbst ein gut Teil Schuld daran gehabt hätte. Er war im benachbarten Tübingen in eine Gesellschaft ge­raten, deren Haupt Gotthold Friedrich Stäud- lin war. Dieser war soeben mit seinem ersten Band Gedichte und desSchwäbischen Musen­almanachs" hervorgetreten, und Erhardt be­wunderte den um'8 Jahre Aelteren, Ueber- schwenglichen und Empfindsamen und dessen genialisches Treiben. Er kaufte Bücher aus der gesamten damals erschienenen schönen Litera­tur in einer Menge, die seine Mittel weit über­stieg, kam auch sonst ins Schuldenmachen her­ein und hat sich offenbar auch an der Kasse des Schwagers vergriffen.

Der Boden in Herrenberg wurde ihm zu heiß und das Verhältnis zu Rambold unerträglich, so daß er sich am 15. Jan. 1784 davonmächte; doch wurde er von einem reitenden Boten des rasch benachrichtigten Vaters aufgegriffen und nach Calw gebracht. Nach einigen Wochen un­erfreulichen Aufenthalts im Elternhaus wurde er von dem Vater einem andern Schwager Da­niel Denzel in Backnang zugeführt. Tort war er über 3 Monate und alles schien gut zu gehen, da er sich mit den Verwandten Wohl verstand. Auf einmal aber, am 20. Juni 1784 reiste er, ohne vorher irgend etwas verlauten zu lassen, nach Hcilbronn, wo er sich von Preußischen Of­fizieren als Soldat anwcrbcn ließ.

Der hochgewachsene junge Mann war den Werbern eine willkommene Beute; er kam nach zweimonatlicher Reise am 21. Aug. kn Königs­berg an. In der Familie war der Jammer groß; Vater und Schwager Denzel versuchten noch, Eberhard von den Werbern zu lösen; diese waren aber nicht mehr zu erreichen; der Vater war sich im Klaren darüber, daß er den Sohn verloren hatte. Dazu kamen noch die Schulden in Herrenbcrg heraus; dem Vater blieb nichts anderes übrig, als die Gläubiger teils ganz zu befriedigen, teils sich mit ihnen, beson­ders auch mit Rambold zu vergleichen. Diese Verhandlungen zogen sich jahrelang hin, bis Eberhard von Königsberg aus in der Lage war, Pi den hohen Forderungen Stellung zu neh­men.

In seinem ersten Brief aus Königsberg be­richtet er, er sei von dem dortigen Komman­deur, dem Generalleutnant von Anhalt Wohl ausgenommen worden, aber es klingt auch schon die Reue über den unbesonnenen Schritt durch. Seine Offiziere gaben dem Vater die Versiche­rung, daß Eberhard sich auf das beste geführt habe; eine Eingabe des Vaters an den König um Freigabe gegen Stellung eines geeigneten Mannes von 6 Schuh 89 Zoll werde von Er-

* Anmerkung: Dieser war der bereits > Schriftsteller rühmlich bekannte mir ewig v chrungswürdige Herr M. Conz in Stuttg'ard