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Reuter am 21. Mai 1S1Ü

Die Schelde-Front hat sich inzwischen solide gefestigt.

OKW. vom 21. Mai 1318

I» Flandern durchbrachen unsere Divisionen die befestigte Schelde-Stellung und stießen bis aus das Westuser der Lys vor.

Havas am 28. Mai 1318

Heber den Ausgang der Schlacht in Flandern besteht kein Zweifel.

OKW. am 25. Mai 1318

Der Ring um die belgische Armee, Teile der 1., 7. und 3. fran­zösischen Armee und die Masse des englischen Expeditionsheeres wurde am 21. Mai erheblich verstärkt und ist damit endgültig geschlossen.

«Oeuvre" am 27. Mai 1318

Es ist augenscheinlich, daß sich die Lage der Alliierten verbessert hat und daß alle Kräfte vorbereitet werden, um eine endgültige Entscheidung zu erzielen.

OKW. am 27. Mai 1318

I» Flandern und im Artois setzten wir den konzentrischen Angriff gegen die eingeschlossenen Armeen unter ständiger Ver­engung ihres Kampfraumes auf der ganzen Front sort.

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«Petit Parisien" am 27. Mai 1318 Ueberall sind die deutschen Angriffe gescheitert.

OKW. am 27. Mai 1818

I« Flandern und im Artois habe« unsere Truppen ihre An­griffe fortgesetzt und die eingeschlossenen feindlichen Armeen wei­ter zusammengedrängt, besonders nördlich Mjnen gelang ein tiefer Einbruch in die feindliche Front bis dicht vor Ppern.

Pariser Rundfunk am 2S. Mai 1818

Die Verteidigung von Calais ist trotz der gegenteiligen Be­hauptung des deutschen Rundfunks sichergestellt.

OKW. am 27. Mai 1318

Wie bereits durch Sondermeldung bekanntgegeven, fiel Ca­lais, das hinter der Front umschlossen war, »ach hartem Kampf in unsere Hand.

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«Petit Parisien" am 1. Juni 1318

Der Rückzug in Flandern war ein großartiges Manöver, das an Tollkühnheit grenzt.

OKW. am 1. Juni 1818

Reste des geschlagenen britischen Expeditionsheeres versuchte« am heutigen Tage, mit kleineren Fahrzeugen aller Art auf di« vor der Reede von Dünkirchen liegenden Kriegs- und Transport­schiffe zu entkommen. Die deutsche Luftwaffe vereitelte diese Ver­suche durch laufende Angriffe.

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Pariser Rundfunk am 3. Juni 1318 Das Wunder hat begonnen. Der Rückzug in Flandern entwickelt sich zum Sieg.

OKW. vom 2. Juni 1818

Die Luftwaffe bekämpfte am 1. Juni Versuche von Reste« des geschlagenen britischen Expeditionsheeres, aus die vor Dünkirchen liegenden Schiffe zu entkommen. Die Erfolge der Stuka-, Kamps-, Zerstörer- und Jagdgeschwader haben sich gegenüber den bereit» bekanntgegebenen Zahlen wesentlich erhöht.

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«Daily Telegraph" am 3. Juni

Es besteht die Möglichkeit, daß Dünkirchen weiterhin als be­festigtes Lager permanent gehalten werden solle. Die Truppen, die zu diesem Zweck verwendet würden, würden unter dem Kom­mando des Admirals Abrial stehen, welcher die Gewähr geben könne, Dünkirchen gegen Luft- und Landangriffe halten zu können.

OKW. am 1. Juni

Der Kampf um Dünkirchen steht vor dem Abschluß. Unsere Truppen sind i« die Stadt eingedrungen und haben dem verzwei­felt sich wehrenden Feind das Fort Louis entrisse«. Der heiße Kampf mit französischen Truppen, denen die Aufgabe zuteil ge­worden war, die Flucht der englischen Soldaten zu decken» ist noch i« Gange.

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«Petit Parisieu" am 7. Juni

Die Deutschen zielten durch das Oisetal auf Paris, lieber Abbsville möchten sie Report, Dieppe, Le Havre und das untere Seinetal erreichen, lieber Rethel seien ihre Projekte sehr aus­gedehnt. Sie find durch Reims und die Champagne versucht, und denken sicherlich an eine noch viel größere Aktion: Umgehung der Maginot-Linie durch einen großen Vorstoß von den Ar- gonnen aus auf Verdun und Metz. Das seien grandiose Projekte, aber es sei ein weiter Weg vom Traum zur Wirklichkeit.

OKW. am 9. Juni

In viertägiger Schlacht im Somme- und Oise-Eebiet haben deutsche Infanterie- und Panzerdivisionen in enger Zusammen­arbeit mit der Luftwaffe starke feindliche Kräfte zerschlagen und andere, zum Teil neu in den Kamp? geworfene feindliche Trup­pe« zum Rückzug gezwungen.

OKW. am 12. Juni

Die Seine unterhalb von Paris ist an mehrerer Stellen vo« unseren Truppen schon überschritte«.

OKW. am 16. Juni

Die Festung Verdu« mit all ihre« Forts ist erobert. An der Saarsront ist die Maginot-Linie zwischen St. Avold und Saar« alben durchbrochen.

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Sender Paris am 5. Juni

Die Moral der Truppe ist ausgezeichnet. Die Festigkeit der Linie Weygand ist unbestritten.,

OKW. am 5. Juni

Der Uebergang über di« Somme zwischen der Mündung und Ham und dem Oise-Aisne-Kanal wurde erzwungen und die da­hinter im Ausbau befindliche Weqgand-Linie an verschiedenen Stellen zu Fall gebracht.

«Journal" am 8. Juni 1318

Die Franzosen sollten doch nicht vergessen, daß sie immer noch ihre Maginot-Linie hätten, die stärker sei denn je. Man möge doch nur einmal einen Augenblick daran denken, wie die fran­zösische militärische Lage sein würde, wenn die Maginot-Linie nicht mehr bestehe, oder sie an einem Punkt nachgeben würde, aber beruhigt euch, Leute, sie ist intakt, sogar robust und unüber­windlich, Deutschland wird sich alle Zähne an dieser Linie aus­brechen.

Ragolder Tagblatt «Der Gesellschafter"

OKW. vom 15. Juni 1918

Nach schweren Kämpfe« haben unsere Truppen die Maginot« Linie südlich Saarbrücken in breiter Front durchbrochen.

«Daily Telegraph" am 8. Juni 1318

Die tiefe Verteidigungslinie Weygands sei die beste Methode, um dieser Art des deutschen Vorstoßes standzuhalten.

OKW. vom 9. Juni 1918

I« Richtung auf die untere Seine wurden rückwärtige Ver­teidigungslinien des Feindes durchbroche« und umfangreiche Ver­sorgungseinrichtungen uud Vorräte erbeutet.

Londoner Rundfunk am 18. Juni 1918

Ein hervorragender Franzose habe erklärt, daß, wenn Hitler jemals den Versuch machen sollte, Paris zu nehmen, jedes Haus und jeder Stein verteidigt werden würde. Lieber würden die Pariser ihre an Kunstschätzen so reiche Stadt in Schutt und Asche legen und völlig vernichten, als sie dem Eindringling über­lasten. Die Franzosen würden sich jedenfalls nicht ergeben. Lei­chen von deutschen Soldaten würden bald in großen Haufen die Straßen von Paris bedecken.

OKW. vom 11. Juni 1918

Der völlige Zusammenbruch der ganzen französischen Front zwischen dem Aermel-Kanal und der Maginot-Linie bei Mont- medy hat die ursprüngliche Absicht der französischen Führung, die Hauptstadt Frankreichs zunichte gemacht. Paris ist infolge­dessen zur offenen Stadt erklärt worden. Soeben findet der Ein­marsch der siegreichen deutschen Truppe» in Paris statt.

Sender Ttraßburg am 12. Juni 1918 Während die deutsche Armee unerhörte Verluste erleidet, bleibt die französische Armee intakt.

OKW. vom 18. Juni 1918

Der militärische Zusammenbruch Frankreichs schreitet unter dem Druck unserer rastlosen Verfolgung rasch vorwärts. Allein am gestrigen Tage sind weit über 188 888 Gefangene ein­gebracht worden. Die Beute umfaßt die gesamte Ausstattung zahlreicher französischer Divisionen und Festungen.

Der bessere Soldat hat gesiegt

Man wird sich daran erinnern, daß schon in den ersten Mo­naten dieses Krieges die britische Propaganda ihre Völker über jede militärische Niederlage und Schlappe mit der Beteuerung hinwegzutrösten versuchte, daß der englische Soldat sich in allen Fällen, wo es Mann gegen Mann ging, dem deutschen über­legen gezeigt habe. Besonders ruhmredig war in dieser Be­ziehung die englische Luftwaffe, die trotz ihrer üblen Nieder­lagen wie z. B. bei dem Dezemberangriff auf die Deutsche Bucht in der aufdringlichsten Weise mit ihrerUeberlegenheit im Einzelkampf" prahlte. Aber auch die verantwortlichen Män­ner in Paris haben seit Beginn der Schlacht im Westen unauf­hörlich davon geredet, daß nur die angeblich erdrückende zahlen­mäßige Ueberlegenheit der Deutschen Frankreichs Wehrmacht zum Rückzug gezwungen und schließlich besiegt habe. Diese Les­art finden wir, wenn auch in abgemilderter Form, jetzt in der Rundfunkrede wieder, mit der Marschall Pstain dem französischen Volk die beiden Waffenstillstandsverträge erklärte.

Demgegenüber ist folgendes nachdrücklich festzustellen: Von einer ursprünglichen zahlenmäßigen Ueberle­genheit der deutschen Wehrmacht in diesem Kriege kann keine Rede sein. Gegen uns standen im September 1939 die Streitkräfte der drei Staaten England, Frankreich und Polen, die zusammen 128 Millionen Menschen zählten, und bis an die Zähne gerüstet waren. Ihre Landheere waren bei Ausbruch des Krieges erheblich größer als das deutsche, ihre Flotten hatten sogar eine vielfache Uebermacht, und nur ihre Luftmacht dürfte zahlenmäßig der deutschen unter­legen gewesen sein. Daß die plutotzmtischen Mächte von ihrer größeren Ausgangsstärke keinen Gebrauch zu machen wußten, ist lediglich eine Folge ihrer eigenen schlechten Führung und der glänzenden deutschen Führung sowie des überragen­den deutschen Angriffsgeistes gewesen.

Noch schlagender als im Polenfeldzug wurde die qualitative deutsche Ueberlegenheit durch die nordische Aktion erwiesen, die von der kleinen deutschen Flotte angesichts der stärksten Kriegs­flotte der Welt durchgeführt wurde.

Aber auch der Krieg im Westen begann keineswegs mit einer zahlenmäßigen Ueberlegenheit. Die vereinigten Landstreitkräfte Frankreichs, Englands, Belgiens und Hollands waren zahlen­mäßig wiederum stärker als das deutsche Westheer und viel­leicht mit Ausnahme der holländischen auch ausgezeichnet be­waffnet und ausgerüstet. Das rechnerische Bild verschob sich erst, nachdem die geniale deutsche Führung und die Todesverachtung des deutschen Soldaten man denke nur an die Fallschirmtrup­pen die holländische Armee ausgeschaltet und die drei ver­bündeten Flandernheere eingekreist und vernichtet hatten. In der letzten Phase der Schlacht im Westen allerdings, im End­kampf gegen Frankreich, war Deutschlands Wehrmacht auck zah­lenmäßig überlegen. Daß sie diese Ueberlegenheit aber in so kurzer ZZeit zu einem derart vernichtenden Schlage auszuge­stalten wußte, ist wiederum ein leuchtender Beweis für diebes - sere deutsche Führung und den besseren deutschen Soldaten.

Wo immer der deutsche Soldat Gelegenheit hatte, sich von Mann zu Mann mit seinem Gegner zu messen, hat er sich als ein überragender Kämpfer und Könnere erwiesen. Zahllos sind die Fälle jeder Deutsche kennt sie aus den OKW.-Verichten so­wohl, als aus den Kriegsberichten der Propagandakompanien, in denen kleine deutsche Verbände und oft wenige Mann die stärksten Befestigungsanlagen genommen und zehnfach überlegene gegnerische Streitkräfte überrumpelt oder niedergekäpft haben. Infanteristen, Pioniere, Panzerjäger, Schnellbootmänner und alle anderen Waffen haben Heldentaten vollbracht, denen der Feind keine einzige ebenbürtige Leistung entgegenzusetzen hatte. Gewiß haben vor allem die Franzosen tapfer und da und dort heroisch gekämpft. Wir find die letzten, die das leugnen würden. Dem nationalsozialistischen Soldatentum aber Haber, auch die Streiter der Dritten Republik keinen Widerpart zu leisten ver­mocht, geschweige denn die Briten, die sich nicht geschämt haben, selbst Feigheiten wie de« Ueberfall auf die Altmark als Helden­taten auszuposaunen.

Marschall P 6 tain stellte in feiner Rundfunkrede mit Recht fest, daß Frankreich durch die Waffenstillstandsverträge zwar hart getroffen wurde, daß es aber die Ehre gerettet habe. Wir stimmen ihm zu. Wir haben auch Verständnis dafür, daß er vor die Wahl gestellt, in seinem Lande zu bleiben oder über das Meer zu gehen das Ausharren bei seinem Volk beschlosten hat. Der alte Marschall unterscheidet sich dadurch vorteilhaft von jenen anderen demokratischenVolksführern", die ihre Länder in der Stunde der Not im Stiche gelassen haben und heute in London englisches Gnadenbrot essen. Auf das Konto dieser Feig-

_ Samstag, de» 29. Zuni 19 18

linge und Verräter kommen auch die acht Millionen französische« Flüchtlinge, die nach Pstains Angabe heute im nichtbesetzte« Gebiet herumirren. Diese Elendsscharen verdanken ihr Los aus­schließlich der hundsgemeinen Hetze, die von den Kriegsverbre­chern seit Jahren gegen das nationalsozialistische Soldatentum betrieben worden ist. Millionen von Franzosen und Französin­nen haben tatsächlich diesen prächtigen deutschen Soldaten für einen räuberischen Banditen und Frauen- und Kindermörder gehalten. Diese bodenlose Verleumdung ist vielleicht das größte Verbrechen, das die gestürzten Götzen der Plutokratie nicht nur am deutschen Volk, sondern auch an ihren eigenen Völkern be­gangen haben.

Blick vom Bogesenkamm

Das Elsaß in deutscher Hand

Von Kriegsberichter Detig

DNB_, 21. Juni. (PK) Vor 6 Tagen sind die ersten Stoß­

trupps am mittleren Oberrhein mit Hilfe von Sturmbooten in die Maginotlinie eingedrungen, heute stehen unsere Truppen weit in den Vogesen, heute ist fast das ganze Elsaß in unserer Hand. In harten Kämpfen mußten die zunächst kleinen Fähren und Brückenköpfe nach Westen, Süden und Norden ausgeweitet werden. Es war ein Vormarsch, der dem Feind alle nur denk­baren Vorteile bot und den Angreifer vor die Lösung schwierig­ster Aufgaben stellte. Der breite Strom, der Rhein-Rhone-Kanal, das Sumpfgebiet der Jll und nicht zuletzt die Berge der Vogesen erleichterten den Franzosen ungemein die Verteidigung. Trotz­dem ist der hartnäckige Widerstand in erbitterten Kämpfen in kurzer Zeit gebrochen worden. Schon am nächsten Tag konnte unsere offen auffahrende Artillerie an den Einschlägen der Gra­naten nachprüfen, wie sie geschossen und ihre Ziele erledigt hatte. Noch dröhnt in den Waldtälern der Vogesen lauter Eefechts- lärm. Noch hallt in den Bergwänden der Donner der Geschütze wider, aber wenn auch das Gelände die französischen Stellungen gleichsam zu Natursestungen werden läßt und der Gegner sich an den alten Stellungen des Weltkrieges festzuklammern sucht, vor dem ungestümen Angriffsgeist unserer Truppen fällt ein Abschnitt nach dem anderen.

Die Franzosen haben auf ihrem Rückzug nach polnischem Mu­ster furchtbare Zerstörungen angerichtet, bei denen in den mei­sten Fällen eine militärische Notwendigkeit nicht vorlag. Sie schossen in vom Kampf unberührte Ortschaften und militärisch bedeutungslose Ziele. Sie legten alle Alleen mit allen schönen Bäumen um, sie richteten auf Kirchtürmen Beobachtungsstellen ein und schossen von Kämmen. Vor allem verfielen diesePolen des Westens" auf den letzten Witz des Verlierers, Hunderte von Brücken in die Luft zu sprengen und wertvolle Kunstbauten zu zerstören. Oft blieb ihnen nicht die nötige Zeit, bei dem unge­stümen Vorwärtsdrängen das vorbereitete Vernichtungswerk durchzuführen und die bereitliegenden Straßensperren aufzu­bauen und zu befestigen. Der Weg vom Rhein durch die elsä- ßische Tiefebene bis zum Fuße der Berge ist übersät mit dicht hintereinanderliegenden Sperren, für die man auch die letzten landwirtschaftlichen Fahrzeuge aus den Bauernhöfen heran­geholt hatte. Während am badischen Ufer des Rheines die Fel­der bis dicht an die vorderste Kampflinie sorgsam bestellt und nur die Dörfer unmittelbar am Flusse von der Zivilbevölkerung geräumt wurden, bietet das Elsaß in einer Breite von 30 bis 10 Kilometern ein tro st loses Bild der Verwahr­losung. In den Weinbergen steht meterhoch das Unkraut, die Reben wurden nicht beschnitten und schicken ihre Kraft in die hoch emporgeschossenen wilden Triebe; Disteln und Mohn breiten sich aus, wo sonst auf fruchtbarem Boden hohes Getreide wogte und sogar in einem von der Natur besonders begünstigten Klima der Mais gedieh.

Zu Beginn des Krieges wurden über 700 000 Elsäßer nach Südfrankreich weggebracht, aber als am 10. Mai die große Offensive im Westen begann, mußten Zehntausende von elsässs- schen Bauern ihre weit im Hinterland gelegenen Dörfer Hals über Kopf aus Gründen derSicherheit" räumen. Bis auf wenige Gegenstände des dringenden Bedarfes ließen sie all ihr Hab und Gut zurück. Die meisten werden wenig davon wieder- sinden, nicht, weil die unerbittlichen Notwendigkeiten des Krie­ges hier ein Werk der Zerstörung vollziehen mußten, sondern weil die Söhne derglorreichen Nation", als sie die Stunde der Niederlage herankommen fühlten, vielfach zu Plünderern wurden und marodierend sich an dem Besitz der Dorfbewohner vergriffen. Als unsere Soldaten ins Elsaß einmarschierten, leuch­teten von den Anschlagbrettern der Gebäude Plakate, auf denen den Plünderern die Todesstrafe angekündigt wird. Es war sofort zu erkennen, daß die Anschläge erst vor wenigen Tagen angeklebt worden waren. Erst in letzter Stunde entschloß man sich angesichts der zunehmenden Erbitterung der zurückgebliebenen elsässischen Bevölkerung und der aus dem Elsaß kommenden Truppen zu diesem Schritt.

Auch in anderer Hinsicht haben die Menschen des nunmehr befreiten Landes vor und während des Rückzuges des franzö­sischen Heeres ein Schreckensregimentdurchgemacht. Man trieb das Vieh zusammen und brachte es in bunt zusam­mengewürfelten Herden in das vermeintlich sichere Hinterland. Der Transport wurde so schlecht vorbereitet, daß viele Rinder umgekommen sind. Dabei kennt man meist nicht einmal die Be­sitzer. 21 Stunden vor der Offensive am Oberrhein wurden alle männlichen Bewohner des Elsaß zwischen 17 und 55 Jahren durch öffentlichen Aufruf aufgefordert, sich in Besancon und anderen altfranzösischen Earnisonstädten zur Musterung zu stellen. In den Gymnasien und Realschulen des Landes mußten die Lehrer die Schüler der oberen Klassen geschlossen nach den Musterungs­plätzen außerhalb ihrer deutschen Heimat bringen. Die höheren Stäbe in Ko! mar verließen zusammen mit den flüchtenden Juden schon am ersten Angriffstag, am 15. Juni, die Stadt und brachten sich in Sicherheit, während die Truppen Kolmar zur Verteidigung herrichteten und auf den Straßen Maschinen­gewehre und Geschütze hinter provisorischen Befestigungen auf- bauten. Diese Entwicklung führte zu einer lebhaften Protest - aktion der verzweifelten Bevölkerung, die in letz­ter Minute von Erfolg gekrönt war, zumal längst nicht alle Siellungspflichtige dem Rufe zur Waffe Folge geleistet hatten. Zunächst aber hatte der marxistische Bürgermeister der Stadt, Edouard Richard, zusammen mit dem Hauptschriftleiter derKal­marer Neuesten Nachrichten" Felsenstein, einem polnischen Juden, das Weite gesucht. Edouard Richard war so verhaßt, daß er beinahe von den erbitterten Arbeitern gelyncht worden wäre. Ihm maß man die Hauptschuld bei, daß er trotz jahre­langer großzügiger Versprechungen der künstlich von Paris aus betriebenen Verarmung des Landes, der Verlegung vieler Be­triebe nach Altfrankreich und der dadurch verursachten großen Arbeitslosigkeit Vorschub leistete und seinen aus dem Reich ein­gewanderten jüdischen Freunden den größten Einfluß auf die- Wirtschaft des Landes in die Hände spielte.

Nun geht die Schreckenszeit für die heimische Bevölkerung ihrem Ende entgegen. Die deutschen Truppen, denen die Be­wohner auf dem Vormarsch Verpflegung, Wein und Zigaretten anboten und sie mit Blumen beschenkten, stehen nach harten Wochen auf dem Kamm der Vogesenberge und blicken hernieder auf dieses wnuderfchCnr. reich gesegnete deutsche Land. Das