2. Seite — Nr. IS«
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter-
Samstag, de« 2S. Zu«k 1840
Aach dem Gies in Svankeeich
Die Leistungen der deutschen Panzer — Bor der letzten entscheidenden Phase
Berlin, 28. Juni. Von besonderer Seite wird uns geschrieben:
Am 11. März d. I. hatte derFührer seine Rede im Berliner Zeughaus anläßlich des Heldengedenktages mit dem Gelöbnis geschlossen: Der von den kapitalistischen Machthabern Frankreichs und Englands dem Eroßdeutschen Reich aufgezwungene Krieg muß zum glorreichsten Sieg der deutschen Geschichte werden. In dem Aufruf, den er am 24. Juni nach Inkrafttreten des deutsch- französischen Waffenstillstandes an das deutsche Volk richtete, konnte er die Beendigung des Krieges im Westen nach sechswöchiger Dauer verkünden und der Gewißheit Ausdruck geben, daß die Leistungen unserer Soldaten im Kampf gegen einen tapferen Gegner als der glorreich st e Sieg aller Zeiten in die Geschichte eingehen werde. Selten war eine Prophezeiung schneller durch die Entwicklung bestätigt worden!
Wenige Tage hat es nur gedauert von der Anfrage der Regierung Petain nach den Bedingungen für einen Waffenstillstand bis zur Unterzeichnung des Waffenstillstandsvertrages im Wald von Compiögne, der freilich erst in Kraft treten konnte, nachdem zwischen Italien und Frankreich ein entsprechendes Abkommen unterzeichnet war. Bis es so weit war, ging der deutsche Vormarsch unaufhaltsam weiter. Die Atlantikküste wurde bis zur Gironde-Mündung besetzt. In Lothringen und im Elsaß kam es nach zähen Kämpfen gegen die in mehrere Gruppen zersplitterten französischen Kräften, in deren Verlauf Straßburg besetzt wurde, am 22. Juni zu einer K a p i t u l a t i o n, bei der mehr als fünfhunderttausend Soldaten die Waffen streckten. Auch hier fiel der siegreichen Truppe eine unübersehbare Beute in die Hände. Im Raume südlich undwe st lichvonLyon erreichten die Spitzen unserer Divisionen Grenoble und den Ausgang der Savoyschen Alpen: südwestlich Genf wurde der ilebergang über die Rhone erzwungen. In der Nacht vom 24. zum 25. Juni machte die Waffenruhe dem deutschen Vordringen ein Ende.
Blickt man jetzt auf die sechs Wochen harter Kämpfe und stürmischen Vorgehens zurück, so stößt man in den Meldungen und Berichten immer wieder auf Nachrichten von ausschlaggebender Beteiligung der Luft- und Panzer- wasfe. Ganz besonders von den Leistungen der deutschen Panzerverbände sind die Franzosen immer wieder überrascht worden. Es gab keine Sperre und kein Hindernis, das ihren Vormarsch aufhalten konnte. Stießen sie an einem Wasserlauf auf gesprengte Brücken, so entstand in kürzester Zeit eine Notbrücke, auf der die schweren Fahrzeuge sicher das andere Ufer erreichten. War das Gelände flach oder gebirgig, wie in den Argonnen, unsere Panzer durchstießen es mit einer Geschwindigkeit, die niemand geahnt hätte. So weit sie sich auch von ihren Ausaanasvunkten
entfernten, der Nachschub an Treibstoff und Munition war zur rechten Zeit da, auch dann, wenn ganze Panzerdivisionen den übrigen Verbünden weit voraus tief im Rücken der vorderen Linien des Gegners operierten. Mit der ganzen Gründlichkeit des deutschen Soldaten ist diese neue Waffe die der Versailler Vertrag uns vorenthalten wollte, entwickelt und ausgebaut worden. In Divisionen zusammengefaßt, die über alle Waffengattungen verfügen, sind sie selbständig jeder Aufgabe gewachsen. Sie haben dem Krieg das Tempo diktiert: sie waren das Werkzeug, mit dem die Führung ihre entscheidenen Ueberraschungsstöße führte.
Zur See und in der Luft ist der Krieg indessen weitergegangen. Die durch ihre Planlosigkeit auffallenden Angriffe der englischen Luftflotte auf deutschen Heimatboden wurden in der Nacht vom 18. zum 20. Juni erstmalig vergolten. Diesem ersten Angriff, der vor allem dem Rüstungszentrum Billingham galt, sind laufend weitere Angriffe gefolgt. England ist jetzt als einziger Gegner übrig geblieben. Die Aufgabe, nun England selbst im Kampfe niederzuzwingen, hat auch bei der Formulierung der Bedingungen des deutsch-französischen Waffenstillstandsver- trages mitgesprochen. Sie war maßgeblich für die geforderte
^ Atlantischen Küste ebenso wie für
^?lb Ostung der f r a n z ö s i sch e n F l o tte. Das Starterbot für alle Flugzeuge ist ebenso eine Sicherungsmaßnahme w:e das Verbot für alle französischen Staatsangehörigen, im Dienst von Staaten, die sich noch mit dem Reich im Krieg befinden. gegen Deutschland zu kämpfen.
Alles deutet darauf hin, daß nach der siegreichen Beendigung des Kampfes gegen Frankreich der Krieg nun in seine letzte entscheidende Phase tritt. In diesem Kamps steht England nun zum erstenmal in seiner Geschichte allein und aus sich gestellt »einem Gegner gegenüber. Seine unritterlichen Anwiirfe gegen Frankreich haben zur Folge gehabt, daß niemand anders als Marschall Petain dem Verbündeten von gestern bescheinigte, daß ihm die bleiche Furcht vor dem, was kommen muß, im Nacken sitzt.
Es ist noch nicht die Stunde gekommen, um die großen Verdienste zu würdigen. Was bis jetzt anerkannt und durch wohlverdiente Auszeichnungen belohnt wurde, sind begrenzte Verienste im Rahmen des großen Erfolges. Mit dem ganzen deutschen Volk weiß sich aber der deutsche Soldat in tiefster Dankbarkeit seinem Führer und Obersten Befehlshaber verbunden. Sein eiserner Wille schmiedete in wenigen Jahren des Friedens die deutsche Wehrmacht zu dem scharfen Schwert. Sein Genie führte mit dieser Waffe die vernichtenden Schläge in Polen und Norwegen, in Holland, Belgien und Frankreich. Unter seiner Führung wird der deutsche Soldat auch England zum Frieden zwingen. lndtt
Zwei Junitage
Der 28. und der 30. Juni haben in diesem Jahre für Deutschland eine besondere Eriunerungs- und Symbolkraft. Am 2 8. Juni 1919 wurde in der erbärmlichsten Form von den allierten Mächten der damligen deutschen Regierung die Unterschrift unter das Diktat vonVersail- les abgepreßt. Vor genau 21 Jahren wurde damit der Grundstein zu einer Entwicklung gelegt, die durch den vernichtenden deutschen Sieg über Frankreich im Jahre 1940 in einem grundsätzlich anderen Sinne abgeschlossen wurde, als ihn die Urheber des welthistorischen Verbrechens vor drei Jahrsiebenten in ihrem haßerfüllten Herzen hegten. Am 3 0. Juni 1930 aber fand die von den gleichen Mächten so ungeheuerlich lange hinausgeschobene Räumung der Rheinlands statt. Sie hatten fast zwölf Jahre unter der Besetzungswut der unverbesserlichen Pariser Kriegshetzer wider Recht und Vertrag und selbst wider den Buchstaben des Diktats von Versailles Unsägliches erleiden müssen. Aber selbst dieser Augenblick der „Räumung" brachte noch keine endgültige Entspannung und wahrhafte Beseitigung der unerträglich gewordenen politischen Verhältnisse. Das Saargebiet blieb weiter in französischer Hand. Die Rheinlands aber galten als entmilitarisierte Zone. Erst sechs Jahre später, am 7. März 1936, schlug auch ihnen die wahre Befreiungsstunde. Deutsche Truppen zogen wieder in ihre alten Earnisonstädte ein Die endgültige Vernichtung des Versailler Vertrages befand sich in unaufhaltsamem Vormarsch.
In früheren Jahren wäre das Gedenken an beide Tage in das Gewand historischer Erinnerungen gekleidet worden. In den Stunden der großen Schicksalswende, die wir erleben, verbietet sich jedoch von selbst jeder nur rückgewandte Blick. Welche ungeheuerlich freche Fälschung der wirklichen Machtverhältnisse in Europa der Versailler Vertrag darstellte, haben unsere Truppen in ihrem unaufhaltsamen Siegeszug der letzten Wochen der ganzen Welt zur Genüge dargetan. Sie haben noch einmal bewiesen, daß auch 1918 das Deutsche Reich nicht von einer erdrückenden Uebermacht zu Boden geschmettert wurde, weil es angekränkelt, mürbe geworden und unfähig zu starkem politischen Aufstieg war. Vielmehr waren es ausschließlich Fehler der Führung und einer noch nicht bis zur Reife gediehenen politischen Erziehung der Nation, die den französisch-englischen Haßgesang von Versailles und dis damit verbundenen Folgen überhaupt erst möglich machen. Im Jahre 1940 ist auch der verbissenste französische Nationalist nicht mehr in der Lage, die Vormachtstellung Deutschlands und seine totale Ueberlegen- heit im mitteleuropäischen Raum irgendwie mehr anzuzweifeln. Der Westen, der damals triumphierte, ist in einer Weise in seine Schranken zurückgewiesen worden, die einem Gottesgericht gleichkommt. Die deutsche Mission in der Welt hat sich bestätigt und durchgesetzt. Ein Tag wie der 28. Juni 1919 wird und kann sich in der deutschen Geschichte niemals mehr ereignen.
Aber auch Zustände, wie sie den jahrelangen deutschen Kampf um die Rheinland-Räumung begleiteten, werden sich niemals wieder in der Weltgeschichte wiederholen. Wir denken mit Schaudern und Erbitterung an die entwürdigenden Bittgesuche, die immer wieder von deutschen Regierungen auf internationalen Konferenzen vorgebracht werden mußten. Wir denken an die sogenannten „Sonntagsreden" des Franzosen Poincare, der noch Jahre nach dem Weltkriege aus seinem Hatz gegen Deutschland keinen Hehl machte und jeden Versuch einer noch so kläglichen „Verständigung" mit immer neuen politischen Machtdiktaten verhinderte. Wir entsinnen uns der Haß- und RaubpolMk, die noch vor wenigen Jahren zum ABC der internattonalen Diplomatensprache gehörte und die eine gradlinige Fortsetzung der uns im Juni 1918 in Compiegne angetanen Schmach war. Auch mit diesem Jargon eines brutalen Vernichtungswillens wurde durch Adolf Hitler ein für allemal Schluß gemacht.
Heute, nach dem Niederbruch des künstlich hochgesteigerten, über jede Berechtigung hinaus herrschsüchtigen Frankreichs, heute im Zeichen des entscheidenden Schlußkampfes gegen England bläst ein anderer Wind über den europäischen Kontinent. Wir spüren bereits überall, wo deutsche Soldaten auftreten, die Zeichen einer neuen Zeit, einer neuen Ordnung, einer gesunden und tatkräftigen Wertung und Gestaltung aller Verhältnisse unseres Erdteils, die durch Frankreich und England verbogen und herabgewllrdigt worden sind. Und wenn uns eins bei der Erinnerung an die alte Schmach vor 10 und 21 Jahren mit Erstaunen erfüllt, so ist es nur der Gedanke, wie rasch doch dieser ganze üble Spuk im Grunde vor der Geschichte verweht ist. Noch vor fünf Jahren hatten deutsche Kinder im Rheinland noch niemals eine deutsche Truppenformatton oder gar ein deutsches Militärflugzeug und einen deutschen Panzer gesehen. Heute stehen dieselben jungen Menschen als Soldaten Adolf Hitlers tief im französischen Gebiet. Einen größeren Umschwung, eine erhabenere Wiedergutmachung hat es niemals in der gesamten Weltgeschichte gegeben.
Landplage der französischen StrafbalaMone
Genf, 28. Juni. Eine wahre Landplage für die französischen Bauern bildeten, so berichten Lausanner Zeitungen, die sich in letzter Zeit in französischem Gebiet aufhaltenden französischen Strafbataillone. Diese Strafbataillone bestehen aus Soldaten die eine militärische Strafe abzusitzen haben oder die im zivilen Leben wegen eines gemeinen Verbrechens verhaftet worden waren. Sie werden vom französischen Volksmund „Die Vergnügten" genannt und haben ihren Standort in Friedenszeiten gewöhnlich in den Kolonien. Seit einigen Monaten standen einige dieser Strafbataillone nun hinter der Maginotlinie. Mit dem Verfall der französischen Armeen lösten sich die Einheiten, so berichten die genannten Zeitungen, in einzelne marodierende Haufen auf. Sie besetzten die auf den Jurahöhen einsam gelegenen Bauerngehöfte und taten sich an den in Küche und Keller befindlichen Lebensmitteln gütlich, selbstverständlich ohne den Besitzer um Erlaubnis zu fragen. Was nicht niet- und nagelfest war, ließen sie mitgehen, wenn eine neue Vorratsquelle erkundet worden war. Zur großen Erleichterung der unter diesen Räuberhorden leidenden Bürger und Bauern zogen die Helden aber immer sehr schnell ab, wenn die Ankunft deutscher Truppen gemeldet wurde.
Die deutschen Truppen haben nun gemäß der Klausel des Waffenstillstands sämtliche französische Dörfer an der Schweizer Grenze besetzt. An den öffentlichen Gebäuden wurde die Hakenkreuzfahne aufgezogen. Das Leben in diesen Gegenden nimmt wieder normale Formen an. Die Arbeiter kehren in die Fabriken zurück und der Landmann auf das Feld. Deutsche Erenz- patrouillen sind mit dem schweizerischen Grenzschutz in Fühlung getreten. Wie immer, wird auch bei dieser Gelegenheit das korrekte Verhalten der deutschen Soldaten und Offiziere hervor« Schoben.
Englische «Dankbarkeit-
Gegenüber dem ehemaligen Bundesgenossen
Lissabon, 28. Juni. Die englische Regierung hat jetzt die in Endland befindlichen Franzosen den gleichen Sonderbesttmmun- gen unterworfen wie alle übrigen Ausländer aus feindlichen Staaten. Den Franzosen ist der Wohnsitz in einer Reihe von Ortschaften und Distrikten untersagt. Sie dürfen keine Wagen, Fahrräder oder photographische Apparate mehr besitzen und ihre Wohnungen ab 8 Uhr abends nicht mehr verlassen. Gleichzeitig begann die Internierung sowohl unter den eingesessenen Fran- zosen wie auch ganz besonders unter den Flüchtlingen aus Dünkirchen, die man zum Teil für ganz besonders gefährliche Verbrecher hält. Die Franzosen beklagen sich darüber, daß sie betont unfreundlich und schlecht behandelt werden.
Das Ende der Emigrantenlegion
In den Vogesen gestellt und vernichtet
Von Kriegsberichter Rudolf Kettlein
(PK.) Das französische Heer war schon in der Auflösung begriffen. Nur die letzten Reserven leisteten unseren vormarschierenden Truppen noch hier und da zähen und erbitterten Widerstand. Und mit diesen letzten Reserven kämpfte auch die Emigranten- legio«, die wir schon im Kampf um die Festung Belfort kennengelernt hatten und die sich nun in die Vogesen zurückgezogen hatte und dort eingekesselt wurde.
Die Emigrantenlegion bestand in der Hauptsache aus Polen und Tschechen, die von den Alliierten für ein paar Sous gekauft wurden, um gegen Deutschland eingesetzt zu werden. In ihren Reihen befanden sich weiterhin jene sattsam bekannten, ehr- und vaterlandslosen Gesellen, die überall dort auftauchten, wo es etwas im Trüben zu fischen gab. Diese Legion sollte in der Hauptsache Belfort verteidigen. Sie war „stiften" gegangen. Wir waren ihr nachgestoßen. In den Vogesen hatten wir sie erreicht. Dort erreichte sie das Schicksal, das sie verdiente: Restlose Vernichtung.
Wir waren an den Südabschnitt der Vogesenfront gefahren. Durch eine herrliche und urdeutsche Landschaft führte uns der Weg, vorbei an kleinen entzückenden Dörfern. Wir glaubten oftmals, unser Wagen trüge uns durch Thüringen oder durch Tirol. Kleine, niedrige Bauernhäuschen sahen wir, mit den bekannten breiten Dächern. An satten Almen fuhren wir vorüber hinein in die Berge, in denen «nsere Soldaten einen schweren Kampf zu kämpfen hatten, denn die Natur hatte dem Feind glänzende Verteidigungsmöglichkeiten in die Hände gegeben.
Diese Möglichkeiten nutzte der Feind selbstverständlich -ms. Er sprengte die Felsen, durch die die Serpentinen führten. Er zerstörte die Brücken über die Gebirgsbäche. Er setzte sich auf den Kämmen der hohen Berge fest, tarnte sich geschickt und versuchte, die weiten Täler von den Höhen aus zu beherrschen. Vor allem für unsere Pioniere, die in die vordersten Linien mußten, um Sperren zu beseitigen und die Straßen wieder befahrbar zu machen, gab es harte Arbeit. Unsere Panzerschützen mnßten nach vorn, um die Widerstandsnester auszuräuchern.
Wenn jedoch die Panzer kamen — und sie nahmen ja jedes Hindernis —, dann war es aus mit der Gegenwehr. Dann setzte die Flucht ein. Auch in den Bergen der Vogesen.
Die Legion verteidigte sich zäh, denn sie wußte, daß sie zum letztenmal auf europäischem Boden kämpfte. Frankreichs Emigrantenlegion wurde in den Vogesen eingekesselt und im Kampf! ^vernichtet.
Bauernfiedlung im Wartheland
Berlin, 28. Juni. Im Gau Wartheland steht im Nahmen d*r den Siedlungsbehörden und Siedlungsgesellschaften obliegende» Aufgaben die Einsetzung der Rückwanderer aus Wolhynien unk Galizien im Vordergrund. In den für die Ansetzung dieser Bfluernfamilien in Betracht kommenden Ostbezirken find beso»- oere vnnsatzstave der vom Reichsernährungsminister eingesetzte» Siedlungsgesellschaften gebildet worden, die von Dorf zu Dorf eilen, um den Wolhynieru zu helfen. Vis Mitte Juni 1840 waren
insgesamt 8562 Wolhynier in ihre Höfe eingewiesen worden: bis Ende Juni dürfte sich die Gesamtzahl auf etwa 4500 Familien erhöhen^ Ilm diese Betriebe im Rahmen der Kriegserzeugungsschlacht schnell zu höheren Leistungen zu bringen, haben die Siedlungsgesellschaften für die Ausstattung der Höfe mit Inventar und Vorräten erhebliche Bestände an Zucht- und Nutzvieh, einige Tausend Maschinen und Geräte sowie mehrere Zehntausend Zentner Saatgut, Futtermittel und Kunstdünger beschafft und den wiederangesetzien Bauern zur Verfügung gestellt. Eine weitere wichtige Aufgabe, die den Siedlungsbehörden und Siedlungsgesellschaften in den eingegliedertenOstgebieten in Zukunft zufallen wird, ist die Mitwirkung beim Wiederaufbau der zerstörten Volksdeutschen Gehöfte. Der Reichsernährungsminister hat sich entschlossen, auch die von ibm in den Ostgebieten eingerichteten Kulturämter in diese Arbeiten einzuschalten.
Zur Ernährungslage
Günstige Lage ans dem Butter-, Milch- und Kartoffelgebiet Eine Butter-Sonderzulage — Quark markenfrei
Berlin, 28. Juni. Die Versorgungslage auf dem Ernührungs- gebiet hängt in erster Linie von der Erzeugungskraft der deutschen Landwirtschaft ab. Vorratshaltung und Einfuhr dienen als wichtige Ergänzung der Ernte und Erzeugung. Der im voraus nicht genau zu bestimmende Ausfall der Ernte bezw. der Veredelungserzeugung bringt natürlicherweise gewisse Veränderungen der Versorgungslage mit sich. Deutschlands Butierversorgung entwickelte sich außerordentlich günstig. Dies ist vor allem eine Folge der getroffenen Maßnahmen auf dem Gebiete der Milchwirtschaft und der hierdurch ausgelösten Milcherzeugungsschlacht unserer Landwirtschaft. Die in den Kühlhäusern befindlichen Buttervorräte haben einen bisher nie vorhandenen Höchststand erreicht. Obgleich grundsätzlich an der auf lange Zeiträume abgestellten Versorgungspolitik festgehalten werden muß, macht es diese besonders günstige Lage auf dem Vuttergebiet möglich, zunächst in dem Versorgungsabschnitt vom 1. bis 28. Juli zusätzlich zu den bisherigen Fettrationen eine Sonderzulage von 125 Gramm Butter je Kopf aller Versorgungsberechtigten auszugeben. Wenn nicht besonders ungünstige Witterungsvsr- hältnisse die Weidenutzung beeinträchtigen, darf schon jetzt auch für die nächste Zuteilungsperiode mit einer ebensolchen Sonderzuteilung an Butter gerechnet werden. Die günstige Entwicklung auf dem Milchgebiet erlaubt auch, für die Zeit der Milchschwemme den Quark ohne Kartenpflicht abzugeben. Die Einzelheiten der Durchführung der Sonderzuteilung von Butter werden von den Ernährungsämtern örtlich bekanntgegeben.
Ebenso günstig hat sich die Kartoffeloerforgung gestaltet. Nachdem die Schwierigkeiten des Transports von Kartoffeln während des harten Winters und nach Abschluß der Feldbestellung behoben worden sind, ist der Kartoffelmarkt nicht nur ausgeglichen, sondern es sind zur Zeit erhebliche Mengen von Kartoffeln für andere Zwecke freigeworden. In wenigen Tagen setzt nun die deutsche Frühkartoffelernte ein, deren Ergebnis nicht nur infolge einer erheblichen Ausweitung der Anbaufläche, sondern insbesondere auch wegen des guten Standes der Felder — beides gilt übrigens auch für die Spätkartoffeln — ein sehr gutes Ergebnis verspricht.
Diese Lage der Kartoffelversorgung erlaubt nunmehr auch eine schon vor längerer Zeit beschlossene Maßnahme auf dem Gebiete der Brotversorgung durchzuführen. Die Erfahrungen des ersten Kriegswirtickiaitsiabres haben eraebcn. daß die Brotration der Jugendlichen von 10 bis 20 Jahren etwas knapp yt. Ab 28. Juli wird daher die wöchentliche Brotration der Jugend- lichen um 200 Gramm erhöht. Da jedoch nach wie vor oberstes Gesetz einer gerechten Versorgung eine unbedingte Sparsamkeit auf allen Gebieten bleiben muß, muß dieser Mehrverbrauch einen Ausgleich bei den übrigen Versorgungsberechtigten finden. Die Brotration der Normalverbraucher einschließlich der Schwer-, Schworst-, Lang- und Nachtarbeiter wird deshalb vom 28. Juli ab um die geringe Menge von 150 Gramm wö-